Der perfekte Mord
Als berühmter Schriftsteller, der allerdings kein Geld verdient, bin ich praktisch arbeitslos. Trotzdem widerfahren einem Promi, wie mir, doch einige, kuriose Überraschungen. Eines Tages fand ich im Briefkasten einen Brief ohne Absender. Umschlag: 08/15, Briefpapier:08/15 und beschrieben mit irgendeinem Word Programm und Laserdrucker. Unterschrieben war das Anliegen mit M. Ich las.
Lieber Schriftsteller,
schreiben sie mir einen Krimi. Es muss den Mord an der Ehefrau beinhalten und der Mörder muss wegen einem totsicheren Trick schlussendlich davon kommen. Wenn die
Geschichte gefällt, zeige ich mich großzügig mit 5000 € Entlohnung. Das Werk sollten sie am 23.08.2021 im Agra-Park, Antentempel ablegen. Und zwar 20:33 Uhr.
M
Alles höchst diffus, aber als armer Poet machte ich mich ans Werk. Zuerst musste man bei einem Krimi das Gerüst basteln.
Also, der Mann, ich nannte ihn vorerst Reiner, hatte eine stinkreiche, stinkstiefelige Ehefrau, vorläufig mal Helga genannt. Dann gab es einen superreichen Nachbarn Herbert, dessen Ehefrau, die Kneifzange Erika mit Scheidung drohte.
Es wäre finanziell ein herber Verlust für ihn
geworden. Reiner verabredete mit Herbert, dass sie sich gegenseitig der Ehefrauen entledigen. Herbert bringt die stinkreiche Helga um und im Gegenzug Reiner die lästig gewordene Erika. Natürlich sorgten Reiner und Herbert für felsenfeste Alibis, während der jeweiligen Mordtaten. Soweit, so gut. Die Sache ist nicht neu, aber durchaus eine Überlegung wert. Das Problem ist nur, dass es zwei Personen, zwei Mitwisser gibt. Machte einer beim Mord einen Fehler, oder kippte gar um, wenn ihm die Polizei auf den Zahn fühlte, dann bricht der schöne Plan zusammen. Nun kommt mein schriftstellerisches Genie zum Vorschein.
Die totsichere Idee.
Das Treffen
"Morgen Abend um 2:00 Uhr schleichst Du Dich zu meinem Haus", erklärte Reiner Schirner. Der gute Schirner spielte ganz gerne, so dass er in gewisse finanzielle Engpässe geraten war. Seine schnöselige, reiche Helga war aber nicht mehr bereit seine kleinen Schwächen weiter zu unterstützen. Daher war er überhaupt auf diesen verwegenen Plan gekommen. Sein bester Freund und Nachbar, Herbert Neumann zitterte schon vor Angst, dass seine Erika Neumann ihre angedrohte Scheidung durchzog.
„Ok“, nickte Neumann.
„Dann brichst Du ein. Einfach das Fenster zerschlagen. Keine Angst, die Alarmanlage hat
einen Kurzschluss. Dann gehst Du hoch. Berühre nichts! Mein reiches Biest wird schlafen. Ich habe ihr Tabletten gegeben. Dann erstickst Du sie. Einfach mit dem Kissen. Handschuhe hast Du ja an.
Wieder nickte Herbert Neumann blass.
„Voila! Das dauert gerade mal 10 Minuten. Dann schleichst Du zurück. Du bist zu Hause bei Deiner Erika gewesen. die pennt doch immer ganz tief. Und ich bin bei meiner Pokerrunde. Klar, ein Einbrecher war’s.“
Herbert sinnierte.
„Und das geht so einfach?“
„Klar, meine Olle schläft wie ein Murmeltier!
Auch wenn wir uns danach treffen, wird die Polizei keinen Verdacht schöpfen. Und denke daran: Morgen, 2:00 Uhr, pünktlich!“
Der Mord
Der nächste Abend rückte heran. Helga Schirner hatte Sekt getrunken, der mit einer ordentlichen Ladung Schlafmittel aufgepäppelt war. „Ich gehe zu Bett“, murmelte sie um 10:30 Uhr. „Ich bin müde“. Reiner zeigte Verständnis.
Um 11:00 Uhr fuhr Rainer zu seinen Freunden. Er sah dauernd auf die Uhr und wirkte unkonzentriert. Und so geschah es, dass er um Mitternacht pleite war. „Ich habe noch Geld bei mir zu Hause.“ „Ausnahmsweise“, erklärten die Mitspieler, „aber Stephan fährt sicherheitshalber mit.“ Reiner und Stephan fuhren also in die Villa Schirner. Reiner entnahm ein Bündel Banknoten aus dem Schreibtisch und gab es
dem Spielpartner. “Nimm Dir einen Drink, ich muss nur mal auf die Toilette.“ Stephan zählte und nippte am gemixten Drink, beobachtete die Toilettentür. Es dauerte nicht lange, da erschien Reiner wieder. Dann fuhren sie zurück.
Schließlich sagte Reiner der Pokerrunde, dass er frustriert sei. Er habe nun seine Schulden beglichen, aber keine Lust mehr. So fuhr Schirner weg. Nach Hause, wie alle annahmen.
Rechtzeitig schlich sich Reiner um 2:00 Uhr in seine eigene Villa hinein und beobachtete, wie Herbert programmgemäß die Scheibe einschlug. Herbert schlich nach oben ins Schlafzimmer. Helga Schirmer lag sehr entspannt da. Herbert schnaufte wie ein
Walross, dann machte er kehrt und rannte aus dem Haus.
„Hab‘ ich’s doch gewusst“, murmelte Reiner. „Memme!“
Da rammte Reiner der Helga das riesige Messer aus der Küche durch die Decke tief in die Brust. Der Tod musste augenblicklich eingetreten sein. Nichts rührte sich.
Reiner sprang ins Auto, fuhr in die Pampa und genoss Glückseelig eine halbe Flasche Whiskey, bevor er im Auto auf dem Wald- und Wiesenweg einschlief.
Das Geständnis
Reiner Schirmer fuhr nach Hause. Die Polizei war aufgefahren. Das ganze Programm. Schirmer zwinkerte noch Herbert zu, der mit
Erika am Zaun stand.
Die Kommissare verhörten Reiner. Er sei Pokern gewesen, meldete Schirmer sein Alibi an. Das half nichts. Reiners Fingerabdrücke befanden sich auf dem Messer. Und um ca. 2:00 Uhr könnte auch der Todeszeitpunkt gewesen sein. Schließlich brach Reiner Schirmer heulend zusammen.
Ja, es stimmte schon lange nicht mehr zwischen ihm und Helga. Er sei so wütend gewesen, weil sie ihn so kurz hielt, als Lakai und Deppen behandelte. Da hätte er sie in seiner Raserei abgestochen.
Dann wäre er völlig verwirrt in der Gegend herum gefahren. Erika Neumann, die gute Bekannte der Nachbarsvilla sagte aus,
dass Helga öfters abends Schlafmittel
genommen hätte. Reiner Schirmer wurde sofort verhaftet.
Die Wendung
Kommissar Finkelstein ließ Reiner holen. Heutzutage leistet die Gerichtsmedizin Erstaunliches. Helga war vorher schon tot gewesen. Rund eine, oder eine halbe Stunde früher. sie war erstickt worden, wahrscheinlich mit dem Kopfkissen.
Reiner hätte zwar das Messer versenkt, aber in eine Leiche. Dass er Leichenschändung begangen hatte, das müsse Schirner mit sich selbst ausmachen, aber ermordet hatte er sie nicht. Reiner Schirmer kam auf freien Fuß.
Kurz darauf traf er sich heimlich mit dem entsetzten Herbert.
„Du hast sie erdolcht“, schrie Herbert Neumann ihn an.
„Ich glaube, du hast sie mit einem Kissen erstickt“, bellte Reiner zurück. Dann schaltete Reiner Schirner die Aufnahmefunktion des Handys aus.
„Gar nicht wahr, du Schwein. Von wem stammte denn die Mordsidee, Du Drecksau!“
Reiners gekürzte Handyaufnahme, Erikas Aussage, dass sie schon immer ein Techtelmechtel zwischen Herbert, ihrem Mann, und der armen Helga vermutet hätte, all das belastete Herbert Neumann schwer. Als dann auch noch frische DNS Spuren seiner Hautpartikeln und eines Haars im Schlafzimmer, dem Tatort, nachgewiesen
wurden, da gab es nichts mehr zu deuteln. Auf seiner Flucht aus dem Haus hatte er zudem ein paar identifizierbare Fußabdrücke hinterlassen.
Herbert Neumann half es auch nichts von einer atemberaubenden Fantasiegeschichte zu erzählen, dass Mordabsprachen stattgefunden hätten.
Und so wanderte Herbert Neumann in den Bau. Erika Neumann und Reiner Schirner, schon seit zwei Jahren ein Liebespaar, ergötzten sich an den gewonnenen Reichtümern.
Reiner hatte die Zeit genutzt, als er damals mit Stephan im Haus war und zur Toilette ging. Das mit dem Kopfkissen war eine relativ
unkomplizierte Angelegenheit gewesen.
Stephan hatte ihm das Alibi gegeben. Er hätte immer die Türe zur Toilette gesehen. Reiner wäre wirklich nur auf dem Klo gewesen. Die Toilette hatte allerdings eine zweite Türe.
So hatte Reiner seine Helga zwei Mal ermordet.
Ende
Der Krimi war fertig, ich war zufrieden mit dem Plot und hatte es pünktlich geschafft.
Ich hinterlegte also das Manuskript, wie verlangt, am 23.08.2015 Punkt 20:33 Uhr auf einer Nische des Antentempels und ging weiter. Nach 10 Minuten juckte es mich doch. Das Manuskript war weg.
Offensichtlich hatte es M abgeholt.
Was Wunder, dass ich nie wieder etwas von dieser seltsamen Begebenheit hörte. Doch eines Tages lag ein Paket vor unserer Haustür. Kein Absender!
Meine bessere Hälfte überreichte es mir mit großen Augen.
„Das ist ja spannend! Von wem mag das sein?“
Ich riss das Päckchen auf.
5000 € kamen zum Vorschein!
Sie jauchzte und hüpfte im Zimmer herum.
Ich hingegen entdeckte einen kleinen, sterilen Zettel.
Vielen Dank! Es hat geklappt!. M
„Mensch bist Du vielleicht eine Spaßbremse“, rief sie.
„Was schaust Du denn so komisch?“