Gedichte
Der Narr, der Koffer und die Sache mit dem Wind

Der Narr, der Koffer und die Sache mit dem Wind

Nun steh‘ ich wieder hier, der Narr, den Koffer in der Hand. So kam ich einst, so ziehe ich weiter mit dem Wind. Ein paar Stücke aus dem Koffer packte ich aus. Sie bleiben hier, ich reise weiter mit leichterem Gepäck. So kann sich jeder, den es zu meinen Worten zieht, an ihnen erbauen. Entscheidet selbst. Deckt der Staub des Vergessens Worte und Bilder zu, dann ist es auch gut. Alle Spuren verwehen, warum nicht auch die meinen. Der Wind der Veränderung weht, treibt mich an. Meine Seele ruft mir zu: Folge ihm. Ich werde ihm folgen. Wohin mag er mich

treiben? Ich habe kein festes Ziel vor Augen. Die Nebel der Zukunft werden sich lichten. Es kann gut sein, ich sehe immer nur einen Weg vor mir. Es kann gut sein, das die Veränderung mein Ziel ist. Dào hüllt mich ein, trägt mich fort. Ein Fluss, der nicht zu fließen vermag, er ist kein Fluss. Ein Leben, das sich nicht zu ändern vermag, es ist kein Leben. Dào ist überall, die Welt ist voller Fließen und voller Wege. Jeden Weg geht man nur einmal. Beschreitet ich ihn erneut, dann hat er sich in den Zwischenzeit verändert, dann habe ich mich selbst in der Zwischenzeit verändert. Der Narr wird jedoch ein Narr bleiben. Ganz sicher altert er, aber weiser wird er nicht –

das ist ein Versprechen, das ich mir gebe. Der Narr, er trägt einen Koffer bei sich, in dem ein paar Gedanken sind. Er packt sie aus, lässt sie frei, hier oder anderswo und übergibt sie vertrauensvoll dem Wind. Der Narr nimmt seinen Koffer auf und zieht weiter. Für immer? Ich wäre ein Narr, wenn ich dies behaupten würde. Die Frage sucht in ihrer Absolutheit vergeblich nach einer Antwort.

Worte: © Tusitala am 24.10.2015