Matamba geht zu frischen Wassern
Afrika ist seine Heimat hier wurde er geboren in Freiheit, hier ist er glücklich und hier will er auch auf seine letzte Reise gehen. Matamba, der einst so kraftvolle Elefantenbulle, der zahlreiche Kinder gezeugt hat in seinem langen Leben. Er, der so viele Herden durch dieses wunderbare und manchmal auch grausame Land geführt hat. Er war immer frei, immer stolz und stark. Führte seine Herden mit Weisheit und Sanftmut durch so manch schwere Zeiten, durch Dürren und Regenzeiten. Fort von den Jägern hin zu Futter- und Wasserplätzen. Wer sich Matamba
anschloss war stets in Sicherheit, war geborgen.
Nun aber spürte er seine Kräfte schwinden, seine Haut wurde immer rissiger, sein Haar an der Schwanzquaste immer dünner und beim Wandern zu neuen Futterplätzen verließ ihn oft die Orientierung. Seine Augen eingebettet in tausend Runzeln waren trüb und schwach, sein Ruf an die Herde leise, kaum noch zu hören. Es wurde Zeit zu gehen. Noch einmal rief er seine Herde zusammen um einen neuen Bullen zu bestimmen und um Lebewohl zu sagen.
Matamba sprach „ Meine Familie, es
wird Zeit für mich. Der Tod ist nahe ich kann seinen Hauch schon spüren, ich verlasse euch nicht gerne und doch muss es sein“ Die Herde blickte ihn traurig an, wer sollte sie nun führen, wer sie beschützen?
Als hätte er die Gedanken seiner Lieben gelesen sagte er „ Ihr müsst euch nicht fürchten, ich werde immer bei euch sein ich werde über euch wachen“
Olania Matambas jüngste Tochter sagte während ihr die Tränen übers Gesicht liefen „ Wenn du gehst, wer soll uns dann führen, wer soll uns vor den Jägern verstecken, wer bringt uns sicher zu Wasser- und
Futterplätzen?“
„ Oh, Olania mein Liebes denkst du denn ich hätte gar nicht nachgedacht? Robino wird euer neuer Leitbulle sein, ich habe ihn über viele Jahre beobachtet und er genießt mein volles Vertrauen, er wird euch führen.“
Mit dieser Entscheidung waren alle zufrieden, sie warfen die Köpfe hoch und ließen ein lautes Trompeten hören, dann gingen sie zu ihren Schlafplätzen.
Am nächsten Morgen als der Tau die Gräser hinunter perlte und der Nebel über den Boden kroch machte sich Matamba auf den Weg zu frischen Wassern. Nur einmal noch wollte er
trinken- einmal noch wollte er den Rüssel füllen, das klare Wasser über seinen Rücken rinnen spüren. Der Weg war lang und beschwerlich für ihn und dennoch schaute er sich seine Heimat noch einmal genau an, mit Wehmut im Herzen doch auch ganz Eins mit sich. Mit Bedacht trat er auf um keines der kleinen Tiere zu zertrampeln, als er nach Stunden des Abschiedsnehmens zum Wasserloch kam, öffnete sich sein Herz weit. Sein Blick wurde ganz klar, Matamba ging ins Wasser und trank, er füllte seinen Rüssel und ließ das Wasser über seinen mächtigen Rücken fließen. Dann stieß er ein gewaltiges Trompeten in den frühen Morgen, jetzt war er Eins
mit sich und der Schöpfung. Matamba stieg ans Ufer und legte sich in den Schatten eines imposanten Baumes. So lag er bis tief in die Nacht, bis sich seine Augen für immer schlossen.
Als seine Seele sich vom Körper getrennt hatte, deckte die Nacht ihn zu mit zärtlichen Schatten.
Elefanten sterben einsam.
Oder auch nicht.