Aberglaube
Die Schritte auf dem Gang waren verstummt.
Er hielt den Atem an, versuchte sich stärker auf sein Gehör zu konzentrieren, doch das Rauschen des Blutes in seinen Ohren und das Geräusch seines wild pochenden Herzens übertonten alles andere, die zitternden Hände wurden immer feuchter, sodass das Messer allmählich seinem Griff zu entgleiten drohte. Dann hörte er das Jaulen; es klang nicht wie das eines Hundes oder Wolfes, es war anders, gespenstisch, unheilvoll und er begann still zu beten.
„Silber schützt vor dem Bösen“, hauchte er,
berührte kurz das filigrane Kreuz, das an einer Kette um seinen Hals hing - er konnte nur hoffen, dass es wirklich so war.
TAG 87, 27.Juli 2016