Ohne Hoffnung, kein Leben
Was bisher geschah:
Bei so vielen Kindern, da fällt es gar nicht auf, wenn mal eines von ihnen fehlt. So kommt es auch, das an diesem Morgen ein Kind nicht am Frühstückstisch sitzt. Und der Pfleger, der es erst ziemlich spät bemerkt hat, schaut überall nach und findet aber die Kleine nicht. Er weiß ganz genau, wer da fehlt. Da sie in keinem der unteren Räume zu finden ist, geht er die Treppe hinauf, die zu den Schlafräumen der Kinder führt. Noch nicht ganz oben angekommen, kann er schon das Schluchzen eines Kindes wahr nehmen.
Leise öffnet er die vermeintliche Zimmertür, aus dem er die Geräusche vernommen hat und kann sofort das kleine Mädchen sehen, das da auf dem mittleren Bett liegt und bitterlich weint. „Nanu, warum weinst du denn so sehr? Warum warst du nicht zum Frühstück unten gewesen.?“
Schicksalsroman/ Thriller Teil 6
Dabei setzt er sich auf die Bettkante und streichelt dem Mädel sanft über das Haar.
Er wollte damit erreichen, dass die Kleine sich langsam beruhigen kann, um ihm dann sagen zu können, was los ist. Was er dann vernahm, konnte und wollte
er nicht glauben. Leise stammelt Marina, „Der Nikolaus war nicht bei mir gewesen.“
„Das kann aber nicht sein, denn jedes Kind hat etwas erhalten.“
„Nein, meine Stiefel standen leer und ganz alleine dort draußen vor der Tür“, meint Marina noch immer sehr aufgelöst, unter Tränen.
„Ich schau einmal nach, ob ich den Nikolaus noch irgendwo finden kann und frage ihn einfach mal, warum er dich vergessen hat. Ja, kleine Maus?“
„Ja“, sagt das Kind und geht mit dem Pfleger hinunter zum Speisesaal.
Schnell war die Zeit vergangen und der Tag kam, an dem sie endlich wieder nach
Hause darf. Eine Frau Häger von der Jugendfürsorge holt sie ab, um sie zurück in ihr Elternhaus zu bringen.
„Ihre Mutter hat gerade erst ihr viertes Kind geboren und der Vater ist immer noch auf See, so hat man mich beauftragt dieses Kind nach Hause zu schaffen.“
So versucht es diese Dame der Kurleiterin zu erklären und dabei sah Marina dieser Frau einmal ins Gesicht. Irgendwo, da hat sie diese Frau schon einmal gesehen. Doch die Kurleiterin holt sie schnell wieder aus ihren Gedanken zurück und fragt diese Dame, „Wirklich schon das vierte Kind? Die Kleine wird doch im Frühjahr erst einmal
sechs Jahre alt. Wie geht es denn den anderen Kindern so?“
Die Jugendfürsorgerin zuckt nur mit den Schultern, worauf die Kurleiterin weiter spricht.
„Na das Kind kann einem ja wirklich leid tun. Kein Wunder das sie so seltsam Ruhig ist und wer weiß was ihr im Elternhaus alles geschehen war und noch wird.“
Nach diesen Worten dreht sie sich zu dem Kind um und meint ganz nebenbei, „Du hast noch eine kleine Schwester bekommen, freust du dich darüber?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, gibt sie der Jugendfürsorgerin die Papiere und wünscht ihr noch alles Gute. Gemeinsam,
ohne auch nur ein Wort miteinander zu reden, gehen sie zum Bahnhof. Ein jeder kann es wohl ganz deutlich sehen, dass es der Frau nicht Recht ist, dieses Kind nach Hause zu bringen. Schließlich ist es ja bald Weihnachten, wo ein jeder versucht seine Geschenke zu kaufen und was da noch so anfällt. Doch der kleinen Marina war das alles egal. Sie möchte nur noch so schnell wie möglich, nach Hause kommen. Endlich wieder in Rost angekommen, atmet das Kind erleichtert auf. Alles um sie herum das kam ihr so vertraut vor, als wenn sie erst gestern noch hier auf der Stelle gestanden hätte. Gerade will sie loslaufen, als just in diesem Augenblick Frau Häger, so heißt
diese Dame, sie an die Hand nimmt und noch dazu sagt, „Komm, ich möchte noch rechtzeitig diese Straßenbahn dort drüben erreichen. Beeile dich doch mal etwas! Du bist ja lahm wie eine Ente!“
Keiner weiß warum, doch plötzlich fängt Marina gar fürchterlich an zu schreien und brüllt dazu; „Lass mich endlich los, ich kann auch ganz alleine nach Hause gehen. Ich kenne doch den Weg schon.“