Gedichte
Das Dichterlein und der Denker

0
"Das Dichterlein und der Denker"
Veröffentlicht am 13. Juni 2016, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Elenathewise - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

pensionierte Lehrende - passionierte Lernende nur Gast bin ich komme [bleibe?] gehe nur eine von vielen doch keinesfalls die schnelle Nummer auch kein [Kopf]Los ohne Zahl und du zeige mir deinen Weg [dein Sehen Be.mühen dein Lachen Zürnen] dass ich erkenne, wie [dein] Leben sei. (c) tulpenrot
Das Dichterlein und der Denker

Das Dichterlein und der Denker

Das Dichterlein und der Denker

Ich kenn im Dorf ein Dichterlein. Das kümmert sich tagaus tagein um Vers und Reim und Form und Takt und wie es wohl die Leser packt. Einst las es bei ‚nem andren Denker, der viel beachtet, hoch gelobt wird und Werke von Weltwert gebiert, ein schaurig schräges Versgeplänker. So unbeholfen und verquer stolzierte dessen Kunst daher, dass dies das Dichterlein betrübte. Es nahm Papier und Stift und übte.


Dann schrieb es diesem Herrn in Demut:

Er möge doch mit rechtem Maß ein wenig dies, ein wenig das verändern. Dann wär alles gut. Die Antwort ward recht schroff gehalten. „Willst du mein Können denn verwalten, mein Tun, mein Trachten, meine Kunst? Behalte deinen blauen Dunst, du kleines Licht, du Dichterwicht! Willst meine Texte gar verbessern, womöglich heillos dumm verwässern? Ich stelle dich in deinen Senkel,

der du nicht meines Kruges Henkel

mir reichen kannst samt kühlem Wasser!“

Des Dichters Haut wurd‘ fahl und blasser. Da wollt‘ er nichts mehr dreist riskieren und hörte auf zu kritisieren. Doch dachte er in seinem Winkel: „Was bist du für ein armer Pinkel, du Leichtgewicht, du Schummerlicht.“ Erstaunt las er im nächsten Tageblatt, man hätt‘ des Denkers Texte reichlich satt. Sie seien seicht und reich an Honigseim. Man wolle ferner ihm kein Forum sein. „Das passt euch wohl so“, schimpft der Denker. „Auf, küss mich eifrig! Komm, zum

Henker, du Musenlicht, du Kussgesicht!“ Man sieht ihn schreiben ohne Ende, bis elend müde Kopf und Hände. Verzweifelt sucht er Rhythmus, Bilder, Reim, türmt karge Wortgebirge überein. Beklebt die Türen mit Gedichten, bekritzelt Wände mit Geschichten. Zu guter Letzt verteilt er voller Hast die Krimis, die er hat aus Frust verfasst auf Straßen, Plätzen, gibt sie mir zur Nacht.- Oh Schreck! Da bin ich um halb vier erwacht.

0

Hörbuch

Über den Autor

tulpenrot
pensionierte Lehrende - passionierte Lernende

nur Gast
bin ich
komme
[bleibe?]
gehe
nur eine von vielen
doch
keinesfalls die schnelle Nummer
auch kein [Kopf]Los ohne Zahl

und du
zeige mir deinen Weg
[dein Sehen
Be.mühen
dein Lachen
Zürnen]
dass ich erkenne, wie [dein] Leben sei.
(c) tulpenrot

Leser-Statistik
9

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
FLEURdelaCOEUR 
Oh je, das war ja ein Albtraum wie mit Schlau und Oberschlau ...;-))

"Drei Dinge können nicht gelehrt werden:
eine Singstimme, Freigiebigkeit und Poesie."
Aus Irland

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
tulpenrot Naja, irgendwie musste der Text doch enden - hab lange überlegt, welches Ende das vernünftigste wäre. ;-)
Den Spruch aus Irland kannte ich noch nicht - er gefällt mir.
Danke für alles und viele Grüße
Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Na ja, formal kann man schon lernen ...
Danke fürs "Lehrgeld"
Abendgruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
tulpenrot "Lehrgeld" ist gut ;-)
LG
Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Ich konnte herzlichst lachen, man möchte helfen und bekommt nur Schellte
Gein ist das für den netten Dichter ;-)))
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
tulpenrot Ja, so verkehrt ist manchmal die Welt. Gut, wenn du über den Text lachen kannst..
Danke für alles
LG
Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ja, der Dichter hat es nicht leicht, Dein Verslein Dir zu Ehr gereicht. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
tulpenrot Danke dir sehr!
LG
Angelika
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
8
0
Senden

144581
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung