Svenjas BEsonderes Weihnachten
Svenja war sehr traurig. Und sie wurde jeden Tag noch trauriger, als am Tag zuvor.
Ihre Eltern waren sehr arm, daher konnten sie ihrer Tochter keine teure Markenkleidung kaufen. Svenja musste immer die Sachen tragen, die ihrer 2 Jahre älteren Schwester Valeria nicht mehr passten.
Schon im Kindergarten war sie deshalb komisch angeschaut worden, doch jetzt in der Schule war es noch schlimmer. Die anderen lachten sie aus, hänselten sie, und wann
immer die Jungs in der Klasse ein Opfer zum Ärgern suchten. Es war jedes Mal Svenja. Svenja wurde auch auf dem Heimweg oftmals abgefangen und verprügelt. An den meisten Tagen im Jahr hatte sie irgendwo Schürfwunden oder blaue Flecken.
So manches Mal hatte eine Wunde auch schon angefangen zu eitern, und da ihre Eltern so arm waren, und es in dem Land in dem sie lebten keine Krankenversicherung gab, wie in Deutschland, konnten sie sich auch einen Arztbesuch nicht leisten. Daher saß Svenja jeden Tag mit großen Schmerzen im Unterricht. Sie wollte unbedingt etwas lernen, und sie war so froh, dass ihre Eltern wenigstens den Schulbesuch bezahlten
konnten, auch wenn es dadurch nicht mehr jeden Tag etwas Warmes zu essen gab.
Mit diesen vielen, gemeinen Schmerzen überall, und der Angst in der nächsten Pause oder auf dem Heimweg wieder verprügelt und geärgert zu werden, konnte sich Svenja allerdings nicht richtig konzentrieren. Und so entstand ein kleiner Teufelskreis. Weil sich Svenja nicht konzentrieren konnte, hielten die anderen Schüler und Schülerinnen sie bald auch noch für dumm. Dadurch wurde sie noch mehr geärgert und verprügelt, ihre Schmerzen wurden schlimmer, und sie konnte sich noch schlechter konzentrieren.
Die anderen Kinder trafen sich um gemeinsam auf den Spielplatz zu gehen, oder gemeinsam Geburtstag zu feiern.
Svenja wurde dazu nie eingeladen. Nur ein einziges Mal vor langer Zeit, es hatte sich dann aber schnell herumgesprochen, dass Svenja ohne Geburtstagesgeschenk gekommen war, und ein Kind das zu einer Geburtstagfeier kein Geschenk mitbrachte, nein, das wollte niemand auf seiner Party haben.
Svenja wurde immer einsamer, auch wenn sie sich langsam daran gewöhnt hatte, dass niemand mi ihr etwas zu tun haben wollte: Ein bisschen sehnte auch sie sich danach wenigstens eine gute Freundin zu haben. Aber ohne Freundin, und dann noch ohne Spielsachen, weil ihre Eltern sich das nicht leisten konnten, Spielsachen zu kaufen, das
war alles andere als das was sie sich von ihrer Kindheit erwartete.
Irgendwie war das kein besonders schönes Leben. Als sie so darüber nachdachte, fiel ihr Blick auf einen kleinen Kalender der an der Wand in der Wohnung ihrer Eltern hing, und da sah sie, dass es auf Weihnachten zuging. Vielleicht war das ihre Chance. Sie hatte schon oft Filme gesehen und Bücher gelesen in denen davon gesprochen wurde, dass an Weihnachten alles möglich sei. Und in einem der Filme war sogar die Adresse vom Weihnachtsmann gesagt worden. Die hatte sie sich extra aufgeschrieben. Wo hatte sie den Zettel nur hingetan? Sie durchsuchte ihre Hosentaschen und tatsächlich, neben einem
halb fertig gekautem Kaugummi, einem kleinen Geldstück und irgendetwas völlig undefinierbarem fand sie auch einen zusammengeknüllten Zettel. Mit Mühe konnte sie es entziffern
Auf dem Zettel stand
Weihnachtsmann
Nordpolstrasse 6
In 12345 Nordpol/Himmel
Svenja suchte sich ein möglichst schönes Stück Papier, und einen Stift und dann fing sie an zu schreiben:
„Lieber Weihnachtsmann,
ich habe gehört, dass an Weihnachten alles möglich ist, und dass Du Wünsche erfüllst.
Ich wünsche mir so sehr, dass die anderen Kinder mich nicht mehr verprügeln und dass ich auch Spielsachen habe, wie die anderen Kinder.
Ganz toll wäre es, wenn ich auch auf Partys eingeladen werden würde, aber wenn Dir das zu schwer ist das zu erfüllen, dann erfüll mir doch bitte wenigstens den Rest.
Ich versprech Dir auch, dass ich dann immer ein braves Mädchen sein werde
Deine
Svenja“
Jetzt hatte sie nur ein Problem, sie hatte kein Geld für eine Briefmarke, wie sollte sie den Brief dann abschicken? „Egal“, dachte Svenja, „dann schicke ich den Brief eben ohne Briefmarke ab.“
Einen Brief an den Weihnachtsmann würde die Post ja hoffentlich auch ohne Briefmarke zustellen. Sie steckte den Brief in ein kleines Kuvert machte noch einen kleinen weihnachtlichen Aufkleber darauf und ging dann sofort zum nächsten Briefkasten um ihn einzuwerfen.
Sie schaute wann der Kasten geleert wurde, und sie sah, dass das schon in 10 Minuten
soweit war. Sie versteckte sich hinter einem kleinen Gebüsch in der Nähe, denn das wollte sie unbedingt sehen. Und genau 12 Minuten später kam auch schon ein kleines Auto, aus dem ein Mann ausstieg und einen Sack unter dem Briefkasten befestigte, und kurz darauf hörte man wie die ganzen Briefe in den Sack fielen.
Svenja war irgendwie gut gelaunt, denn sie war sich sicher, der Weihnachtsmann würde ihr helfen.
Der Brief von Svenja landete, da er keine Briefmarke hatte, bei einem Postmitarbeiter, der sogleich erkannte, dass hier ein Kind einen Brief an den Weihnachtsmann geschrieben hatte. Und weil er selbst 4 Kinder
zuhause hatte, interessierte es ihn sehr was dieses Kind wohl geschrieben hatte. Er öffnete den Brief und las ihn.
Nachdem er ihn gelesen hatte, liefen ihm Tränen über die Wangen. Was für ein schreckliches Schicksal. Da musste und wollte er unbedingt etwas tun. Einer seiner besten Freunde hatte einen kleinen Spielwarenladen. Diesen rief er sofort an und erzählte ihm von dem Brief und er war sofort auf seiner Seite und versprach zu helfen. Als nächstes rief er einen anderen Freund an der Arzt war und auch dieser wollte dem Mädchen helfen.
Sie mussten sich beeilen denn immerhin war schon der 21.Dezember und sie wollten ja dass das kleine Mädchen wirklich davon überzeugt war, dass es der Weihnachtsmann war, der ihr ihre Wünsche erfüllte.
Der Spielzeugladeninhaber suchte die tollsten Spielzeuge zusammen, die er finden konnte und packte ein riesengroßes Paket. So viele Spielsachen würde das kleine Mädchen sicher nicht einmal vom Weihnachtsmann erwarten. Und der Arzt entschloss sich am 24.12. bei Svenja und ihrer Familie zu klingeln und Svenja kostenlos zu untersuchen.
Und schon bald kam der 24.12. Svenja war traurig, denn es war ja nun doch schon einige
Zeit her, dass sie dem Weihnachtsmann geschrieben hatte, und sie hatte nichts von ihm gehört.
„Na gut“, dachte Svenja, „dann halt also auch der Weihnachtsmann was gegen mich, oder mich vergessen“ Kaum dass Svenja diesen Satz zu Ende gedacht hatte klingelte es an der Türe und der Paketbote kam mit einem so riesengroßen und schweren Paket, dass er trotz der eisigen Kälte draußen sehr schwitzen musste.
Svenja konnte es nicht glauben. Ein Paket für sie? Von wem sollte das denn sein? Sie wusste ja, dass ihre Eltern ihr kein Weihnachtgeschenk kaufen konnten. Und
sonst wollte ja niemand etwas mit ihr zu tun haben. Sie machte das Paket auf und fand alle möglichen Spielsachen: Puppen, Kuscheltiere, Sachen zum Basteln, Sachen zum Malen, Kartenspiele, ferngelenkte Autos und Hubschrauber und vieles mehr. Und ganz unten lag ein Blatt Papier, da musste sie unbedingt schauen was darauf stand. Ihre Eltern hatten das Klingeln auch gehört und standen jetzt neben Svenja und runzelten mit der Stirn. Hier stimmte doch irgendetwas nicht. Bestimmt war das Paket gar nicht für ihre Tochter bestimmt. Aber wieso stand dann Svenjas Name auf dem Paket? Da klingelte es erneut an der Türe, und ein Mann in weißem Kittel machte auf und sagte dass er vom Weihnachtsmann geschickt worden sei,
um Svenja zu untersuchen. Natürlich waren Svenjas Eltern erst einmal misstrauisch. Man las ja so viel in den Zeitungen,
Der Mann konnte es ihnen aber plausibel erklären, zumindest so, dass sie es akzeptieren konnten, dass er ihre kleine Tochter untersuchte.
Bald schon hatte er Svenja untersucht, und hatte ihr für die Wunden Salben verschrieben.
Svenja ging es ziemlich schnell besser, was wohl auch daran lag, dass sie sich freute, dass sich endlich einmal jemand um sie kümmerte. Als sie dann noch den Zettel umdrehte der im Paket gelegen war und sie
auf diesem las: „Viel Spaß mit allem, der Weihnachtsmann“
Da war sie sich sicher, ihr Brief war wirklich beim Weihnachtsmann angekommen und er hatte ihre Wünsche erfüllt. Naja, bis auf den einen, dass sie zu Partys eingeladen werden wollte.
Nach den Weihnachtsferien ging sie wieder in die Schule und erzählte was sie an Weihnachten für tolle Sachen bekommen hatte. Und auf einmal waren die Jungs, die Svenja vorher immer verprügelt hatten, neidisch auf Svenja. Und da entschlossen sie sich Svenja nicht mehr zu verprügeln, vielleicht würden sie dann auch einmal mit
den tollen Spielsachen spielen dürfen.
Schon bald wurde Svenja auch zu Partys eingeladen, obwohl sie immer noch keine Geschenke mitbringen konnte.
Eines Tages war sie auf Florians Geburtstagsparty
Florian sagte: „Du, ich weiß doch, dass Deine Eltern ganz arm sind, wo hast Du diese vielen tollen Spielsachen her?“
Und Svenja sagte mit einem leichten Grinsen im Gesicht:
„Der Weihnachtsmann war’s“
Was wirklich dahinter steckte was dieses Jahr an Weihnachten passiert war, war für immer
das Geheimnis des Postmitarbeiters, des Arztes, und des Spielzeugladeninhabers.
Frohe Weihnachten
Die Autorin
Susanne Weinsanto aka JeanneDarc