Beschreibung
Das 5. Kapitel im Buche zur Rückkehr der Magie.
Bitte um eure Meinung. :)
*Ein paar Fehler korrigiert*
Bei den Saitis
Lillien quetschte sich an Türmen von Kartons vorbei, streifte 2 von diesen, brachte sie dadurch gefährlich zum Wackeln und legte ihre Tochter dann sanft auf ein geschmackvolles Ledersofa. Ich schaute mich neugierig um und stellte schnell fest, dass Fayths Familie wohl keine Geldprobleme hatte. Gegenüber des Sofas stand ein großer, schwarzer Flachbildschirm auf einem modernen Metallgestell, das ich für eine Verirrung des guten Geschmacks hielt. Aber ich fand ja auch Picassos einfach nur hässlich, also hätte es mich auch nicht gewundert wenn es mehrere tausend € gekostet hätte. Mein Blick schweifte weiter über die Unmengen von Kartons und plötzlich sah ich in einer Ecke ein wunderschönes Stück, das mir einen anerkennenden Pfiff entlockte. Lillien stoppte kurz ihre Beschäftigung Fayth aller möglichen Behandlungen, wie Fieber messen, Puls fühlen etc. zu unterziehen (irgendwie tat sie mir Leid) und folgte meinem Blick. „Du kennst dich aus?“ es war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Ein wenig.“ gab ich zu „Gehört die dir?“ Lachend schüttelte sie den Kopf: „Nein mein Mann hat sie gekauft...Obwohl er nicht spielen kann. Ich weiß zwar nach 10 Jahren Ehe immer noch nicht warum, aber egal.“ „Darf ich sie mir mal anschauen?“ „Aber sicher, mach nur bloß nichts kaputt! Stefan dreht dir sonst den Kopf um! Er faselte immer etwas von „Du willst doch nicht ein Stück Geschichte weggeben?“, wenn ich vorgeschlagen habe das Ding zu verkaufen und ging mir dabei beinahe an die Gurgel.“ Ich lachte und suchte vorsichtig einen Weg zwischen den Kartontürmen hindurch. Es dauerte eine kleine Weile, da ich quasi im Slalom um die Türme herum gehen musste, aber letztendlich hatte ich es durch dieses kleine Labyrinth geschafft und stand nun vor dem Objekt meiner Bewunderung. Eine Gibson Flying V. Eine der wohl begehrtesten und teuersten Gitarren, die ich kannte. Vorsichtig umfasste ich sie am glatten, glänzende Hals, setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und legte sie ehrfürchtig auf meinen Schoß. Meine Hände glitten über das gepflegte Holz, doch dann stutzte ich. „Das kann doch nicht...?!“ schoss es mir durch den Kopf, doch es war so. Das war definitiv eine der ersten hundert Flying V Gitarren. „Korina Holz wenn ich mich nicht irre...“ stammelte ich beeindruckt. „Hast du was gesagt Cyrill?“ fragte Lillien, die vergeblich versuchte mich durch die dichte Wand der Kartons am Boden zu erspähen und riss mich so aus meinen Gedanken. „Dein Mann hat Recht. Diese Gitarre wegzugeben wäre ein Verbrechen!“ erklärte ich ihr aufgeregt und stellte dabei die Gitarre zärtlich zurück an ihren Platz. „Ach und wieso?“ „Kennst du Jimi Hendrix?“ „Klar, war das nicht so ein verrückter Rocker? Mein Mann ist ein richtiger Fan von dem. Wir haben glaub ich alle Alben.“ „Das war nicht nur irgendein verrückter Rocker, das war DER verrückte Rocker, der einen großen Teil der heutigen Rockmusik geprägt hat! Und es könnte sogar sein, dass er auf diesem Meisterwerk einmal gespielt hat!“ berichtigte ich sie eifrig und fügte dann aber noch nachdenklich hinzu: „Allerdings ist es wirklich sehr unwahrscheinlich, da die meisten Gitarren seine Konzerte nicht überlebt haben.“ „Ich merk schon, du wirst wunderbar mit meinem Mann auskommen.“ lachte Lillien.
„Was ist mit mir?“ brummte eine tiefe Stimme übellaunig und kurz darauf flog die Haustür mit einem lauten Krachen ins Schloss. Ich wirbelte erschrocken darüber, dass ich nicht gehört hatte wie jemand den Raum betreten hatte, zur Tür herum und sah einen kräftigen blonden Mann, den ich ebenfalls auf Mitte/Ende 30 schätzte und der mich böse aus seinen braunen Augen anfunkelte. „Ah Schatz guck nicht so grimmig und sei leiser.“ befahl ihm seine Frau, während sie ihm einen Kuss auf die rasierte Wange gab. Leicht irritiert wand er seinen Blick von mir ab und wollte etwas sagen, aber Lillien schnitt ihm das Wort ab und ermahnte ihn zischend: „Leise!“ Resignierend hob er die Hände und ließ sie wieder fallen, was seine Frau mit einem vergnügten „Gut so“ kommentierte. Sie deutete auf das Sofa. Nachdem sein Blick ihrem Finger gefolgt war, wich schlagartig jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Ein ersticktes „Fayth...?!“ entglitt ihm und dann riss er seinen Kopf zu mir herum (laut seinem Blick hätte er mich am liebsten umgebracht) und hätte mich garantiert angeschrien, wenn ihm Lillien nicht ihre Hand auf den Mund gelegt und ihn dabei böse angefunkelt hätte. Sie bat ihn, sich neben Fayth aufs Sofa zu setzten und sie alles erklären zu lassen. Er zögerte erst, warf mir dann noch mehrere mörderische Blicke zu und setzte sich dann, sehr zu meiner Erleichterung, hin und hörte seiner Frau aufmerksam zu. Ich nutzte derweilen die Zeit meinen Weg zurück durch das Labyrinth der Kartontürme zu finden, stellte mich dann hinter Lillien (ja ich hatte Schiss vor dem Wandschrank von Kerl...) und wartete geduldig bis sie mit ihren Ausführungen fertig war, in denen sie immer wieder betonte was nur ohne mich passiert wäre. Als sie verstummte und sich neben ihm auf das Sofa setzte (jetzt fiel erst auf wie breit das Ding eigentlich war) schaute er mir nachdenklich in die Augen. Sein starrer Blick machte mich nervös und beinahe hätte ich mich von ihm abgewandt, aber dann stand er auf und hielt mir die Hand hin. „Du scheinst in Ordnung zu sein Junge.“ Die Anspannung fiel von mir und erleichtert gab ich ihm die Hand. Er hatte einen festen Händedruck und einen freundlichen Glanz in seinen braunen Augen. „Ich finde es gut, dass du das Angebot meiner Frau nicht abgelehnt hast. Sonst wäre der gute Ruf der Saitis ja nur ein Gerücht und ich mein, unser Sofa ist doch schon ein bisschen bequemer und sicherer als die kalten Treppenstufen.“ Ich erwiderte höflich: „Danke, ich hoffe nur, dass es ihnen wirklich keine Umstände macht.“ Da klinkte sich Lillien mit einem tadelnden Ton in die Unterhaltung ein: „Du wiederholst dich mein lieber Cyrill. Das macht uns nichts. Ob ich nun für drei oder vier Leute koche macht nun wirklich keinen Unterschied.“ „Da kann ich ihr nur zustimmen.“ pflichtete ihr Stefan bei und erntete dann einen kühlen Seitenblick von Lillien. „Du hast davon doch keine Ahnung! Bis heute hast du doch nur den Boden eines Topfs gesehen nachdem du ihn leer gefuttert hast.“ feixte sie und fuhr dann nach einem schnellen Blick auf ihre Armbanduhr freundlich fort: „Apropo ich muss auch langsam anfangen. Ich bin in der Küche und kümmert euch bloß gut um Fayth!“ Zu mir gewandt meinte sie dann noch zwinkernd: „Und zier dich nicht Stefan eins auf die Pfoten zu geben, wenn er auf dumme Gedanken kommen sollte. Er ist manchmal wie ein kleiner Junge.“ Ich musste mich stark beherrschen nicht laut zu lachen und brachte nur ein „Geht in Ordnung“ heraus. „Ach Liebling nimm es nicht so ernst.“ lachte Lillien ihrem Mann zu, der ihr empört zusah, wie sie sich elegant zwischen den Kartons zu Küche durchzwängte und schließlich aus unserem Sichtfeld verschwand.
Mein Blick glitt von der Küchentür zurück zu Fayth, die friedlich, wie ein hübscher (zugegeben etwas knapp bekleideter) Engel schlief. Ich ertappte mich erneut dabei, wie meine Gedanken schon wieder verführt wurden die falschen Pfade zu beschreiten und wandte meinen Blick schnell wieder zu Stefan, der mich aufmerksam beobachtet hatte. Eine peinliche Stille entstand und er sah nicht so aus, als ob er planen würde sie zu durchbrechen. Also versuchte ich mein Glück: „Sie haben eine wirkliche schöne Gitarre dahinten. Ist es wirklich... wirklich eine der ersten?“ Er war ganz offensichtlich überrascht und seine Augen fingen an zu funkeln. „Oh ha! Du kennst dich aus?“ „Ein wenig.“ erklärte ich auch ihm. Nun kehrte ein verträumter Ausdruck in seine Augen ein und er schwelgte leise, aber klar und deutlich vor sich hin: „Korina-Holz Körper, perfekt gearbeitet, besondere Lackierung gemacht für die Ewigkeit und 2 Humbucker-Tonabnehmer für besonders klaren Klang... Einfach ein Traum.“ Ich stimmte ihn zu: „Ich würde einiges geben um so ein Modell zu besitzen... Aber die Dinger, vor allem die Alten kosten ein Vermögen. Bestimmt an die 150.000 €. Das könnte ich mir niemals leisten.“ Stefan lachte und klopfte neben sich auf das Sofa. Ich verstand dies als Aufforderung mich zu setzen und folgte dieser dankend. „Stimmt schon. Das Schmuckstück war nicht billig, aber es hat sich gelohnt auch wenn ich selbst kein Stück spielen kann.“ „Warum eigentlich? Ich selbst spiele auch von Zeit zu Zeit. Es ist eigentlich das einzige Hobby, das ich habe und das mir noch nicht von meinen Eltern verboten wurde.“ Er schnaufte und stellte seine Abneigung offen zu Schau: „Deine Eltern sind beide haarige Kamelärsche.“ Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete los: „So direkt hätte ichs jetzt nicht ausgedrückt, aber da hast du wirklich Recht.“
Wir vertrieben uns noch ein paar Minuten die Zeit damit über meine Rabeneltern herzuziehen und kamen dann wieder auf die Musik zurück. Wir diskutierten darüber ob der Sänger von Metallica nicht langsam zu alt wäre auf der Bühne rumzuhüpfen, ob Tokio Hotel wirklich so schlecht sei (was übrigens zu einem eindeutigen „Ja!!!“ führte) und in wie weit man das tiefe Gegrowle von Death Metal Bands wie Cannibal Corpse und Machine Head als Musik ansehen könne. Wir hätten bestimmt noch Stunden weiter reden können, aber ein plötzliches und protestierendes Stöhnen hinter Stefans Rücken brachte Fayths Gegenwart in unsere Köpfe zurück: „Könnt ihr mich nicht mit dem Mist verschonen?“ Stefan gluckste und umarmte sie ungestüm. „Papa... Ich hab dich ja auch lieb, aber du erdrückst mich!“ Mit einem leisen „Sorry“ ließ er sie los und Fayth fiel zurück aufs Sofa. „Ein Glück das es dir gut geht.“ meinte ihr Vater erleichtert und ließ sich ebenfalls wieder (zwischen mir und ihr) aufs Sofa fallen und versperrte mir daher den Blick auf Fayth. Ich hörte wie sie herzhaft gähnte und dann anfing ihrem Vater zu erzählen was ihr passiert war. Die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihr heraus (sie war schon da angekommen wo sie von dem „richtig niedlichen Jungen“ der sie nach Hause begleiten wollte erzählte...Hehe) und Stefan hatte seine Mühe und Not damit sie zu unterbrechen: „Hey hey meine Kleine ganz langsam mit den wilden Stuten. Ich weiß schon was passiert ist.“ „Wie? Woher?“ „Dieser niedliche Junge sitzt gerade hinter mir und hat deine Mutter und mich schon längst aufgeklärt.“ lachte er und ich streckte meinen Kopf soweit vor, dass sie mich hinter Stefans massigem Körper sehen konnte. „Hi!“ sagte ich grinsend und beobachtete wie sie scharlachrot anlief. „Du? Ich dachte du wärst ein Freund von Papa.. und äh ja hi.“ antwortete sie verlegen und versuchte schnell mit einer Frage davon abzulenken: „Was machst du denn überhaupt hier?“ Ich erklärte ihr, was passiert war und das ich nun bei ihnen übernachten würde. „Und die haben dich wirklich ausgeschlossen?“ fragte sie sprachlos. Ich nickte nur und merkte an, dass es nicht das erste mal gewesen sei. Sie schüttelte ungläubig den Kopf: „Du hast echt komische Eltern.“ „Das kannst du laut sagen....“ erwiderte ich und gerade bahnte sich ein Ausbruch von Schimpfwörtern der schlimmsten Art an, als von der Küche Lilliens Stimme rüber schallte: „Essen ist fertig! Ist Fayth schon wach?“