Kurzgeschichte
Kampfgeist

0
"Eine Geschichte über Benny, Mobbing und Gewalt"
Veröffentlicht am 13. August 2016, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: yuliaglam - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^
Eine Geschichte über Benny, Mobbing und Gewalt

Kampfgeist

Kampfgeist

Einsam stand Benny vor dem Gebäude. Unter seinem Arm trug er eine gelbe Sporttasche und ein ausgefüllte Formular seiner Mutter. Endlich konnte es losgehen, denn schon seit Wochen wartete er auf diesen Tag. Er fixierte die Tür, ging einen Schritt nach dem anderen. In einigen Wochen würde er es ihnen allen heim zahlen. Cedrik und Raphael würden gar nicht wissen wie ihnen geschieht. Ungern dachte er an die Begegnungen auf dem Schulhof oder am Bahngleis zurück. Nur verschwommen waren die Bilder noch in seinem Kopf zu finden. Immer wieder wurde er

gedemütigt. Lächerlich gemacht. Zur Schau gestellt. Täglich fürchtete er sich vor den Beiden und täglich mied er Plätze, wo auch sie oft waren. Er hatte sogar Alpträume wegen ihnen. Und besonders dieses eine Mal am Bahngleis war zu viel: »Hey du Pissnelke! Wer hat dich denn heute wieder raus gelassen? Du sitzt auf unsrer Bank, du Hurensohn!« Cedrik kam auf Benny zu und machte die Brust breit. Nicht eine Sekunde später gesellte sich auch Raphael dazu. »Meine Fresse, die Schwuchtel lernt wohl nie aus. Verpiss dich! Wir können hier keine Lappen gebrauchen!« Die zwei kamen immer näher und verschränkten ihre

Arme. Ihre Lippen zeichneten ein diabolisches Grinsen und ihre Augen waren voller Hass. Benny hatte den beiden nie etwas getan. Er war einfach nur da und das war Grund genug um ihn fertig zu machen. Er hatte seine zwei Peiniger noch nie auf dieser Bank sitzen sehen und vermutlich hätte Benny sich auch auf jeder anderen Bank breit machen können. Er versuchte etwas zu sagen, doch seine Zunge wollte einfach nicht mitspielen. »Kein Wort bringt der Knecht raus.« Raphael lachte. »Und jetzt verpiss dich!« »Ja, n..n…natürlich. Bin ja schon weg.« Benny kramte sein Zeug zusammen, warf

sich seinen Schulranzen über die Schultern und griff nach seinem Wasserbecher. Durch seine schwitzigen Hände verlor er jedoch den Halt seines Bechers und der Inhalt schwappte unglücklich auf Cedriks Hose. Völlig perplex schien die Welt um Benny für mehrere Sekunden still zu stehen. Die Blicke richteten sich eine gefühlte Ewigkeit auf den Wasserfleck, welcher sich ungeschickterweise auf Schritthöhe befand. In Zeitlupe schien sich Cedriks Gesichtsausdruck von überrascht zu aggressiv zu ändern. Mit einem Ruck griff der Rüpel Benny am Kragen und zog ihn ganz nah zu sich her. Die Menschen auf dem Bahngleis schauten

entweder interessiert zu oder versuchten es dezent zu ignorieren. Manche Kinder ahnten bereits, dass es sich lohnen würde ihr Handy herauszuholen und ein Video zu drehen. Cedriks Mundgeruch war abartig. Eine Mischung aus Bier und Zigarettenqualm. »Du verfickter Hurensohn! Ich hau dich zu Brei und Morgen wird sich keiner mehr an dich erinnern du Spast!« Cedrik hob seine rechte Hand und bevor Benny reagieren konnte spürte er einen harten Schmerz im Gesicht. Er hörte ein dumpfes Lachen, vermutlich Raphael. Und bevor er den nächsten Gedanken fassen konnte kam der zweite Schlag. Benny taumelte ein paar Schritte zurück

und stieß mit dem Rücken an die Wand des Bahnhofgebäudes. Langsam konnte er wieder klar sehen. »Komm her Arschloch, ich bin noch nicht fertig!« Benny hob den Kopf und bekam gerade noch so einen Arm zwischen den dritten Schlag und seinem Gesicht. Mit einem Kick holte ihn sein Gegner aber von den Beinen und er landete auf dem Rücken. Der Rüpel trat mehrmals gegen Bennys Rippen. »Hast du genug? Wirst du mich jemals wieder beleidigen? « Benny wollte, konnte aber nicht antworten. Cedrik trat weiter auf ihn ein und bei jedem Kick blieb ihm die Luft weg. »Keine Antwort? Dann muss ich wohl

noch klarer werden! « Cedrik schlug sich immer mehr in Rage. Er drosch weiter auf Benny ein und verwandelte sich zunehmend in ein Monster. Die Wahrnehmung des Jungen begann zu verschwimmen. Er verlor langsam sein Bewusstsein und hörte die Stimmen nur noch von weit weg. Im Hintergrund sprach Raphael. Es klang, als ob er Cedrik etwas beruhigen wollte, dass Benny doch seine Lektion gelernt habe. Er glaubte noch wahrzunehmen, wie irgendwann ein Erwachsener einschritt. Sicher wusste er es aber nicht. Er wachte im Krankenhaus wieder auf, mehrere Rippenbrüche, zwei fehlende Zähne.

Das war 4 Wochen her. Seitdem suchte Benny nach Kampfsportschulen und dieses hier hatte er sich ausgesucht. Benny würde zurückschlagen. Jeder, der sich ihm in den Weg stellen wollte. Der Junge trat durch die Tür ein und befand sich nun in einem kleinen Foyer. Verschiedene Bilder zierten die Wände und eine asiatische Einrichtung lockte in Benny das Gefühl von Ehrfurcht hervor. Er hatte schon einige Filme gesehen von Jackie Chan und Bruce Lee. Schwach hörte er im Hintergrund Geräusche, die von einem angestrengten Training zeugten. Mehrere Rufe und immer wieder Anweisungen in einer fremden

Sprache. Er sah sich noch etwas um, betrachtete die Bilder, sah die Pokale und las die Auszeichnungen. Schließlich setzte er sich in einen Sessel und wartete. In seinen Gedanken brachte er Cedrik auf tausend verschiedene Arten zu Fall. Er stellte sich vor, wie er in einigen Wochen Muskelberge angehäuft hätte und wie er seinen Feind mit präzisen Tritten und Schlägen zu Boden bringen konnte. Er musste grinsen bei dem Gedanken dem Schläger endlich die Stirn bieten zu können und bemerkte während seinen Tagträumen kaum, wie die ersten Schüler das Dojo bereits verließen. Viele ignorierten ihn und manche warfen einen kurzen Blick auf

Benny. Nur ein älterer Herr sprach ihn an: »Kann ich dir helfen Junge? « »Ja, mein Name ist Benedikt und.. naja.., ich suche jemand, der hier das Sagen hat.« »Soso, jemand der das Sagen hat. Ich glaube, da bist du bei mir an der richtigen Stelle. Wie kann ich dir also weiterhelfen? « Benny kramte das Formular aus seiner Tasche, das seine Mutter extra für ihn ausgefüllt hatte. »Hier, das hat meine Mama unterschrieben. Ich möchte bei Ihnen Unterricht nehmen. Wann kann ich anfangen? « Der Mann betrachtete das Stück Papier

und runzelte die Stirn. »Du möchtest unterrichtet werden? « »Ja, geht das denn? « »Weißt du, wir nehmen nicht jeden. Wir müssen sorgfältig auswählen. Warum willst du Kampfsport betreiben? « Bennys Augen verengten sich und sein Blick wurde ernster. »Ich will mich an Cedrik rächen!

0

Hörbuch

Über den Autor

currywurschT
Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^

Leser-Statistik
11

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
GertraudW 
Unheimlich spannend und genauso geschrieben, wie`s heute
(leider) zugeht.
Freilich wurde früher auch "gerauft", aber sobald einer am Boden
lag, war Ruhe ... aber heute geht`serst richtig los.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Dilettant Spannend, gefällt mir.

LG
D.
Vor langer Zeit - Antworten
gela556  Gibt es keine andere Möglichkeit, seine Konflikte auszutragen? ...schmunzel... eine gute Geschichte
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

146285
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung