Romane & Erzählungen
Die uneinnehmbare Festung - Erzählung

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"Die uneinnehmbare Festung - Erzählung"
Veröffentlicht am 26. Mai 2016, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: "Árva vára" von Thomas Ender (1793-1875), das Werk unterliegt den Richtlinien des public domain
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Über den Autor:

Zweifler, Pessimist, Misanthrop ... ... ungefähr so: "Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich ...
Die uneinnehmbare Festung - Erzählung

Die uneinnehmbare Festung - Erzählung

Mein Freund ist schon lange tot. Oder weggezogen. Woher soll ich das wissen. Erinnerung und Wahrheit sind nun einmal keine Geschwister. Ich weiß bis heute nicht, was zwischen uns stand. Vielleicht ist das aber auch die falsche Sicht der Dinge. Die wenigen, die uns beide kannten, fragten sich zumeist, was uns verband.

„Vorwärts, Kameraden! Wir müssen zurück!“

Die anderen mögen es nicht, wenn ich sage, dass das Unfug ist. Aber sie waren auch nie ich oder mein toter oder unbekannt verzogener Freund.

Wir haben neulich von der Uni aus eine Exkursion gemacht. Oder war es ein Ausflug des Kirchenchors? Ein Wandertag? Oder hatte ich mich einfach nur verlaufen? Das spielt auch keine Rolle. Auf jeden Fall bin ich die steile Stiege hinaufgekraxelt, vorbei an schroffen

grauen Felsen, habe dabei schwer atmende übergewichtige Damen mit Softeis in der Hand überholt und wurde selbst von dürren braungebrannten Läufertypen, Männlein und Weiblein, mit den unvermeidlichen Schirmmützen, Sonnenbrillen und Markenshirts an den den Rand der Treppe gedrängt. Zu meinen müde werdenden Füßen dröhnte im Tal irgendein Fluss, Rhein, Neckar, Donau, Wolga, was weiß ich, und von der fernen Uferpromenade grüßten aufgespannte Sonnenschirme unter denen die klugen Untengebliebenen sich Kaffee und Kuchen gegen unverschämtes Entgelt unklugerweise kredenzen ließen. Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, diesen Felsen zu besteigen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Und C und D und E und wenn er bei Z angekommen ist, muss er auch wieder von vorne anfangen. Denn wer A sagt, muss auch B sagen...

Schließlich erreichte ich die Spitze des

Felsens, auf dem mein Ziel thronte. Burg Adlerhorst... Felsennest, Weißenstein, Schwarzberg, Hochfeste, Wolkenheim, Grimmingen, Trutzschatten... oder zumindest das, was die Zeit davon übriggelassen und neu dazugebaut hatte. Denn den Weg zu der Stelle, wo Graf Haudrauf früher die Zugbrücke vor der Nase seiner Feinde hochgezog und wo heute ein fest gemauerter Übergang jeder Touristenarmee Einlass gewährte, flankierten nun Holzhütten, die mir vom Weihnachtsmarkt noch sehr bekannt vorkamen und in denen man Würstchen, Pommes, Gyros, Cola, Bier und jenen unvermeidlichen Erinnerungsschnickachnack erwerben konnte, den es überall gibt. Austauschbare Motive, austauschbare Geschmäcker. Von der Burg selbst war nur eine Ruine übrig, aber sie gehörte nun einmal zu den Dingen, die man gesehen haben musste. Die Überreste des Bergfrieds sahen aus, als hätte irgendein fast mittelloser Antiburgaktivist

versucht ihn in die Luft zu sprengen, wäre jedoch an der Kunstfertigkeit der mittelalterlichen Baumeister und seinen eigenen begrenzten finanziellen Möglichkeiten gescheitert. Alle Türme waren verschwunden bis auf einen, der jedoch mit Sicherheit rekonstruiert war und auf dem sich die Menschen drängten. Ein Schild, das noch vor den Verkaufshütten stand, verkündete den Preis, der zu entrichten war, wenn man dieses Meisterwerk der menschlichen Vorstellungskraft besteigen wollte.

Vielleicht war es ja bloß, weil ich geizig bin, den Aufpreis nicht zahlen wollte, oder es waren die vielen quietschenden Kinder mitsamt ihren entnervten Müttern, die dozierenden älteren Herren, die ihre Umwelt beeindrucken wollten und dabei nichts als Unfug von sich gaben, ich konnte das beurteilen. Herrgott! Diese selbsternannten Fremdenführer kannten noch nicht einmal das Wort 'Höhenburg'!, oder

irgendetwas ganz anderes, aber auf einmal war ich es leid. Der ganze Rummel war so unwirklich und zugleich so real, dass ich mich irgendwo anders hin wünschte. Und da ich keine Lust verspürte, mich die knapp 200 Meter in den spöttisch unter mir dahinfließenden Fluss zu stürzen, blickte ich mich nach allen Seiten um. Ich entdeckte einen kleinen Trampelpfad, der um die Burg herumzuführen schien. Ein auf Schienbeinhöhe hängendes Kettchen und ein drohendes verrostetes Schildchen „Zutritt für Unbefugte verboten! Eltern haften für ihre Kinder!“ sollten allzu Neugierige abhalten, ihn zu betreten. In einem seltenen Anfall von Anarchismus kümmerte ich mich nicht um die Warnung, meine Eltern waren ja weit und breit nicht in Sicht, und betrat zutiefst nonkonformistisch den Trampelpfad. Kein Befugter hinderte mich daran. Auf meinem Marsch um die Burg kam mir der Abgrund nie

wirklich nah und ich hätte das ob meiner Höhenangst bestimmt gemerkt. Zu meiner Überraschung konnte ich feststellen, dass die Mauer samt Wehrgang im hinteren Teil der Ruine noch recht gut erhalten war.

'Hier konnte man, was von Außen kam, bestimmt gut abwehren', dachte ich mir.

„Vielleicht sollte das, was Innen liegt, auch nur gut beschützt werden“, erwiderte mein Freund.

Ich blickte mich um, doch außer mir war da niemand

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Hörbuch

Über den Autor

ArnVonReinhard
Zweifler, Pessimist, Misanthrop ...

... ungefähr so:

"Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich imstande bin zu ziehen, die Dinge, die sich mir offenbaren ... die Hässlichkeit. Meine Arbeit fokussiert mich. Das hilft. Du sagst, ich benutze meine Gaben. Ich sage, ich geh nur mit ihnen um."
(Sherlock Holmes; In: Elemantary)


Fantasy- und Schauergeschichten sind mein Ding, weil sich darin alles Menschliche verarbeiten lässt.
Und ob ich es will oder nicht, auch das Thema "Freundschaft" taucht immer wieder auf.
Aphorismen.
Ein weiterer großer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, in Erzählungen und Nonfiction, ist das Thema Krieg.

Arn von Reinhard ist EU-Skeptikerkritiker und Medienkritikerskeptiker.


foto by and with permission of Evelyne Steenberghe from vlien.net

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mohan1948 Sehr interessant dieses Büchlein - sehr gerne gelesen
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Das freut mich zu hören ... äh ... zu lesen.

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Ein imaginärer Freund ist oft zur Stelle
und er dich dann -Warnt-, auch wenn
du meinst, es ist nicht gefährlich.
Egal ob es nun Wahr ist oder nicht,
einen unsichtbaren Freund, den hat wohl jeder.
Zumindest glaube ich das
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Also ich habe ständig einen neben mir herlaufen! :D

Manche Dinge verstehen wir erst später, oder wenn das Bild, das wir vor Augen haben, zu einem Gedanken passt.

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 auch wieder WAHR, sehe es zwar auch so und doch möchte man es nicht so Recht glauben.
Wer sich schon einmal in Gefahr begeben hatte, weiß dann erst was es heißt einen guten Freund an seiner Seite zu haben, auch wenn er nicht zu sehen ist
GlG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
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