Die Angst
Nach einer wahren Begebenheit
Ein schöner sonniger Morgen weckte mich und die ersten warmen Strahlen von der Sonne trafen mein Gesicht. Wie ich fertig war mit meiner Morgentoilette, zog ich mich an und brühte mir einen Pott Kaffee auf. Er war noch zu heiß und so schaute ich noch etwas aus meinem Küchenfenster hinaus. Neben mir saß mein Kater Paulchen, der es sich nicht nehmen ließ am offenen Fenster zu sitzen. Er hatte einfach kein Interesse aus dem Fenster zu springen. Wozu auch, ihm ging es sehr gut und er
hatte alles, was sich ein Katzenherz nur wünschen konnte. Die Musik aus dem Radio klang so herrlich, dass ich auf der Stelle hätte Tanzen können. Langsam musste ich aber auch daran denken das ich zur Arbeit gehen muss und der Weg sehr weit ist, ich etwas über eine Stunde zu Fuß unterwegs sein werde, bis ich auf der Arbeitsstelle angekommen bin. Mein Kaffee war auch ausgetrunken, lockte mein Paulchen von der Fensterbank herunter und schloss es sofort mit dem Versprechen, wenn ich nach Hause komme kann er wieder ganz lange auf seinem Lieblingsplatz sitzen bleiben, am geöffneten Fenster. Er maunzte noch einmal und verschwand aus
meinem Sichtfeld. Ich war lustig drauf und freute mich auf den langen Weg zur Arbeit, denn er führte mich durch einem Wald wo der Weg extra angelegt wurde für Fußgänger. Oft fuhr ich mit dem Farad dort entlang und dann auch wieder ging ich zu Fuß den Weg bis zur Stadt hinein. Hier und da konnte ich Tiere beobachten und musste sogar noch aufpassen, dass ich nicht zu spät zur Arbeit kam, was natürlich schon öfters einmal passiert war. Doch zum Glück hatte ich eine sehr nette Chefin, die hatte dafür Verständnis und drohte lächelnd mit dem Zeigefinger. Außerdem wusste sie ja auch, ich war immer da wenn einer Einspringen muss, weil
Kurzfristig jemand Krank wurde. Meine Gedanken waren nun schon auf diesem Stückchen Weg gewesen, als mein Sohn mich noch fragte.
„Sage mal Mutti, musst du heute nicht noch zur Fahrschule?“
Mein Sohn ist gerade zwanzig Jahre geworden und hatte noch keine Lehre gefunden. Dafür machte er immer einen Aushilfsjob nach dem anderen und so antworte ich ihm ganz freundlich; „Ach ja das stimmt, dann komme ich heute später nach Hause.“, sagte ich zu ihm und machte mich auf den Weg. Die Sonne schien es Heute sehr gut zu meinen, denn obwohl wir es früh um sieben Uhr haben, ist es schon angenehm
warm draußen. So wanderten meine Blicke hin und her, bis mich ein seltsames Geräusch aus meinen Träumen riss. Angst, ließ mich etwas schneller laufen, da ich dieses mulmige Gefühl nicht los wurde, mich verfolgt heute einer. Ich bemühte mich sehr ihn Ausfindig zu machen, aber in diesem Wald war es beinahe unmöglich jemanden zu entdecken. Dann ging ich zaghaft weiter und schaute mich ständig um, ob ich doch noch etwas entdecken könnte. Da, wieder dicht neben mir im Gestrüpp, knackten erneut ein paar dünne Zweige. Ich blieb wie angewurzelt stehen und schaute Aufmerksam in diese Richtung woher das
Knacken kam, aber ich konnte nichts sehen. Mein Herz raste vor Angst, schließlich ging so früh noch keiner weiter diesen Weg entlang, somit war ich ganz alleine. Es dauert noch eine Ewigkeit, bis ich die ersten Häuser zu sehen bekommen werde.
Gerade erst einen viertel Teil, habe ich von dem ganzen Weg geschafft.
„Auf der Straße entlang gehen das konnte ich ja nicht, weil dort die Fahrbahn neu gemacht wird und ebenso auch der Fußgängerweg erneuert werden soll. Auch das Schreien hätte mir hier nichts gebracht, da mich niemand hören würde. Was mache ich nur, wie soll ich mich wehren, wenn ich angegriffen
werde,“
dachte ich, so langsam standen mir die Tränen im Gesicht und die Schminke verwischte sich. Wieder hörte ich diese Schritte, wie sie weiter gingen und das Knacken der Zweige begleitet diese Person. Ganz deutlich konnte ich es hören, es war ein Mensch und kein Tier
gewesen. Sein Atmen hatte es mir verraten, denn diese Person musste anscheint schon lange nicht mehr so schnell gelaufen sein. Viel schneller als sonnst, ging ich nun weiter. Meine Ohren und die ganzen Sinne waren unheimlich angespannt und achteten auf jedes Geräusch. Zum Glück habe ich schon den halben Weg geschafft, denn die ersten gefällten Baumreihen kamen in Sicht. Noch nicht ganz hatte ich diese erreicht, als ein ziemlich dicker Knüppel von einem Ast, vor meine Füße fiel.
Schnell ließ ich meine Blicke über diesen Ast gleiten, aber er hatte keine frischen Spuren vom zerbrechen an sich
gehabt. Er war daher schon alt und lag bereits etwas länger auf dem Boden. Mir war dann klar, dieser Ast wurde von Jemanden geschleudert und gezielt geworfen worden. Panikattacken kamen in mir hoch und es wurde mir schwindlig zumute, so das ich schon befürchten musste, dass ich jeden Augenblick in Ohnmacht fallen könnte. Sogar alles noch klar sehen zu können, viel mir schwer und ganz verschwommen sah ich ein paar Steine vor meinen Füßen liegen, als meine Augen zum Boden wanderten.
Schnell hob ich sie auf und warf diese nacheinander in die Richtung, wo ich den Angreifer vermutet habe. Nichts,
kein einziger Stein hatte etwas getroffen.
Zumindest hört ich nichts, auch nicht ein einziger Vogel zwitscherte noch sein Morgenlied, so Still ist es geworden. Es war einfach sehr ungewöhnlich, was meine Angst noch mehr verstärkte. Hastig lief ich weiter und drehte mich ständig um, ob mich auch keiner Verfolgen tat. Ich sah keinen einzigen hinter mir. So langsam blieb mir meine Puste weg und das Atmen viel so unendlich schwer, dass ich stehen bleiben musste, um tief Luft zu holen. Langsam setzte ich einen Fuß nach dem anderen vor und dann, dann rutschte ich auch noch auf einer Schlange aus, die schon von einem Farad überfahren
wurde. Ich fiel hin, schürfte mir die Knie auf und die Strumpfhose war nun entzwei. Aber zum Glück musste ich mir darüber keine Gedanken machen weil ich immer eine heile Strumpfhose in meiner Handtasche bei mir hatte, wenn ich einen Rock trug.
„Mein Handy, warum ist mir das nicht gleich eingefallen?“
Ich suchte in meiner Handtasche, aber ich fand es nicht. Dann viel mir ein, es liegt ja noch in der Küche, mitsamt der Taschenlampe auf dem Küchenschrank.
„So ein Mist,“ dachte ich und dann hörte ich wieder ein schnaufen. Und doch war es ein Mensch der unheimlich nach Luft rang, da kam nichts anderes in Frage.
„ Hm, aber wenn er jetzt so sehr nach Luft ringt, dann muss er sicher stehen bleiben um verschnaufen zu können, so kann ich ja schnell weiter laufen weil in Kürze kommt das erste Haus in Sicht,“ dachte ich mir gerade und schon musste ich wieder Inne halten. Um ein Haar wäre ich doch Frontal mit einem Wildschwein zusammen gelaufen. Wie versteinert blieb ich stehen und versuchte zu überlegen was ich hier nun tun könnte, um der drohenden Gefahr zu entkommen. Zu viele hässliche Geschichten wurden mir schon von den Wildschweinen berichtet. Sie können einem Menschen schlimme Wunden
zufügen und darauf habe ich gerade keinen Bock. Meine Blicke wanderten
wieder hinüber zum Wildschwein und erneut versuchte ich irgend etwas war zu nehmen und lauschen so gut es ging, doch von dem Verfolger war nichts zu hören. Das Wildschwein schien mich nicht zu beachten, schaute nur in die Richtung wo ich den Verfolger auch vermutet habe. Auf der linken Seite von mir, da waren die langen Baumstämme aufgestapelt und rechts stand der Eber, denn nun sah ich auch seine langen Hauer. Wenn ich es schaffen könnte zu den Baumstämmen zu kommen, dann würde ich hinauf klettern und wäre in Sicherheit, zumindest erst einmal vor dem Borstentier. Gesagt, getan und sehr
langsam, dass auch total Vorsichtig,
ging ich Stück für Stück auf die Baumstämme zu. Immer das Tier im Augenwinkel zu haben und darauf bedacht, ja keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. All zu oft musste ich still stehen, da das Schwein mich im Augenblick beobachten tat. Ich schwitze wie verrückt und mein Kleid ist schon total durchnässest vom Schweiß, einmal von der Angst und dann von der großen Hitze. Ich halte diese Angst einfach nicht mehr aus und fange an zu rennen. Bin angekommen als Erste bei den Baumstämmen und will hochklettern, rutsche aber ständig wieder ab. Nur noch ein kleines Stück und der Eber kann mein Bein verletzen, so dicht war
es schon herangekommen. „N E I N!“, schrie ich in voller Panik und dann, dann saß ich endlich in Sicherheit und musste weinen. Es waren erlösende Tränen, denn mein Herz raste so sehr, dass ich schon befürchtete das es sich überschlagen würde. Zwar habe ich es nun geschafft auf die Stämme zu kommen, aber immer noch wartete ich darauf, dass der Eber endlich von dannen zieht. Bloß, diesen Gefallen tat er mir einfach nicht. Er stand da mit seinen langen Hauern und machte keine Anstalten zu gehen. Oho! Doch siehe da, da stand er ja mein Verfolger. Ich hatte Recht das es ein Mensch war und kein Tier. Er schaute ständig um sich und
scheint wohl mich zu suchen. Konnte mich aber nicht sehen, da ich mich sehr flach auf die Baumstämme gelegt hatte. Just in diesem Augenblick, da krabbelte mir auch noch so eine fette und hässliche Spinne über die rechte Hand. Mit der linken Hand hielt ich mir krampfhaft den Mund zu, um ja nicht zu schreien und ließ der Spinne ihren geplanten Weg nehmen. Sie war fort und noch einmal schaute ich zu meinem Verfolger hinüber. So wie es aussah schien er zu glauben, ich sei schon über alle Berge und er muss sich nun mit dem Wildschwein alleine herumplagen. Dabei nahm er seine Skimütze ab und tat mächtig darunter schwitzen, denn seine
Haare waren klatsch nass, als käme er gerade vom Baden. Doch plötzlich lief er, so schnell er konnte und auch ich machte mich auf und davon. War noch pünktlich auf der Arbeit angekommen und konnte auch rechtzeitig öffnen. Ich leite ein kleines und ruhiges Kaffee, wohin die Gäste gerne kamen. Da es ein stiller Fleck in der Natur war, wo das Kaffeestübchen nicht so schnell zu finden gewesen wäre, so sprach es sich doch fix herum das es bei mir hausgemachten Kuchen gab. Dem entsprechend reichlich, waren auch die Gäste da. So war es auch Heute und noch nie hatte ich so viele Menschen auf einmal in meiner kleinen Cafeteria
gehabt. Mir blieb nichts weiter übrig und ich rief über das Bürotelefon , meine beiden Söhne an und die mussten mir helfen kommen. Was sie auch immer gerne taten, denn zur Zeit hatten sie nichts weiter zu tun. Es ging auf den Feierabend zu und für gewöhnlich kommen immer Kinder, im Alter von Zehn bis zwölf Jahren vorbei, nur heute kamen sie erst sehr spät bei mir an.
„Wir waren heute Wandern gewesen und kommen daher jetzt erst hier her,“ sagte mir die kleine Annete noch. Die Kinder holen sich gerne die Kanten von dem Blechkuchen ab und bekamen dazu auch umsonst noch ein Stückchen Kuchen von mir. Nun waren die Kinder längst wieder
gegangen und meine beiden Söhne hatte ich zum Einkaufen geschickt, da ich selber noch mit dem Abwasch im Gange war. Leider war auch der Geschirrspühler noch im vollen Einsatz gewesen und ich war daher gezwungen auch etwas mit der Hand zu erledigen. Gerade stellte ich die Tassen in den Küchenschrank und der Geschirrspüler war auch nun fertig, als ich einen total stinkenden Geruch war nahm. Es war so etwas Abartiges, dass mir Schlecht wurde und ich nur ein paar Schritte brauchte, um aus der Küche zu laufen und dann an der frischen Luft zum stehen zu kommen.
Tief versuchte ich die herrliche klareLuft
einzuatmen, aber der Gestank war einfach nicht verschwunden. So konnte doch nur ein Mensch riechen, der nichts von Sauberkeit und Ordnung hielt. Ich drehte mich um und erschrak heftig.
Vor mir stand der Mann, der mich durch den Wald verfolgt hatte. Er hatte ein Messer in seiner rechten Hand und forderte von mir die Tageseinnahme. Ich konnte nicht mehr an mich halten und musste mich übergeben, so schlimm war der Gestank zu mir herüber gekommen, wenn er sich nur etwas bewegte. Niemand kann sich vorstellen wie ein Mensch stinkt, wenn es warm ist und die Person sich nicht pflegen kann. Manche Obdachlose riechen angenehmer, als
dieser Mann. Höflichst bat ich ihn, er möge sich doch setzen und ich gebe ihm etwas zum Essen. Geld hätte ich nicht, sonnst würde ich ihm gerne etwas geben. Er nahm das Essen und den Kaffe gerne an und schlang alles gierig hinunter. Da ich erneut schreckliche Angst hatte, weil ich nicht wußte, wie weit dieser Mann gehen würde, betete ich im Stillen das meine Söhne endlich kommen sollen. Ein paar Minuten später, da traf die Polizei dann ein.
Die Söhne waren früher fertig mit dem Einkaufen und haben sofort reagiert als sie diese gefährliche Situation erkannten. Erst ein paar Tage später, da sagte mir einer von den Beamten, „Wir
haben diesen Herren schon lange gesucht und ihn nie im Wald vermutet.“
Für mich war es eine Lehre und nie wieder bin ich alleine durch den Wald gegangen. Habe meine Fahrschule auf Anhieb geschafft und bin dann nur noch gefahren. Aber der Schreck, der sitzt noch Heute in allen Gliedern wenn ich nur an diesen Tag denke.
ENDE
Geschrieben und das Bild kreiert ,
von Monika Stahl (AB)