Wie soll ich sagen? Diese Frau war perfekt für mich. Sie machte mich glücklich. Aber leider... Anscheinend hatte sie wahllos jemanden angeschrieben. So kam es mir jedenfalls vor. Mir machte es nichts aus. Ganz im Gegenteil. Es lenkte mich von meiner letzten Beziehung ab. Die Trennung machte mich zu schaffen, obwohl ich im Grunde dafür gewesen war, da die Frau mich meinen letzten Nerv gekostet hatte. Warum ich mich in sie verliebt hatte, weiß ich heute nicht mehr. Weshalb mir die Trennung so weh tat, weiß ich auch nicht. Das dies nicht
normal, weiß ich aber. Als ich die Nachricht erhielt, dachte ich nicht nach, sonder antwortete auf der Stelle. Prompt schrieb sie auch schon wieder zurück. Und so ging es hin und her. Irgendwann war es nach drei Uhr morgens. Da hatte ich seit etwa einer halben Stunde nichts mehr zurückbekommen und entschloss mich, endlich Feierabend zu machen und mich ins Bett zu legen. In dieser Nacht träumte ich von ihr, obwohl ich nicht wusste, wie sie wirklich aussah. Sie hatte sich zwar beschrieben, aber wer weiß, ob sie nicht hier und da etwas geflunkert hatte. Wobei es mir, um ehrlich zu sein,
egal war, wie sie in Wirklichkeit aussah. Wir hatten uns äußerst nett unterhalten. Es hatte mir geholfen, auf andere Gedanken zu kommen. Jene acht war zwar kurz, aber sehr erholsam gewesen. Zum ersten mal, nach längerer Zeit, wachte ich mit einem Lächeln auf. Es war zwar eine kleine Enttäuschung, weil ich alleine aufwachte, aber wenigsten ging mir kein Morgenmuffel auf den Sack. Ich gehöre zwar nicht zu denen, die mit einem fröhlichen Lächeln aus dem Bett hüpfen, aber auch nicht zu denen, die eine Fresse ziehen und maulen. - Man kann es mit allem übertreiben. Entgegen meiner Gewohnheit, schaltete
ich meinen Rechner ein. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, das sie mir zurückgeschrieben hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht. „I'm so sorry, war kurz weggenickt.“, hatte sie geschrieben. Das war, kurz nachdem ich meinen Rechner ausgemacht hatte. Hätte ich noch fünf Minuten gewartet, hätte ich ihr gleich zurückschreiben können. „Einen wunderschönen guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“, schrieb ich. Danach kochte ich Kaffee. Zwar war ich mit einem Lächeln aufgewacht, aber das hieß nicht, das ich auch munter war. Kaum hatte ich mich mit meinem Kaffee wieder vor den Rechner gesetzt, kam auch schon ihre Antwort: „Gumo, ging
so.“ Darauf wusste ich nichts zu sagen. Mir schien, ihre Laune war nicht die Beste und ihr wäre es lieber, man ließe sie in Ruhe. Also starrte ich nur auf den Bildschirm, ohne irgendwas zu tun. Ein paar Minuten später kam erneut eine Nachricht von ihr: “Nimms mir nicht übel. Aber die Nacht war kurz und ich habe einen langen, anstrengenden Tag vor mir.“ „Kanns dir nachfühlen.“, schrieb ich. Ich trank in ruhe meinen Kaffee und überlegte, ob ich mir was zu essen mache. Irgendwie hatte ich Hunger, aber irgendwie auch wieder nicht. Esse ich was und mir geht es hinterher besser, oder esse ich was und mir geht es
hinterher schlecht? Und während ich unschlüssig dasaß und mich immer wieder fragte, ob ich mir was zu essen mache, oder nicht, kam folgende Nachricht: „Hab Termin beim Doc. Meld mich. :-)“ Und offline war sie. Mir war klar, was sie vorhatte. Verstehen, konnte ich es. Nach einer kurzen Nacht hätte ich auch keine Lust, auf einen langen und anstrengenden Tag. Den würde ich gar nicht durchstehen. Da war so ein gelber Urlaubsschein schon besser. Und an den hatte ich auch gedacht. Aber dann fiel mir ein, das ich von zu Hause aus arbeitete und mir meine Zeit so einteilen konnte, wie ich es
wollte. Ich hatte ein vorgegebenes Pensum und das musste ich bis 22 Uhr abgearbeitet haben. Telefonieren, schreiben, etc. Nichts Besonderes. Aber ich konnte davon meine ganzen Rechnungen bezahlen. Im Durchschnitt fing ich Mittags an und war gegen acht Uhr abends fertig. An jenem Morgen war es anders gewesen. Da mein Rechner schon hochgefahren war, fing ich gleich mit meiner Arbeit an. Es war auch eine gute Überbrückung, bis „meine Dame“ wieder vom Arzt zurück war. Ich war so vertieft in meine Arbeit gewesen, das ich gar nicht bemerkte, das sie mir geschrieben hatte. Erst als
ich von meiner Arbeit aufsah und mir was zu essen machen wollte, sah ich es. „Back. Hatte was falsches gegessen und darf bis ende der Woche zu Hause bleiben :-)“ „Das tut mir aber leid. Jetzt musst du den ganzen Tag im Bett liegen und dich schonen ;-)“ „Jepp“ Zum Glück hatte ich am Vormittag zügig gearbeitet. Denn als wir schrieben, kam ich zu nichts. Ich musste ihr stets sofort antworten. Ihr sagen, das ich arbeiten muss und mich nicht mit ihr schreiben kann, konnte ich und wollte ich nicht. Deshalb arteten die letzten Stunden des Arbeitstages in Stress aus.
Aber wenigstens hatte ich mein Pensum geschafft. Die ganzen nächsten Tage liefen so in etwa ab. Wir kamen vom einen ins andere. Ganz plötzlich war es Zeit zum Schlafen. Leider litt darunter meine Arbeit. Hatte ich mein Pensum am ersten und zweiten Tag es gerade noch so geschafft, gelang es mir schon am dritten Tag nicht mehr. Am vierten Tag blieb noch mehr Arbeit über. Die Texterei mit der Frau war mir wichtiger geworden, als meine Arbeit. Und so verlor ich meinen Job, der eigentlich Ideal für mich gewesen war. Dann erfuhr ich rein zufällig, das die junge Dame, mit der ich mich so intensiv
unterhalten hatte, erst siebzehn geworden war. Viel zu jung für mich. Selbst achtzehn wäre noch viel zu jung für mich gewesen. Aber da hätte ich noch drüber hinwegsehen können, da sie ja Volljährig gewesen wäre. Zwar halb so alt, wie ich, aber volljährig. Sie durfte selbst bestimmen, mit wem sie ging. Wenn sie nur beim Alter geflunkert hatte, wäre sie meine Idealfrau gewesen. Mein perfekter Deckel. Aber das Leben ist kein Ponyhof und riecht auch nicht nach Veilchen. Entweder war ich zu früh geboren worden, oder sie zu spät. Wie man es auch betrachtet, ich durfte und konnte mit ihr nichts
anfangen.
Ein paar Tage später schrieb sie mir zum letzten Mal: „I am so happy“ Das konnte nur bedeuten, das sie einen Partner hatte. Mir sollte es recht sein. Für mich war sie eh zu jung gewesen. - Leider.