Jugendbücher
Von Selbstmord und Rache

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"Von Selbstmord und Rache"
Veröffentlicht am 17. Juni 2016, 26 Seiten
Kategorie Jugendbücher
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Über den Autor:

Ich schreibe gerne Geschichten, das meiste erfinde ich, aber manchmal ist auch ein Stück von meiner Geschichte dabei:) Viel Spaß beim Lesen!
Von Selbstmord und Rache

Von Selbstmord und Rache

Kapitel 1

Es regnete Bindfäden als Alishia Cohen die Bibliothek des Winshester-Internats betrat und sich auf einen der gepolsterten Sessel sinken ließ. Das flackernde Feuer des Kamins erhellte den Raum, die neumodischen Energiesparlampen waren meistens ausgeschaltet, da sich Schüler und Lehrer einig waren, dass in einen so alten Raum nur eine altmodische Beleuchtung passte. Sie zog sich ihre dünne Herbstmütze vom Kopf und schüttelte ihre kinnlangen braunen Haare aus. Es waren nicht viele Leute in der Bibliothek, es war Samstag und die

meisten waren am Morgen mit dem Bus in die Stadt gefahren um den Tag dort zu verbringen. Doch Alishia hatte sich dafür entschieden das Wetter zu nutzen um Fotos für den jährlichen Fotowettbewerb zu schießen, der zu Anfang des nächsten Schuljahres begann, und da die Ferien nur noch wenige Tage andauerten, musste sie sich ein wenig beeilen. Sie ließ sich ein Stück tiefer in den Sessel sinken und holte ihre Kamera aus dem kleinen Lederrucksack, den sie immer mit sich trug. Sie klickte sich gerade durch die Bilder, um einige in die engere Auswahl zu schicken, als sich die schwere, mit Schnörkeln verzierte Holztür zur

Bibliothek öffnete und die stellvertretende Direktorin Mrs Doubingham mit aschfahlem Gesicht den Raum betrat. „In fünf Minuten kommen bitte alle zu einer wichtigen Versammlung in den blauen Saal.“, flüsterte sie und drehte sich wieder um, um zu gehen. Dann hielt sie inne und drehte sich Alishia entgegen. „Vielleicht kommst du lieber mit mir.“, sagte sie und unterdrückte eine Träne. Alle starrten Alishia mit weit aufgerissenen Augen an, als sie aufstand und Mrs Doubingham langsam aus dem Raum folgte. Sie stützte sich mit einer Hand an der Wand des Hauptgangs ab, um nicht zu stürzen. Mit jeder Sekunde

dachte sie an das bleiche Gesicht ihrer Lehrerin, so hatte sie die stellvertretende Direktorin, die sonst so selbstsicher und bestimmt war noch nie gesehen. Mrs Doubingham hielt ihr die Tür zum Direktorat auf und Alishia betrat den Raum. Der Direktor der Schule, Mr Mintree, saß auf seinem mit samt bezogenem Sessel und hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet. Trotz seines hohen Alters wirkte er heute noch müder und besorgter als sonst. Er strich seinen schwarzen Anzug glatt und deutete auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches. „Ms Cohen, bitte setzten Sie sich.“ Alishia nahm still auf dem mahagonifarbenen Stuhl

Platz und setzte sich auf ihre zitternden Hände. Er räusperte sich und schaute sie mit traurigen Augen an. „Es geht um deinen Freund Alex. Er ist vom Dach gestürzt und liegt seitdem im Koma.“ Tränen liefen ihr übers Gesicht als Alishia die Flure entlang zur Krankenstation lief. Alex hatte nie Selbstmordgedanken gehabt, da war sie sich sicher. Auch wenn Mr Mintree darauf bestand, es bestände kein Zweifel daran, dass sich Alex selbst auf den Hauptturm geschleppt hatte und gesprungen war, ließ sie der Gedanke nicht los, dass es einen Schuldigen dieser Angelegenheit gab. Alex war der beliebteste Junge ihrer Jahrgangstufe

gewesen und hatte sich dadurch natürlich auch Neider und Feinde gemacht. Aber wer würde denn deswegen einen Mord begehen? Sie erreichte die hohe weiße Tür zum Krankenflügel und hämmerte mit der Faust dagegen. Eine Krankenschwester, die neu sein musste, denn Alishia hatte sie noch nie davor gesehen, öffnete die Tür und schaute erschrocken in ihr verweintes Gesicht. „Ich möchte zu Alex Peterson schluchzte sie und stürmte an der verwirrten Krankschwester vorbei in den Krankensaal auf Julian Mackanzie zu, den Leiter der Krankenstation und einer ihrer besten Freunde. „Wie geht es ihm?“, fragte sie zitternd und rieb sich

eine Träne aus dem Gesicht. Julian blickte zu Boden und nahm sie dann in den Arm. „Er lebt Alishia, aber er ist noch nicht wach. Es geht ihm soweit gut, aber wir müssen noch auf weitere Diagnosen der Ärzte warten. Er hat eine schlimme Verletzung am Rücken und ein Schädelhirntrauma. Aber er wird es überleben.“ Alishia vergrub ihr Gesicht in seinem weichen Pulli. Sie erinnerte sich daran, dass Alex Selbstmord immer von allen Möglichkeiten die er hatte sofort ausgeschlossen hatte. Nach dem Tod seiner Eltern war er fast ein Jahr lang in Therapie gewesen, aber er hatte trotzdem ein glückliches Leben geführt. Was sollte seine Meinung geändert

haben? „Wenn ich jemand geschubst hat.“, flüsterte Alishia. „Dann bringe ich den Täter um.“

Kapitel 2

Alishia lag zusammengerollt auf ihrem Bett als Mellissa McCartney, ihre beste Freundin, den Raum betrat. Sie drückte ihr eine Tasse warmen Kakao in die Hand. „Die Versammlung ist zu Ende, Al, du hast nichts verpasst. Sie haben nur gefragt, ob jemand etwas gesehen hat oder etwas wusste, aber es hat sich natürlich niemand gemeldet. Die meisten waren sowie so zu dieser Zeit in der Stadt und alle anderen waren wegen des schlechten Wetters im Gemeinschaftsraum oder auf ihren Zimmern.“ Mellissa schüttelte den Kopf und stand auf. „Kann ich noch irgendwas

für dich tun?“, fragte sie und schaute in das vom Weinen immer noch gerötete Gesicht ihrer besten Freundin. Alishia schüttelte den Kopf und nahm sich ein Taschentuch. „Ist okay, ich weiß, dass du zu Peter möchtest.“ Mellissa warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und verließ rasch den Raum. Al hatte sich immer bemüht ihre Beziehung zu Alex nicht über ihre Freundschaft zu Mellissa zu stellen, doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Sie hatte Mellissa in letzter Zeit nur noch selten gesehen und da sie selbst jetzt, wo Alishia wirklich dringend eine beste Freundin brauchte, nicht an ihrer Seite stand, wurde ihr bewusst, dass sie vielleicht gar keine

wirkliche Freundin war. Aber das tat nichts zur Sache. Alishia musste herausfinden wer Alex ermorden wollte und den Täter rächen, das hatte sie sich geschworen. Sie band sich die kurzen Haare zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammen und schlüpfte in ihre dunkelroten Chucks. Dann schnappte sie sich noch schnell eine Regenjacke und verließ ihr kleines Zimmer hinein in den Gang des Mädchenschlafbereichs. Leise schlich sie die Treppe hinunter, aus einigen Zimmern kam leises Schluchzen. Alishia war nicht die einzige gewesen, die ihr Herz an Alex verloren hatte. Sie hörte leise Stimmen aus dem Krankenflügel und blieb abrupt stehen.

Zwischen Julians Stimme und der von Mr Mintree konnte sie auch leise die Stimme eines Mädchens hören, das ihr nicht unbekannt war. Aria Watson war schon seit dem Kindergarten ihre Erzfeindin, was auch erklärt waren Alishia nicht unbedingt begeistert war als sie vor zwei Jahren erfuhr, dass Arias Eltern sie ebenfalls auf das Winshester-Internat schickten. Viele Mädchen waren in Alex verliebt, doch Aria war ihre einzige Konkurrentin. Und sie musste unbedingt verhindern, dass Aria vor ihr selbst mit Alex nach seinem Aufwachen sprach. Sie riss die Tür auf und lief vorbei an einem verdutzten Mr Mintree zu Alex Zimmer, doch Julian

hielt sie auf, bevor sie die Tür erreicht hatte. „Er ist nicht wach, Al. Jeder bekommt nur zehn Minuten Besuchszeit.“ Er senkte seine Stimme und zog sie ein wenig an sich ran, um den wissbegierigen Ohren des Direktors zu entkommen. „Auch wenn ich bei dir in diesem Fall natürlich eine Ausrede machen kann. Doch wenn Aria bei ihm ist, solange er schläft, musst du dir keine Sorgen machen, dass sie reinplatzt, wenn er aufwacht.“ Alishia senkte den Blick. „Wird er heute aufwachen?“, fragte sie mit schwacher Stimme. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte Julian mit sanfter Stimme. „Weißt du was? Wenn meine Schicht zu Ende ist

gehen wir ein bisschen im alten Schlossgarten spazieren.“

Kapitel 3

Ein paar Tage später war Alex immer noch nicht aufgewacht. Schulbeginn stand bevor und Alishia musste in die Stadt fahren, um Hefte und Bücher für das kommende Schuljahr zu besorgen, doch sie konnte sich nicht wirklich auf eine Sache konzentrieren. Die besten Ärzte wurden eingeflogen, schließlich hatten Alex Eltern ihm ein beachtliches Erbe hinterlassen, von dem alle Kosten, die die Schule nicht tragen konnte bezahlt wurden. Es wurde auch schön darüber diskutiert, ob er in eine andere Klinik überwiesen werden sollte, doch das medizinische Personal der örtlichen

Klinik war hervorragend und deswegen konnte er von der Schule aus bewacht werden. Julian hatte ihr immer noch gesagt, dass er wieder gesund werden würde – eine in diesem Fall nicht sehr überzeugende Aussage. Als Alishias Wecker zum ersten Schultag klingelte, war sie viel zu erschöpft um diesen zu hören und schlief deswegen einfach weiter, bis sie der Schulgong zur ersten Stunde unsanft aus dem Schlaf riss. „Shit.“, murmelte sie und sprang aus dem Bett. Sie putzte sich rasch die Zähne, zog die Kleider an, die sie sich am Vortag rausgesucht hatte und sprintete in die Haupthalle, die bereits komplett leer war, da sich alle Schüler in

ihren Klassen befanden. Sie suchte auf dem Klassenzimmerraum schnell ihre Klasse heraus und rannte mit mittlerweile knallrotem Kopf die Treppen hinauf in den Turmtrakt. Keuchend blieb sie vor der Tür stehen und strich sich die Haare aus der Stirn. Sie holte einmal tief Luft und klopfte an. „Ja, komm herein!“, ertönte gedämpft aus dem Klassenzimmer. Alishia öffnete die Tür und betrat das Klassenzimmer. Sie schaute in die Gesichter ihrer grinsenden Klassenkameraden, zu deren Belustigung ihre Verspätung offensichtlich beitrug und wendete ihren Blick weiter zur Person hinter dem Lehrerpult, ihren

neuen Klassenlehrer. Es musste ein neuer Lehrer sein, denn er war noch sehr jung, sie schätzte ihn auf ungefähr Mitte zwanzig, und sie hatte ihn noch nie vorher gesehen. „Tut mir Leid.“, keuchte sie. „Ich habe verschlafen.“ Mit hochrotem Kopf setzte sie sich auf den letzten freien Platz in der ersten Reihe. Hoffentlich würde der Sitzplan nochmal geändert werden, in der ersten Reihe saßen nur die Streber, die gar nicht vorhatten im Unterricht etwas anderes zu tun als sich zu melden. „Alishia Cohen, nicht wahr?“, fragte sie der neue Lehrer und blickte sie mit einem rätselhaften Lächeln an. „Ich bin Mr Riordan. Kommst du bitte nach der

Stunde nochmal zu mir?“ Alishia nickte und wurde noch roter, als sie es sowie so schon war. Sie kam nie zu spät und hatte auch noch nie Ärger nach der Stunde bekommen, schon gar nicht am ersten Schultag. Die Stunde ging unerwartet schnell rum, jeder musste ein bisschen was über sich erzählen. Mr Riordan hatte letztes Jahr nach dem Abschluss seiner Ausbildung ein Jahr lang in London an der Kings Kross School gearbeitet und würde dieses Jahr nicht nur an der Schule unterrichten, sondern auch die Kung Fu-AG leiten, in die sich nach der Stunde natürlich auch alle unbedingt eintragen sollten. Beim Klingeln verließen alle den Klassenraum,

nur Alishia blieb, was ihr einige giftige Blicke ihrer Klassenkameradinnen einfing, denn außer ihr schien allen das äußert vorteilhafte Aussehen des neuen Englisch-Lehrers aufgefallen zu sein. Doch Alishia hatte im Moment wirklich besseres zu tun, als sich mit irgendwelchen Lehrern, ob gutaussehend oder nicht, rumzuschlagen. Sie hatte Julian versprochen direkt in den Krankenflügel zu gehen, wo sie ihre Hausaufgaben machen konnte und gleichzeitig bei Alex war. Sie stopfte ihre Hefte in die Tasche und ging rasch zum Pult. „Es tut mir sehr leid, dass ich heute Morgen zu spät gekommen bin, ich kann ihnen versichern, dass wird nicht

wieder passieren.“, versuchte sie sich rauszureden, doch er hob die Hand und brachte sie damit zum Schweigen. „Du bist die Freundin von Alex Peterson, nicht wahr? Ich bin mir sicher, er wird wieder gesund werden.“ Er lächelte sie wieder merkwürdig an. Alishia verzog das Gesicht. Andauernd musste ihr jemand sagen, dass alles wieder gut werden würde. Nur weil ihre Lehrer in paar Jahre älter waren konnten sie nicht mehr als sie wissen und ihr somit auch nie mit vollem Ernst seine Genesung versprechen. Deshalb antwortete sie nur knapp: „Vielen Dank, aber ich muss jetzt los.“ Mit einem schmalen Lächeln drehte sie sich um und verließ das

Klassenzimmer. Sie spürte seinen Blick buchstäblich im Rücken.

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cristina101384
Ich schreibe gerne Geschichten, das meiste erfinde ich, aber manchmal ist auch ein Stück von meiner Geschichte dabei:) Viel Spaß beim Lesen!

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Newcomer Zwei sehr interessante Kapitel, die mich von Anfang an gefesselt haben. Darum werde ich auf jeden Fall die Fortsetzung der Geschichte verfolgen.
Liebe Grüße von Marko
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cristina101384 Danke, das freut mich:)
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Herbsttag Spannend geschrieben. Lies bitte nochmal den letzten Satz: Nehme an, muss ihn, anstatt ich heißen. Liebe Grüße, bin auf die Fortsetzung gespannt. Ira
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cristina101384 Danke:) aber was meinst du mit dem letzten Satz?
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Herbsttag den letzten Satz in deinem Buch... :-)
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Herbsttag Danke für die Münzen. Ira
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ArnVonReinhard Ist die Frage wie es weitergeht, aber Jugendbuch?
Auf jeden Fall gut geschrieben.

LG
AvR
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cristina101384 Danke! Aber findest du es als Jugendbuch nicht geeignet?
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ArnVonReinhard Wenn eine Jugendliche sofort an Selbstjustiz denkt - und das scheint ja nicht nur so dahergeredet zu sein - finde ich das schon heftig. Aber vielleicht klärt sich das ja noch ...
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cristina101384 Eigentlich ist es so, dass der Direktor davon ausgeht, das er Selbstmord gegangen hat und sie aber davon überzeugt ist, dass er ermordet wurde (bzw natürlich nur fast)
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