Diese Buch widme ich meiner besten Freundin aus Kindheitstagen.
Lass dich von deinen prüfungen nicht verrückt machen ;)
Die Idee dieser Geschichte ist durch einige Videos auf Youtube entstanden :D
Lillian kämmte sich mit ihrem Kamm ihre langen, glatten, dunkelgrünen Haare. Ihre Schwester Lene saß auf der Fensterbank und sah den anderen Meerjungfrauen und Meermännern beim Spielen zu.
„Willst du dich für die Party nicht etwas fertig machen?“, fragte Lillian und riss Lene aus ihren Gedanken.
„Ach warum. Ist doch nur eine Party“, erwiderte Lene [entmutigt]. Lillian schwamm durch den Raum.
Ihr grüner Fischschwanz glänzte unter dem grün transparenten Rock: „Es ist unser Geburtstag. Du könntest deine Haare wenigstens heute zurecht machen.“
Beleidigt nahm sie die Bürste neben
Lene in die Hand und begann damit ihr Haar zu bürsten.
Lene spielte mit dem Saum ihres blau transparenten Rock und sah auf ihren dunkelblauen, schuppenbesetzten Fischschwanz.
„Weißt du“ begann sie nachdenklich, „wir sind Zwillinge, aber unsere Haare und Schwänze haben verschiedene Farben. Lillian lachte leise.
„Du machst dir zu viele Gedanken“, sagte sie schmunzelnd.
Es klopfte an der Tür und beide wandten die Köpfe.
„Prinzessin Lillian. Prinzessin Lene“, sagte eine raue Stimme.
Lillian legte die Bürste beiseite und
schwamm vor die Tür. Lene holte tief Luft und folgte ihr mutlos.
„Wir sind soweit“, sagte Lillian mit höflicher Stimme und die Tür wurde geöffnet.
Sie schwammen einen Gang entlang. Wachen reihten sich rechts und links und auch die große Freitreppe hinab.
Nebeneinander blieben sie vor dem dunklen Vorhang aus Seetang [stehen].
„Die Prinzessinnen Lillian und Lene!“, verkündete ein Meermann [würdevoll].
Der Vorhang wurde zur Seite geschoben. Dahinter kam ein riesiger Saal zum Vorschein. Vor ihnen erstreckte sich eine Freitreppe und verlor sich im Meer aus Meerjungfrauen und Meermännern.
Beifall ertönte und beide schwammen zur Spitz der Treppe um sich zu präsentieren.
Ihr Vater saß neben ihrer Mutter auf dem Thron links im Saal. Ihre Mutter hatte ihr langes dunkelgrünes Haar elegant hochgesteckt. Sie trug ein Gewandt aus transparenter Seide mit Perlen bestückt und sah Lillian mit einem stolzen Lächeln an.
„Lene!“, zischte Lillian. Sie hatte die Hälfte der Treppe passiert. Doch Lenes Blick fixierte sich auf das Tobende Meer über der gläsernen Kuppel.
Einen Moment starrte Lene noch nach oben, dann fing sie sich und folgte ihrer Schwester in anmutiger Haltung.
Unten angekommen, verbeugten sich zwei Meermänner und forderten sie zum ersten Tanz auf. Die anderen schwammen an den Rand und Musik setzte ein.
Lillian konnte alles besser, so auch jeden Tanz den es unter Wasser gab. Währen Lene so nervös war, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit hingefallen wäre, wenn ihr Tanzpartner sie nicht so stark festgehalten hätte.
Der Eröffnungstanz endete und alle vier verbeugten sich zum Abschied. Lillian und Lene schwammen auf ihre riesigen Sitzmuscheln, welche zur rechten Seite des Throns waren.
Lillian spielte mit einer Strähne ihres Haars, während Lene am Saum ihres
Rockes zupfte.
Ihr Vater erhob sich und die Musik wurde leiser.
„Wir begrüßen euch herzlichst zur Geburtstagsfeier meiner zwei Töchter“, verkündete er und wandte sich mit einem strahlenden Lächeln zu den beiden um. „Sie werden morgen früh an Land gehen um ihre Erfahrungen zu sammeln, wie es unser Brauch ist.“
Ein Klirren ertönte und die Menge schrie panisch auf.
Kaltes Wasser strömte in den Saal und Lene und Lillian erhoben sich.
Noch bevor Lene oder ihre Mutter zu einer magischen Melodie ansetzten konnten, erhob sich eine Wassersäule.
Lene reagierte instinktiv und griff nach dem Arm ihrer Zwillingsschwester. Dann wurden sie auch schon in die Höhe gerissen, hinein in den Strudel.
„Nicht!“, konnten sie die entsetzte Stimmers ihres Vater.
Ein hämisches dunkles Lachen erklang und Lillian sah ängstlich in Richtung Thron.
„Ich werde dir alles nehmen was dir lieb und teuer ist“, lachte eine Frauenstimme und die Strömung riss beide Mädchen ins offene Meer.
„Lene!“, rief Lillian ängstlich und klammerte sich an sie.
„Egal was passiert!“, rief Lene über das Rauschen des Stroms hinweg. „Lass mich
unter keinen Umständen los!“
Lillian nickte schwach und ihr griffen verstärkte sich.
Lillian hatte den Kopf und die Schönheit aus der Familie geerbt, währen Lene mit den stärkeren magischen Kräften beglückt wurde.
Lene holte Luft um zu einer Melodie anzusetzen, als Lillian mit einem Ruck von ihr gezogen wurde.
„LENE!“, kreischte Lillian panisch. Doch sie war bereits hinter den wilden Wassermassen verschwunden.
„Lillian!“, rief Lene aus, doch vergeblich.
Sie schwamm an die Oberfläche um dort zu suchen.
Auch hier tobte ein Sturm und riss die Wellen in die Höhe. Lene tauchte unter einer besonders großen durch und sah über die Wellen hinweg.
Immer noch war keine Spur von Lillian zu sehen.
"Wo bist du?", flüsterte Lene ernst und wurde von einer Welle Unterwasser gerissen.
Der Strom war nun stärker und riss sie mit sich. Sie versuchte sich noch gegen das verzauberte Wasser zu wehren, schließlich musste Lene aufgeben und verlor das Bewusstsein.
Lillian hörte noch Lenes Ruf. Sie konnte jedoch nicht mehr reagieren. Der heftige
Strom hatte sie hart gegen einen Felsen getrieben, sodass sie Bewusstlos wurde.
Lene erwachte auf einen steinigen Strand. Sie hatte eine menschliche Gestalt angenommen und trug ein dunkelblaues Kleid. Es war schlicht, und dennoch zu fein für das Kleid einer Bauersfrau.
„Hey du!“, ertönte eine schrille Stimme. Ein tritt in den Magen ließ Lene nach Luft schnappen. Augenblicklich war sie bei klarem Verstand.
Ein Mädchen mit goldenen Löckchen, blauen Augen und geschminktem Gesicht sah auf sie hinab. Es trug ein rotes Kleid aus Seide und hatte die Arme vor der
Brust verschränkt.
„Was machst du an unserem Strand!“, forderte das Mädchen. Ihre Stille zerriss förmlich die Luft und zwang Lene die Augen zu schließen.
„Ich bin von einem Schiff. Es ist letzte Nacht auf dem Meer gekentert.“, begann sie und setzte sich vorsichtig auf. „Meine Schwester. Hast du meine Schwester gesehen?“
Sie sah den kurzen Strand auf und ab, doch Lillian war nicht zu sehen.
„Nein! Hier ist niemand dir, also komm gefälligst auf die Füße“, sagte das Mädchen schnippisch. „Schließlich ist dies nicht dein Landbesitz.“
„Cludin!“, rief eine Frau aus der Ferne.
Das Mädchen wandte den Kopf und Lene kam schwankend auf die Füße.
Die Frau kam näher und beäugte Lene mit einem finsterem Blick.
"Was will ein dreckiges Bauernmädchen auf meinem Grundstück!", schrie sie mit erhobener Stimme, sodass Lene zusammen zuckte.
"Ich wurde hier ange-", begann Lene, wurde jedoch mit einer unwirschen Handbewegung der Frau unterbrochen.
Einen Moment sah diese Lene studierend an, dann schnellte ihre Hand nach vorn und packte Lene bei den Haaren.
Lene versuchte sich zu befreien und zeitgleich zu erklären, doch die Frau zog sie erbarmungslos mit sich.
Lillian erwachte ein einem weichen Bett. Helle Seidenstoffe waren an den drei offen Seiten des Bettes zugezogen. Sie verschleierten alles was auf der anderen Seite ist und zwangen Lillian sich aufzusetzen.
"Wo bin ich?", murmelte Lillian für sich und der rechte Vorhang wurde geöffnet. Eine Frau, etwas molliger, stand in einem schlichten schwarzen Kleid vor dem Bett.
"Ihr seid erwacht", sagte sie fröhlich und strahlte Lillian an.
Diese wich vor der Frau zurück.
"Du armes Ding. Bist ja ganz verängstigt", (murmelte) die Frau zu sich selbst. "Ich tue dir nichts. Ich bin nur
hier um zu schauen wie es Euch geht."
Lillian erkannte an der Sprache das sie eine Diensmagd sein musste. Und das sie, Lillian, für jemand Adeligen gehalten wurde. -Was ich ja auch bin-
Lillian ließ sich von der Frau aus dem Bett helfen. Erst jetzt bemerkte sie das sie ein weißes Nachtkleid aus Seide trug. Ihre Erinnerungen kehrten zurück.
"Meine Schwester. Ist sie auch hier?", fragte Lillian besorgt und sah durch das Zimmer.
Außer dem Bett standen nur ein riesiger Kleiderschrank, ein (Schminktisch) und eine Trennwand hinter der eine Badewanne zu sehen war.
"Welche Schwester, Miss?", fragte die
Frau verwundert. Lillians Blick schwenkte zum Fenster. Sie konnte von hieraus einen Strand aus hellen Sand erblicken, der sie von ihrem Zuhause, dem Meer, trennte. -Fünf Tage an Land, so ist es der Brauch-
"Es war ein ziemlich heftiger Sturm letzte Nacht", bemerkte die Frau und schüttelte sanft den Kopf. "Sie ist mit Sicherheit an einem anderen Strand angespült worden."
"Wahrscheinlich", antwortete sie bedrückt und die Dame führte sie zu der Badewanne.
Kurz empfand Lillian das Gefühl von Panik, ehe ihr einfiel, dass sie in den fünf Tagen an Land keine Schwanzflosse
bekommen würde.
Das Wasser war warm und Lillian ließ sich von der Dame waschen und im Anschluss ankleiden.
"Unser Prinz hat Sie letzte Nacht am Strand gefunden und hergebracht", begann die Dame zu erzählen. "Er würde gerne, dass Sie Ihm zu einem Mahl Gesellschaft leisten."
"Es wäre mir eine Ehre", antwortete Lillian und betrachtete sich im Spiegel.
Die Dame hatte ihr ein Kleid aus grünen Seinen zum anziehen gegeben und war nun damit beschäftigt ihre, nun dunkel braunen, Haare zu kämmen.
"Euer Haar ist ungewöhnlich", sagte die Dame und schlug sie kurz entsetzt vor
den Mund.
"Ist schon in Ordnung", sagte Lillian lächelnd. "Meine Schwester und ich kommen von weit her."
"Das wird der Prinz sicherlich interessieren", sagte die Damme und zog etwas grober an der Haarpracht. um sie danach in kleinen Bögen hoch zu stecken.
Zum Schluss blieb nur noch eine Strähne über. Diese wickelte sie um einem heißen Eisenstab. Lillian schaute die Dame verwundert durch den Spiegel an. Die Dame zog den Stab aus dem Haar hervor, welches in einer gekringelten Locke auf ihre Schulter fiel.
"Das ist ja fantastisch", bemerkte Lillian
und begutachtete die Locke. "Woher habt ihr dieses Wissen?"
"Man könnte es als Familiengeheimnis bezeichnen", antwortete die Dame lächelnd und bedeutete Lillian auf zu stehen.
"Un nun zeigt mir das ich mich nicht in euch getäuscht habe", sagte sie und öffnete die Tür.
Lillian schritt hindurch und folgte ihr bis zu einer hölzernen Flügeltür.
Zwei Diener öffneten die Tür und Lillian trat ein.
Ein langer Holztisch, war das erste was Lillian erblickte. Ein junger Mann saß an einer Seite das langen Tisches und erhob sich.
In seinem Blick spiegelte sich verzückung wieder und er trat auf sie zu.
"ihr seht bezaubernd aus", sagte er, ging auf die Knie und nahm ihre Hand. "Es freut mich das es euch schon besser geht."
Flüchtig, hauchte er ihr einen Kuss auf die Hand und stand mit einer fließenden Bewegung auf.
Geübt führte er sie zu Tisch und rückte den Stuhl zu seiner linken ab.
Lillian tat ihre Pflicht und ließ alles über sich ergehen und setzte sich auf den ihr dargebotenen Platz.
Die Frau stieß Lene in einer steinigen Küche zu Boden. Benommen musste sie
liegen blieben. Ein Schlecht geflicktes Kleid wurde ihr zugeworfen und die Frau riss ihr die teuren Sandalen von den Füßen.
"Dies ist deine Arbeitskleidung! Heute beginnst du damit das gesamte Haus zu Putzen!", forderte die Frau streng. "In Zukunft wirst du uns Frühstück ans Bett bringen und dich um unser Mittag und Abendbrot kümmern!"
Lene wollte etwas erwidern, doch die Frau holte zu einer Ohrfeige aus und traf sie gezielt im Gesicht.
"Dazu wirst du die Tiere versorgen und die Ställe aus misten", fuhr die Frau fort und warf Lene einen Besen hin. "Und das Haus sauber und ordentlich halten"
Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand die Frau auf den Hof hinaus und ließ die Holztür ins Schloss fallen.
Fassungslos starrte Lene auf die Kleidung. -Fürs erste sollte ich mich wohl fügen. Vielleicht ist sie bereits mir zu helfen, wenn ich ihr geholfen habe-
Schwerfällig zog Lene sich um. Ihre Wange schmerzte von der Ohrfeige und in ihren Ohren klingelte es. Trotzdem begann sie mit ihren Aufgaben für den heutigen Tag. Sie Fütterte die Tiere, fegte den Hof und schrubbte die Böden im Haus.
Während Lene den ersten Tag an Land mit arbeiten begann, stand Lillian auf
ihrem Balkon und sang eine Melodie aus dem Meer.
Sie bemerkte nicht das der Prinz auf der Terrasse unter ihr stand und ihr lauschte. Erst als ein Diener ihn ansprach, das sein Vater ihn suchte, schreckte Lillian aus ihren Gedanken.
Erschrocken starrte sie hinab.
"Verzeiht das ich lauschte", sagte der Prinz, "aber Eure Stimme ist so wundervoll. Warum singt ihr nicht heute Abend auf dem Ball?"
Lillian sah den Prinzen einen Moment lang schweigend an, ehe sie den Kopf schüttelte.
"Versteht mich nicht falsch, aber ich muss meine Schwester finden", sagte
Lillian höflich. "Sie ist das letzte was ich noch habe."
"Ich verstehe Eure Besorgnis, aber egal wo sie gefunden wurde, es wird ihr nicht schlechter ergehen als Euch", sagte der Prinz und machte eine Einladende Geste ins Innere. Lillian folgte seiner Aufforderung und trat auf den gang hinaus.
Sie folgte den Weg den sie heute morgen gegangen war, und traf den Prinzen in der Eingangshalle. Ihm stand ein älterer Mann in eleganter Robe gegenüber. Auf dem Kopf prangte eine gewaltige Krone und in seiner linken Hand hielt er etwas ähnliches wie ein Zepter.
Beide wandten bei ihrem Eintreten den
Kopf und verstummten in ihrem Gespräch.
"Ist sie das?", fragte der König und der Prinz nickte schwach. Lillian begriff das dies so etwas wie eine Vorführung war und verbeugte sich.
"Wie heißt du mein Kind?", fragte der König und Lillian richtete sich wieder auf.
"Lillian, mein König", antwortete sie förmlich und trat auf ein winken hin die Stufen hinab.
"Vater, wenn Ihr sie erstmal singen hört, dann wisst ihr wovon ich eben sprach", sagte der Prinz fröhlich und der König gab ein brummen von sich.
"Nun gut", sagte er und wandte sich
Lillian zu. "Ich fordere dich auf, heute abend auf dem Ball für mich und mein Volk zu singen."
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich auf dem Absatz um und verschwand. Der Prinz folgte ihm.
Lillian ging mit gemischen Gefühlen auf ihr Zimmer zurück. Einerseits war das einzige was sie wollte, ihre Schwester zu finden. Andererseits eine große Ehre auf einem Königlichem Ball zu singen. Schließlich war diese Aufgabe sonst Lene gebührt.
"Genug", schalt sich Lillian und klatschte sich gegen die Wangen. "Sie singt nur zum Wohle des Volkes. Ich sollte mich glücklich schätzen, nicht ihre
Verantwortung tragen zu müssen."
Der erste Tag und die erste Nacht war geschafft. In den frühen Morgenstunden stand Lene in der Küche und bereitete zwei Tabletts vor. Kaffee für die Mutter und Tee für Cludin.
Als sie gestern Abend das Essen serviert hatte, hatte sie gefragt wann sie denn gehen dürfte. Doch Marina, die Frau, hatte sie nur ausgelacht. und gesagt: "Wenn du wirklich eine Schwester besitzt. wird sie dich suchen kommen. Bis dahin arbeitest du deine Strafe ab!"
Lene hatte versucht in der Nacht ab zu hauen, doch Marina hatte sie erwischt und mit einer Gerte ausgepeitscht.
An diesem Morgen fühlte sich Lene nicht besser.
Die Striemen, die die Gerte hinterlassen hatte, brannten und der Hunger schwäche ihre Knochen.
Kurz kam ihr der Gedanke durch das Meer zu flüchten, doch ohne ihren Fischschwanz würde sie hoffnungslos ertrinken.
"Ich hoffe für dich das es dir besser ergeht als mir", murmelte Lene in den Himmel und brachte das Frühstück.
So schnell sie konnte begann sie mit den heutigen aufgaben: Fenster der Halle putzen, Tiere versorgen, Unkraut jähten, Rosenhecke beschneiden und den Zaun neu bemalen.
Zur Abendstunde bekam sie ihr Essen. Eine trockene Scheibe Brot.
Der Hauskater, James, leistete ihr auf der Stufe vor der Küche Gesellschaft. Er schnurrte, während sie ihm durch das Fell strich.
"Göttin der See, ich flehe dich an, rette mich vor diesem Grauen!", flüsterte Lene. Eine einzelne Träne rollten von ihrem Kinn.
Am nächsten Tag war Lene so schwach, dass sie nicht einmal mehr sprechen konnte. Ohne Essen und nur wenig zu trinken musste Lene sich durch den dritten Tag voller Arbeit quälen. Fußboden im Haus wachsen, Wäsche waschen und die Vorhänge ausklopfen.
Lillian über stand den ersten Abend am Schloss mit Glanzleistung. Leider hatte dies zum Nachteil das der König persönlich, sie bat auf dem Schloss zu bleiben.
Und wer wiedersprach sich einem König
So sang Lillian auch den zweiten und dritten Abend auf dem Schloss wurde immer mehr zu einer angesehenen Person.
Auf dem weg zum Haupteingang blieb Lillian an einer Ecke stehen.
Im Gang standen drei Dienstmädchen und standen dicht beieinander.
"...Ich habe den Prinzen sagen hören, dass er alles tun wird, um dieses Mädchen am Schloss zu halten."
"Der König plant, den Prinzen mit ihr zu Vermählen", erzählte die zweite, "in der Hoffnung das ihre Töchter genauso schöne Stimmen haben werden."
Lillian verschlug es die Sprache.
"Eigentlich tut sie mit Leid", sagte die dritte. "Ich habe sie gestern Mittag auf dem Balkon singen gehört. Und mit selbst sind die Tränen über gelaufen. Es muss schrecklich sein seine Familie auf diese Art zu verlieren."
"Was steht ihr da so herum!", brüllte die Stimme einer Hofdame und die drei eilten an Lillian vorbei.
Diese trat mit ihrem gewohntem gang um die Ecke und blickte der Dame in die Augen.
"Guten Tag, Miss Lillian", wurde sie begrüßt, "Der König würde sie gerne sehen."
"Der König", sagte Lillian überrascht und folgte der Dame in einen ihr fremden Teil des Schlosses.
Sie blieben vor einer Tür stehen und die Dame öffnete die Tür.
"Miss Lillian wäre dan hier, mein König", sagte sie während sie sich tief verbeugte.
Der König antwortete etwas, und die Dame winkte Lillian hinein.
Lillian trat wie üblich drei Schritte in den Raum und machte eine tiefe Verbeugung.
"Erhebe dich!", sagte der König Lillian
erhob sich.
Der König und der Prinz saßen sich an einem Holztisch gegenüber, der dem Versammlungstisch ihres Vaters ähnelte.
"Es mag vielleicht überstürzt erscheinen", begann der König mit monotoner Stimme, "aber ich möchte dich Fragen, ob du meinen Sohn heiraten möchtest."
Es dauerte einen moment ehe Lillian verstand und ehrfürchtig den KOpf senkte.
"Es wäre mir eine Ehre", antwortete sie höflich und schloss für einen Moment die Augen.
"Nun gut", sagte der König und erhob sich, "dann geh hinunter in die Stadt zur
Schneiderin und lass die ein Kleid schneidern. Wir werden noch heute Abend die Verlobung bekannt geben."
Lillian verließ Rückwärts den Raum und eilte auf ihr Zimmer.
Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür.
"Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen", murmelte sie zu sich selbst und zog sich ein anderes Kleid und einen Umhang mit Kapuze an.
Doch statt zur Schneiderin zu gehen, machte sie sich auf den Weg zum Dorfplatz, um sich nach ihrer Schwester um zu hören.
Lene wanderte zur selben Zeit über den
Dorfplatz, einen große Korb in der Hand.
Sie war gerade beim Bäckerstand, als ihre Lillian sie entdeckte und sie an den Rand zog.
"Lillian", sagte Lene erleichtert, als diese ihre Schwester erkannte. "Du kommst und mich da raus zu holen."
Lillians Lächeln verrutschte. Sie bemerkte erst jetzt wie abgemagert und schwach ihre Schwester aussah.
"Wo raus zu holen?", fragte Lillian verdattert und Lene ließ die Schultern hängen. Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr sie.
"Aus dem Haus der Perrin", sagte Lene betreten und unterdrückte ein Schluchzen. "Es ist entsetzlich dort.
Jeden Tag muss ich arbeiten. ich bekomme kaum zu essen und zu trinken, und..." Lene schob die Kapuze vom Kopf und Lillian unterdrückte ein Schrei. Sie befühlte die ungleich geschnittenen Haare ihrer Schwester.
"Was haben sie mit deinen Haaren getan?", fragte sie entsetzt und Lene setzte die Kapuze wieder auf. Lene konnte das Entsetzten in jeder Faser ihres Körpers spüren und schöpfte neue Hoffnung. -Sie hat mich also doch nicht vergessen-
"Sie wird mich auch nichts ans Meer lassen", fügte Lene betrübt hinzu. Lillian ersstarrte.
"Aber sie muss", sagte sie empört, "Sonst
wirst du ein leben lang ein Mensch bleiben!"
Lene erkannte Madam Perrin in ihre Richtung kommen. Instinktiv schubste sie Lillian in eine Gasse und wich dann in die Menge zurück.
Sie stöhnte vor schmerzen auf, als die Ohrfeige sie traf.
"Nutzloses Balg!", schrie Marina und packte Lene an den Haaren. Lene begann vor Schmerzen zu schreien, doch niemand beachtete sie.
"Töte mich!" sandte Lene aus und Lillian erstarrte. Sie versuchte ihr zu f ihre Schwester war schon verschwunden. (Mutlos) sank sie auf die Knie.
Jetzt drehten sich einige um und gingen
in großen Bögen um sie herum.
"Miss Lillian", sagte die Stimme der Dame. Doch Lillian senkte den Kopf und begann stumm zu weinen.
"Sie wird mich auch nicht ans Meer lassen." Hallte die Stimme ihrer Schwester durch ihren Kopf.
"Du bist ein ungehobeltes Ding!", schrie Marina und stieß Lene in eine Pfütze. "Zu Hause kannst du was erleben."
Zitternd wartete Lene bis Marina und CLudin in die Kutsche gestiegen waren, ehe sie sich auf den Kutschbock setze.
Auf dem Hof zurück, begann Lene damit Tee für den Nachmittag auf zu setzten.
"DU!", kreischte Cludin durch das Haus
und Lene zuckte zusammen.
Sie beeilte sich in das Zimmer von Cludin zu kommen und blieb mit gesenkten Kopf in der Tür stehen.
"Ich will das du mir meine Haare machst!", befahl Cludin. Sie saß auf einem Hocker vor dem Spiegeltisch und hatte ein edles Kleid angezogen. "Der Prinz feiert heute seine Verlobung und wir sind eingeladen."
Lene trat an Cludin heran. Mit zitternden Händen, kämmte sie zuerst das Haar, und steckte es kunstvoll hoch.
"Wenigstens etwas das du kannst", fauchte sie und scheuchte Lene vor die Tür.
Nachdem beide von einer Königlichen
Kutsche abgeholt worden waren, machte Lene sich daran am Brunnen zu waschen.
Wenn sie Kraft hätte, wäre sie ans Meer geflohen, doch sie schaffte es kaum noch auf den Füßen zu stehen.
Mit verlorener Stimme saß Lillian neben dem Prinzen auf einem Thron. Sie lächelte und tat so als wäre nichts. Doch in Gedanken war sie ganz bei ihrer Schwester.
"Es ist entsetzlich dort. Jeden Tag muss ich arbeiten. ich bekomme kaum zu essen und zu trinken!
Lillian sah zum Fenster herüber. Es hatte angefangen zu regnen.
Sie wird mich auch nicht ans Meer
lassen!"
Marina und Cludin Perrin!", wurde aufgerufen und Lillian wandte den Kopf. Ihr Blick fiel auf eine Frau in einem rotem Samtkleid. Ihr kalter Blick war auf Lillian gerichtet und mit purem Hass gefüllt. -Sie denkt ich bin Lene- Lillian verkrampfte der Mangen.
Urplötzlich fühlte sie einen Schmerz in der Seite und ihr wurde schwindelig.
"Töte mich!"
Die letzten Worte echoten durch Lillians Geist und sie verlor ihre haltung. Der Prinz fing auf und sofort brach panik aus.
"Lillian!", sagte der Prinz entsetzt. Lillian hielt sich die Seite wo eben noch
der Schmerz gewesen war und versuchte verzweifelt Luft zu holen.
"Schickt alle Leute nach Hause!", rief der König aus und Wachen versperrten die Sicht.
Lillian konnte noch einmal den Blick voller Hass erkennen und wurde dann Ohnmächtig.
Lene war vor Erschöpfung am Brunnen eingeschlafen.
Die Schrille Stimme von Marina riss sie aus dem Schlaf: "Das wirst du mir bereuen!"
war das einzige was Lene verstand, ehe sie vor Schmerzen aufschrie.
Marina hatte ihre Hände gefesselt und sie
an den Schweif eines Pferdes gebunden. Dieses schleifte sie nun über den Hof und riss ihr Arme und Beine auf.
Marina kümmerte sich nicht weiter und schickte Cludin ins Haus.
Diese hatte voller entsetzten zu Lene gesehen. Schnell beruhigte sich das Pferd Schlag auf dem Hintern und blieb stehen.
Alle möglichen Tiere kamen um Lene zu helfen, doch diese hatte aufgegeben.
Benommen blieb sie auf dem Steinboden liegen und stand mit dem krähen des Hahnes wieder auf.
"Ich werde ihr nie entkommen", dachte Lillian laut, "außer ich sterbe."
Lillian erwachte erst am nächsten
Morgen. Ihr war Übel und ihr ganzer Körper brannte vor Schmerzen.
Sie starrte auf ihre Handgelenke. Und für einen Moment konnte sie rote Abdrücke erkennen. -LENE-
Die Dame schob den Vorhang beiseite. Doch ehe sie etwas sagen konnte, rückte Lilian ihr näher: "Das Perrin Haus. Wo ist das?"
Die Dame sah sie erst überrascht an, dann ging sie zu ihrem gewohntem Lächeln über.
"Wo ist es?", fragte Lillian mit nachdruck und sah der Dame tief in die Augen.
"Es liegt auf der anderen Seite der Insel", sagte die Dame und sah Lillian
besorgt an. "Aber warum wollt Ihr das wissen?"
Lillian stieg aus dem Bett und auf die Wanne zu.
"Ich möchte dort hin fahren", sagte Lillian und bemühte sich reuevoll zu klingen. "Sie müssen einen tierischen Schrecken bekommen haben." Die Dame sah sie noch einen Moment an, dann nickte sie.
"Ich werde dann die Kutsche rufen lassen."
Lillian nickte schwach und ließ sich waschen.
Nach einem einsamen Frühstück, kam eine Schneiderin für die ersten Gedanken über das Hochzeitskleid. -Ich werde
schon dafür Sorgen das wir wieder ins Meer kommen-
Zum Mittag war nur der Prinz anwesend und Lillian sah ihre Chance.
"Ich habe euch doch von meiner Schwester erzählt", begann Lillian und der Prinz legte sein Besteck weg. "Ich habe sie gefunden. Und ich möchte, dass sie als einzige meiner Familie zu meiner Hochzeit beisteht."
"Aber ihr seid noch viel zu Schwach um das Schloss zu verlassen", sagte der Prinz besorgt. Auch Lillian legte das besteck zur Seite und sah ihm tief in die Augen.
"Ihr versteht doch sicher, das ich mich viel besser fühle, wenn ich weiß das sie
hier ist", sagte Lillian und spielte die traurige. Der Prinz nickte schließlich und erhob sich.
"Aber Madam Rosie soll Euch begleiten.", sagte er ernst und Lillian nickte entschlossen.
Der Prinz verließ den Saal und Lillian ging zum Vorhof, wo die Kutsche auf sie wartete.
Die Kutsche kam am späten Nachmittag an ihrem Ziel an. Rosi schickte einen Boten an die Tür und half Lillian aus der Kutsche.
Natürlich wurden sie empfangen und Lillian trug ihre Entschuldigung vor.
"Ich kann mich nur immer wieder
entschuldigen", wieder holte Lillian ihre Entschuldigung. "Es muss ein schrecklicher Augenblick gewesen sein."
"Wir sind nur erfreut zu sehen, dass es ihnen wieder gut geht", antwortete Marina und klingelte mit einer Glocke.
Es dauerte nicht lange und Lene brachte den Tee. Als Lillian sie sah, blieb ihr die Luft weg. Lene war noch blasser geworden und ihre Arme und Beine waren aufgeschürft.
"Lene", entfuhr es Lillian entsetzt und sie sprang auf. Sie nahm ihre das Tablett aus der Hand und stellte es auf dem Tisch ab.
"Das soll eure Schwester sein?", fragte Rosi argwöhnisch.
"Das ist unsere Magd", warf Marina ein und Lillian half Lene sich auf den Stuhl zu setzten.
"Das ist meine Zwillingsschwester", sagte Lillian und öffnete ihre hochgesteckten Haare. Rosi blieb die Luft weg und Marina zischte etwas undeutliches.
"Rosi, würden sie bitte ein Bad einlassen und meiner Schwester eines der Kleider geben, welche ich mitgebracht habe", bat Lillian und Rosi nahm Lene mit sich.
"Du kleine Göre", begann Marina unheilvoll, "glaubst wohl du kannst mir in die Quere kommen ohne dass ich dich bestrafe!"
Lillian schrie erschrocken auf, als
Marina sie an den Haaren packte und zum Haus zog.
Lene und Rosi waren mitten auf der Treppe und Lene wandte sich um.
"Nein!", schrie sie und Lillian hob erschrocken den Kopf. "Lass sie in Ruhe!".
Cludin erschien an der Treppe und blicke entsetzt auf das Szenario.
Marina hatte bereits nach einer Schere gegriffen und Lene riss sich aus Rosis Griff.
"Nicht", sagte diese erschrocken. Lene fiel die Treppen hinab und kam auf die Füße. Lene breitete die Arme aus und in der Halle begann es zu rauschen. Das Wasser aus den Vasen begann zu zittern
und Lene stimmte einen hohen Ton an.
Die Tür wurde aufgerissen und ein Mann stand in der Tür.
"Ergreift euch die Magd!", brüllte er und Wachen kreisten Lene ein.
"Von Wegen!", rief Lillian, und stieß Marina hart in den Bauch. Diese brach zusammen und Lillian schlüpfte durch die Wachen hindurch. Sie nahm Lene bei der Hand und eilte durch die Menge.
"Lady Lillian!", rief der Mann entsetzt, doch Lillian half Lene in die Kutsche und kletterte auf den Kutschbock.
"Was habt ihr vor?", fragte der Mann und er und seine Männer stürmten aus dem Haus.
Lillian ließ die Peitsche knallen und
lenkte die Pferde zum Tor.
Erste Wachen stiegen auf ihre Pferde und preschten hinterher.
Lene lag benommen auf der Rückbank der Kutsche. Sie konnte das Rütteln der Kutsche hören, doch ihr Körper war taub. -Ich werde bald sterben-
Lillian führte die Pferde quer durch die Stadt, zurück zum Schloss.
Die Nacht brach herein als sie über den Hof fuhr und erst am Strand zum stehen kam.
"Lene", sagte Lillian besorgt und riss die Tür auf. Sie trug ihre Schwester ins Wasser und legte sie sanft hinein. Die Wachen auf den Pferden erreichten sie,
gefolgt vom Prinzen.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte der Prinz und sah Lillian verletzt an.
"Es tut mir Leid", begann sie und zog Lene weiter ins Wasser, "aber ich kann nicht eure Frau werden."
Die Sonne ging unter und das Wasser um die beiden begann zu schäumen.
Ihre Fischschwänze peitschten durch das Wasser und Lene tauchte unter.
"Halt", rief der Prinz und stieg von seinem Pferd, "was habt ihr vor?"
Lillian folgte ihr und der Prinz lief ins Wasser.
"Folgt ihnen!", brüllte er wütend und die Wachen stürmten ins Wasser.
Lene und Lillian schwammen weiter raus
und Lillian übernahm die Führung.
Lene folgte ihr kraftlosen Schwanzschlägen und blieb schließlich wo sie war.
"Lil", sagte sie erschöpft, "Kehre ohne mich zurück."
"Warum?", fragte Lillian entsetzte. Blutfäden trieben durch das Wasser und Lene legte unbemerkt ihre Hand auf ihre wunde.
Giftig starrte Lillian zurück: "Ein Sturm soll kommen und diese Insel überschwemmen!" Ihre Stimme hallte magisch in der Luft wieder und die Soldaten und der Prinz blieben stehen.
"Wellen sollen das Schloss niederreißen!", fuhr Lillian fort. Wellen
begannen sich auf dem Meer zu türmen und trieben die Menschen an Land zurück.
"Blitze sollen die treffen die Lügen", beschwor Lillian düster und Lene stieg ein: "Doch die mit reinem Herzen, sollen dieses Unwetter überstehen."
Lene tauchte erschöpft ab und schwamm in die Tiefe.
"Warum hast du das getan?", fragte Lillian wütend und folgte ihr.
"Weil es dort oben, sie wie bei uns hier unten, Wesen gibt die Lügen, aber es gibt viel mehr Wesen deren Absichten rein sind, aber sich nicht trauen ein zu schreiten", sagte Lene schwach und Lillian begann sie zu stützen.
Sie kehrten in ihren Palast zurück. Er trug wuchtige Kampfspuren, doch Lillian kümmerte es nicht.
"Was ist geschehen, dass ihr so Zornig seid?", fragte ihre Mutter. Sie hatte den Sturm gespürt und hatte am Eingang zum Palast auf sie gewartet.
Ihre Gesichtszüge entgleisten, als sie ihre Töchter erblickte und schwamm ihnen entgegen.
"Was in aller Ozeane?", begann sie doch Lillian unterbrach sie: "Verzeih Mutter, aber diese Bürde möchte ich euch nicht auferlegen. Sie schwamm mit Lene auf das gemeinsame Zimmer und legte sie vorsichtig in eines der Muschelbetten.
"Ich werde nicht eher Ruhen, bis alle
Menschen ausgerottet sind", sagte Lillian wutentbrannt, doch Lene nahm ihr den Wind aus de Segeln: "Nur weil wir einigen Schlechten Menschen begegnet sind das nicht das alle schlecht sind."
"Wie kannst du das nur so ruhig sagen", murmelte Lillian aufgebracht und hüllte Lene in eine Decke ein.
"Willst du die Guten und die Schlechten, wirklich in EINE Schachtel stecken?", fragte Lene sanftmütig. Lillian legte sich zu ihr und seufzte schwer.
"Natürlich nicht", antwortete Lillian sanfter, "Aber ich sage dir, dass ich dich nie wieder alleine lassen werde."
Lene Lächelte müde und lehnte sich erschöpft neben sie.
"Das ist nicht Nötig", sagte und unterdrückte ein husten.
"Na gut, nie ist über trieben", gab Lillian nach, "aber ich werde an deiner Seite bleiben."
Es klopfte an der Tür.
"Bitte lasst mich rein", bat die Stimme ihrer Mutter. Lene konnte deutlich die Sorge und Leid darin hören und öffnete die Tür mit einem Fingerschnippen.
Ihre Mutter schwamm ein und schloss hinter sich die Tür. Der Blick, denn sie ihren Kindern zu warf, war ernst und traurig.
"Während eurer Abwesenheit gab es einen Krieg um den Palast", begann sie bedrückt. "Wir konnten ihn gewinnen.
Doch euer Vater und viele Meermänner sind dabei gefallen."
Schweigen breitete sich aus. Lillian hatte den Kopf abgewandt und Lene rang sich zu einem matten Lächeln ab.
"Bitte verzeih das wir nicht weinen Mutter", versuchte es Lene mit heißerer Stimme, "aber unser Landgang sitzt tief. Und um der Wahrheit willen, werde ich sehr viel Ruhe brauchen um zu genesen."
"Unser Volk braucht euch", flehte unsere Mutter, doch Lene wich ihrem Blick aus. -Wenigstens ihr muss ich es sagen-
"Lillian, lass uns allein." Der Tonfall ihrer Mutter war barsch und Lillian verschwand wortlos auf den Gang hinaus.
"Und nun Sprich!"
Lene holte Luft, dann begann sie zu sprechen: "Um an Land zu über leben musste ich Täglich Magie einsetzten. Die Flucht ins Meer hat mir nochmal mehr etwas abverlangt und nun ist meine Quelle fast erloschen."
Der Blick ihrer Mutter wurde immer betretener und gequälter.
"Auch ich sollte etwas sagen", sagte sie bedrückt und ließ sich am Rande des Muschelbettes nieder, "In unserer Familie gibt es einen Fluch. Immer, wenn Zwillinge geboren werden, kehrt nur einer von ihnen ins Meer zurück. Manchmal bleiben sie dort, manchmal schaffen sie es nicht rechtzeitig zurück, aber IMMER, ist eine von ihnen oben
geblieben."
Lene verstand was ihre Mutter sagen wollte und nickte schwach.
"Sagt Lillian nichts davon", bat Lene und ihre Mutter starrte sie an. "Ich möchte ihr noch so viele gute Erinnerungen geben, damit sie all das schlechte vergessen kann."
Ihre Mutter nickte verständnisvoll.
"Ich wünschte ich könnte etwas ändern", sagte sie und Lene schüttelte matt den Kopf.
"Bereite alles für meinen Abschied vor", sagte Lene und ihre Mutter begann lautlos zu weinen.
Stumm nickte sie und verließ anschließend das Zimmer.
Lillian kam zurück, und sah Lene verwirrt an.
"Was hast du gesagt?", fragte sie und sah ihrer Mutter nach.
"Nichts von dem was oben passiert ist", sagte Lene und klopfte auf den Platz neben sich. Lillian legte sich zu ihr und Lene kuschelte sich an sie.
"Weißt du, für eine Zwillingsschwester, hast du aber ziemlich spät reagiert", stichelte Lene und Lillian zog empört die Luft ein. Dann mussten beide Lachen und Lene wickelte die Decke enger um sich.
"Ist dir kalt?", fragte Lillian und Lene nickte schwach. Lillian holte eine weitere Decke und wickelte sich und ihre Schwester darin ein.
"Jetzt schlafen wir erst einmal", sagte Lillian mit ruhiger Stimme und Lene schloss die Augen. Keinen Augenblick später war Lillian eingeschlafen und Lene biss die Zähne zusammen, um die Tränen zu unterdrücken.
"Ich wünsche mir, dass du deinen Hass vergessen kannst", flüsterte Lene in einer leisen Melodie und spürte wie sie sich aufzulösen begann. "Ich werde als Schwester immer bei dir sein. Und einmal im Jahr als Wasser Gestalt am Strand des Schlosses auf dich warten.
Tränen schwebten um sie herum und Lene löste die Decke.
Das Blut floss nun aus der Wunde. Der Wasserzauber hatte sich aufgelöst und
Lene gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Stirn.
Sie zerplatze lautlos wie eine Seifenblase und ihr letztes Lied wurde durch das Wasser getragen.