2. Kapitel: Mittenwald - Meine neue Heimat
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe, nach der ersten und der zweiten Rast. Auf jedem Fall hat mir diese Fahrt sehr gut getan, denn zum ersten Mal in meinem Leben, habe ich richtig gutes Futter bekommen.
Futter welches nicht nur meinem Magen gutgetan hat, sondern auch meinen gesamten Körper, denn meine Kraft ist langsam wieder in mein inneres zurückgekehrt.
Selbst die kleinen Häufchen, die ich in der Nähe eines Baumes fallen gelassen habe, haben mir sehr gut getan.
Immerhin waren es anscheinend meine ersten Hinterlassenschaften in der Freiheit, an die ich mich erinnern kann.
Erstaunt bin ich lediglich darüber gewesen, dass mein Frauchen meine Hinterlassenschaften sofort mit etwas entfernt hat, um alles irgendwo zu entsorgen.
Später erfahre ich, dass es eine Tüte aus Papier ist. Später erfahre ich auch, dass sie der Natur zu liebe darauf achte, damit diese in aller Ewigkeit sauber bleibt. Mein Frauchen versucht, so gut wie es nur geht, keinerlei Verpackung aus Plastik zu nehmen.
„Wow, Wow, Wow …“,
Bis jetzt sind es schöne Augenblicke in
der Freiheit gewesen, als meine neuen Zweibeiner bei dieser Rast, mit mir zusammen gespielt haben. Sie haben etwas kleines rundes sehr weit weg geworfen, welches ich ihnen stets zurückgebracht habe und was passend für mein Maul gewesen ist.
Später erfahre ich, dass es sich um einen kleinen Ball handelt, den man wohl für einige Sportarten benutzt. Meist sind es Zweibeiner mit einer schweren Geldtasche die diese tätigen.
Während des Spielens, haben sie mir sogar einen eigenen Namen gegeben, den ich mir sofort gemerkt habe.
„Wow, Wow, Wow …“, belle ich laut, denn jetzt heiße ich Kasimodo! Oh, was
bin ich stolz!
Der Schlaf nach der rasanten Spielerei, hat mir anschließend, sehr gut getan! Kaum als ich mich im Auto oben auf die weichen Sitze platziert habe, bin ich auch schon tief und sehr fest eingeschlafen.
Die beiden Zweibeiner haben sich ganz leise unterhalten, so als würden sie auf mich sehr große Rücksicht nehmen. Doch jetzt scheinen sie etwas unruhig zu werden, als wir in ein grünes Tal fahren, welches von hohen gefährlich ausschauenden Bergen umgeben ist.
Viele Hundehütten mit spitzen Dächern, erwarten uns vor den mächtigen hohen Bergen, die nach jedem Atemstoß größer
und größer werden. Inmitten dieser schönen Welt, steht ein hohes Bauwerk, auf dem sich ganz oben etwas Glänzendes Kreuzt. Später an den Wanderwegen sehe und bestaune ich viele solcher Kreuze, aber mit einer gefesselten Puppe daran.
Etwas glänzt auch am Rand der Berge und der Hundehütten, was mich entfernt an Wasser erinnert.
„Kasimodo, dass was du jetzt vor dir siehst, ist die „Marktgemeinde Mittenwald.“ Sie ist ein malerisch kleines Städtchen inmitten der bayrischen Alpen. Mitten im Ort befindet sich eine wunderschöne Kirche, mit dem Namen Peter und Paul. Ganz da
hinten, wo die schönen Häuser enden und die großen Berge beginnen. Genau dort fließt die noch jungfräuliche Isar. Ein Fluss der erst vor wenigen Kilometern in den Bergen aus einer Quelle geboren wurde“, erklärt das Frauchen.
Ich schnurre und stelle dabei glücklich fest, dass ich mich hier bestimmt sehr wohlfühlen werde!
Die Hundehütten in denen die Zweibeiner, manchmal auch mit ihren Vierbeinern wohnen, nennt man also Häuser oder Wohnungen. Das Bauwerk, wo sich oben etwas Glänzendes kreuzt, bezeichnet man als eine Kirche. Hier geht man wohl hin, wenn man Glück, Liebe und Hoffnung sucht und diese
Dinge auch anderen schenken möchte. Das glänzende Band am Rand der Berge, ist wie ich richtig vermutet habe, ein Fluss der noch jung ist und noch sehr alt werden wird.
„Hier in diesen Häusern, Kasimodo, wirst du mit uns wohnen“, erklärte das Herrchen freudestrahlend und biegt von einer dichtbefahrenen Straße, auf einen ruhigen Weg ab.
Kurz darauf hält das Auto an und wir steigen alle aus.
„Wow, Wow, Wow …“, belle ich freudig laut und tolle ohne Unterlass herum, um meine neue Heimat zu beschnüffeln.
Das Frauchen strahlt wie die Sonne am Morgen und mein Herrchen wie der
Vollmond am Abend. Das mein Herrchen nicht so euphorisch strahlt, hat seine Gründe, denn der Ort der zweibeinigen Hinterlassen ruft.
Dennoch scheint es den beiden Zweibeinern sehr glücklich zu machen, als sie mich hier in der neuen Heimat, voller Energie herum toben sehen.
„Kasimodo“, höre ich nach einer Weile, die Stimme von dem Frauchen, die jetzt an der geöffneten Hausöffnung steht.
Ich unterbreche die Beschnüffelung meiner neuen Heimat und husche an meinem Frauchen vorbei, ins Innere des Hauses, was die Zweibeiner wohl Wohnung nennen.
„Wow, Wow, Wow!“
Eine Wohnung in hellen freundlichen Farben der Natur erwartet mich. Nach kurzem Schnüffeln stelle ich fest, dass von dieser Wohnung mehrere Wohnungen abgehen.
„Wow, Wow, Wow!“
Ich erfahre, dass man sich im ersten Zimmer längere Zeit am Tag aufhält. In dem zweiten Zimmer arbeitet man wohl, denn dort stehen mehrere Dinge, die ich nicht kenne. Es soll sich aber um Computer und ähnliche Dinge handeln, wie ich wenig später erfahre.
„Wow, Wow, Wow …!“
„Kasimodo hier ist das Schlafzimmer. Hier ist Herrchen und mein Bett. Und dort …“, das Frauchen zeigt mit der
Hand in eine Richtung, wo etwas großes rundes nahe dem Fenster steht. „Dies, Kasimodo, ist deine Schlafkorb!“
„Wow, Wow, Wow …!“ belle ich voller Freude und springe kurz in dieses kuschelige Körbchen. Ich stelle fest, dass dies für meine Hundeträume, bestens geeignet zu sein scheint.
Nach einem kurzen Kuschel Test, husche ich zur weiteren Besichtigung, durch die zweibeinigen Räumlichkeiten.
Ein weiteres Zimmer bezeichnet man wohl als Küche, denn da gibt es für die Zweibeiner etwas zu essen und für mich steht ein Großer Behälter mit köstlichem Futter zum Fressen bereit.
Ohne nach den Seiten zu schauen, was
Zweibeiner als Links und Rechts bezeichnen, presche ich wie ein verrückter zu dem Fressnapf. So nennt man diese Futterstation in der zweibeinigen Sprache!
Mein Herrchen kommt aus einem Zimmer, welches sich gegenüber der Küche befindet. Ein merkwürdig riechender Duft umgibt ihn. Es ist eine Mischung aus etwas faulenden.
In dem Zimmer befinden sich ein Wassertümpel zum Waschen und eine Sitzgelegenheit, wo die Zweibeiner ihre schlecht riechenden Hinterlassenschaften fallen lassen.
In ihrer Sprache heißt das wohl Badewanne und Toilette.
Apropos Toilette! Bei mir öffnet sich schlagartig am hinteren Teil des Körpers etwas!
Hier ist zwar kein Baum, aber ein Schrank der das Essen und Fressen kühlt.
Platsch und klatsch, fallen meine Hinterlassenschaften diesmal auf dem sauberen Laminatfußboden!