Biografien & Erinnerungen
Motorrad - ich habe den Schein

0
"Motorrad - ich habe den Schein"
Veröffentlicht am 01. August 2016, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: javarman - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich genieße das Leben im Allgemeinen und meines im Besonderen. Man darf sich selbst nicht so ernst nehmen und schon ist alles leicht. Glücklich sein ist für mich eine Emotion, die zu meinem Leben gehört.
Motorrad - ich habe den Schein

Motorrad - ich habe den Schein

haarspray und rollbügel

Ich habe mein Motorrad gefunden, nach dem ich so lange gesucht hatte. Hat leider doch kein ABS, wie ich es eigentlich wollte, aber das ist bei einer Shopper eh selten so. Ich habe meine erste Tour gemacht. Ich musste mein niegelnagelneues Motorrad vom Händler abholen. Volle Motorradmontur natürlich. Ich fuhr mit der Bahn zum Händler, den Helm in der Hand und meinen Rucksack über den Arm gehängt. Die Bahn war schön warm, draußen war

es auch warm. In den ersten fünf Minuten habe ich die Wärme noch als erträglich empfunden, aber dann ganz langsam nicht mehr. So eine Fahrt von einer halben Stunde kann lang werden, wenn man eine dicke Lederkombi anhat. Wie in einer Sauna. Neben mir saß eine ältere Dame, die mich mit freundlichem Blick ansprach: "Sie strahlen eine solche Wärme aus". Während sie ihre Hand auf ihren Arm legte, bemerkte sie: "Mein Arm ist ganz heiß geworden ". "Meine Jacke ist aus hitzespeicherndem Material", gestand ich. Nie hätte ich

eingestanden, dass die Bahn für mich momentan viel zu warm war. Das ich unter meiner Jacke glühte... Die Bahnfahrt hatte ich überstanden. Länger hätte die Fahrt allerdings auch nicht dauern dürfen. Dann hätte ich wohl einen Hitzschlag bekommen. Am Ziel angekommen, stand ich glücklich vor meinem Motorrad. Mein schwarzes Motorrad, mit Scheibe, mit Koffern, mit drei Scheinwerfern. Ich sah glücklich auf mein montiertes Navigationsgerät, das mich nun auf kürzesten Weg nach Hause führen sollte.

Ein Monteur brachte mir mein Motorrad an die Straße. Ich hatte auf einer Tourenmaschine gelernt. Eine Shopper ist doch etwas anderes, stellte ich fest, als ich die Füße auf die vorne angebrachten Fußstützen stellte. "Marga, das kriegst du hin". Ich legte den ersten Gang ein, startete und fuhr langsam an. Gaanz langsam. Erst mal ein Gefühl für das Motorrad bekommen. Ich hatte Glück, was den Standort des Geschäfts anging. Ich befand mich in einer Nebenstraße. Somit hatte ich erst

mal ca. 1 km Zeit, mich auf die Hauptstraße und somit auf den Verkehr vorzubereiten. Mein Herz raste. Ich konnte es hören. Wenn ich aufgeregt bin, sammelt sich das Wasser in meinem Körper. So auch jetzt und ich hab dann nicht allzu viel Zeit. Ich war inzwischen auf der Hauptstraße angelangt und richtete meinen Blick auf einen Hinweis, der mir die Möglichkeit gab, eine Toilette aufzusuchen. Erleichtert sah ich eine Restaurantreklame und fuhr auf den Parkplatz des Restaurants. Da sah ich das

Schild in großer roter Schrift: "Heute geschlossen". Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit, während ich mein Motorrad stoppte. Mein Motorrad stand. Meine Füße standen auf den Fußrasten - beide Füße. Ich sah betroffen auf das Schild - und kippte wie in Zeitlupe um. Da lag ich nun, ziemlich verwirrt. Ich nahm zur Kenntnis, dass mehrere Menschen auf mich zuliefen, um mir zu helfen. Sie waren so nett, mein Motorrad wieder aufzurichten. Hab ich erzählt, dass ich einen riesengroßen Schutzbügel um den Motor hab montieren lassen? Ja, falls ich

mal hinfalle, hatte ich noch lachend zum Mechaniker gesagt. Ein paar Kratzer, nicht am Motorrad, mehr so auf meiner Seele. Ich bedankte mich für die Hilfe und fragte einen jungen Mann nach einer Tankstelle. Sie war nicht weit entfernt. Ich bin trocken dorthin gekommen...knapp. Hoffentlich werde ich als alte Frau nicht an Inkontinenz leiden. Fatal. Draußen stürmt es zwar ein wenig, aber ich bin dennoch zwei Stunden durch die Gegend gefahren. Ein bisschen verfahren und am Flughafen gelandet, aber das kenne ich ja von mir..kein Problem.

Die Vergabe des Orientierungssinnes hatte ich nicht mit bekommen. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich den Wind auf der Autobahn so stark spüren würde. Ich hab mein Motorrad schön festhalten müssen. Ich hatte Spaß. Mein Navigationsgerät funktioniert einwandfrei und meine Maschine schnurrt wie eine Katze. Ja, das war ein Nachmittag nach meinem Geschmack. Morgen werde ich das erste Mal mit der Maschine ins Büro fahren. Im Rucksack jede Menge Haarspray, Schaumfestiger.

Meine Haare führen ein Eigenleben, sobald ich den Helm abnehme. Im Fernsehen fahren Frauen auch Motorrad und sehen haartechnisch immer top aus. Typisch Fernsehen.

0

Hörbuch

Über den Autor

Annabel
Ich genieße das Leben im Allgemeinen und meines im Besonderen. Man darf sich selbst nicht so ernst nehmen und schon ist alles leicht. Glücklich sein ist für mich eine Emotion, die zu meinem Leben gehört.

Leser-Statistik
6

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
GertraudW 
Sehr amüsant zu lesen - habe Dich gerne in Gedanken begleitet.
Als ich das erste Mal bei einem Freund auf dem Motorrad saß,
habe ich mich in der ersten Kurve auf die andere Seite gelehnt,
damit wir nicht umfallen sollten ... Himmel habe ich einen Anschiss
gekriegt.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel ja, woher soll man auch wissen, dass man sich schön an den Fahrer zu kuscheln hat und nur seine Bewegungen mitmacht. Ich glaube, ich mag deshalb Motorradfahrer so gern ;-))
Vor langer Zeit - Antworten
Marle Herrlich beschrieben!
Ich habe auch Probleme mit der Orientierung, fahre jetzt aber nur "Auto".:-)
Ich wünsche dir immer guten Wind für dein Krad und weiterhin viel Freude damit.
Grüßle
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

145958
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung