Das Handtuch
Für den 51. Forenbattle sollte das Handtuch seine Zeilen bekommen, und folgende Wörter untergebracht:
Gelegenheit
Erwähnenswert
Wurmstichig
Süchtig
Bügelfalte
Keilriemen
Einkochen
Neongelb
Frequenz
Ehrfurchtsvoll
Notizbuch
Monchimonchi*
Unzeremoniell fällt das Handtuch zu Boden. Lustvolle Füße trampeln es zur Seite, erheben sich in die Luft und wackeln im Rhythmus der Erschaffung des Lebens. Die Atemfrequenz steigt, fällt, dann wird das Handtuch wieder aufgehoben, um die kleinen Schweißperlen aufzunehmen.
Als es das nächste Mal aus dem Schrank genommen wird, wandert es in einen Koffer. Eingekeilt zwischen dunklen Stoffhosen, denen erst am Bestimmungsort vom heißen Eisen die Bügelfalte eingebrannt werden sollte, und einem neongelben Negligé soll es auf eine lange Reise gehen. Doch schon der Start macht anscheinend Schwierigkeiten. Der Koffer öffnet sich zu
früh.
„Kann man Handtücher als Ersatzkeilriemen benutzen? Feinstrumpfhosen? Bist du sicher? Na gut, wenn du es sagst.“ Es wird gekramt, dann wird es wieder dunkel.
Feiner Sand drängt sich zwischen die Frotteefasern. Das eine Ende des Handtuchs hängt im weißen Sand, das andere Ende bedeckt den leicht wurmstichigen Strandkorb. Die Sonne brennt die Farbe aus dem Stoff, und der Mond bescheint das Handtuch und das nächtliche Strandliebesspiel.
Aufregung herrscht. Wieder wird das Handtuch in einen Koffer getan, doch diesmal mit mehr Schwung und weniger
Sorgfalt. Höschen, Socken, Nachthemden, BHs, ein Trainingsanzug, ein paar sehr kleine Kleidungsstücke, ein wenig zu essen, zwei Bücher, ein MP3-Player und eine Kamera folgen und werden im Notizbuch abgehakt. Eine Kulturtasche wird obenauf gequetscht, dann geht es rasant los. Schreie, viele Schreie, Blut, Tränen und Glück. ehrfurchtsvolles Schweigen über einem kleinen, schlafenden Bündel in einem viel zu großen Handtuch.
Sommerzeit. Beherzte Hände greifen erst das Handtuch, dann den Topf. Leise klappert der Deckel, dann werden die Gläser mit den eingekochten Früchten vorsichtig aus dem Topf gehoben. Kleine Füße patschen über
den Kachelboden.
„Mama, machst du Kuchen?“ – „Nein, Schatz, Mama kocht Marmelade ein.“ – „Machst du dann mit der Marmelade Kuchen?“ – „Wenn sich eine erwähnenswerte Gelegenheit ergibt, ja, Liebling.“ – „Fein! Ich bin süchtig nach Kuchen.“
Das Handtuch wartet lange im Schrank. Es ist verschossen und hat ein Loch. Immer weiter wandert es nach hinten. Schließlich, nach schier unendlich langer Zeit, wird es vorgeholt. Die Hände sind alt geworden, greifen aber noch immer beherzt zu.
„Oma, was machst du?“ – „Ein Monchimonchi, Kleines.“ – „Was ist ein Monchimonchi?“
Es ist eine andere Kinderstimme. Kleine Hände greifen das Handtuch, halten es hoch.
„Ein Monchimonchi ist ein Schlafbeschützer, Krümel. Es ist ein Guter Geist, der deinen Schlaf vor bösen Geistern beschützt. Aber um das zu können, braucht er einen Körper, und den machen wir ihm jetzt. Schau, wir nehmen das Handtuch…“ – „Aber es hat ein Loch!“ – „Das macht nichts. Das Monchimonchi stört sich nicht an Löchern. Jetzt nehmen wir diese Watte hier, damit das Monchimonchi weich liegt, und legen sie in die Mitte vom Handtuch. Dann schlagen wir das Handtuch ein, jeden Zipfel, so, und binden es zu. Damit die Watte auch ja nicht rausfallen kann, nähen wir es sogar zu. So.
Jetzt, damit das Monchimonchi auch Augen hat, um die bösen Geister zu sehen, nehmen wir diese Kulleraugen und nähen sie an das Handtuch an. So. Und nun, damit das Monchimonchi dich auch warnen kann, nehmen wir diesen Filz und machen daraus Lippen für das Monchimonchi. Was braucht es noch?“ – „Hände, Oma, damit es die bösen Geister auch hauen kann!“ – „Geister kann man doch nicht hauen, da fasst man doch durch! Aber ich weiß – ein paar Glöckchen, damit es Alarm schlagen kann. So. Hier hast du dein Monchimonchi, und schlaf jetzt gut, Liebling.“