Journalismus & Glosse
Der Münzfälscher

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"Wie man reich wird"
Veröffentlicht am 30. Juni 2016, 16 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Wie man reich wird

Der Münzfälscher

Vorbemerkung

Obwohl es sich um ein verbürgtes Ereignis handelt, hat sich der Autor Freiheiten heraus genommen.

Die Tatsachen, die verbürgt sind, auf die kann sich der Leser verlassen. Der Autor hat nur die Fakten übernommen.

Der Rest ist seiner Fantasie entsprungen.






Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G,.v.Tetzeli

Der Münzfälscher

John Bradmore hatte einfach Pech gehabt. Er saß im Gefängnis. Der Tower of London war ihm zwar erspart geblieben, trotzdem könnte man sich Schöneres, als eine karge Zelle vorstellen. Heutzutage würde man sagen, dass er sich in Untersuchungshaft befand. Bruder Nicolas hatte ihn bis jetzt nicht besucht. War sich wohl zu fein als Arzt. Auch John Bradmore hatte sich schon als Arzt betätigt, hauptsächlich aber war er Schmied und hatte die Erlaubnis erworben sich als Juwelier zu betätigen. Leider gingen die Geschäfte nicht so großartig. Seine Frau Margareth und seine Tochter Agnes hatten ihn gestern besucht. Tränen waren geflossen

und stille Vorwürfe standen im Raum. Heute, am 23 Juli 1403, ausgerechnet ein Montag, war ihm elend zumute. Würde er der Münzfälschung überführt werden? Dann konnte er sich auf was gefasst machen. Das Verließ des Tower of London wartete auf ihn. Im besten Fall. Im schlimmsten Fall würde er zum Tode verurteilt werden. Leute polterten in den Gang. Er erschrak. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Die Zellentür öffnete sich und ein edel gekleideter Herr trat ein. „John Bradmore?“ „Ja“, wisperte John entsetzt. „Sie wissen wer ich bin?“ John schüttelte verneinend den Kopf. Ihm blieb sprichwörtlich das Wort im Halse stecken. „Ich bin der Erzbischof von Canterbury und York. Bischof von Ely, der

Lordkanzler von England!“ Bradmore zitterte. „Soviel ich weiß haben sie Frau und Kind?“ John nickte stumm. „Sie wollen sie doch wiedersehen?“ John nickte abermals. „Sie wurden angeklagt sich als Münzfälscher betätigt zu haben.“ „Ich, äh nur versucht, dass…“ „Schweig er still“, zischte der Erzbischof Thomas Arundel. „Ich werde dafür sorgen, dass sie auf dem Schafott enden.“ Bradmore würgte. „Allerdings bin ich auch Bischof und ein Menschenfreund. Ich schlage ihnen einen Handel vor.“ John schwieg. Letzten Samstag fand die Schlacht bei Shrewsbury statt. Unser König hat die Pest von „Hotspur“ Percy geschlagen.

Die Kanaille ist tot. Unser König war ein Beispiel an Tapferkeit. Auch sein Sohn, Prinz Henry of Monmouth bewies Heldenmut. Er ist sehr schwer verwundet.

Da sie mir als genialer Metallmeister für Chirurgische Instrumente empfohlen wurden und sie sogar ein ganz brauchbarer Arzt sein sollen, helfen sie ihm.“ John Bradmore erbleichte.

Wenn der Prinz starb, dann war ihm der Galgen gewiss. Wenn er ihm nun nicht half, war er auch erledigt. Kein Zweifel, dass der Lordkanzler sein Versprechen wahr machen würde. Er konnte es wenigstens versuchen. So kam es, dass John Bradmore nach Shrewsbury aufbrach.

Er erreichte schließlich die Burg Kenilworth. Der Prinz, erst 16 Jahre alt, befand sich fiebernd im Bett. John Bradmore ließ sich von den fünf Ärzten instruieren. Am Samstag, den 21.Juli, dem Tag der Schlacht, war es heiß gewesen. Bei dem Kavallerie Angriff hätte der Prinz kurz das Visier hochgeklappt, weil der Schweiß in Strömen rann. Da traf ihn der Pfeil ins Gesicht. Man musste ihn bis zum Ende der Schlacht auf dem Feld liegen lassen, weil er unter Gefechtsumständen nicht transportfähig war (dem heutigen Vorort Battlefield von Shrewsbury). Erst am Abend schaffte man ihn nach Shrewsbury hinein in ein Herrenhaus. Ganz vorsichtig frachtete man ihn dann zur Burg Kenilworth, wo er in Sicherheit war.


(Kenilworth Castle) Der Pfeil war direkt unter dem linken Auge eingedrungen.Die Ärzte hätten den Pfeilschaft entfernen können, aber die Pfeilspitze war tief im Schädel drinnen stecken geblieben. Die Wunde würde weiter eitern und schließlich würde der junge Prinz,

diese Blume der Ritterschaft versterben.


(Kombination: Portrait, Schädel, Lage der Pfeilspitze)

Man hatte dem Prinz warme Wickel aufgelegt, um zu gewährleisten dass der Wundkanal offen blieb. Es wären schon mehrere Chirurgen befragt worden, aber niemand sah eine Möglichkeit die Pfeilspitze zu entfernen, ohne dass der Prinz dabei versterben würde. John besah sich die Wunde genau und überlegte. Er war ganz ruhig, obwohl es vor allem um seinen eigenen Kopf ging. „Wir brauchen ein Instrument mit dem wir die Pfeilspitze herausziehen können“, sagte er. Die Ärzte bestätigten: „Gewiss, aber wenn wir eine Zange mit langen Schenkeln verwenden, dann verletzen wir ihn dabei mehr, als wir ihm helfen können. Da liegen wichtige Nervenbahnen, von Blutbahnen ganz zu schweigen. Er würde uns in Null

Komma nichts verbluten. Bradmore zog sich in ein Zimmer zurück und zeichnete.

(Extractor, Nachbau des Originals)

Den Enwurf war revolutionär. In der Schmiede in der Nähe fertigte er selbst mit größter Sorgfalt das Instrument an. Es begannen die Vorbereitungen. Die Wunde wurde mit Wein gewässert und mit Honig behandelt. Schließlich führte John Bradbury sein Instrument vorsichtig in die Wunde, in den Schaft der Pfeilspitze ein und schraubte, so dass das Ende des Instrumentenstils sich spreizte. So konnte er die Pfeilspitze erfassen. Langsam und vorsichtig zog er. Wieder zurück. Währenddessen wurde ständig mit Honig beträufelt, damit der Wundkanal glatter wurde. Schließlich war es vollbracht, die Pfeilspitze entfernt. Auch die Nachbehandlung, die langwierig war, übernahm John Bradmore.

Der Prinz überlebte und wurde schließlich 1413 der nächste König, nämlich Heinrich V. Niemals gab es von ihm ein Portrait von vorne, immer nur von der rechten Seite, denn seine linke Seite entstellte eine große Narbe. John Bradmore wurde der Leib- und Hofarzt von enormem Ansehen. Zu seinem Gehalt kam noch eine äußerst großzügige, jährliche Bonuszahlung. Er schrieb ab diesen Ereignissen 1403 bis zu seinem Tod 1412 in Latein an seinem medizinischen Werk, Philomena. Es gilt als eine grundlegende, erste ärztliche Abhandlung Englands

1408 wurde er außerdem als oberster Zollaufseher des Hafens von London ernannt.

Eine unglaublich lukrative Angelegenheit.

1410 verstarb seine Frau Margareth.

John Bradmore heiratete aber sofort wieder. Seine neue Frau bekam einen Sohn, dessen Geburt er aber 1412 nicht mehr erlebte.

So wurde aus einem Münzfälscher einer der berühmtesten, wohlhabensten Ärzte Englands.

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welpenweste
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Newcomer Ein wunderbarer Rückblick in die Vergangenheit, und offensichtlich war Bradmore ein schlauer Mann. Sehr gerne gelesen!
Herzliche Grüße von Marko
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke Dir lieber Günter für diese äußerst lehrreiche Geschichte.
Ich habe sie mit großem Interesse gelesen.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Und wieder hast Du mir eine faszinierende, hoch interessante Persönlichkeit der Geschichte vorgestellt, die mir bisher vollkommen unbekannt war, ein spannendes Stück Vergangenheit lebendig und mich ein wenig schlauer gemacht - und das wieder mit großem Vergnügen beim Lesen!
Vielen herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
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