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Geschrieben am: 23.05.2016
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Dem Garten bin ich treuer Gast,
Die Pforten sind für mich geöffnet,
Weich gepolstert, meine Schritte,
Das Moos nimmt die Geräusche.
Besucht‘ ich einst,
Unterm Schein der Mittagssonne,
Wo das Licht ist grün und froh,
Den Hortensienstrauch, der dort
Auf deinen Knochen blüht.
Aus der Erde, in die Höh sich winden,
Finger in die Lüfte greifen,
Dem Licht entgegen streben,
Dem Todesgriff
entweichen.
Wenn die Tropfen fallen,
Der Blüte Leben halten,
Die Erde angewidert weicht,
Und hervorbringt eine wunderschöne Leich‘.
Kann an manchen Tagen,
Wenn Wolkenbäuche hängen schwer,
Erhaschen einen Blick auf deine Stirn,
Aus dem Schmutz sich hebt, so weiß wie Schnee.
Verrottete Augen,
Das Gewürm die Nester hütet,
Und in ihrem Schmatzen leise singen,
Birgt das tote Fleisch doch so manches Leben.
Deine Mundhöhle, leerer Worte
Herr,
Wo die Mistkäfer brüten,
Ihre Larven aufopfernd behüten.
Die Wurzeln der Hortensie,
Verflochten mit deinem Haar,
In hübschen Zöpfen,
Deine Wangenknochen sanft umschmeicheln.
Setz mich unter die Blüten,
Mag die Kühle der Erde genießen.
Durchströmt mich giftig Duft der Blume,
Sag, Süße, kannst du dies Aroma riechen?
Wahrlich scheint die Sonne schön,
Zu dieser fröhlich Tagesstund‘,
Und kannst auch du die Wärm‘ nicht spüren,
Im Übermut, so tu ich
Kund:
- » Du Schöne, sollst nicht länger wüten,
Gekommen bin, um dir die Last zu nehmen,
Die Pflicht diesen schönen Strauch zu nähren,
Gekommen um hier Platz zu nehmen.
Du Schöne, gib mir einen Kuss,
Dass ich werd‘ dein für Immer sein,
Gemeinsam unterm Himmelszelt,
Ich dir schenke mein Gebein‘.«
Und sobald die Worte klingen,
Eine knöchern Hand du aus dem Grabe hebst,
Und die Klauen in meine Brust du schlägst,
Magst mein Herz zum Stillstand bringen.
In die Umarmung der Erde
geschlossen,
Grüß‘ die Käfer, Würmer, Larven,
Bin in lieblich Verwesung,
Auf ewig gefangen.
Und nun zieht die Hortensie,
Den Lebenssaft aus meinem Fleisch,
So nur noch bleibt ein Knochengerüst,
Wo vormals zwei Geliebte waren.