Krimis & Thriller
Abgetaucht - Beitrag zur 10. Autorenchallenge

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"Für Elke ist es der erste Tauchausflug. Bisher waren ihre Flitterwochen ein Traum..."
Veröffentlicht am 27. Juni 2016, 22 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.
Für Elke ist es der erste Tauchausflug. Bisher waren ihre Flitterwochen ein Traum...

Abgetaucht - Beitrag zur 10. Autorenchallenge

Flitterzeit

"Economy oder First Class?", fragte Ben. Elke sah ihn konsterniert an.

"Warum sollten wir Economy fliegen?", entgegnete sie verwundert. "Ist ja nun nicht so, dass wir am Hungertuch nagen würden." Ben schnaubte nur belustigt und setzte den Haken für "First Class".

Elke lächelte und wandte sich wieder ihrem Inneneinrichtungs-Magazin zu. Sobald die Hochzeit vobei war und sie ihre Flitterwochen hinter sich hatten, wollten sie in die Villa ihres Vaters ziehen, die er für sie freigemacht hatte. Jeden Morgen das wunderbare Panorama des Gardasees, und das ganz für sich! Sie freute sich jetzt schon darauf.

Doch erst mal ginge es in die Karibik, vier Wochen lang.

"Tauchst du gern?", riss Bens Frage sie wieder aus ihrem Magazin.

"Äh... ich bin noch nie getaucht", gestand sie erstaunt. "Du etwa?" Ben nickte.

"Ja, klar, macht super Spaß. Ich hab gerade ein Hotel gefunden, das in seinem Entertainment-Programm auch Tauchgänge anbietet. Magst du es mal versuchen? Den Kurs können wir auch hier schon für dich buchen, gibt genügend Tauchschulen hier, dann kannst du da gleich abtauchen", schlug er vor. Elke zögerte kurz, dann nickte sie.

"Ach, warum nicht. Schlimmstenfalls macht es mir keinen Spaß und ich backe in der Sonne, während du tauchst", erwiderte sie. Das

mochte sie an Ben so: er konnte ihr auch ihre Freizeitgestaltung lassen, wenn sie keine Lust auf seine hatte, und umgekehrt. Er nickte und buchte die Hochzeitssuite in dem Hotel.


Sonne auf der Haut

Die Karibik war wunderschön. Ben genoss die Sonne auf der Haut, während Elke im Wasser planschte. Sie hatte schnell gelernt, wie man sich unter Wasser bewegte. Noch hatte sie ein paar Probleme, das Equipment richtig zusammenzustellen, aber dabei würde er ihr schon helfen. Spaß hatte sie jedenfalls am Tauchen; sie hatte sich schon nach den ersten paar Stunden im nächsten Tauchverein am Gardasee angemeldet und wollte dann regelmäßig hin, sobald sie dort wohnten. Er freute sich darauf; die Villa war riesig und Elke hatte die letzten anderthalb Jahre damit verbracht, sie sehr geschmackvoll selbst einzurichten. Dazu war

die Aussicht hinreißend und das Gelände derart von Security abgeschirmt, dass man schon eine kleine Einheit Söldner gebraucht hätte, um die Bewohner zu stören.


Er betrachtete seine frisch Angetraute, während sie mit ein paar Kindern spielte. Sie entsprach in einigen Punkten nicht dem allgemeinen Schönheitsideal, aber das war ihm egal. Sie war ein bisschen sehr pummelig um die Hüften und hatte von ihrem Vater leider auch die Disposition zu schnell fettendem, dünnem Haar geerbt, auch wenn sie alles tat, um das zu ändern. Aber ihre Augen waren lebendig und fröhlich, und auch wenn ihr Verstand nicht überdurchschnittlich gut war, scheute sie sich nicht, ihn

einzusetzen. Er lächelte, als sie "Ertrinkende" für die Kinder spielte, die sie mit viel Gejohle retteten. Sie hatte ein großes Herz. Ihm selbst wurde etwas mulmig, als er an die Kinderfrage dachte. Spätestens nach den Flitterwochen würde Elke wohl damit ankommen; sie war Mitte dreißig und sehnte sich nach einer Familie. Er hingegen scheute sich, diese Verantwortung einzugehen; er misstraute sich zutiefst, was das Vater sein anging. Als ihm zu heiß wurde, ging er hinein und bereitete schon einmal die Tauchausrüstung für den morgigen Tauchgang vor.

Tauchgang

Kaustik malte bunte Lichtschlangen ins Wasser. Wasserpflanzen wiegten sich wie stumme Ballerinas zu einer unhörbaren Melodie. Bunte Fische schwammen zwischen den Korallen und Anemonen ein und aus. Dort war die Höhle, die sie vor ein paar Tagen gefunden hatten und heute erkunden wollten. Voller Entdeckerdrang schwammen sie darauf zu.

Die Strömung in der Höhle war stärker, als sie es vermutet hatten. Sie mussten sich anleinen, weil sie sonst weggerissen worden wären, doch das tat ihrer Vorfreude keinen Abbruch. Vielleicht gab es hier ja Piraten- schätze! Sie kicherten und balgten sich

spielerisch. Die Höhle war tief, doch das Seil war lang genug. Immer weiter drangen sie in die lichtlosen Kavernen ein, nur geleitet von den hellen Fingern ihrer Taschenlampen.


Irgendetwas stimmte nicht. Ihr wurde schwindelig. Elke griff nach dem Halteseil und sah mit verschwommenem Blick auf ihre Sauerstoffuhr. Um Gottes Willen! Sie hatte viel zu wenig Luft! Hektisch signalisierte sie Ben, dass sie aussteigen mussten. Er nickte und schwamm vor. Plötzlich jedoch wandte er sich mit einem schrecklichen Gesichtsausdruck um. In der Hand hielt er ein Messer. Elke erschrak. Mit einem Ruck kappte er ihr Halteseil, und die Strömung riss sie fort, immer tiefer in die Höhlen hinein.

Trauerzeit

Der tränenüberströmte Ehemann hielt ihnen das ausgefranste Ende eines Nylonseiles entgegen.

"Ich hatte die Ausrüstung eigentlich vorgestern erst überprüft... Nur die Seile, die habe ich nicht abgerollt", schluchzte er. Sergeant Wilson konnte ihn verstehen.

Der Mann war vor einer Stunde völlig durcheinander aus dem Wasser gekommen und hatte den Seenotruf angerufen.

Laut seiner Aussage waren er und seine Frau zu einer Unterwasserhöhle hinabgetaucht, wo sie sich wegen der starken Strömung angeleint hatten. Seine Frau sei voller Faszination voraus

geschwommen, und plötzlich habe es einen Ruck gegeben und sie sei mit hoher Geschwindigkeit von der Strömung mitgerissen worden. Er war ihr kurz gefolgt, doch als er an eine Gabelung gekommen sei, habe er lieber umgedreht, um Unterstützung zu holen. Er machte sich große Sorgen, dass ihr Sauerstoffvorat zur Neige gehen könnte, und hatte deshalb riskiert, etwas schneller zu steigen, als eigentlich gut war.

Natürlich waren sofort Taucher losgeschickt worden, um die Frau zu suchen, doch als sie nach acht Stunden wieder auftauchen mussten, war die Hoffnung für die Frau verloren. Der junge Mann brach vor Trauer zusammen und musste erst einmal in ein Krannkenhaus gebracht werden.

Zahltag

Ben schloss pfeifend die Tür auf und gab den Code für die Alarmanlage ein. Er lächelte sinnig vor sich hin. Die Beerdigung war vorbei. Sein Schwiegervater hatte es nicht lassen können, noch drei Monate nach dem Leichnam seiner Tochter suchen zu lassen, ohne Erfolg. Also hatten sie eben einen leeren Sarg in der Erde versenkt. Ben hatte sich nach dem Leichenschmaus zügig verabschiedet. Er hatte keine Lust auf das Geheule.

Heute war Zahltag. Seine fette Elke war den Weg alles Vergänglichen gegangen, und ab heute Abend würde er über wenigstens die Hälfte ihres Vermögens verfügen, wenn er

das Testament richtig im Kopf hatte - immerhin zweihundert Millionen Euro. Dafür hatte es sich gelohnt, diese naive dicke Kuh zu vögeln.

Ab morgen würden die geilen Häschen nur so Schlange stehen. Bah, Weiber. Auf eine Größe kam es ihnen sehr wohl an - die des Bankkontos. Aber wenigstens konnte er sich ab jetzt aussuchen, wer in seinem Bett landete.

Sein Weg führte ihn durch die Küche, wo er sich einen schönen kühlen Schampus eingoss.

"Auf Elke!", prostete er sich lachend selbst zu und ging ins Wohnzimmer.


Das Glas zerschellte auf dem Boden, als er

sich den dunkel gekleideten Männern gegenüberfand. Der rote Streifen an der Hose sagte ihm etwas. Hektisch sah er sich um, doch nun kamen sie aus den angrenzenden Zimmern. Er war umstellt.

"Signore Benjamin Ziegler, Sie sind verhaftet. Sie wurden angezeigt wegen versuchten Mordes an Ihrer Ehefrau, Elke Ziegler", schnarrte der vorderste Carabiniero, ein älterer Mann mit graumeliertem Schnauzbart.

"Versuchter Mord? Ich?", keuchte Ben. Der Mann nickte knapp und hielt zwei durchsichtige, versiegelte Beweistaschen hoch.

In der einen war ein kurzes Stück Nylonseil, auf der einen Seite ausgefranst, auf der anderen glatt gekappt.

In der anderen war eine Stirnkamera in ekelhaft grellen Farben, auf dem Band der Aufdruck "Benvenuto a Ambiente Acqua!".

Augenblicklich ging das Licht aus, und ein Lichtstrahl traf die weißgetünchte Wand des Wohnzimmers. Dort sah man deutlich, wie Ben das Seil kappte und dann das andere Ende gemütlich an den Höhlenwänden durchscheuerte.

"Wa-" Ben kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden. Auf der Galerie trat Elke aus dem Schlafzimmer. Für einen Moment blieb ihm das Herz stehen.

Sie hatte sich verändert. Etwas abgenommen hatte sie, wenn auch nicht viel, doch ihre Augen waren härter geworden. Von ihrer ursprünglichen Naivität war nicht mehr viel zu

sehen.

"Danke, Capitano. Sie haben der Menschheit einen großen Dienst erwiesen", sagte sie und warf ein kleines, weißes Kärtchen herunter. Ben senkte den Blick.

"Elke Schönbrunn, Kriminalhauptkomissarin KriPo Köln", war darauf zu lesen. Wieder setzte sein Herz aus.

"Dieses Mal haben wir Sie", sagte sie kalt. "Sie mögen Witwe Ilona Schneider und Frau Sabine Winter spurlos haben verschwinden lassen, doch dieses Mal haben wir alles, was wir brauchen, um Sie hinter Gitter zu bringen. Lebenslänglich." Ben hob den verhangenen Blick, dann wurde er wirklich ohnmächtig.


"Gut gemacht, Frau Schönbrunn", lobte die

Staatsanwältin die Polizistin und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. Elke lächelte nur, dann zog sie sich zurück. Gerade hatte das OLG Köln Benjamin Ziegler alias Marcel Heigenbach alias Thorsten Schreiber zu lebenslänglicher Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Ihm wurde der versuchte Mord an Elke zur Last gelegt, während man noch zwei weitere Morde vermutete, aber nicht nachweisen konnte.

'Wenigstens für den Sex hat es sich gelohnt', dachte Elke müde. Es war schwer gewesen, dem natürlichen Charme dieses Mannes nicht zu erliegen, und mehr als einmal hatte sie sich fast in ihn verliebt. Hauptsache, er war hinter Gittern. Wenn sie doch nur wirklich vierhundert Millionen Euro hätte... ihr würde

es nichts ausmachen, kurz nach der Hochzeit von einem Goldgräber umgebracht zu werden, so lange sie glücklich starb. Traurig ging sie in ihre einsame Wohnung.

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Lessa
Hauptberuf: Mama. Hobbies: Schriftstellerei, Rendering, Rollenspiele, Lesen, Rätseln, Brettspiele... viel zu viel für nur 24 Stunden, besonders, wenn noch ein kleines Wunder im Haus ist.

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Tintenklecks die Pointe war unerwartet .. sehr gut geschrieben
lg vom Klecks
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Interessante Wendung!
Und mal so gar nicht in den Fantasy-Bereich "abgedriftet.


Ne Undercover Polizistin ist natürlich auf alle Eventualitäten eingestellt :) so auch auf Auftrieb und Abtrieb und .... fehlende Sicht

Super gut geschrieben
Danke und einen schönen Sonntag
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke Ella!

Ich mach ja nicht nur Fantasy ^^ SF und Modern sind durchaus auch mein Zuhause, bei Fantasy kann ich mich nur am weitesten austoben.

Ich werde jetzt, nach der Challenge, auch die Details ihrer Rettung einfügen, aber da man ja "grob 20 Seiten" Platz hatte, fehlte mir ebenjener ;).
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Tja, tauchen ist nicht ungefährlich.
Trotzdem ist mir nicht ganz klar, warum eine Taucherin, auch wenn sie Polizistin ist, nicht durch die Strömung in die Höhle fortgerissen werden sollte. Aus eigener Höhlentaucherfahrung meine ich, dass dies fast absolut tödlich ist. Mit nur einer Taucherlampe dürfte zudem auch die Sicht durch aufgewirbelte Schwebstoffe gleich null sein.
Trotzdem, guter Plot
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Oi, ich dachte, ich hätte längst geantwortet!
Danke, Günter, für alles!
Ich selbst habe null Erfahrung mit dem Tauchen, bin ich noch nie... Ich hatte mir Gedanken dazu gemacht, wie Elke es geschafft hat - mit mehr Glück als Verstand den Seilrest um einen Unterwasserstalagmiten geschlungen, abgewartet und - vorsichtshalber - noch mit einer zusätzlichen kleinen Sauerstoffflasche ausgestattet. Denn mit der Manipulation des Sauerstoffs hatte sie gerechnet, nicht aber mit der Strömung in der Höhle (da sie ja noch nie darin gewesen war). Aber ich hatte keinen Platz mehr, das auch unterzubringen ^^
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Eine kleine Sauerstoffflasche bringt immerhin etwas. Sie befindet sich in der Rettungsweste und könnte dafür verwendet werden. Nur leider sind Rettungswesten in Höhlen streng untersagt. Löst man zufällig aus, würde man gefangen, wegen dem Auftrieb, an der Decke festgenagelt sein.
gruß
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Danke für die Info! Wie gesagt, gar keine Ahnung :)

Ich hatte mir eigentlich mehr eine kleine versteckte Flasche in einer Gürteltasche o.ä. vorgestellt, die sie halbwegs schnell wechseln kann, auch wenn ich nicht weiß, ob das unter Wasser geht.
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Egal, der Plot ist gut. Man müsste nur kurz einfügen, dass sie sich an einer Höhlenbiegung an einem Vorsprung festhalten konnte, z.B.und schon passt es. Er ist ja weg gefahren. Dann erst ist sie aufgetaucht - den Bleigurt abgeworfen. Mit einem Neoprenanzug hat man Auftrieb und kann lange über Wasser dümpeln. Dann wurde sie von einem Boot aufgefischt und schon stimmt es.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Überraschendes Ende und der Weg dahin - also der Verlauf der Geschichte - verrät kein "Sterbenswörtchen"! Gut gemacht, würde ich sagen.
22 Seiten, die mich sehr gut unterhielten. Kein Anflug von "ich schau mal, wie lang der Text noch ist" oder ähnlichem.
Ich habe es sehr gern gelesen. ♥
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Lessa Danke Frettschen, natürlich auch für Talerchen und Herz! Freut mich, wenn es dir eine gute Zeit verschafft hat ^^
Vor langer Zeit - Antworten
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