Fast in den Wahnsinn getrieben
Thriller/Drama / Kurzgeschichte
Mein Zimmer liegt ganz am Ende von diesem dunklen und extrem langen Korridor, als mich die Pflegerin dorthin bringt. Oft war es mir so gewesen, als würde jemand meinen Namen rufen. Aber schnell habe ich das wieder von mir gewiesen, denn auch im Krankenhaus war es des öfteren mal vorgekommen. Bis ich merkte, es war alles nur eine Einbildung von mir und diese Geräusche kamen von der Herzmaschine, die bei mir angeschlossen war. Nun hat diese Dame
das Zimmer aufgeschlossen und als erstes kam mir ein seltsamer Geruch entgegen. Es roch Muffig und so schrecklich nach einer verwesenden Leiche. Zu gut kenne ich diesen Geruch noch, denn ich hatte als Zehnjährige damals meine Oma gefunden. Nie vergesse ich das Bild, was sich mir darbot und diesen penetranten Geruch, der mich ein Leben lang wohl begleiten wird. Noch bevor ich dieses Zimmer betrat, im übrigen hat sie sich noch nicht mit ihren Namen vorgestellt, sagt diese Dame zu mir; „Morgen haben sie noch eine Zimmergenossin bei sich, eine etwas ältere Dame. Ich hoffe nur, das macht ihnen nichts
aus.“
„Nein, nein! Das geht schon in Ordnung!“, antworte ich ihr und lege meinen Koffer, so wie meine Handtasche auf das Bett. So schrecklich in gelb Geblümt wie diese Bettdecke, waren auch die Übergardinen von dem Zimmer hier.
„Einfach zum fürchten,“ denke ich gerade, als diese Dame die Zimmertür sehr laut hinter sich zu schlug. Sofort gingen meine Augen zum Fenster, dass aber geschlossen war und somit kein Durchzug entstehen konnte. Hm, das verstehe ich nun gar nicht. Dicht neben dem Bett, da ist noch eine Tür und die untersuche ich, da sie sich nicht so
einfach öffnen ließ. Ich habe das Gefühl, sie ist von Innen abgeschlossen worden.
„Augenblick noch, ich bin gleich fertig!“, erklang eine junge Frauenstimme.
„Schon in Ordnung! Ich wusste nicht das dieses Zimmer schon besetzt ist,“ sage ich erschrocken zu der unbekannten Dame. Kurz darauf, ging die Tür auf und eine halbnackte Frau,in den mittleren Jahren und mit langen dunklen Haaren, betrat nun mein Zimmer.
„O wie schön, endlich einmal eine Frau mit blonden Haaren. Bis jetzt haben wir hier nur dunkle und brünette Damen. Ich bin Ursula, kannst aber Uschi zu mir
sagen,“ schon streckte sie mir ihre Hand entgegen. Die ich natürlich sofort Dankend annahm, „Ich bin Angela, Angel sagen alle die mich kennen, zu mir.“
„Schön dich kennenzulernen, Angel. Aber nun muss das erst einmal reichen, denn das Abendbrot wartet schon auf uns. Ich ziehe mir nur rasch den Bademantel über und dann können wir auch los gehen.“ Kurz darauf war sie im anderen Zimmer verschwunden und ließ auch gleich ihre Tür offen stehen. Na ja, sie hatte es sich wohl doch anders überlegt und sich rasch einen Jogginganzug angezogen. Noch während sie sich die Haare kämmt, sagt sie ganz
neben bei zu mir, „Bekomme bloß keinen Schreck, wenn wir im Speisesaal sind, denn hier gibt es auch Männer. Also vergesse niemals deine Zimmertüre zu verschließen. Es könnte sonnst passieren, dass eines Nachts einmal ein Kerl vor deinem Bett steht. Hast du irgend etwas gegen Männer?“
„Nein,“ antworte ich ihr und über meinem Körper huschte ein eiskalter Schauer.
Nur der Gedanke alleine reicht mir schon aus, um an meinem toten Mann zu denken und das, dass wollte ich ganz und gar nicht, auch nur noch einen einzigen Gedanken an ihn zu verschwenden. Nach dem Abendessen,
ging ich auch wieder zusammen mit Uschi auf das Zimmer. Doch bevor wir hinein gingen, blieb ich stehen da ich glaubte einen schwarzen Schatten gesehen zu haben. Unruhig geworden, schaue ich Fieberhaft in die Richtung, wo ich ihn gesehen hatte, aber Nichts war mehr erschienen. „Vielleicht liegt es daran, weil ich schrecklich müde geworden bin,“ denke ich und gehe dann in mein Zimmer hinein. Öffne meinen Koffer und hole meine Duschutensilien heraus. Dann nehme ich die beiden kleinen Stöcke zur Hand und ziehe einen nach dem Anderen in die gewünschte Länge. Anschließend setze ich mich auf das Bett und baue das
Laufgerüst vom meinem rechten Bein ab, ging dann auch gleich zum Duschen. Nicht lange da vernahm ich ein flüstern und drehte die Dusche ab, war ja eh schon fertig und lausche in die tiefe Stille hinein. Unter der Tür bemerke ich einen dunklen Schatten und dieser Jemand befand sich in meinem Zimmer. Automatisch hielt ich die Luft an, als jemand noch versuchte die Badezimmertür zu öffnen. Da nichts kam, nahm ich allen Mut zusammen und rief so laut ich konnte, „He, wer ist da in meinem Zimmer?“
Nichts, kein Laut war zu hören und auch der Schatten war verschwunden.
Nun glaube ich wirklich schon daran,
Halluzinationen zu haben. Zog mein langes Nachtgewand an und schloss die Tür auf. Schaue hinein in das Zimmer, kann aber keine Veränderung feststellen. Nehme den Beutel mit meinen Utensilien an mich und hänge meine feuchten Badehandtücher über die Stuhllehne. Die Waschlappen lege ich über den Heizkörper, der unter dem Fenster ist. Dann endlich lag ich im Bett und nicht lange, da vielen mir auch schon die Augen zu. Mitten in der Nacht saß ich dann Kerzengerade in meinem Bett, aufgewacht aus einem schrecklichen Alptraum. Mache meine Nachttischlampe an, und habe mich noch nicht mal erholt gehabt von dem Traum,
da fuhr ein dermaßen schrecklicher Schock durch alle meine Glieder, dass ich schon denke, mein Herz bleibt nun stehen. Als ob mein Mann von den Toten auferstanden wäre. Keine einzige Verbrennung konnte ich an ihm erkennen. Mir wurde ganz schwarz vor Augen und Ohnmächtig, sank ich zurück in mein Kissen.
„He Angel, aufwachen!“
Langsam gingen meine Augenlider nach oben und ich schaute in Uschi ihr Antlitz. Ganz durcheinander fragte sie mich, „ Sage mal, was ist denn mit Dir los? Du hast die halbe Nacht lang nur geschrien und immer nur >Carlo verschwinde<, gerufen. Wir hatten dich
überhaupt nicht wach bekommen, so sehr wir uns auch bemüht hatten. Ich meinte die Nachtwache und mich damit.“
„Ach nein, kann doch nicht sein! Ich war wegen einem sehr schlimmen Alptraum wach geworden und dann muss ich wohl etwas Beängstigendes gesehen haben, was mich zurück in die Kissen warf.“
„Das kannst du aber auch laut sagen, Angel. Komm steh auf, ich helfe Dir heute beim Auspacken von deiner Kleidung. Jetzt gehen wir gleich zum Frühstück und ich werde dir eine Scheibe Brot bestreichen und sie anschließend mitbringen.“
„Ach bitte Uschi warte doch, ich bin
gleich fertig, Ziehe mir nur schnell einen Trainingsanzug an und nehme zum laufen heute beide Stöcke. Lasse einfach mal die Gehhilfe hier liegen, tut meiner Hüfte auch ganz gut, sich einmal zu Entspannen.“
„Fertig, Angel?“
„Ja, wir können gehen Uschi,“
Und schon waren wir auf dem Weg zum großen Speisesaal, doch ständig habe ich das dumme Gefühl, hier Stimmt doch etwas nicht. Und so war es auch, es war einfach viel zu Ruhig. Menschen unterhalten sich immer über Dies und Das, nur ich konnte hier absolut nichts hören. Weder das Klappern vom Besteck, noch von Teller und Tassen.
Angstschweiß lief mir von der Stirn und dann summte das Handy in meiner Jackentasche. Ich blieb stehen, während Uschi weiter gegangen ist. Langsam habe ich es aus meiner Jacke herausbekommen und schaue nun auf das Display. Dieser Anblick den ich da nun zu sehen bekam, reichte aus, wieder in Ohnmacht zu fallen
„Was hat sie denn nur, Frau Doktor?“
„Es kann möglich sein, dass noch ein paar Nervenstränge angegriffen wurden, als sie das Messer im Rücken hatte.“
„Aber Angel hat mir doch nichts davon erzählt. War nur sehr erschrocken heute Morgen, als ich ihre große Narbe sah auf dem Rücken. Na ja und ich wollte sie
nicht darauf ansprechen, weil sie schon in der Nacht sehr schlecht geschlafen hatte. So wie es mir vorkam, leidet sie unter schrecklichen Alpträumen.“ antwortet Uschi der Ärztin.
„Wissen sie denn nicht, warum sie diesen Schockzustand hat? Es muss doch etwas passiert sein, denn von alleine kommt so etwas nicht zustande.“
Worauf Uschi antwortet; „ wir waren gerade auf dem Weg zum Speisesaal, da klingelte ihr Handy. Es muss hier noch irgend wo liegen.“
Die Ärztin und Uschi schauten sich um und entdecken es an der gegenüber liegenden Wand, auf dem Fußboden
liegend.
Schnell hatte Uschi alles durchgeschaut und sagte nur; „ Nichts ist hier drauf zu sehen! Weder ein Bild, noch eine gespeicherte Nummer und auch kein Anruf. Rein weg, gar nichts.“
Langsam war Angel wieder zu sich gekommen, und fragte nur; „ Was ist denn geschehen und warum liege ich hier auf dem Fußboden?“
„Das würde ich ganz gerne mal von ihnen Wissen. Können sie sich denn an irgend etwas erinnern.“, fragte die Ärztin total besorgt.
„ Ja, ich war mit Uschi unterwegs zum Frühstücken, als dann mein Handy
summte.“
„Es hat also nur gesummt und nicht geklingelt?“ , unterbrach die Ärztin sie.
„Ja, es hatte nur leise in meiner Trainingsjacke gesummt. Als ich dann auf das Display sah, konnte ich das Gesicht von einem Mann erkennen, meinem Mann.
Nur das konnte nicht sein, da mir die Polizei vor fast acht Wochen mitteilte, er sei im Feuer umgekommen. Er war stark angetrunken und hat im Schlaf seine Zigarette fallen lassen, worauf dann alles in Flammen aufging. Ich war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu meiner besten Freundin Ricke gewesen, als das Haus hinter mir Explodierte.
Hatte es aber nicht wirklich Wahr genommen, weil ich starke Schmerzen im Rücken hatte.“
„Ja das steht auch hier in ihrer Akte. Doch wie erklären sie sich das, dass ihr Handy nichts aufweisen kann.“
„Frau Doktor, woher soll ich das denn Wissen. Kann ich bitte mein Handy wiederhaben?“
Uschi reichte es ihr und Angel sah sich dieses Handy ganz genau an. Plötzlich sagte sie, „Das ist aber nicht meines, denn meine Kennzeichne ich stets, weil ich sie oft schon verwechselt habe.“
„Aha, und wie kann ich das jetzt verstehen?“, fragte die Ärztin noch und half Angel beim aufstehen. Rein Zufällig
viel Angel ihr Blick auf Uschis Gesicht und ihr Kreislauf spielte erneut verrückt. Noch in den Armen der Ärztin, wurde sie wieder Ohnmächtig.
„Kommen sie und helfen sie mir diese Patientin auf ihr Bett zu legen, bis der Krankenwagen vor Ort ist!“, sagte sehr streng die Ärztin und Uschi half ihr dann beim Tragen.
„Wo werden sie Angel denn hinbringen? In welches Krankenhaus, wollte ich fragen.“
„In eine Spezialklinik,“ sagte die Ärztin, während sie Angel noch eine Spritze gab.
Uschi sagte kurz darauf, „Sie meinen wohl eine Klapsmühle. Oder?“
„In eine Psychiatrische Anstalt, ja. Sie leidet anscheint unter einem starken Trauma. Ihr muss dringend geholfen werden.“ Sagt die Ärztin noch und war nun auch mit der Injektion fertig und warf die Spritze in den Papierkorb. Erschrocken darüber wie die Ärztin sich verhielt, tat Uschi so, als wenn sie nun keine Zeit mehr hätte. Streichelte Angel, wünschte ihr gute Besserung und gab der Ärztin zum Abschied noch einmal die Hand und sagte kurz und Bündig, „ Ich muss zur Therapie und bin schon spät dran!“
Kaum hatte Uschi das Zimmer verlassen, da hört sie, wie die Ärztin ein sehr
seltsames Gespräch führt und wusste sofort, hier ist jemand ganz Gewaltig in großer Gefahr. Schnell hat sie ihr Handy zur Hand und ihre Nottaste gedrückt, denn das Nummern suchen, würde viel kostbare Zeit in Anspruch nehmen.
„Was ist los bei dir, Uschi?“
„Seit ihr noch vor Ort, Jungs? Ich brauche Euch hier, denn Frau Angel schwebt in großer Lebensgefahr. Beeilt Euch!“ Schon hat sie wieder aufgelegt und bekam noch mit, wie Angel aus dem Zimmer getragen wurde. Als es leer war und die Tür geschlossen wurde, ging sie über der Toilette hinein in das Zimmer. Ihr Weg führte sie direkt zum Papierkorb
und dort war auch noch die Spritze. Gerade will sie die in eine durchsichtige Cellophantüte stecken, als die Spritze aus ihren Händen rutscht und unter das Bett kullert. Schnell hat sie die Spritze ergriffen und auch das dunkle Handy mit dazu. Was am Fußende unter dem Bett liegt, denn vom Flur her hört sie leise Schritte näher kommen. Fluchtartig verließ sie das Zimmer über die Toilette und hat gerade ihre Zimmertür hinter sich abgeschlossen, da fasste schon Jemand ihren Türgriff an und rüttelte wie verrückt an der Tür. Ängstlich geworden, versteckte sie sich hinter dem hässlichen, schweren und dunkelbraunen Vorhang in ihrem Zimmer.
Ihre Tür wurde aufgeschlossen und sie hört die Stimme von der Ärztin.
„Habe mich wohl verhört, denn hier ist niemand, sind alle unten bei der Therapie.“
Langsam kam Uschi hinter dem Vorhang vor, lauschte an der Tür, die zum Flur
hinaus führt. Nichts, alles war Still geworden. Als erstes sah sie sich dieses Handy etwas genauer an und wie sie es aufgeklappt hat, schaut ihr ein Männergesicht entgegen, dass gar fürchterlich grinst. Ganz erschrocken klappt sie das Handy wieder zu. „Ich habe dieses Gesicht schon einmal gesehen! Aber wo? Ich kann mich nicht
mehr Erinnern.“ Sagt Uschi zu sich selber, als sie ganz leise ihre Zimmertür aufschloss und Vorsichtig hinaus auf den Flur schaut. Niemand war mehr zu sehen, denn der Korridor war wie leergefegt.
Geschrieben und das Bild kreiert ,
von Monika Stahl (AB)