Kurzgeschichte
Der Geburtstagsmuffel - HP-NG-OneShot

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"HarryPotter-NextGeneration-OneShot"
Veröffentlicht am 24. Juli 2016, 48 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Melinda Nagy - Fotolia.com
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Über den Autor:

Hey und Hallo :) ..., seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt. Zu meinen fav. Fandoms zählen: »Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr. Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie Zu meinen ...
HarryPotter-NextGeneration-OneShot

Der Geburtstagsmuffel - HP-NG-OneShot

Der Geburtstagsmuffel

ANMERKUNG

"Der Geburtstagsmuffel" entstand im Rahmen einer Geburtstagswichtelaktion. Die Geschichte ist im "Harry Potter"-Univensum anzusiedeln, das durch J.K.Rowling ihren Anfang nahm.


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Die Nase kräuselnd blickte Roxanne Weasley in den Spiegel vor sich und prüfte, ob sich nicht doch schon eine kleine Falte in ihr Antlitz geschmuggelt hatte. Nein, zum Glück nicht. Doch für Falten, ob nun Alters- oder

Sorgenfurchen, schien sie ohnehin noch viel zu jung zu sein. Heute, nur wenige Tage vor Halloween, jenem Fest der Toten, begann für sie ein neues Lebensjahr. Mit der Zeit hatte sich die junge Frau eingestanden, dass es wohl kein Triumph sein mochte, dem Alter und Gebrechen immer näher zu rücken, und obwohl sie sich mit der Tatsache abgefunden hatte, dass Zeit eher einem kostbaren Gut gleichkam, mochte sie jenen Tag nicht missen, auch wenn ihre Stimmung alles andere als heiter zu beschreiben war. Seufzend wandte sie sich von ihrem Ebenbild ab, erlag dem Versuch, ihre störrische Weasley-Mähne zu bändigen

und entschied sich dazu, es bei der wuscheligen Haarpracht zu belassen. Heute wurde sie volljährig, heute feierte sie ihren siebzehnten Geburtstag und heute würde sie nicht anders aussehen, als sonst. Schnell war sie in den Schlafsaal der Mädchen zurückgekehrt und in Windeseile prangte die Schuluniform Hogwarts´ an ihrem Leib. Das Emblem des goldenen Löwen auf dem scharlachroten Untergrund wies sie nicht nur als Schülerin des englischen Zauberei-Instituts aus, sondern auch als eine Schülerin Gryffindors, eines der vier Häuser, die die magische Schule repräsentierten. Ihre beste Freundin,

Hayley Chang, war in Ravenclaw untergekommen. Doch auch ihre Cousinen und Cousins, von denen sie, aufgrund der Größe der Familie Weasley, eine Menge vorzuweisen hatte, fanden sich den verschiedensten Häusern wieder. Zu Roxannes liebsten Verwandten zählten unweigerlich Dominique, eine Hufflepuff, die gern mit französischem Akzent sprach, um die mütterliche Herkunft nicht zu untergraben, und Lucy, die dem Wissen ihres Vater Percy in nichts nach stand und ebenso bei den Adlern Ravenclaws eine Art Ersatzfamilie und Freunde gefunden hatte. Und bald schon, so entsann sich die

junge Frau, würde sie Hogwarts und ihre Freunde verlassen müssen. Jede Hexe und jedem Zauberer war es überlassen, nach dem sechsten Jahr von der Schule abzugehen, oder aber, wenn man auf einen höheren Abschluss zuhielt, noch weitere zwölf Monate dranzuhängen. Noch immer haderte die Hexe mit sich, ob sich nicht nach den letzten Prüfungen im Juni des nächsten Jahres, die Alternative bot, ein Stipendium zu erhaschen, das es möglich machte, bei einer der größten und erfolgreichsten Quidditch-Mannschaften zu trainieren. Dass Roxanne Talent besaß, hatte sie ihren Eltern zu verdanken, denn George und

Angelina Weasley waren zu jener Zeit berühmt und berüchtigt. Ihre Mutter selbst war Profi-Spielerin bei den „Holyhead-Harpies“, nachdem sie sich dazu entschloss, dem Wohle der Familie und ihrer Kinder zu liebe, nur noch ab und zu an Trainingsstunden teilzunehmen. Doch als man ihr vor drei Jahren erneut einen Vertrag unterbreitete, als Co-Trainerin dabei zu sein, hatte sich Angelina nicht lange bitten lassen. Und wenn es ihr, Roxanne, gelinge, eines dieser heiß begehrten Stipendien zu ergattern, würde die Brust ihrer Mutter vor Stolz anschwellen und ihr Vater würde Freudentränen vergießen, obwohl es

George Weasley nie würde zugeben wollen. Die junge Gryffindor liebte Quidditch, ganz im Gegensatz zu ihrem, um zwei Jahre älteren, Bruder Frederik, den man schlicht „Fred“ rief. Dieser hatte es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu helfen und war nun seit einem Jahr als angehender Heiler im St. Mungo Hospital tätig. Zwar hatte Fred noch eine Menge Arbeit vor sich, und Jahre, die es benötigte, das Gelernte auch zu begreifen und korrekt anzuwenden, doch momentan schlug er sich wacker. Anders als Fred, teilte Christopher McLaggan ihre

Obsession. Beide verband nicht nur die Liebe zu dem beliebtesten Sport in der Zauberer- und Hexenwelt, sondern auch eine innige Freundschaft. Als man Roxanne, in ihrem zweiten Jahr, ins Quidditch-Team holte, war der um ein paar viele Monate jüngere Christopher bereits als Aushilfssucher aufgestellt worden. Sich am blonden Hinterkopf kratzend, hatte er ihr lächelnd die Hand zur Begrüßung gereicht und gemeint, dass er eigentlich an der Position des Hüters interessiert sei. Verdutzt hatte das Mädchen den Kopf schief gelegt und entgegnet, dass er für einen Hüter eigentlich zu dünn und zu klein wäre.

Beide spielten von Anfang an mit offenen Karten, einen Charakterzug, den Roxanne sehr schätzte. Aber mit der Zeit und den folgenden Jahren, hatte sich aus der Freundschaft beider eine komplizierte Beziehung ergeben. Nun, nicht direkt kompliziert, eher hatte die junge Frau noch immer ein seltsames Gefühl, da aus dieser tiefen Verbundenheit plötzlich mehr wurde. Allerdings verstand es Christopher, ihr die Angst und die Befangenheit zu nehmen, doch noch immer konnte es keiner von ihnen lassen, seinen Gegenpart mit Sprüchen aufzuziehen. Chrox oder Chroxy, wie man sie seit über

einem Jahr schimpfte, sobald man beide zusammen sah, hatte sich bereits in den Köpfen der Mitschüler etabliert. Auch wenn sich Roxanne nicht selten über diesen dummen Spitznamen beider ärgerte, fand Christopher ihn hingegen amüsant. Breitgrinsend hob er die schlaksige Brust nach vorn, während sein Gang nicht aufgesetzter, übertrieben stolzierender hätte wirken können. Vom Schwarm und Trainingspartner, zum besten Freund und Seelengefährten. Seltsam, wie das Schicksal manchmal Mau-Mau mit einem spielte. Unglücklicherweise regnete es seit dem

letzten Wochenende ununterbrochen und mit der Nässe kroch auch die Kälte in die alten Gemäuer des Schlosses. Der Herbst war bereits Mitte September über die Ländereien gezogen, hatte die Blätter gefärbt und sie letztendlich den Bäumen entrissen. Pfütze reihte sich an Pfütze, doch dem magischen Zauber Halloweens konnte sich niemand entziehen. Längst wurden Kürbisse ausgehöhlt und mit teils fiesen, teils lustigen Fratzen versehen. Die Hauselfen übertrafen sich mit Köstlichkeiten. Von Kürbispastete, über Kürbisbrot und Kürbissuppe. Seit Tagen schien es, als gäbe es kein anderes Gemüse, dem es mehr Aufmerksamkeit zu schenken

galt. Laut gähnend ließ sich die junge Gryffindor auf ihrem Stammplatz am Haustisch der Löwen nieder. Zwar hatte sie sich an die prasselnden Tropfen gewöhnt, doch zur Ruhe kommen wollte ihr nicht gelingen. Nicht, dass Roxanne aufgeregt war, alle Euphorie war mit den Jahren geschrumpft, aber etwas hatte sie nicht einschlafen lassen. Gedanken, so viele, über ihre Zukunft, das Für und Wieder eines vorzeitigen Abgangs von der Schule. Aber solang man ihr noch nicht versicherte, dass sie als angehende Spielerin, und sei es auch nur in der zweiten Liga, einen Platz in der Mannschaft hatte, musste sie sich

nach anderen Möglichkeiten umsehen. Und jene setzten nun mal eine gute bis sehr gute Schulausbildung voraus. Vielleicht käme auch ein Praktikum im Ministerium für Zauberei infrage, oder aber sie jobbte, übergangsweise, bei Onkel Ron und ihrem Vater in „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“?! Ein Seufzer verließ ihre Lippen, während sie auf den leeren Teller vor sich blickte, der ihr trostlos und beinahe trotzig entgegen starrte. Abrupt taten sich sämtliche Speisen vor ihren Augen auf, die es am frühen Morgen zu vertilgen galt. Die Hauselfen schienen genau zu bemerken, ob und wann sich jemand auf den Bänken niederließ.

Wieder etwas, an das sie sich lange hatte gewöhnen müssen. Kurzentschlossen griff Roxanne nach einer Scheibe Weißbrot, etwas Wurst, sowie einer Schüssel, in der sich wenige Sekunden später Cornflakes wiederfanden. Mit verdrießlicher Miene löffelte sie die Cerealien, in Gedanken immer noch bei den letzten Stunden, die sie wachlag, als sich jemand von hinten an sie schlich und in eine feste Umarmung zog. Erschrocken schnappte Roxanne nach Luft und hätte sie das quiekende und quietschende „Alles Gute zum Geburtstag, Roxy!“ nicht dran erinnert, wäre ihr wohl ein gewaltiger Fauxpas

unterlaufen. An ihren Rücken jedoch klammerte sich Hayley, die dem Versuch erlag, ihre beste Freundin zu Tode zu knuddeln. „Man wird nur einmal Siebzehn!“, flötete diese und ließ endlich von dem Mädchen ab, das erleichtert nach Atem rang. Roxanne wandte sich zu der Ravenclaw um und grinste ihr entgegen. „Du freust dich ja gar nicht!“, maulte Hayley und schob schmollend die Unterlippe vor. „Doch, Hayls“, beteuerte Roxanne, „du hast mich nur erschreckt.“ Hastig ließ sich die um einen Kopf kleinere Hayley neben ihr nieder und betrachtete Roxanne aus ihren dunklen

Augen heraus. Erheiternd nervös und hibbelig tippelte das Mädchen mit den Knien und das Lächeln auf ihren Lippen schien alsbald bis zu ihren Ohren zu reichen. „Hier!“, sagte Hayley knapp und drückte ihr einen Brief in die Hand. „Ich bin so aufgeregt!“ „Hayley“, seufzte Roxanne und rollte die Augen. „Verdreh nicht die Augen, los, aufmachen!“, wie auch immer es dem Mädchen gelang, aber Hayley schaffte es stets, Frohsinn und Leichtigkeit unter die Leute zubringen. Höchstwahrscheinlich hatte sie einen „schlechte-Laune-Radar“, der trübe

Stimmungen aufspürte und sich bemühte, jene in Glückseligkeit zu verwandeln. Roxanne fummelte eine Weile an dem Kuvert herum, ehe sie mit dem Zeigefinger unter die Lasche fuhr und das Papier Stück für Stück aufriss. „Oh, Hayley“, lachte Roxanne auf, „ein Wellnesstag? Wirklich?“ „Ja, aber er ist von uns allen spendiert, auch wenn Nicky und Lucy sicherlich nicht darüber erfreut sind, dass ich dir den Gutschein schon gegeben habe.“, ließ Hayley verlauten und blickte sich suchend nach den anderen beiden Mädchen um. „Du bist um diese Jahreszeit immer so... mürrisch. Dem wollten wir Abhilfe schaffen. Aber du

kannst den Tag nehmen, wann du möchtest. Wir haben extra darauf bestanden, dass das vermerkt wird.“ „Mürrisch? Ich?“, in einem leichten Anflug von Unglauben entfloh Roxanne ein verwirrtes Kichern, doch ihre Freundin bestätigte ihre Frage mit einem bejahenden Nicken, grinste jedoch. „Wie dem auch sei... oh, sieh mal!“, Roxanne folgte Hayleys Blick, die ihren Kopf in Richtung der hohen Fenster umgewandt hatte, ehe eine Schar Eulen, Uhus und Käuze durch ebenjene hinein geflattert kam. Einige geflügelte Boten hatten nur die morgendliche Post für die Klassenkameraden im Schlepptau, während die größeren Tiere mehr mit

sich herum zutragen hatten. Verdutzt sah sich Roxanne in der Großen Halle um, die sich allmählich füllte und den flatternden Haufen erklärte. Drei große Eulen jedoch hielten genau auf sie und Hayley zu. An den Krallen hatte man ihnen ein großes Paket gebunden, das die Überbringer jedoch sanft und ruhig auf dem polierten Holz des Haustisches absetzten. Hayley, neben ihr, nieste laut. Federn und Milben, eine teuflische Kombination, die dem Mädchen nie behagten, doch mit Katzen und Kröten hatte die junge Miss Chang kein Problem. Ein erneuter Nieser hielt Roxanne dazu an, den Eulen schnell die Last von den Beinen zu binden, ehe sie

ihnen jeweils ein Stück Brot hinhielt, die die geflügelten Wesen entgegen nahmen. Eiligst verließen die Boten die Große Halle auf selben Wege, wie sie hereingekommen waren. Nur ein kleines Käuzchen blieb seelenruhig auf dem Tisch hocken. Peacock war seit ihrem ersten Schultag Roxannes Begleiter, und dieser hüpfte aufgeregt vor seiner Herrin auf und ab. Inzwischen hatte Hayley ein Taschentuch vor der Nase, und als sie sprach, klang ihre Stimme gedrungen, nasal und gepresst. „Dass du ihn Peacock genannt hast, wo doch nicht mal Ähnlichkeit mit einem Pfau hat.“, doch Roxanne überging die Spitze ihrer Freundin, denn sie wusste,

dass Hayley, hinter dem Taschentuch, grinste. Ein erneutes Niesen folgte, sowie ein schnaubender Laut. „So ein braver“, lobte Roxanne ihr Käuzchen und strich ihm über das Gefieder, ehe sie auch ihrem Freund ein Stück Toast reichte. Kurz schuhute dieser und verlangte, ein Bein ausstreckend, dass man ihm das kleine Paket abnahm. Eine Weile nestelte die Gryffindor an dem Band herum, unweigerlich die Handschrift ihrer Mutter, ehe ein frustrierter Seufzer ihre Lippen verließ. Mit einem Schlenker des Zauberstabes löste sich der Knoten und Peacock war endlich befreit. Als er die Flügel spannte und aufgeregt flatterte,

gab Hayley nur ein Brummen von sich, da der kleine Kauz, ehe auch er die Halle verließ, noch seine, für ihn üblichen, drei Kreise um Roxannes Kopf zog. „Das sieht jedes Mal aus, als hättest du einen Vogel“, kicherte Hayley. „Hab ich ja auch“, bestätigte das Mädchen mit einem Zucken der Schultern, und Roxannes Augenmerk fiel auf das kleine Paket. Es war gerade groß genug, dass Peacock es transportieren konnte. „Ein Heuler?“, fragte Hayley und deutete nickend auf das Päckchen. Wieder zuckte Roxanne die Achseln. „Viele Heuler?“ Vorsichtig griff Roxanne nach der

Schachtel und schüttelte sie. Hayley wich automatisch zurück. Doch nichts knallte, oder explodierte. Etwas schweres klimperte darin, holperte von einer Ecke in die andere. Wenn es von ihrem Vater kam? Nun, dieser war für seine schräge Art von Witz und seinen seltsamen Humor bekannt. Schnell war das Packpapier verschwunden, die Lasche des Pakets jedoch mit Klebeband verschlossen. Wieder fuhr das Mädchen mit dem Finger unter das Band und als es ihr gelang, das Päckchen zu öffnen, hielt sie jenes weit von sich streckt. „Vielleicht kommt Suppe raus, oder grüner Schleim“, rechtfertigte sie ihre Tat, da Hayley ebenso misstrauisch das

Tun ihrer Freundin beäugte. Doch nichts quoll daraus hervor, oder bedeckte Hände, oder gar den Tisch, mit einer schleimigen, stinkenden, klebrigen Masse. „Oh, es glitzert“, stellte Hayley fest, als sie ihren Blick auf die Schachtel richtete. Im Innern des Päckchens, in scharlachrotem Samt gebettet, lag eine Uhr. „Ach Mum“, lachte Roxanne auf, „eine Planetenuhr.“ Wie Fred, der vor zwei Jahren Volljährig wurde, bekam auch das Nesthäkchen Angelina und George Weasleys den typischen, für Zauberer und Hexen zum Anlass passenden

Zeitmesser, dessen zwölf Zeiger sich nicht etwa auf einem Zifferblatt bewegten, sondern zwischen sich drehenden kleinen Planeten. Welchen Zweck diese Uhr erfüllte, darüber wurde hartnäckig spekuliert, doch Roxanne freute sich dennoch, das an einer solchen Tradition festgehalten wurde. Ein Lächeln legte sich auf die Züge des Mädchens. Denn diese Uhr war einst jene, die Opa Arthur ihrem Vater vermacht hatte. Nachdem sich die hektischen Flecken auf Hayleys Gesicht gelegt hatten, trotten auch die übrigen Schüler langsam aber stetig an ihre Tische. Dominique und Lucy waren die

Nächsten, die ihrer Cousine gratulierten, auch wenn ihnen, wie von Hayley bereits erwartet, nicht gefielt, dass diese das gemeinsame Geschenk bereits überreicht hatte. „Du siehst müde aus“, stellte Lucy mit banger Stimme fest, und abrupt unterzog auch Dominique ihre Cousine einem prüfenden Blick. „Deine Augenringe haben Augenringe“, meinte diese und schaute nicht minder sorgenvoll drein. „Pass lieber auf, dass du auch in Form bist, Roxy, wenn wir euch in drei Wochen vom Feld fegen! Apropos: Wo ist eigentlich Chris?“ Dominique reckte den Hals, um nach dem Freund der Gryffindor Ausschau zu

halten. „Ach, der kommt doch sowieso immer zu spät“, entkam es Hayley gedehnt. Eine Tatsache, die sich beinahe alltäglicher Beliebtheit erfreute, denn nie gelang es dem jungen Gryffindor wirklich pünktlich zu sein. „Alles Gute, Roxy, bis später.“, meinte Dominique, drückte das junge Fräulein an sich, ehe sie die Beine über die Bank schwang und sich zu ihrem Haustisch begab. Roxanne bemerkte nicht, wie das blonde Mädchen den anderen ein kurzes, wissendes Augenzwinkern zukommen ließ. Die erste Doppelstunde Zaubertränke

war, für Roxannes Geschmack, als erträglich zu beschreiben. Es gehörte zwar nicht zu jenen Fächern, bei denen sie mit Talent hervor stach, doch sie schlug sich tapfer. Christopher erschien, wie üblich, fünf Minuten zu spät und verkroch sich, mit gesenktem Haupt, an den Nebentisch. Roxanne hatte die Augenbrauen zusammengezogen und blickte fragend zu ihm herüber, doch der junge Mann schien keine Notiz von ihr zu nehmen. Auch, als es läutete, war Chris einer der ersten, der die Kerker verließ und sich auf den Weg zum Verwandlungsklassenzimmer machte. Als Roxanne den Raum betrat, saß

Hayley bereits an ihrem Stammtisch und sah verwundert zu ihr auf. Die junge Gryffindor zuckte mit den Schultern. „Was ist denn los?“, fragte Hayley und wirkte offenkundig besorgt. „Nichts“, murmelte Roxanne zurück und wandte ihr Haupt nach hinten, um in die vorletzte Reihe zu spähen, doch wieder schien Christopher nicht daran interessiert, ihren bohrenden Blick aufzufangen, gar schien es, als weiche er ihr aus. „Also, dass er zu spät kommt, ist ja nichts neues. Habt ihr euch gestritten?“, so sehr Roxanne ihre beste Freundin und ihren Freund auch liebte, doch die Fragerei und das Ignorieren wollten ihr

so gar nicht gefallen. Seufzend richtete sie ihren Blick nach vorn, legte den Kopf auf den Armen ab und wartete, was Professor Thurkell heute für sie in petto hatte. Auch als sie nach dem Mittagessen zu Kräuterkunde gingen, hatte sich an der abweisenden Haltung des jungen Gryffindors nichts geändert. Stur war dieser einige Schritte vor gelaufen, während Roxanne mit Hayley hinter ihm her stiefelte. Selbst die freudige Begrüßung Professor Longbottoms, der ebenso Hauslehrer der Löwen war, und dem Mädchen unter aller Augen nur das Beste zu ihrer Volljährigkeit wünschte, vermochte weder Roxanne zu

beschwichtigen, noch Christophers Aufmerksamkeit erregen. Da auch am Mittag einige Eulen durch die hohen Fenster herein gesegelt waren, und Päckchen und Briefe für Roxanne mit sich trugen, wunderte es sie umso mehr, dass ihr Freund keinerlei Anstalten machte, ihr zu gratulieren, geschweige denn überhaupt ein Wort mit ihr zu sprechen. Roxannes Stimmung wurde von Minute zu Minute verdrießlicher. Nicht nur heute Morgen, als sie bereits einen Fuß, so schien es, falsch aufgesetzt hatte, auch, dass sie einer der wenigen Menschen, denen sie vertraute, so vollkommen im Regen stehen ließ, trug

nicht zur Erheiterung oder gar feierfreudigen Erwartung bei. Sollte sie Fred um Rat bitten? Doch die Eulen wären sicherlich nicht schnell genug, auch hätte der junge, angehende Heiler bestimmt mehr um die Ohren, als sich um die klein-Mädchen-Belange seiner Schwester zu kümmern. Blieben noch ihre Eltern. Nun, ihre Mutter würde weit ausholen, und ihr abermals den Unterschied zwischen Mann und Frau erklären wollen, und dass beide eigentlich nie zusammenpassten. Ein sehr negatives Bild, wenn sie da an die Neckereien ihrer Erzeuger dachte. Und ihr Vater? George Weasley war für das Mädchen das wichtigste

Familienmitglied. Er hatte ihr stets zugehört, und ihr Ratschläge gegeben, jene Dinge, die man dem Mann, dem selbst in diesem Alter noch der Schalk im Nacken saß, nicht zugetraut hätte und die eigentlich in der Verantwortung der Mutter standen. Roxanne biss sich auf die Lippen. Schweigend ging sie neben Coraline O´Duffy her, die ihr überschwänglich berichtete, wie sehr sich jene selbst auf ihren Geburtstag freue, und das dieser aber erst im April begangen werden würde. Lächelnd und nickend hatte Roxanne Coralines Ausführungen gelauscht, doch zugehört hatte sie nicht. Abermals seufzte die junge Frau auf,

schleppte sich die große Treppe hinauf, in der Hoffung, vielleicht Hayley zu begegnen, deren Arithmantik-Unterricht eigentlich schon längst hätte vorbei sein müssen. „Hallo Roxanne“, bemerkte Professor Max mit einem Lächeln. „Hallo Professor“, gab Roxanne erschrocken zurück, „ist Hayley schon weg?“ „Ja, wir waren ein paar Minuten früher fertig“, erklärte die hochgewachsene Frau und Lehrerin für Zahlen und Symbolik und schenkte ihr erneut ein freundliches emporziehen der Mundwinkel. „Danke“, meinte die junge Hexe mit

einem Nicken und schlurfte betrübt in Richtung Gryffindor-Turm. In ihrem Schlafsaal angekommen, warf sich Roxanne mit ausgestreckten Armen auf ihr Bett, ehe sie sich herum rollte und zu dem dunkelroten Baldachin aufsah. Noch immer regnete es in Strömen. Die Tropfen klatschten mit aller Wucht gegen die Fenster und auch der Wind hatte zugenommen, sodass sein lautes Pfeifen jegliche Ruhe zunichte machte. Gemächlich schälte sich das Mädchen aus den vor Nässe triefenden Klamotten, schlüpfte in bequeme Jeans, einen Pullover und Turnschuhe, schnappte sich ihre Bücher, Pergamentrollen und Federkiele

und begab stillschweigend in die Bibliothek, um die angefallenen Hausaufgaben zu erledigen, da es im Gemeinschaftsraum zu lärmend war. Nur das Knurren ihres Magens wies darauf hin, dass es an der Zeit schien, sich in die Große Halle zu begeben. Also räumte Roxanne die gebrauchten Bücher fort und ihr Equipment zusammen, ehe sie sich abermals in den Gryffindor-Turm zwang. Wenn Christopher sie ignorieren konnte, dann konnte sie es ebenso. Doch auch, als sie durch das Portraitloch kam und ihn mit seinen Freunden vor dem Kamin sitzen sah, machte dieser abermals

keinen Hehl daraus, sie zu beachten. „Albern“, fauchte Roxanne kopfschüttelnd, stieg die Treppe zu ihrem Schlafsaal hoch und verstaute Hausaufgaben und die Schreibuntensilien. Als sich die junge Frau wieder am Haustisch der Löwen niederließ, stutzte sie, da sie weder Hayley am Nebentisch, noch ihre Cousinen ausmachen konnte. Wenn es etwas Essbares gab, war Hayley meist die Erste, doch diese vermochte Roxanne, selbst nach intensivem Absuchen, nicht zu sehen. Die Türen zur Großen Halle blieben zu den Mahlzeiten stets geöffnet, außer im Winter, wenn es bitterkalt wurde, und man sich an den wärmenden Feuern

labte, wurden diese geschlossen. Doch da es seit einer gefühlten Ewigkeit bereits wie aus Kübeln goss, hatte die Schulleitung beschlossen, dass die Pforte auch im Herbst geschlossen wurde. Von dem Knarren und Scharren nahm kaum jemand mehr Notiz, denn Nachzügler, die erst fünf Minuten vor Ende des Abendessens auftauchten, gab es immer. Umso verwunderter war das Rosanne, als sie eine Gestalt bemerkte, die geradewegs auf sie zu hielt und neben ihr zum Stehen kam. Sie wandte den Kopf und entließ einen schnaubenden Laut. Wortlos griff der junge Mann nach ihrer Hand, zerrte sie von der Bank und führte

sie aus der Halle. Ein Wort des Protestes hatte sich in ihrer Kehle verfangen, doch Roxanne würde Ruhe bewahren. Immerhin war er in der Situation, sich erklären zu müssen. Klirrende Kälte schmiegte sich an ihren Leib, als Christopher sie aus dem Schloss lotste. So beharrlich, wie er schwieg, vermochte sich das Mädchen keinen Reim auf seine Tat machen. Seine linke Hand hielt ihr Handgelenk umklammert, während er sie über das Schlossgelände, bis hin zum Quidditchfeld führte, während der Regen, der schwer aus den Wolken fiel, weiterhin auf sie nieder ging. Anspannung nagte an ihr, wie der

bitterkalte Wind an ihrer Mähne zerrte. Worte, so viele, drängten sich in ihrem Kopf zusammen, doch ihrem Mund entwichen nur Atemwölkchen. Die Dunkelheit hatte sich bereits am Nachmittag herangeschlichen, sodass es nun, um kurz nach sechs, beinahe stockfinster schien. Schweigend drückte der blonde, junge Mann, ihr etwas in die Hand. Jenes Etwas hatte er über den Arm hängend mit sich herum getragen. Ein Umhang, weich und warm. Eiligst warf sich Roxanne den Stoff über und spürte, wie sich Leben zurück in ihren ausgekühlten Körper stahl. Wie Christopher zu dieser Tageszeit

etwas erkennen konnte, war ihr schleierhaft, doch als anfänglicher Sucher und nun Hüter der Quidditch-Mannschaft, musste von dem geschärften Sehvermögen noch etwas vorhanden sein. Irgendwo, in der Mitte des Feldes, blieb Christopher stehen. Mittlerweile waren Hände und Schuhe gleichermaßen klamm. „Machst du mit mir Schluss?“, platzte es, zu ihrer eigenen Überraschung, aus ihr heraus. „Was?“, hätte sie sein Gesicht gesehen, wäre ihr vielleicht nicht der verwirrte Ausdruck darin entgangen. „An meinem Geburtstag?“, atemlos krochen die Worte aus ihrer Kehle. Auf

dem Weg, weg vom Schloss und nun hier her auf das Feld, hatten sich Gedanken herangeschlichen, die nicht bösartiger hätten sein können. „Bist du verrückt?“, hakte Christopher nach und Roxanne konnte Verblüffung und Spott in seiner Stimme hören. „Werd´ jetzt nicht melodramatisch, Roxanne!“ Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, flammten ringsum Fackeln auf, die ihr, aufgrund der Dunkelheit, natürlich entgangen waren. „Das...“, spie sie aus und besah sich das Spektakel, „was ist das? Was soll das?“ Regenwasser rann über ihr Gesicht, wie

Tränen, doch Roxanne mühte sich, jene zurückzuhalten. Christopher hatte ihre Hand losgelassen und zog sich nun seine Jacke über den Kopf, etwas spät, wie ihr auffiel, denn auch seine Kleidung war durchnässt. Sie mochte gar nicht an die Tage denken, die sie im Krankenflügel würde verbringen müssen, wenn Chris sein Spiel weiterhin fortsetzte. Aus dem stetigen Prasseln der Tropfen wurde nur einen Wimpernschlag später ein sanftes Rieseln. Verwirrt blickte sich die junge Frau um. Die Fackeln loderten noch immer in den Verankerungen und schienen nicht von all dem Nass beeinträchtigt worden zu sein. Statt der

schweren, großen Tropfen jedoch, schwebten, wie Schneeflocken, Blüten gen Erdboden. Magisch, gar zauberhaft. Noch immer aus dem emotionalen Gleichgewicht geraten, blickte das Mädchen mit immer größer werdenden Augen um sich. Nicht eine Silbe verließ ihren Mund, während sich feine, in allen Farben präsentierende Blüten auf Haupt und Schultern niederließen. Überwältigt von dieser Art von Zauber, der definitiv erst am Ende des siebten Schuljahres gelernt werden würde, hatte Roxanne wahrlich Mühe, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. „Wie?“, holperte es dennoch über ihre

Zunge. „Wie?“, fragte Chris lachend und kratzte sich am Hinterkopf. „Wie überhaupt? Wieso? Warum? Au!“ Roxanne hatte ihn in den Oberarm geboxt, als er mit seinen fadenscheinigen Fragen fort fuhr. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich die verschiedensten Gefühle wider. Freude, Wut, Glück, Angst, Überraschung, Bedauern, doch nichts davon ließ sich wirklich einordnen oder in Einklang bringen. „Also haben die Mädels dicht gehalten?!“, mehr eine zufriedene Feststellung, als eine Frage, ehe sich Christophers Lippen zu einem Lächeln

kräuselten. „Wie?“, abermals wich die Frage aus ihrer Kehle und Roxanne erntete nur ein kehliges Lachen. „Bei Hayley hatte ich so meine Bedenken.“, gab Christopher zu und hörte, nicht unweit hinter sich, protestierende Worte. Roxanne blickte hinter seinen Rücken und lachte. Laut wetternd hielt das Mädchen auf sie zu, als plötzlich aus alles Ecken des Feldes Leute in den Lichtkreis und in das Blickfeld Roxannes rückten. Freunde, Familie, all jene lieben Menschen, die ihr wichtig waren. „Überraschung“, sagte Christopher mit einem süffisanten Grinsen, ehe er mit

den Schultern zuckte. „Ich weiß, du magst eigentlich keine Überraschungen, und Überraschungspartys schon gar nicht, aber das konnten wir uns einfach nicht verkneifen. Alles Gute zum Geburtstag, Roxy.“ Mit seiner Gratulation, und den Worten, die sie aus ihrer Anspannung befreiten, zog sie Christopher zu sich und platzierte seine Lippen mitten auf ihren Mund. „Du... bist so gemein!“, fauchte Roxanne als beide voneinander abließen, klammerte sich jedoch weiterhin an den Stoff seines Pullovers und legte den Kopf an seine Schulter, als der Strom an Glückwünschenden auf sie zuhielt.

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Über den Autor

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Hey und Hallo :) ...,
seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt.
Zu meinen fav. Fandoms zählen:
»Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr.
Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie
Zu meinen Lieblingsautoren zählen: John Green, David Nicholls, Stephen King, Michael Gerber, Karen Marie Moning, Meg Cabot, Anne Rice, Joanne K. Rowling, Veronica Roth, Suzanne Collins, Cassandra Clare, Stephenie Meyer und Lara Adrian

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Ihr findet mich auf ebenso auf folgenden Seiten:
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