Mythen und Legenden waren die Inspiration für die folgenden Gedichte.
Einige wurden hier schon veröffentlicht, andere entstanden erst vor kurzem
Verloren
Kein Rosenduft, der sie umweht,
die Jungfrau, die so fleißig webt,
die Jahr und Tag um Glück gefleht,
um Zauber, der den Fluch aufhebt.
Das Tuch fast fertig, blutgetränkt,
entfaltend bald die magisch Kraft,
die Augen starr, der Blick gesenkt,
so viel hat sie jetzt schon geschafft.
Der Faden reißt, der Webstuhl bricht,
und Hoffnung stirbt, ein Tränenfluss,
die Dunkelheit schluckt alles Licht,
nie wird sie spüren seinen Kuss.
Verwelkt das letzte Rosenblatt,
fällt nieder auf das nutzlos Tuch,
sie weiß, dass sie verloren hat,
umsonst die Müh´, es bleibt der Fluch.
Zu spät
"Kutscher, schnell, fahr endlich los,
schon spüre ich den Todesstoß,
knall die Peitsche, treib´ den Schimmel,
schau´ wie dunkel schon der Himmel."
Hab mit Zwölfen ihn beschworen,
ich war der, der auserkoren,
waren Dreizehn doch zuviel,
höhnisch lacht jetzt Samael.
"Kutscher, schnell. bring´ mich nach Haus,
Kälte greift nach mir, welch´ Graus,
muss das schützend Heim erreichen,
Tageslicht darf Nacht nicht weichen."
Kettenrasseln und Gelächter,
hinter mir der Höllenwächter,
Sterngefunkel über mir,
bin verloren, jetzt und hier.
Traumzauber
Die Melodie so zart und heiter,
lockt mit wundervollem Klang,
widerstrebend geht sie weiter,
denn das Herz ist ihr so bang.
Führt sie zu dem klaren Quell,
der tönt und klingt als sänge er
mit einer Stimme glockenhell,
ein Lied von Liebe und Begehr.
Voll Hoffnung kommt sie an den Ort,
der ihr so oft erschien im Traum.
"Umschlinge ihn, er kann nicht fort",
die Worte, sie versteht sie kaum.
Hufschlag naht in wilder Hast,
sie sucht Schutz, ihr Antlitz bleich,
schwer wiegt ihres Herzens Last,
der Reiter, stolz, pariert ganz weich.
Schon steigt er ab, sein suchend Blick
fällt auf die Frau, die feengleich
dem Quell entsteigt, verspricht ihm Glück
und als Geschenk das Himmelreich.
Scheuend flieht das Pferd von dannen,
voll Demut beugt das Knie er nieder,
Leidenschaft ist nicht zu bannen,
Rosenmund singt süße Lieder.
Weichen Armen gibt er sich hin,
Küssen, zart, berauschend schön,
schmeichelnd, so innig zieht sie ihn
ins perlend Nass - und beide vergehn.
Aus dem Versteck tritt sie ins Licht,
zweifelt an dem, was gescheh´n,
ein Traum - warum erwacht sie nicht,
würd´ er doch mit dem Wind verweh´n..
Die schwarzen Reiter
Kalt neigt sich der Tag dem Ende,
drohend wachsen Schattenwände,
Dunkelheit breitet sich aus,
greift nach Wiesen, Feld und Haus.
Der Eule Schrei im Sturm verhallt,
die Hand am Zügel festgekrallt,
stürmen Reiter durch die Nacht,
grölend, und die Bosheit lacht.
Knechte eines schwarzen Fürsten,
Angst verbreitend, danach dürstend,
ihre Mordlust schnell zu stillen,
sind dem Herrn doch gern zu Willen.
Sind die Schreie dann erstickt,
keine Labe, die erquickt,
zieh´n sie weiter durch die Flur,
hinterlassend Tränenspur.
Elfentanz
Ein Wiegen und Gleiten,
ein traumhaftes Schweben
zu Klängen wie Sternenmusik.
Ein Wispern und Raunen,
ein Seufzen und Staunen,
Bewohner des Waldes
verneigen sich.
Der Mond, noch versteckt,
tritt strahlend hervor,
ergriffen von Schönheit
verschenkt er sein Licht.
"Zu spät" 2015
"Traumzauber" 2014 "Verloren" 07/2016
"Die schwarzen Reiter" 07/2016
"Elfentanz" 08/2016
© KaraList 09/2016
Innenfotos: kostenl. und linzenzfreie ClipArt