"Der Hund ist ein von Flöhen bewohnter Organismus, der bellt." Diese Definition unseres besten Freundes stammt von Leibniz, Sie wissen schon, der Leibniz, der allen Ernstes gemeint hat, wir lebten in der besten aller Welten. Im Ernst. Aber er hat ja auch noch nicht den aktuellen Zustand unserer Welt kennen können, ansonsten hätte er sich wahrscheinlich nur noch der Herstellung von Feingebäck gewidmet.
Der Hund versteht sich als Wachhabender über das Eigentum seines Herren und seiner Herrin. Wenn sich etwa ein Postbote oder ein Lieferant dem
Habitat und den darin befindlichen Mobilien der Herrschaft nähert, gerät der Hund in die allerhöchste Aufregung. Er rennt hin und her, zittert vor Erregung und macht dem Eindringling unüberhörbar klar, was ihn erwartet, sollte er seine dubiosen Absichten in die Tat umsetzen wollen. Bei einigen dieser Property-Gards spielen Größe und Hunderasse eine untergeordnete Rolle, und so kann sich das Gebell einer wahren Witzfigur von Hund auf der anderen Seite der Tür höchst kampfhündisch-bedrohlich anhören!
Hunde kennen zudem kaum Friedenszeiten, sie leben mehr oder
minder im permanenten Kriegszustand, denn jeder Fremde, der sich etwa auf einem Waldweg nähert, wird sofort als höchst gefährlicher Invasor und potenzieller Brandschatzer, Marodeur und gewissenloser Killer identifiziert, den mit Krach und Biss zu vertreiben vornehmste Hundepflicht ist. Schauen Sie einmal einem Hund zu, der einen Spaziergänger auf Abstand halten kann: Er wird Ihnen vorkommen wie ein narzisstischer Türsteher, der soeben einem Dutzend Einlasssuchender den Ehrenfinger gezeigt hat.
Hunde sind aber vor allem anderen gewiefte Taktiker und Manipulatoren.
Sage mir keiner, dass es wir Menschen sind, die sich aus einem Wurf entzückender Hundekinder den niedlichsten Welpen aussuchen! Es verhält sich gerade anders herum: Auch wenn der Welpe erst seit einigen Wochen auf dieser Welt ist, so hat er doch längst begriffen, nach welchen Regeln Angebot und Nachfrage funktionieren - nach seinen. Nicht der Mensch entscheidet, ob der Kleine mit dem niedlichen Brustfleck der Familienhund wird, nein, das kleine gerissene Hunde-Aas erfasst innerhalb von Sekunden, dass genau dieser Mensch und kein anderer die Ehre haben wird, sein Herrchen sein zu dürfen. Über
etwaige Machtfragen wird seine Majestät sich noch zu gegebener Zeit mit seinem Menschen ins Benehmen setzen. Aber wehe dem Menschen, der in seinem Hund einen Gleichgestellten sieht. Bello wird ihm unbissverständlich klar machen, dass ein solches Weichei wie Herrchen dringend der konsequenten Führung durch seine Majestät Canis canis bedarf.
Aber vor allem sind Hunde geniale Menschenkenner und Psychologen. Sie haben ein unfehlbares Sensorium für die Gefühlslage, aber auch die Verführbarkeit ihrer Menschen. Hunde wissen ganz genau, wann sie es lieber
unterlassen sollten, dummes Zeug zu machen, eine Fähigkeit zur Einsicht, die wir Menschen uns häufig genug bei unseren politischen wie ökonomischen Entscheidungsträgern wünschen würden! Und die Tatsache, dass Hunde glänzende Manipulatoren sind, kann jeder bestätigen, der schon einmal in die berüchtigten flehenden Hundeaugen geblickt und dem stummen Vorwurf “Ich habe seit WOCHEN nichts mehr zu fressen bekommen” ungeprüft geglaubt hat. Wenn Caniden auch noch sprechen könnten, dann sähe es in unseren Parlamenten, Werbeagenturen und Vorstandsetagen aber GANZ anders
aus.
Ja, der Hund i s t ein von mehr oder weniger zahlreichen Flöhen bewohnter, bellender Organismus. Aber er ist es auf eine immer wieder andere, unvergleichliche Weise. Ich weiß, wovon ich rede: ich habe selber einen wunderbaren, frechen, berechnenden und liebenswerten Hund.
Ach ja: der Uli, der Hoenes, der will ja auch wieder. Präser sein. Der Bazi. Der hat ja wirklich Flöhe im Pelz. Aber a Hund is er scho... ähem-