Ich will mich nicht beklagen
Ich will mich nicht beklagen,
und dennoch bin ichs leid,
will nichts hinterfragen,
und doch rennt meine Zeit.
Hab zwischen Trümmern gewohnt,
meine Sachen geschont.
Mich nie beschwerd,
stand schon früh hinterm Herd.
Später dann,
hatte ich einen Ehemann.
Er war in Ägypten gefangen,
hab hier mit 10 Kindern allein gehangen.
Das Bauernhaus, die Tiere und Felder,
alles musste weiter laufen,
auch hatte ich kaum Gelder,
wir mussten uns zusammenraufen..
Nur Sonntags gab es Fleisch ein kleines Stück,
wir schauten immer nur nach vorne, nie zurück.
Brot gab es manchmal trocken nur,
ich strickte bis Abends elf Uhr.
Wir haben unser bestes gegeben,
es war nicht immer einfach, unser Leben.
Die Schule war noch mit Seitenhiebe,
ohne Verständnis und Liebe.
Freizeit gab es für die Kinder kaum,
und wenn dann ging es ab auf den Baum.
Zurück aus der Kriegsgefangenschaft,
fehlte es uns an jeglicher Kraft.
Krebs hat der Vater bekommen,
wir fühlten uns alle ziemlich benommen.
Als Witwe mit all den Mädels und Buben,
die sich hinter Quatsch und Streiche vergruben,
konnte ich nur funktionieren,
aber nie musste jemand frieren.
Später war ich eine tolle Großmutter,
zwar immer noch nicht gut im Futter,
aber für alle da und stets bereit,
mit viel Liebe und auch viel Zeit.
Mein letztes Hemd hab ich gegeben,
hatte nie viel in meinem Leben,
Weihnachten, Ostern da kamt ihr zu mir herein,
die übrige Zeit war ich meist allein.
Nun sitz ich hier und schau auf die Uhr,
meine Erinnerungen verblassen,
ich bin nicht zur Erholungskur,
sie haben mich ins Heim gelassen.
Besuchen wollte sie mich, jeden Tag,
nun sind sie weg, alle auf einen Schlag.
Ich stehe auf und bekomm mein Essen
bin immer mehr am vergessen.
Der Pfleger gibt mir die Tabletten,
als würden diese mich hier retten.
Nicht mein Alter macht mich alt,
nein, es ist der fehlende zusammenhalt.
Mein Leben,
ich hab so viel gegeben,
was hab ich zurückbekommen?,
fühle mich wie benommen.
Suche den inneren Frieden jeden Tag,
mein Herz sagt mir, dass ich nicht mehr mag.
Ich lege mich ins Bett,
neben mir mein Tablettendoset.
Ich weiß es wird mein letztes Sein,
kuschel mich in die Decke ein.
Ich schließe meine Augen,
lasse meine Nase den Duft der Rosen einsaugen.
Ich gehe in Frieden und mit Ruh,
das wars, meine Augen sind zu.
Nun seh ich euch am Grabe stehen,
wie die Bäume im Winde wehen,
weinend und mit viel Reue,
schwört ihr ewige Treue.
Doch lasst mich eines euch sagen,
ihr sollte euer SEIN hinterfragen.
Freut euch des lieben Sonnenschein,
fahrt die Arbeit zurück,
nehmt eure Kinder, euer Töchterlein,
genießt das Familienglück.
Die Zeit mit der Liebe und Familie verbringen,
denn das ist das Leben,
nichts kann schöner klingen,
Liebe und Gemeinsamkeit, das ist es eben.
2016-5 ©Kesalie