Kurzgeschichte
Wir sehen uns im nächsten Leben

Titel

Sieh dich an. Trau dich nur. Da steht der Spiegel. Mannshoch. Betrachte dich ganz genau. Du bist kein Mann mehr. Wieso hast du um diese Frau so lange gekämpft? War sie es wirklich wert? Weder glänzte sie mit Intelligenz, noch mit einem attraktivem Äußeren. Mich wundert es, das sie immer wieder einen Kerl ins Bett gekriegt hat. So, wie die aussah und aussieht. Hättest du dir mehr Mühe gegeben und dein Selbstbewusstsein gestärkt, dann hättest du locker eine andere abbekommen. Die Chancen waren da. Du hast sie nur nicht genutzt. Und

warum nicht? Weil du ein Idiot bist. Anstatt irgendwas aus die zu machen, hast du alles gegeben, um sie wieder an deiner Seite zu wissen. Und was hat sie gemacht? Dich ausgenutzt. Du weißt, das ich Recht habe. Ich glaube nicht, das du noch einmal die Kurve kriegst. Zu sehr hast du dich gehen lassen. Dein Alkoholkonsum ist so hoch, das du ohne nicht mehr leben kannst. Das einzige, was du noch abkriegen würdest, wäre eine Alkoholikerin, oder ein Junkie. Sieh dich doch mal an. Der Alkohol hat dich gezeichnet. Die Spuren sind unübersehbar. Bei jeder Niederlage hast du zur Flasche gegriffen. Und wie du

weißt, hattest du sehr viele Niederlagen. Es ist schon erstaunlich, was eine einzige Frau aus einem Mann machen kann. Und das innerhalb einer kurzen Zeit. Schrecklich, aber wahr. Sie hat dich zu einem Wrack gemacht. Zu einem versoffenen, alten Sack. Du bist wie dein Vater geworden. Deine Wohnung sieht aus, wie Sau. Zugemüllt bis oben hin. Von Lüften hältst du auch nichts. Die ganze Bude stinkt. Es ist ein Wunder, das sich darüber noch keiner beschwert hat. Der Gestank ist doch schon im Treppenhaus zu riechen. Ich finde es traurig, das du dich hast so gehen lassen. Was hätte aus dir werden können, wenn du nicht die ganze Zeit um

die eine Frau gekämpft hättest. Wenn sie wenigstens geil ausgesehen hätte. Aber nein. Sie war nur ein dummer Klumpen Fett. Mehr nicht. Stinkenfaul, wie du jetzt. Das heißt, so dumm war sie nun auch wieder nicht. Sie hat dich immer wieder dazu gebracht, irgendwas für sie zu tun. Wie oft hast du ihr aus der Scheiße geholfen, in die sie sich gesetzt hatte. Verdient hatte sie es nicht. So, wie sie zu dir war, hättest du sie ignorieren sollen. Was hatte sie jemals für dich getan? Oft hattest du sie gefragt, ob sie dir helfen kann und würde. Manchmal hatte sie versprochen, das sie es tun wird. Aber hatte sie wirklich jemals einen Finger für dich

krumm gemacht? Sie kroch lieber anderen in den Arsch und ließ dann ihre Laune an dir aus. Mal aus ihren Fehlern lernen, darauf kam sie nie. Schau mal zum Fenster. Siehst du den Schattenmann? Du weißt was das bedeutet. Ein paar Sekunden hast du noch. Möchtest du dich von irgendwem verabschieden? Dumme Frage. Du hast ja niemanden mehr. Alle haben dir den Rücken gekehrt. Was sehe ich da in deinem Gesicht? Das habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Du lächelst. Nein, du grinst über beide Wangen. Musst du dich aber über dein Ableben freuen. - Ach was rede ich da. Ich war doch selbst dabei.

Habe gesehen, wie du dich bemüht hast, für andere da zu sein und nur selten Dank dafür bekommen hast. Speziell die eine Frau. Die bedankte sich lieber bei anderen, als bei dir. Na los. Geh schon. Reich dem Schattenmann deine Hand. Begrüße ihn. Vielleicht erhöht das deine Chance, das du im nächsten Leben nicht so ein Versager wirst. Drück ihn an deine Brust und bitte ihn, dir zu helfen, das du diesmal Eltern bekommst, die dich lieben. Denen du nicht scheißegal bist. Wer weiß, wie dein Leben verlaufen wäre, wenn dir deine Eltern Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt hätten. Vielleicht wäre dann was aus dir

geworden; ein Mann und kein Wrack. Hirn hattest du gehabt. Aber niemanden, der dir in den Arsch trat und dir sagte, das du es nutzen sollst. Das du deinen faulen Hintern bewegen sollst. Von selber kamst du ja nicht auf die Idee. Du lebtest in den Tag hinein und machtest dir über nichts Gedanken. Dir hat auch keiner beigebracht, das man für sich und seine Zukunft selbst verantwortlich ist. Irgendwo tust mir schon leid. Naja... Wir sehen uns im nächsten Leben.