OMINÖSE EINKÄUFE
„Haben Sie eine Kundenkarte?“,
fragte der Kassierer routiniert, dann fiel sein Blick auf das Laufband, welches mit leichtem Ruckeln die darauf geladenen Sachen weiter Richtung Scanner transportierte. Bleichmittel – die große Flasche – eine Heckenschere, einige Meter stabiles Flechtseil, eine Säge – ebenfalls das große Blatt – ein paar dicke Gummihandschuhe und schwarze Müllbeutel in XXL – seine Brauen stiegen bis knapp unter den Haaransatz, während er Artikel für Artikel, jeder von einem schrillen Piepsen begleitet, über das Band zog.
„Man könnte glatt meinen, Sie hätten da eine
Leiche loszuwerden!“, platzte es schließlich aus ihm heraus, zu seinen Worten ein verschwitztes Grinsen, das ohne passende Reaktion seitens des Kunden schnell wieder unter den Tresen rutschte und die Heiterkeit des Kassierers in Unbehagen umschlagen ließ. Vor allem als dieser, ohne ihn dabei ein einziges Mal anzusehen, seine ominösen Einkäufe zurück in den Einkaufswagen lud, zahlte und verschwand.
TAG 40, 10.Juni 2016