Prioritäten
Ich hatte eine Familienfeier an der See und fuhr gutgelaunt dorthin. Alle Familienmitglieder waren dort und bester Laune.
Meine sechsjährige Viktoria-Charlotte fragte mich: „Oma, warst du im Kindergarten?“ –
„Nein, ich war immer bei meiner Oma. Da brauchte ich keinen Kindergarten“. –
„Warum brauchtest du denn keinen Kindergarten?“ wollte Viktoria-Charlotte wissen. „Meine Mutter hat nicht
gearbeitet und deshalb ging ich nicht in einen Kindergarten. Wenn meine Mutter nicht da war, war meine Oma da“.
Viktoria ging zwar gern in den Kindergarten, aber sie liebt es auch, lange zu schlafen. Ihr Blick wurde ein wenig traurig.
„Aber Viktoria“, sagte ich leise, „dafür waren wir ganz arm. Ich hatte nur ein paar Schuhe.“ Viktoria sah mich erstaunt an. Ich weiß, wie sehr sie Schuhe liebt. So ca. fünf Paar Schuhe hat sie bestimmt. „Oma“, sagte sie mitfühlend, „dann möchte ich jetzt nicht mehr
darüber reden“. Ja, da habe ich doch noch mal die Kurve gekriegt. Traurige Enkelin – geht ja gar nicht.