Eine Katastrophe von ferne zu sehen ist für und Menschen am Anfang noch schockierend, doch aufgrund der Entfernung die sie besitzt, verliert die Katastrophe schnell an Bedeutung und so passiert es, dass sie auch recht schnell aus den Köpfen der Menschen verschwindet. Jedoch, wenn man selbst ein Teil der Katastrophe ist, ist das Erlebnis ein ganz anders und die Erinnerung daran ist selbst Jahre danach noch sehr stark in der Köpfen der Menschen festgesetzt. Und wahrlich dieses Ereignis wird mir und vielen die ich kenne noch Ewig in Erinnerung bleiben, denn diese Katastrophe hat uns alle Gebrantmarkt.
Dieser Teil beschäftig sich mit dem Anfang des Hochwassers welches sich vor einer Woche in unserem Landkreis ereignete. Es spiegelt den Moment wieder, wie aus einer erst ruhigen aber dennoch spannenden Woche, eine recht hektische und für mich persönlich sehr schwere Woche wurde. In diesen und auch kommenden Zeilen versuche ich zu verarbeiten was ich gesehen und Gefühlt habe in den Tagen einer Sache die für mich sehr schwer zu verstehen ist. So stelle ich mich ständig die Frage, warum so was schreckliches gerade jetzt, gerade uns hier passieren musste.
Es begann alles in der Woche in der ich meine Abitur Prüfungen hatte. Die ersten
zwei Prüfungen waren geschafft, zwei standen noch aus und ich freute mich auf den einen Tag in der Woche den ich daheim verbringen konnte. Wie jeden freien Tag den ich hatte, begann ich erstmal mit ausschlafen. Ein Gewitter und Regen weckten mich sanft auf. Ich genoss den Regen und das Gewitter, es entspannte mich. Doch ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht welche Schrecken mich erwarten würde man könnte sagen, er wartete schon auf mich, lauerte direkt auf der anderen Seite meines Hauses. Und so kam es, dass er mich überraschte, als ich gerade dabei war mein Frühstück zu machen und dabei kurz aus dem Küchenfenster blickte und
auf die Straße schaute, die sich über den Vormittag in ein kleines Stück Venedig verwandelt hatte. Um mir eine Bild der Lage zu machen lief ich den ersten Stock und schaute dort aus dem Fenster. Vom Berg, der hinter unserer Siedlung stand, bahnte sich ein Fluss seinen Weg bergab und entschied sich gerade heute durch unsere Siedlung zu marschieren und sich folglich hier breit zu machen und bildete einen See aus braunen Wasser.
Ich blieb geschockt vor dem Fenster stehen und musste mit ansehen wie das Wasser unaufhörlich steigt. Ich war gefangen. Das Wasser hatte die ganze Einfahrt überschwemmt und Unterwasser gesetzt und war nun drauf und dran in
Richtung Haustür zu marschieren. Das Wasser belagerte regelrecht mein Zuhause und wartete nur noch darauf den Entscheidenden Schlag auszuführen um uns zu besetzten. Meine Nachbarn, die Hilfesuchen durch die Straßen liefen, standen bis fast zu den Knien im Wasser. Ich lief schnell auf die andere Seite des Hauses und sah dort schon, dass ein Teil des Gartens des Nachbars unter Wasser stand. Es war noch nicht weit vorgedrungen dennoch konnte ich es sehen, der Schock saß mir in den Knochen da ich jetzt wie auf einer einsamen Insel fühlte, ich war eingesperrt in meinem eigenen Haus. Ich wollte mich etwas mit Lernen ablenken
und spielte mir selbst, anfänglich, die Situation etwas runter. Sagte mir selbst, dass das Wasser nicht weiter ansteigen würde und das eh bald die Feuerwehr kommen würde. So setzte ich mich an meinen Schreibtisch.
Jedoch sollte ich bald eines anderen belehrt werden. Das steigende Wasser war nur der Anfang der Katastrophe. Und schon bald sollte ich spüren mit welcher Kraft das Wasser in die Häuser dringt. Man könnte sagen das Drama und die Ereignisse die folgte begann mit dem bersten der Kellerfenster an jenem Juni 2016 in Julbach, welches nur einen Steinwurf von Simbach entfernt ist.
©Sebastian Danner