Fantasy & Horror
Hinter dem Horizont - Teil 1

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"Der Hilferuf eines der Großen Geister erreicht Hasaa. Was ist los?"
Veröffentlicht am 31. Juli 2016, 34 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.
Der Hilferuf eines der Großen Geister erreicht Hasaa. Was ist los?

Hinter dem Horizont - Teil 1

Das Wort der Geister

Das Wasser gluckerte leise, als Hasaa es in die Metallschalen goss. Der Duft von Lavendel und Schneekraut erfüllte das Zelt. Sie summte in die Geisterflöte hinein, während sie kleine Häufchen aus Pinienzapfenspänen und dem so seltenen Weihrauch in den Silberschalen aufschäufelte und anzündete. Der Rauch stieg gerade nach oben. Ein gutes Zeichen.

Vorsichtig zeichnete sie die drei Kreise in den Staub.

Erst den Großen Kreis. Dabei gab sie Acht, an die Frage zu denken, die ihr Tulia gegeben hatte: Was wird aus der Schwangerschaft von Talis?

Dann den zweiten Kreis, in den Großen hinein, aber nicht in die Mitte. Hierbei rief sie die Namen der Geister, von denen sie sich die Beantwortung der Frage erhoffte: Kannimba, die Mutter, Taruul, das Schicksal, und Lefaran, die Weisheit.

Zum Schluss den Kleinen Kreis, den Fokus, in den zweiten Kreis und genau in die Mitte des Großen Kreises. In diesen ließ sie einen Blutstropfen der Schwangeren fallen. Dann nahm sie die Runen und warf sie mit den entsprechenden Gesängen in die Kreise.


Das Muster sah seltsam aus. Solch ein Runenmuster hatte Hasaa noch nie gesehen. Da - eine Rune war sogar in die Feuerschale gesprungen und verbrannte gerade. Man sah

noch ihr Zeichen aufleuchten: Tar, das Zeichen des Rades. Das Schicksal des Kindes war ungewiss.

Die anderen Runen lagen schwierig. Im Zentrum, genau auf dem Blutstropfen, lag Asch, die Rune des Kampfes. Das Kind würde das Herz eines Kriegers haben. Doch schräg darauf lag Roa, die Rune der Weisen Frau - kein Krieger konnte Weise Frau werden, denn Krieger waren Männer.

Um das Zentrum lagen in etwa gleichem Abstand die Runen Illea, die Veränderung, Rok, das Zeichen des Todes, und Ipif, das Zeichen des Wachstums.

Zwei Runen waren umgekehrt gefallen. Das hieß, dass ihre Werte in dem Kind vorhanden, aber verborgen sein würden. Das

eine war Weka, die Stärke, und das Andere Shu, der Zorn. Hasaa hatte jetzt schon Angst vor diesem Kind.

Ein leises "Klack" ließ sie aufsehen. Eine dritte Rune war gerade erst in die Mitte gefallen. Das war noch nie passiert. Als Hasaa den Traumfänger schwingen sah, konnte sie es sich erklären, doch die Geister mussten einen bestimmten Grund dafür gehabt haben, diese Rune zurückzuhalten.

Es war Gia, die Rune der Liebe. Sie war exakt auf die andern beiden Runen in der Mitte gefallen.

Alle anderen Runen waren aus dem Kreis herausgesprungen.


Über dieses Ergebnis würde sie erst einmal

meditieren müssen, denn es war ohne Meditation nicht zu verstehen. Das war nichts, was man einer besorgten werdenden Mutter oder Großmutter einfach so erklären konnte. Die junge Weise verstand es bislang ja nicht einmal selbst. Also machte sie sich auf den Weg zum Alten Hagbaum.

Nebelfetzen

Draußen waberte noch der Frühnebel umher. Schnellen Schrittes verließ Hasaa das Dorf Richtung Nordosten. Sie wusste, dass sie sich auch im dichtesten Nebel nicht verirren würde. Während sie ging, band sie ihr kupferrotes Haar auf und schlang ein Tuch darum. Beim Runenwerfen musste sie so natürlich sein wie nur möglich, weshalb sie oft völlig nackt das Orakel befragte. Doch nun konnte sie die widerspenstigen Locken bändigen.

Ihre wasserblauen Augen suchten nach Anzeichen von Leben am Wegesrand. Man sagte, das erste Tier, das einem am Tag begegne, oder die erste Pflanze, die man aus

Versehen streife, bezeichne den Geist, unter dessen Schutz man den Tag verbringen würde.

Im Nebel war nicht viel zu sehen. Sie hörte einige Tiere, doch sie bekam keins zu Gesicht. Erst, als sie über sich leise Flügelschläge hörte, sah sie auf.

Ein Paar schwarzer Schwäne zog über sie hinweg. Sie schrien nicht, und wäre nicht der leise Flügelschlag gewesen, hätte man sie für Schatten von Vögeln halten können. Hasaa schauderte. Noch etwas, worüber sie nachdenken konnte.


Sie erreichte den Hagbaum, als die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel drangen. Unter dem uralten Baum stand der Überrest

eines noch uralteren Stumpfes, auf dem sie sich niederließ, um ihre Gedanken zu ordnen.

Hasaa wusste, dass sie noch nicht anfangen durfte, über das Orakel nachzugrübeln. In ihrem Kopf war dazu noch zu viel Nebel. Also setzte sie sich mit den Schwänen auseinander.

Schwäne waren die Tiere Lilims, des Geists der Ehe und unverbrüchlichen Verbindungen. Doch eigentlich waren es weiße Schwäne. Schwarze Schwäne konnten viel bedeuten - der Aufbruch einer langwährenden Beziehung, oder eine ungewollte oder trauerbeladene Beziehung. Doch in ihrem eigenen Leben stand so etwas nicht an. Weder war sie selbst für eine Heirat

vorgesehen - die wenigsten Weisen Frauen gingen selbst Ehen ein -, noch musste sie befürchten, eine langfristige Beziehung zu verlieren. Die einzige Frau, zu der sie eine tiefe Bindung gehabt hatte, war ihre Vorgängerin Xha gewesen, und die war bereits vor zwei Jahren verstorben. Am nächsten kam dann Adthea, die gemeinsam mit Hasaa zur Weisen Frau ausgebildet worden war, doch Adthea und Hasaa gingen sich geflissentlich aus dem Weg. Sie waren wie zwei Katzen, die gezwungen waren, im gleichen Revier zu jagen.

Die Bedeutung wollte sich ihr nicht erschließen.


Seufzend ließ Hasaa den Blick sinken. Sie

stellte erstaunt fest, dass ihre Finger Grashalme gesammelt und verflochten hatten, während sie nachgedacht hatte. Das Muster kam ihr bekannt vor.

Es war ein Netz, rund in der Form, mit einem ebenfalls runden Loch in der Mitte, die Zwischenfäden sternförmig darum gewoben. An bestimmten Stellen hatte sie sogar kleine Steine eingeflochten, und unter dem Netz baumelten drei Hölzchen. Was sie beunruhigte, war die Position der Steinchen und die Länge der Hölzer. Sie verhießen nichts Gutes. Hasaa starrte einige Atemzüge lang auf das Netz, bis ihr aufging, was sie sah.

Das war ein Notruf! Hasaa blieb das Herz fast stehen. Das war der Notruf der Geister.

Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht. Normalerweise waren die Aktionen von Geistern in der realen Welt deutlich subtiler. Eine Weise Frau zum Flechten eines Notruf-Traumfängers zu bringen, war geradezu unhöflich direkt. Kaum ein Geist brach die Etikette, wenn nicht ein zwingender Grund vorlag.

Ohne nachzudenken, ließ die junge Weise sich in die Tiefe Trance gleiten, die es ihr erlauben würde, in den Astralraum zu wechseln und direkt mit den Geistern zu kommunizieren.

Der ruf der Geister

Die graubunt schillernden Schwaden des Astralraums umfingen sie. Wie immer fühlte Hasaa sich zunächst blind. Nun wurde ihr das Ausmaß ihrer Dummheit langsam bewusst.

Schamanen und Weise Frauen ließen sich nicht einfach in die Tiefe Trance gleiten. Es war zu gefährlich. Man konnte im Astralraum leicht verloren gehen, und wenn man seinen Körper nicht schnell genug wiederfand, wurde die Seele zum Geist. Außerdem war die Wahrnehmung aller Sinne bis auf den sechsten stark eingeschränkt. Dem konnte man durch das Verbrennen bestimmter Kräuter oder das Auftragen heiliger Öle entgegenwirken, doch Hasaa hatte nichts

davon getan. Ihre einzige Hoffnung war, dass sie sich nicht allzuweit bewegen musste.

Vorsichtig ging sie ein paar Schritte von ihrer Position weg und sah sich um. Das golden leuchtende Abbild ihres Körpers verblasste bereits. Hasaa wurde nervös. Hoffentlich war der Geist, der sie gerufen hatte, in der Nähe.

Das Geräusch lautloser Schwingenschläge ließ sie aufblicken. Um sie herum wirbelten die Schwaden des Astralraums schneller, so als ob etwas Großes auf sie zu käme.

Ein gigantischer schwarzer Umriss schälte sich aus den Tiefen. Wagenradgroße, orange leuchtende Augen blickten sie lidschlaglos an, nur die Nickhaut klappte ab und an hoch.

"Shju!", keuchte Hasaa ehrerbietig. Dass

gleich eines der Großen Totems sie herbeigerufen hatte, ehrte und entsetzte sie zugleich. Shju, die Allblickende Eule, war der Geist der Zukunft und das Totem einiger Stämme. Hasaas Stamm betete zwar zu Ualab, dem Hasen, Geist der Fruchtbarkeit, aber Shju war ein sehr angesehenes Totem. Außerdem wollte sich niemand seine Zukunft verscherzen. Wie immer im Astralraum kam die Antwort unhörbar an Hasaas Ohren.

"Hasaa, Kind der Geister, ich habe dich gerufen. Meine Kinder sind in Gefahr", erklärte die Große Eule. Hasaa neigte den Kopf, damit ihr das Totem mehr berichten könne.

"Ich brauche deine Hilfe - und dein Leben, wie du es kennst", sprach Shju weiter. "Meine

Kinder vom Stamme Ljolnas haben ihre Weise Frau verloren, mitten in der Blüte ihres Lebens. Sie hat keine Nachfolgerin, und es gibt keine Geisterkinder mehr in ihrem Stamme." Hasaa sah entsetzt auf. Keine Schamanen mehr für den Stamm? Dann war er dem Untergang geweiht. Man brauchte den Beistand der Geister, um in den Landen von Walhu überleben zu können; zu viel hing von ihrem Wohlwollen ab. Jagdglück, Wachstum der Pflanzen auf dem kargen Boden, Unterstützung bei der Gesundheitsversorgung... viel zu viel. Die große Eule nickte bedächtig.

"Ja, Hasaa. In deinem Stamm gibt es gleich zwei Geisterkinder. Auch wenn deine Geisterschwester nicht so stark ist wie du,

nicht so diplomatisch, steht euer Stamm doch insgesamt gut da und benötigt wenig spirituelle Hilfe in nächster Zeit. Sie wird sich in ihre Aufgabe einfinden.

Ljolnas Nachfahren jedoch haben einige Prüfungen zu bestehen in nächster Zukunft und werden ohne deine Hilfe untergehen, alle, ohne Ausnahme. Bitte rette meine Kinder, wenn heute der Schwarze Bulle in dein Zelt kommt!"

Hasaa nickte schwach, während der Umriss Shjus sich langsam auflöste. Zu viel sprudelte in ihrem Kopf herum, als dass sie eine vernünftige Antwort hätte geben können. Dann, als ihr klar wurde, dass sie noch immer im Astralraum war, sah sie sich hektisch nach ihrem Körper um. Sie durfte

nicht zu lange bleiben. Dort drüben! Das schwache Schimmern leitete sie, und erleichtert sank sie in die körperliche Welt zurück.

Der schwarze Bulle

Hasaa hatte sich grob zurechtgelegt, was das Orakel wohl für das Kind bedeuten konnte, während sie überhastet ins Dorf zurückgeeilt war. Eilig schritt sie zu Tulias Zelt und pochte sacht an die Hölzer, die neben dem zurückgeschlagenen Eingang hingen.

"Du weißt doch, dass du jederzeit eintreten darfst", lachte die Häuptlingsfrau sie an. Hasaa lächelte ein wenig gezwungen zurück.

"Dennoch ist es höflich. Nicht nur gegenüber dir, sondern auch gegenüber den Geistern, die bei euch wohnen. Immerhin betrete ich euer Zelt auf zwei Ebenen", antwortete sie. Tulia machte also eine einladende Geste, und Hasaa stieg durch den Zelteingang.

"Und, weißt du schon Genaueres?", fragte die Frau des Häuptlings gespannt. Sie war eine für ihr Alter noch sehr schlanke Frau, die sich auch in ihrem vierten Jahrzehnt viel von ihrer Schönheit hatte bewahren können. Ihre älteste Tochter saß etwas weiter hinten, neben der Feuerstelle, und schälte vor ihrem dicken Bauch Sattknollen. Sie lächelte Hasaa freundlich an.

"Ich habe heute Morgen die Runen geworfen", begann Hasaa ein wenig unbehaglich. Die beiden Frauen spürten es und wurden ernst. "Ich habe darüber lange nachgedacht, denn es war ein ungewöhnliches Muster.

Tali, dein Kind hat kein festes Schicksal. Ich konnte nicht sehen, ob es ein Sohn oder eine

Tochter wird, und habe widersprüchliche Aussagen über seine Berufung bekommen - sowohl Krieger als auch Weise Frau." Bei dieser Eröffnung wurden den Frauen die Augen groß. Hasaa hob die Hand, um Fragen zuvorzukommen.

"Eine Rune fiel verspätet, auf die beiden Herzrunen obenauf. Es war Gia, die Liebe.

Zieht man noch die anderen Runen im Kreis hinzu, käme ich zu folgender Erklärung:

Dein Kind hat das Herz eines Kriegers und die Begabung einer Weisen Frau. Möglicherweise - ganz vielleicht - wird eine Seele im falschen Körper geboren. Habe ein Auge darauf.

Dein Kind kann eine große Veränderung herbeiführen, doch diese Veränderung ist mit

Tod und Wachstum verbunden. Vielleicht wird es ein Krieger, und wird durch einen Kampf mit vielen Toten die Veränderung herbeiführen, nach der dann ein beschleunigtes, großes Wachstum folgt - als ob man einen Baum beschnitte, damit er im nächsten Jahr besser treibt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieses Wachstum durch eine große Herzensliebe befeuert.

Tali, dein Kind wird verborgene Qualitäten haben. Seine wahre Stärke mag nicht von Anfang an sichtbar sein. Habe Acht auf das Kind, und versuche nicht, es auf einen Weg zu zwingen. Denn: sein Zorn ist ebenso verborgen. Wecke ihn nicht! Es mag sein, dass dieser Zorn ein Werkzeug der

Vernichtung sein kann, und ich bin mir nicht sicher, dass diese Vernichtung dann nicht auch den Stamm selbst betreffen könnte."

Die Schwangere legte beschützend die Hände um ihren Bauch.

"Ich passe auf, Hasaa, versprochen!", beteuerte sie. Ihre Mutter nickte vehement. Bevor die beiden sie mit weiteren Fragen bestürmen konnten, entschuldigte sich Hasaa rasch und zog sich in ihr Zelt zurück. Der Schwarze Bulle...


Der Bulle war das Zeichen Wekas, des Geists der Stärke, doch er wurde meistens in Rot dargestellt. Natürlich konnte es auch ein Name sein; viele Krieger gaben sich Kampfnamen, die mit den Geistern des

Kampfes, der Stärke oder des Sieges zu tun hatten. Doch in ihrem Stamm gab es niemanden mit einem solchen Namen, und fremde Krieger im Dorf wären schlechte Nachrichten. Die Stämme lebten selten so friedlich nebeneinander, dass Krieger zu normalen Besuchern oder Abgesandten gehörten. Dafür waren die Ressourcen zu knapp.

Natürlich hätte sie sich bei den Häuptlingsfrauen erkundigen können, ob eine Gesandtschaft eines Stammes erwartet würde, doch sie hatte nicht daran gedacht. Und jetzt, nach der Darlegung des Orakels, mochte Hasaa nicht mehr zurückgehen. Dafür war das Orakel zu ... bedrückend gewesen. Also blieb ihr nichts übrig, als zu

warten.


Im Laufe des Tages kamen vier Leute in ihr Zelt. Alle wollten sie kleinere Wehwehchen und Verletzungen behandelt haben, keiner suchte den Rat der Geister. Hasaa verband die Hand, gab die Salbe gegen Brandwunden aus, verabreichte den Trunk gegen einen verstimmten Darm und massierte den Nacken, um die fürchterlichen Kopfschmerzen zu vertreiben, ohne wirklich bei der Sache zu sein. Ihr Verstand war zu sehr damit beschäftigt, was das Orakel zu bedeuten hatte und wer der Schwarze Bulle sein könnte. Vielleicht ein Geist? Nein, es ging um die Hilfe für die Kinder Ljolnas. Es musste etwas weltliches sein.

Gegen Abend hielt sie es fast nicht mehr aus. Sie war gerade auf dem Weg zum Zelteingang, da hörte sie die Alarmtrommel. Reiter eines fremden Stammes! Schnell sammelte sie alle Tücher und jedes bisschen Wundsalbe, das sie finden konnte. Wenn es zum Kampf kommen sollte, würde sie es brauchen. Doch schon kurz darauf kam Entwarnung. Dennoch wusste sie, dass sie zunächst im Zelt bleiben sollte. Wenn die fremden Reiter zu viele hübsche Frauen draußen sahen, mochten sie es sich anders überlegen. Und Hasaa war hübsch: rundlich an den richtigen Stellen, mit einer klaren, hellen Haut voller Sommersprossen, und nicht so groß, dass es den eher gedrungenen Männern ihres Volkes

unangenehm gewesen wäre, im Gegenteil. Dazu ihre wunderschönen Haare und die ungewöhnlichen Augen, und jeder Mann hätte sie gern zu sich genommen - wenn sie denn keine Weise Frau gewesen wäre.


Auf einmal fiel ein großer Schatten auf ihren Zelteingang. Eine große Hand in schweren Handschuhen schlug die Plane zurück. Hasaa konnte durch den niedrigen Einstieg das Gesicht des Mannes noch nicht erkennen, doch eine tiefe, dunkle Stimme fragte rau, aber höflich:
"Weise Frau, ich suche Hilfe. Darf ich eintreten?" Hasaa nahm all ihren Mut zusammen.

"Natürlich."

Als der Mann den Raum betrat, hätte Hasaa fast aufgeschrien. Es war der größte Mann, den sie je gesehen hatte, und seine Haut war von oben bis unten schwarz. Sie neigte respektvoll den Kopf, um ihre Fassung wiederzugewinnen.

"Was kann ich für Euch tun, Häuptling?" Dass dieser Mann ein Häuptling war, war unbezweifelt. Niemand aus den umliegenden Stämmen würde es auch nur im Traum wagen, sich diesem Giganten entgegenzustellen.

"Ich fürchte, ich bin krank, Weise Frau. Mein Name ist Zhym, der Schwarze Bulle, und ich brauche dringend die Hilfe der Geister", erklärte er. Sie wagte es, wieder hoch zu schauen.

Sein Gesicht war gar nicht so furchteinflößend, wie sie befürchtet hatte. Zwar sah man im Halbdunkel der Öllampe fast nur die Augäpfel mit den seltsamen, hellgrünen Augen, doch was sie von seinen Gesichtszügen sehen konnte, waren sie feingeschnitten und klar definiert. Die steile Falte auf der Stirn zeigte, dass er gewohnt war, Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unangenehm waren, doch die breite Nase und die sehr vollen, weichen Lippen entschärften die Härte seiner Augen. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Beklemmung, Neugier und ... Scham? Sie bemerkte, dass sein Blick an dem halbmondförmigen Muttermal zwischen ihren Augen hing. Also ging sie an ihm vorbei, um

den Zelteingang zu schließen, sprach eine kurze Beschwörungsformel und wandte sich dann zu ihm um.

"Nichts von dem, was Ihr sagt, wird nach draußen dringen, Häuptling. Mein Name ist Hasaa, und Ihr könnt mir ohne Scham berichten, welche Hilfe Ihr sucht", versuchte sie, dem Mann seine Vorbehalte zu nehmen. Er wand sich dennoch ein bisschen.

"Dazu muss ich weiter ausholen, Weise. Ich bitte also um Geduld", erklärte er.

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Lessa
Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.

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Frettschen Warum kann ich nur 1 Herz vergeben???
Sehr fein, liebe Lessa!
Ich bin mir sicher, die Story wird weitergehen ... und ich werde sie mitverfolgen ...
Ein guter Schreibstil und feine Wortwahl. Bis auf kleine Ausrutscher in unsere Umgangssprache. Ich wollte mir die Stellen merken, hatte aber keine Lust, während der angenehmen und zugleich spannenden Geschichte, Notizen zu machen.
Auf Seite 11 - also Ende des Kapitels - wurdest du plötzlich schneller in der Abhandlung. Zu plötzlich ließ sich Hasaa in die Welt der Geister rufen. Da täte noch ein wenig Schmückung gut, damit das stets begleitende "Was-kommt-jetzt-Kribbeln" erhalten bleibt.
Seite 28: "und fertig war eine gute Partie" ach, das knallt so richtig raus - für mein Gefühl. Ich bin mir sicher, dafür fallen dir mystisch angehauchte Worte ein, die den Zauber Hasaas Gestalt viel besser unterstreichen.

Alles in allem gefällt mir deine Geschichte und hat das Potenzial für einen 500 Seiten-Roman, den ich nicht aus der Hand legen würde.

Super, super, super :)
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Vielen Dank, liebes Frettschen, für alles! Ich fürchte, so lange würde die Geschichte auch werden ^^ Allerdings kann ich gerade nicht die Zeit erübrigen, daran weiterzuschreiben, weil ich mit Thiar in den letzten Zügen zu unserem SF-Buch liege.

Um die Stellen, die du angesprochen hast, werde ich mich mal kümmern, auch um die, die JanaRetlow meinte.
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Gottchen ... was für ein kompliziertes Lesen. Aber - interessant, sich durch die Wörter durchzuwuseln ... :D
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke Andy, auch für Taler und Herz!
Was findest du daran kompliziert? Die Geister und das Drumrum? Oder allgemein?
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Die Namen der Geister zum Beispiel. ;)
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Barbara Wood erinnernd! Und ich liebe sie

Im Moment jedoch kann ich nur stückchenweise lesen. Selbst (und das ist kein Vorwurf) 32 Seiten sind mir grad zuviel (Tabletten können ja so verdammt die Konzentration schwächen :( )
Bin gespannt auf den weiteren Werdegang der Geschichte.
Mutig, mutig es gleich in ms zu tippern. Da hatte ich schon Pech


LG Ella
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke Ella, natürlich auch für Taler und Fav! Ja, ich hatte auch schon Pech, aber nicht so viel wie beim Rüberbringen aus Word. Umgekehrt klappt das schon besser - einmal aus MS raus nach Word zum sichern.
Die 32 Seiten sind einer der Gründe, warum ich es gleich in MS mache - sonst seh ich nämlich gar nicht erst, wie viel das schon ist. Als ob ich in Word auf meinen Seiten-Zähler gucken würde, wenn ich grad im Schreibfluss bin.

Die Geschichte wird weitergehen, allerdings weiß ich noch nicht genau, wie, wann und wo. Ich bin gerade dabei, mit Thiar mein erstes Buch abzuschließen, das veröffentlicht werden soll, und kann daher nicht absehen, wann ich zum weiterschreiben hieran komme - oder ob ich das dann auf MS veröffentliche, oder als Freebie bei den E-Book-Anbietern, bei denen auch unser Buch ist.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Na ja, dein Schrebistil ist schon nicht schlecht, sofern ich das als Laie beurteilen kann. Aber inhaltlich gibt es mir nichts, eigentlich vertane Zeit ...
Sorry, ich hab's eben mal versucht, bin wohl zu alt dafür ...
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Schade. Vielleicht erst, wenn die weiteren Teile online sind, aber für die werde ich noch eine Weile brauchen.
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Gefällt mir ausnehmend gut. Boah ... die Namen und Bedeutungen der Geister und Runen ... klasse. So was lese ich lieber, als schreiben ;)

Ähm ... ich stimme JanaRetlow zu. Schreibe alles erst für dich und kopiere dann in mystroies. So mache ich es auch. Der Vorteil ... du hast es dann nochmals extra als Manuskrip. man kann nie wissen.

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
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