Krimis & Thriller
Ex und Hopp - Der Gurkenmord

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"Was kann wohl passieren, wenn man aus einer regionalen Speise eine Mordwaffe macht?"
Veröffentlicht am 06. Juli 2016, 20 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Hallo Ihr Lieben, "Wer bin ich?" das Hauptspiel bei dieser Kathegorie Schreiben tue ich schon seid vielen Jahren. Mit 10 Jahren habe ich damit angefangen und bis vor zwei Jahren habe ich auch noch alles per Hand und mit dem Füller geschrieben. Altmodischer geht wohl kaum. Ausserdem kann man mich als DAU bezeichnen: dümmster anzunehmender Useser. Um in der Moderne zu landen habe ich mich für diese Seite entscheiden. Ich Freue mich ...
Was kann wohl passieren, wenn man aus einer regionalen Speise eine Mordwaffe macht?

Ex und Hopp - Der Gurkenmord

Der Gurkenmord

Eindeutig, ich hatte vor dem Aufbruch zu unserer viertägigen Radtour durch den Spreewald vergessen, meine Knochen zu nummerieren. Es war das Inhaltsverzeichnis meiner Muskeln und Sehnen, welches mir vor Augen führte, dass es Bewegungsapparat hieß und nicht Sofa-Fleischklumpen. „Ich leide an Faulheit bedingter muskulärer Osteoporose“, jammerte ich kläglich und nur mein Anstand verbot es mir, dass mein Schädel auf dem Tisch

landete. Die Bedienung, eine Frau von unbestimmtem Alter, hager wie eine Vogelscheuche und mit einem Lächeln, als hätte ihr der Zauberer von Oz persönlich ein Herz geschenkt, nahm die Bestellung auf. Ihre Blicke sagten alles. Auch meine Mitbewohnerin sah nicht besser aus als ich. Solche Gestalten wie wir, die sich dem Märtyrertum des urplötzlichen Fahrradmarathons hingegeben hatten, waren wohl keine Seltenheit. „Benötigen Sie einen Arzt oder einfach nur gute Hausmannskost?“, lächelte uns unsere Wirtin an, bei der wir heute nächtigen würden und morgen noch ein

ordentliches Carepaket bekommen sollten. „Wir leiden wohl eher an Morbus Faulenzia dregidesmus bei klarerer Genese von einem Übermaß an Chill out“, nuschelte Melanie, welche sich mit mir auf hintersten Bank der Gaststube befand. „Jetzt weiß ich, wieso Sarah sich geweigert hat, mitzukommen. Ich werde nie wieder mit ihr streiten.“ Melanie musste lachen, vollkommen ausgelassen und mit sich selbst zufrieden. Eine Eigenschaft, welche ich an ihr schon immer sehr schätzte. Zum Essen wurde uns gebackene Rotbarbe mit Salat der Saison empfohlen

und Hecht mit spreewälder Meerrettichsoße wärmstens empfohlen und natürlich konnten wir Leckermäuler nicht nein sagen. Schon nach wenigen Minuten bekamen wir unser Essen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Der Duft des Fisches und des fischen Gemüses erfüllte den gesamten Schankraum. Melanie hingegen guckte völlig entgeistert auf ihren gut gefüllten Teller. Sie betrachtete ihr Abendessen und schwieg andächtig. Nun kannte ich mein Muttertier wirklich gut und sie gehörte nicht zu den Personen, welche zum Herrn betete und für ein gutes Mahl danke. Jedenfalls nicht täglich. „Du, alles in Ortung mit

dir?“ Sie blickte immer noch auf ihren Teller und schwieg. Nachdem weitere wertvolle Sekunden verstrichen, bekam ich es mit der Angst zu tun und streichelte ihr besorgt über den Arm. Ich beugte mich soweit es ging nach vorne, um einen Blick in ihr Gesicht zu werfen. Doch bevor meine braunen Haare eine neue Dekoration für meine Rotbarbe wurden, blinzelte mich das Muttertier wieder an. „Na ja, ich glaube nicht.“ „Wieso?“, wollte ich sofort wissen, aber da entdeckte ich bereits das skeptische Lächeln einer Mutter, wenn ihr Kind ihm morgens erzählt, das unter dem Bett ein Monster war, das Kekse gegessen

hatte und weil es davon Schluckauf bekommen hat, werden heute alle Vögel rückwärts zwitschern. „Mit mir kann etwas nicht stimmen. Ich habe mir eben meinen Salat angesehen und überlegt, ob du auch eine Mordmethode entwickelt hast, um deinen Ex mit einer Gurke umzubringen.“ Jetzt sah ich aus wie besagte Mutter mit Kind und Monster unter dem Bett. So etwas war auch noch nicht vorgekommen. Ich pikste etwas verlegen in meinem Hecht mit spreewälder Meerrettichsoße herum. Melanie nahm einen Bissen von ihrer Rotbarbe. Gerade als unsere Herzdame von Oz neue Getränke brachte,

fand ich meine Sprache wieder: „Im Grunde wäre es sogar recht leicht, jemanden mit Hilfe einer Gurke umzubringen.“ Melanie sah mich verdattert an. „Na ja, nimm doch mal die Gruppe von drei Herren da vorne. Alle sind sehr groß und kräftig. Sie pöbeln sich als gute Freunde untereinander an.“ Meine Gabel zeigte in Richtung des Stammtisches. Die Männer, einer davon der Wirt selbst, spielte mit seinen Kumpeln Karten und es ging sehr derbe zu. Eine klassische Skat-Runde, so wie ich es erkennen konnte. „Auf dem Tisch stehen kleine Happen. Auch die bekannten Spreewaldgurken.

Diese sind groß und haben einen Durchmesser von zirka zwei bis drei Zentimetern. Jetzt stellt dir mal vor, die drei Herren bekommen eine handfeste Meinungsverschiedenheit. Alleine schon eine Schlägerei könnte hier tödlich enden. Schau dir mal die Position des Stammtisches an!“ Melanie beäugte die Skat-Runde zuckte allerdings schnell mit den Achseln, somit fuhr ich fort: „ Absolut tödlich wäre beispielsweise, wenn einer der Herren auf die Idee käme, die Redewendung ‘Ich stopfe dir das Maul‘ wörtlich zu nehmen. Schiebt man einen Gegenstand wie eine Spreewaldgurke einem Menschen weit genug in den

Rachen, kann diese nicht mehr durch Erste-Hilfe-Maßnahmen rechtzeitig entfernt werden. Stürzt man zusätzlich den Aufgang zum Speisesaal hinunter, sieht der Schädel sowieso nicht mehr aus wie auf dem Führerschein.“ „Seit wann sieht man lebendig aus auf einem amtlichen Dokument?“, frotzelte meine Mitbewohnerin und bedankte sich bei der Wirtin für den hervorragenden Fisch. Sie bezeugte nochmal, dass der Fisch direkt heute Morgen aus der Spree gefangen worden war und ich nutze gleich die Gelegenheit, etwas von dem hochgepriesenen spreewälder Quarkkuchen zu bestellen. Mein Muttertier erkundigte sich nach den

Buttermilchblenis mit selbstgemachten Apfelmus. Mit einem herzlichen Lächeln verschwand unsere Gastgeberin wieder. Erst während des Essens hatten wir beide bemerkt, welchen Hunger wir hatten. Während des Wartens auf das Essen hatte ich schon fast geglaubt, ich müsse das Tischtuch annagen. „Mal im Ernst. Im Grunde gar nicht so verkehrt, wenn die Wirtin ihren Gatten loswerden will, müsste sie nur einen Streit unter den Männern forcieren. Wenn die Eheleute lang genug zusammen sind, weiß man welche Strippen gezogen werden müssen, um Schatzi zum Berserker werden zu lassen. Aber ob er wirklich stirbt oder nur ein

Pflegefall wird, ist bei diesem Plan nicht ersichtlich.“ „Hört, hört, da spricht die Obermamsell“, grinste ich und stütze meinen Ellenbogen auf die Tischplatte. Mama Melanie korrigierte mich natürlich, als der Nachtisch zu uns an den Tisch gebracht wurde. Bevor ich mich weiteren mörderischen Spekulationen hin gab, erlag ich erst einmal den köstlichen Kalorien vor meiner Nase: „Du hast recht, effektiv ist diese Mordmethode nicht. Besser wäre auch hier ein Giftmord. Denn in diesem Haus kocht die Frau. Der Mann steht maximal vor oder besser hinterm Thesen. Sie kocht, wahrscheinlich auch

im Privaten. Da ist es sinnvoller, seine Brotzeit zu vergiften, wenn er auf der Arbeit ist.“ „Wie kommst du denn jetzt auf einen andern Arbeitsplatz?“, hakte Melanie nach, als sie meinen Ausführungen nicht mehr folgen konnte. Wieder richtete sich meine Gabel auf die Skat-Runde. „Schau mal den Stuhl des Wirtes an, dort hängt eine alte Brotbüchse.“ „Wow, richtig nostalgisch das Ding.“ „Eben, solche Büchsen hat man früher auf dem Bau oft mit dabeigehabt. Der eine Mann rechts ist vorhin hereingekommen und hat eine Arbeiterweste auf die Bank gelegt. Das

hier ist eine kleine Wirtschaft und die Saison geht allmählich zu Ende. Es ist heutzutage ganz normal, dass man einen Zusatzverdienst hat. Und so wie sich die Herren benehmen, würde ich auf Bau schließen.“ „Du bist gut“, meinte Melanie und stippte einige Puderzucker Bröckchen mit dem Pfannkuchen auf. „Die Spreewaldgurken enthalten sehr viel Wasser, bis zu 96 Prozent. Durch die grobe Schale der Gurke würde eine Injektion überhaupt nicht auffallen. Auch nicht, wenn Flüssigkeit beim Hineinreißen austreten würde.“ Mein Quarkkuchen war herrlich. Nicht zu dunkel, schön süß und saftig. Unser

Menü nach dem langen Tag auf den Drahteseln würde nun mit einem altmodischen Kaffee mit Sahne abgerundet werden. „Und welches Gift schlägst du vor?“ „Hier würde ich Insulin empfehlen, sehr hoch dosiert.“ Melanie brauchte nichts zu sagen. Anhand ihrer ausgesprochen skeptischen Miene, ich verweise noch mal auf Mutter, Kind und Krümelmonster, war mir klar, was sie wissen wollte „Traubenzucker und Messgerät liegen neben der Kasse, habe ich per Zufall beim Hereinkommen gesehen und der Mann trinkt reichlich Bier. Ich gehe also davon aus, wenn die Hilfsmittel immer

griffbereit liegen, dann wird der Diabetiker wohl kaum drei Bier hintereinander trinken. Und eine einfache Angestellte würde es sehr selten so offen irgendwo hinlegen oder hier vergessen. Außer den Wirten sind keine Angestellten da.“ „Meine Güte, wie immer sehr professionell“, beglückwünschte Melanie mich und nahm dankend ihre Kräutermischung entgegen. Ich bestellte zu meinem Kaffee mit Sahne noch ein Päckchen Zucker nach. „Du weißt doch, Insulin wirkt nicht sofort und wird schnell vom Körper abgebaut. Wenn man zuerst auf Herz-Kreislauf-Versagen tippt und eine

Autopsie, wenn sie überhaupt stattfindet, dann kann es sein, dass es überhaupt nicht mehr nachgewiesen werden kann. Eine Einstichstelle gibt es ja durch die orale Aufnahme durch die Spreewaldgurke auch nicht. Aber natürlich gibt es noch andere Gifte, welche sich schnell zersetzten und ein Herz-Kreislauf-Versagen inszenieren. Eine Vitamin A Vergiftung könnte man auch so herbeiführen und bis man darauf kommt, spielt der Gatte schon six feet under.“ Der dekadente Kaffee tat meinem leicht beanspruchten Magen richtig gut. Es störte mich auch nicht, dass ich einen Sahnebart bekam. Melanie lachte

herzlich und musste ein Bild für unsere Mitbewohnerin machen, welche zu Hause saß und wahrscheinlich doch schmollte, weil sie nicht mitgekommen war. Urlaub war etwas Herrliches. Man konnte so schön einfach die Seele baumeln lassen und zudem konnte man wieder neues und anderes sehen. „Der Mann hat hoffentlich keine hohe Lebensversicherung am Laufen“, grinste Melanie, nachdem sie um unsere Rechnung bat. Nüchtern gab ich zurück: „Mord wird schon wegen wesentlich geringen Motiven begangen. Ich hab Erfahrung!“ Mein Muttertier schüttelte den Kopf und wir standen auf, damit wir auf unser

Zimmer gehen konnten. Sie war eine so angenehme und liebenswerte Person, dass ich sehr froh war, Melanie als meine beste Freundin dabeizuhaben. Alleine wäre der Trip nicht einmal im Ansatz so schön geworden, auch wenn ich meine Glieder neu katalogisieren musste. Dumm war nur, dass uns ein Herr und eine Dame vom Club Blau Weiß am Eingang des Schankraumes erwarteten. Wir hatten im Laufe des Abends wohl etwas zu viel von unserem Fachwissen preisgegeben.

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Über den Autor

silberfunke
Hallo Ihr Lieben,

"Wer bin ich?" das Hauptspiel bei dieser Kathegorie
Schreiben tue ich schon seid vielen Jahren. Mit 10 Jahren habe ich damit angefangen
und bis vor zwei Jahren habe ich auch noch alles per Hand und mit dem Füller geschrieben.
Altmodischer geht wohl kaum.
Ausserdem kann man mich als DAU bezeichnen: dümmster anzunehmender Useser.

Um in der Moderne zu landen habe ich mich für diese Seite entscheiden. Ich Freue mich darauf mich mit anderen
fleißigen Schreiberlingen auszutauschen und eventuell auch die ein oder andere Geschichte neu zu kreieren
Hauptsächlich bin ich geschichtlich mit Fantasy und Abenteuer unterwegs, allerdings versuche ich mich seit kurzem auch in der Sparte Krimis und Kurzgeschichten.

Ich bin gespannt was mich hier erwartet,
liebe Grüße
der Silberfunke

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Kornblume Das habt ihr nun davon.Selbst Schuld. Wie kann man auch im Speewald beim Hechtessen so mörderische Gedanken vor Einheimischen aussprechen.
Grüße durch die Nacht schickt die Kornblume, die den Spreewald über alles liebt und sehr gern in Burg, mitten im Naturschutzgebiet, Urlaub macht.
Vor langer Zeit - Antworten
silberfunke Das ist ja schön einen Kommentar von jemanden zu erhalten, welcher sich mit dem Gebiet und den Gepflogenheiten auskennt. Ich hoffe ich bin deinem geliebten Urlaubsort gerecht geworden.

Lieben Dank und viele Grüße
Silberfunke
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ja, und nicht nur bei dieser Geschichte. Bin voller Vergnügen schon mit Dir den Gurkenradweg entlang geradelt und habe in Lübbenau vor dem Bootsanlegen die Gurken aus den Fässern mit verkostet.
Mückig-gurkige Grüße ins Funkloch schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
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