Rajymbek Ich hinterlasse hier einmal einen Kommentar meines Freundes Walter: Der Terror im Pulse ist kein Anschlag auf die westliche Kultur im Allgemeinen - er traf ausdrücklich einen Klub für Schwule. Was das bedeutet, können die meisten Heterosexuellen nicht mal erahnen. Dieses Massaker reiht sich ein in die Tradition von Amokläufen in den USA (und anderswo). Und es reiht sich ein in die Reihe ismalistischer Attentate auf Ziele und Menschen im Westen. Es ist furchtbar, weil die Zahl der Toten so hoch ist. Aber ist es etwas besonderes? Für mich ja. Ich hege eine Abneigung gegenüber Texten, in denen Menschen Katastrophen persönlich nehmen. In diesem Fall fällt es mir schwer, das nicht zu tun. Denn egal, was andere denken, äußern und schreiben. Es ist nicht unsere gemeinsame Welt, die da mit Maschinengewehrsalven zerschossen wurde. Sondern es ist meine. Ein schwuler Klub ist nicht einfach nur ein Platz, an dem sich junge Männer zum Trinken und Tanzen treffen. Es ist ein Schutzraum. Eine Nacht im Klub gehört zu den wenigen Momenten im Leben eines Schwulen, in denen er nicht allein ist, nicht belächelt oder misstrauisch beäugt wird und wo er völlig angstfrei sein kann. Das gilt besonders für eine Stadt wie Orlando. Denn die USA sind außerhalb der Zentren an Ost- und Westküste ein repressives, konservatives und latent agressives Land. Läden wir das Pulse sind keine Treffpunkte der vermeintlich gutverdienenden schwulen Geschmackselite, sondern hier treffen sich alle, die woanders in der amerikanischen Provinz nicht willkommen sind: Junge, Alte, Hübsche, Nichtsohübsche, als Frauen verkleidete und Männer mit Muskeln, Flanellhemden und Beseballcaps. Solche Orte sind nicht glamourös. Müssen sie auch nicht sein. Sie sind oft die einzige Zuflucht, bis sich ein junger schwuler Mann den Flug nach New York zusammengespart hat. Oder nach Berlin. Wo dann ja endlich, so die Hoffnung, ein freies Leben möglich ist. Ich selbst kann mich nicht beklagen. Ich wurde nur ein paar Mal körperlich angegriffen, weil ich schwul bin. Das liegt schon viele viele Jahre zurück und es waren im übrigen keine muslimischen Männer die mich zusammengeschlagen haben. Ich lehne es ab, das Massaker von Orlando in die allgemeine islamskeptische Agenda einzubauen. So wie es beispielsweise Donald Trump macht. Es gibt viele Muslime, die Schwule hassen und verprügeln. Auch in Deutschland. Und viele muslimische Staaten, in denen Schwule verfolgt, gefoltert und getötet werden. Aber auf der Weltkarte der Schwulendiskriminierung sind bei Weitem nicht nur muslimische Staaten verzeichnet. Und unser zivilatorischer Vorsprung ist weniger groß, als wir uns einbilden. Denn natürlich leben Schwule in Deutschland ein freieres Leben als jemals zuvor. In den USA selbstverständlich auch. Ich hatte im letzten Jahr die Ehre meinen Hugh zu verlebenspartnern und in der Kirche den Segen zu erhalten - nach 33 gemeinsamen Jahren. Aber die letzten deutschen Diskriminierungsparagrafen wurden vor nicht einmal einer Generation abgeschafft. Schwule Paare dürfen weder heiraten noch adoptieren. Und wer glaubt,wir Schwulen sollten nun mal Ruhe geben, der kann ja mal zur Probe mit seinem besten Kumpel händchenhaltend im Zug sitzen, wenn ein Fussballspiel vorbei ist. Einige Stunden nach dem Massaker wurde auf Facebook folgendes gepostet: "Unser Kampf hört nie auf". Und so ist es denn wohl auch. . . . . . |
ArnVonReinhard "Der Terror im Pulse ist kein Anschlag auf die westliche Kultur im Allgemeinen - er traf ausdrücklich einen Klub für Schwule." Diesen Satz kann man nicht genau unterstreichen. Schon der Angriff auf "Charlie Hebdo" war ein Angriff auf eine bestimmte Art zu denken. Und es kotzt mich an, dass das Morden von Orlando von den Leuten ausgenutzt wird, deren Denken gar nicht so weit von dem des Täters entfernt ist - aber auch das war bei "Charlie Hebdo" ja so. Es gibt noch viel zu lernen. Zustimmende Grüße AvR |
ArnVonReinhard Es erwartet ja niemand, das EINER die Last der Welt tragen muss. Aber wenn man den anderen nur ein kleines bisschen sein lässt, was er ist und ihn nicht zu dem machen will, von dem man denkt, das er sein muss, wäre schon viel gewonnen. Allein mir fehlt der Glaube ... (und wie gern würde ich mich irren). LG AvR |
Bleistift "Tagesblüte 15. Juni..." Ja, es ist eigentlich unfassbar, was dort in Orlando geschehen ist. Nun ist es ja auch nicht das erste Mal, dass verblendete Islamisten in den U.S.A. ein fürchterliches Massaker unter unschuldigen Bürgern veranstalten, aber es sollte der ganzen menschlichen Zivilisation zu denken geben, dass hier allmählich etwas aus dem Ruder zu laufen scheint, was diese ausschließlich am Geld orientierte Gesellschaft ganz offenkundig nicht mehr zu lösen vermag... Gewalt jedenfalls kann niemals ein Lösung sein, es würde unsere Spezies in absehbarer Zeit einfach nur auslöschen und die Schöpung wäre damit dann Geschichte, für die sich auch in Äonen von Jahren niemand mehr interessieren wird... LG Louis |
Loraine Lieber Louis, sehr trefflich formuliert und ehrlich welches Erbe hinterlassen wir da oder geben es wie an die nächste Generation durch Vorleben weiter. Gewalt zeigt Hilflosigkeit - auch beim Täter... Danke sehr für Deinen guten Kommentar! Der andere zum Nachdenken anregen wird. Beste Wünsche - PEACE - Loraine |