Romane & Erzählungen
Eskalation

Vorwort

Dieses Buch ist erst im Entstehen.

Keine Sorge. Ich frage jetzt nicht, ob ich weiterschreiben soll.

Weil diese Frage kann sich jeder nur selbst beantworten.

Die Idee zu dem Buch kam mir bei dem Amoklauf in München. Ich fragte mich, ob die Täter tatsächlich immer Männer oder Jungen sind.

Was wäre, wenn ein Mädchen mit der Welt nicht klar kommt?

Würde sie auch dazu fähig sein Amok zu laufen? Und wie würde die Öffentlichkeit reagieren?

Das erste Kapitel ist eigentlich der Schluss der Geschichte.

In den folgenden Kapiteln werde ich die Geschichte, wie es zur "Eskalation" kam entweder aus der Sicht des Mädchens schildern, oder aus einer Erzählperspektive.

Das weiß ich noch nicht.

Eskalation Sabrinas Story Mit dem Aktenordner unter dem Arm machte ich mich auf den Weg zum Besprechungszimmer. „Sabrina“ stand auf dem Deckel. Und das Aktenzeichen. Ich kannte Sabrina bis dahin nicht persönlich sondern nur aus den Medien, die sie aus Datenschutzgründen Sabine nannten. Name von der Redaktion geändert, so zu sagen. Aber bei meinen Fällen interessierten mich die Meinungen der Medien herzlich wenig. Und genau in diesem Fall gab es sehr

emotionale Meinungen. Aus der Sicht der meisten Menschen auch verständlich. Nicht wenige wünschten ihr den Tod. Einem 14 jährigem Mädchen. Es wäre das Beste gewesen, die Polizei hätte sie abgeknallt, so die allgemeine Meinung des Volkes. Hat sie aber nicht. Sie haben sie festgenommen und jetzt ist sie mein Fall. Ich betrete das Zimmer. Am Tisch sitzt ein teilnahmsloses Mädchen, das irgendeinen Punkt außerhalb des Fensters zu fixieren schien. Ich setzte mich ihr gegenüber an den Tisch und legte den Aktenordner ab, der

ihr Leben enthielt. Sabrina. 14 Jahre alt. Sie sah junger aus. Wenn mir jemand gesagt hätte, sie wäre 12, hätte ich das auch geglaubt. Was ich kaum glauben konnte war, dass dieses Mädchen tatsächlich zu dieser Tat fähig sein konnte, zu der sie beschuldigt wurde. „Hallo“, begrüßte ich sie. Keine Reaktion. Ich stellte mich mit Vor- und Zunamen vor und bot ihr an, mich in Zukunft mit meinem Vornamen an zu reden. Noch immer keine Reaktion. O.K. Die Ereignisse der letzten Zeit in ihrem Leben waren alles andere als das, was man als normal bezeichnen könnte.

Also legte ich einfach mal los und begann von mir zu erzählen. Angefangen mit meiner Kindheit, über meinen schulischen Werdegang über meine Ausbildung. Auch über mein privates Leben habe ich ihr berichtet, so ausführlich, wie ich es zuvor wahrscheinlich noch nie getan hatte. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Je mehr sie über dich weiß, je eher wird sie vielleicht über sich preis geben. Plötzlich schreckte ich in meinem Redefluss hoch, weil sie mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. „Soll das so ein Psychodings werden?“, schrie sie mich an. Das Mädchen hatte Probleme. Ernsthafte

Probleme. Und ab diesem Moment waren es auch meine. So viel stand fest.