Romane & Erzählungen
Der Mann, der nichts tat - Erzählung - 09.: Meinungen!

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"Vergebung oder Unfug?"
Veröffentlicht am 09. Juli 2016, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Zweifler, Pessimist, Misanthrop ... ... ungefähr so: "Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich ...
Vergebung oder Unfug?

Der Mann, der nichts tat - Erzählung - 09.: Meinungen!




Was bisher geschah: Hans-Joachim Gote ist nach 20 Jahren in seinen Heimatort zurückgekehrt. Dabei hat er eine Kleinigkeit mitgebracht, die so wertvoll scheint, dass sie in einen Safe gehört. In einem Buchladen hat er zwei Bücher bestellt und Anna Bäcker kennengelernt. Die beiden kommen sich näher. Einen Tag später wird ein angesehener Bürger im Ort, der Geschäftsmann Jürgen Reeder, tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Selbstmord aus.









"One last perfect verse is still the same old song."

Nightwish - The poet an the pendulum

In Unterhose und T-Shirt stand Hajo Gote in der Küche und versuchte etwas zu kochen, Nudeln mit Tomatensoße, nichts Kompliziertes, schließlich war er verwirrt. Anna war schon die zweite Sache, der zweite Mensch, den er nicht eingeplant hatte. Und wieder schickte sein Innerstes ihn auf eine Achterbahnfahrt.

Er war die ganze Nacht bei ihr geblieben. Am Morgen frühstückten sie, nachdem sie zusammen geduscht hatten. Wieder war Gote versucht gewesen, ihr alles zu erzählen. Etwas war an dieser jungen Frau. Ihr zu widerstehen fiel ihm so schwer, viel schwerer als dem Stein.

Es war Annas Idee gewesen, dass er sie zu

Brauns Bücher brachte. Wenn sie sich schon den Mund zerreißen wollen - und das wollen sie! -, dann geben wir ihnen auch einen richtigen Grund dazu. Daran hatte Gote ebenfalls Spaß, allerdings war er sich nicht sicher, ob es gut war, sie da mit hereinzuziehen. Denn sollte ihn jemand erkennen, würden die Dinge anders laufen, auch für sie. Aber Anna wollte, dass er mit aufheulendem Motor vor dem Buchladen hielt. Sie stieg aus und fuhr ihm zum Abschied mit der Hand durch die Haare. Ein leichter Druck auf das Gaspedal und der Seven sprang davon. Wer Anna in diesem Augenblick gesehen hätte, wäre wohl der Meinung gewesen, dass sie dem offenen Sportroadster und seinem Fahrer nachwinkte. Zwar hob sie den Arm und zeigte die offene Handfläche...


Gote war nicht direkt zu dem angemieteten Haus am Waldrand gefahren. Immerhin kannte er

genug kleine Nebenstrecken und über diese ließ er den Seven fliegen. Jede Kurve kannte er, die einsehbaren und die anderen. Die Fliehkräfte drückten ihn in den Sitz, der Wind wehte ihm durch die Haare, er lachte und kannte in diesem Augenblick keine Reue. Hupend rauschte er an zwei Traktoren vorbei und überholte einen Golf GTI. So gedemütigt versuchte der mit ihm mitzuhalten, doch das mehr als doppelt so schwere Auto konnte nicht so rasant beschleunigen und musste vor den Kurven eher abbremsen. Sein Fahrer - Gote schätzte ihn auf Anfang zwanzig - musste die Jagd bald aufgeben. Dessen Zähneknirschen übertönte die Motoren.

Doch irgendwann spürte Gote, dass er die Nacht über kaum geschlafen hatte. Die Müdigkeit kroch in seine Glieder. So orientierte er sich kurz und schlug dann einen Weg ein, der ihn zu dem Haus am Waldrand zurückbrachte. Dort angekommen, ging er ins Schlafzimmer,

entledigte sich nur seiner Schuhe und der Hose, ließ sich auf das Bett fallen und war auch sogleich eingeschlafen.


Seine Verwirrung war größer, als Gote es gedacht hatte. Er wollte sich Nudeln mit Tomatensoße für ein verspätetes Mittagessen machen. Dabei hatte er gar keine Tomaten. So ging das nicht. Kurz überlegte er, ob die Soße es wert war, dass er seine Hose wieder anzog. Weil er aber den Geschmack schon auf der Zunge hatte, bejahte er diese Frage. Mit Hose, Geld und einer Plastiktasche fuhr er zum Supermarkt in den Ort. Hinter dem Gebäude gab es einen Parkplatz, dessen asphaltierter Charme dem eines Kreuzschlitzschraubenziehers glich. Im Laden selbst war es nicht anders. Das Geschäft gehörte zu einer großen Kette und wie es bei solchen üblich ist, wurde unter kaltem Licht mehr Wert auf Wiedererkennbarkeit denn auf

Persönlichkeit gelegt. Aber wie die meisten Menschen erkannte Gote das nicht, weil er schon nichts anderes mehr erwartete. Er packte zwei Dosen geschälte Tomaten, einen kleinen Pappkarton H-Sahne, zwei Flaschen Orangensaft, Äpfel in einer Plastiktüte, die unerklärlicherweise als Foodtainer beworben wurde, und Paprikachips in seinen Einkaufswagen. Damit fuhr er an die Kasse bezahlte und verstaute seine Einkäufe in der mitgebrachten Tasche. In weniger als fünf Minuten stand er wieder auf dem Parkplatz. Zehn Meter von seinem Wagen entfernt war Hans Hasenscharte damit beschäftigt einen Mülleimer nach Dingen zu durchwühlen, die andere Menschen für entbehrlich hielten. Seine zerfledderte Bibel hatte er in einiger Entfernung auf den Boden gelegt. Gote beachtete ihn nicht. Er wunderte sich noch nicht einmal, wie schnell er sich wieder an diesen Anblick gewöhnt hatte. Nachdem er seine Einkaufstasche auf dem

Beifahrersitz verstaut hatte, wollte er den Motor starten. Doch da bemerkte Hans Hasenscharte ihn, ließ von seinem Tun ab, griff nach nach der Bibel und lief auf den Seven zu und als er ihn erreicht hatte, drückte er den krummen Rücken durch und zeigte mit dem Finger auf Gote.

"Gott vergibt nicht!", donnerte er mit einer Stimme, die niemand ihm zugetraut hätte.

"Was... wie... wie bitte?", stotterte Gote.

"Gott vergibt nicht!", wiederholte Hans Hasenscharte, ebenso bedrohlich wie zuvor. Doch bevor Gote etwas erwidern konnte, lief der im ganzen Ort bekannte Landstreicher weiter zu einer Familie, die gerade ihre Einkäufe in den Kofferraum eines Wagens legt und rief: "Gott vergibt nicht!"




- Fortsetzung folgt -

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Hörbuch

Über den Autor

ArnVonReinhard
Zweifler, Pessimist, Misanthrop ...

... ungefähr so:

"Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich imstande bin zu ziehen, die Dinge, die sich mir offenbaren ... die Hässlichkeit. Meine Arbeit fokussiert mich. Das hilft. Du sagst, ich benutze meine Gaben. Ich sage, ich geh nur mit ihnen um."
(Sherlock Holmes; In: Elemantary)


Fantasy- und Schauergeschichten sind mein Ding, weil sich darin alles Menschliche verarbeiten lässt.
Und ob ich es will oder nicht, auch das Thema "Freundschaft" taucht immer wieder auf.
Aphorismen.
Ein weiterer großer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, in Erzählungen und Nonfiction, ist das Thema Krieg.

Arn von Reinhard ist EU-Skeptikerkritiker und Medienkritikerskeptiker.


foto by and with permission of Evelyne Steenberghe from vlien.net

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Herbsttag So, so, "der Charme eine Kreuzschlitz-Schraubenziehers"... Ideen hast Du. Mal sehen wann Du die "Brückengleichrichterschaltung" unterbringst. :-)) Ira
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Es gibt Dinge, die schreien einfach nach Wahnsinn!
;-)

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Danke und wenn es einen wahren Gott gäbe.
All das ganze Leid würde niemals geschehen, besser gesagt
gute Menschen würden nicht wegsehen
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Wegen Dingen, die gar nichts mit MS oder den Leuten hier zu tun hat, bin ich gerade ziemlich zornig und stimme dir darum noch mehr zu als sonst.
*grrrrrrrrrrrr*
Denn wie du und ich wissen, bricht einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sich für seine Fehltritte entschuldigt. :-)

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Gott vergibt nicht, darum halten sich viele auch lieber an den Sohnemann, der, wie von der Kanzel aus behauptet wird, alle Menschen in sein Herz geschlossen hat. Obwohl er in der Johannesapokalypse ganz anders zur Sache geht.
Das aber nur nebenbei und man freut sich weiteres vom Hasenscharten-Hans lesen zu können und überhaupt....
b.G.
W.
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Man sollte auch seine Nebencharaktere pflegen.

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Huch, was war das... Ein kleiner Zwischensnack? ; -)

Wird der verwirrt scheinende Landstreicher zur Aufklärung beitragen... Oder eher nur Verwirrungen stiften..
Bin gespannt auf das nächste Häppchen
Samstagsgrüße
Ella
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Also: Hans Hasenscharte ist ... später noch Teil der Geschichte! :D

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Ich freue mich auf weitere feine Köstlichkeiten :)
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Aber wie du siehst, habe ich lediglich Nudeln mit Tomatensoße zu verteilen - na, Gote schmeckts. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
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