… und Dumbo lernte fliegen
Du stehst da, alleine in einer Ecke vom Schulhof und keiner redet mit dir oder sieht dich an. Nein, die Anderen reden nicht mit dir, sondern über dich. Du siehst, wie sie sich immer wieder zu dir umdrehen, auf dich zeigen, dann wieder ganz schnell wegsehen und lachen. Dann kommen die starken, coolen Jungs auf dich zu und du weißt, bald werden sie dich wieder zwingen deine Taschen zu leeren. Du wirst es sofort tun, denn, nochmal willst du nicht gewürgt werden.
Du kannst nicht mehr. Es ist unerträglich
geworden. Du musst hier weg! Ein Zucken geht durch deinen Körper, aber doch bleibst du stehen. Was sagen denn die Anderen, wenn du einfach gehst? Den Lehrern wird das auffallen, sie werden es deinen Eltern erzählen und du wirst Ärger kriegen.
Dann denkst du an Dumbo, den kleinen Elefanten mit den Segelohren, der aus dem, weshalb man ihn auslachte, etwas Tolles machte und fliegen lernte. Er lernte über das hinwegzusehen, was man ihm antat und lernte nicht auf ihre Kommentare zu achten. „Ich will auch fliegen“ sagst du dir und gehst los. Du weißt nicht wohin, aber deine Füße tragen dich fort. Irgendwann bleibst du
stehen. Du bist, ohne es zu merken, zum Park gelaufen. Dort, wo immer wieder düstere Gestalten ihr Unwesen treiben. Du willst umkehren, nach Hause oder sogar zur Schule gehen, aber dein Körper macht nicht mit. Du beobachtest deine Hände, wie sie deinen Geldbeutel zücken und einen Zwanziger herausziehen. Dann gehst du auf die Parkbank zu, auf der zwei komische Typen in schwarzen Kapuzenpullis hängen, die leicht weggetreten sind. Dein Körper baut sich vor ihnen auf und du hörst dich fragen: „Was bekomme ich für einen Zwanziger?“. Die Typen sehen hoch, sie schauen dich an, als hätten sie dich nicht gehört. Du wiederholst deine
Frage und dir wird mulmig zumute. Die Kapuzenpullis beginnen zu lachen. Dann, immer noch lachend, zerren sie dich zur nächsten Ecke, hinter einen Busch. Und dann fliegen sie…
Schweißgebadet wachst du auf. Dir dämmert, dass das nur ein Traum gewesen ist, dass du dir nachts vorgestellt hast, was dir heute passieren könnte. Du setzt dich auf. Du wünschst dir, du könntest fliehen. Das alles kann doch nicht sein, das darf nicht passieren.
Dann stehst du auf, ziehst dir etwas über und gehst zu deinen Eltern. Du willst ihnen alles erzählen, alles was man dir angetan hat. Du nimmst tief Luft und beginnst. Als du fertig bist, denkst du:
so also, so also lernte Dumbo fliegen.