Fantasy & Horror
Fred

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"Unzertrennlich Freundschaft"
Veröffentlicht am 20. Mai 2016, 20 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: necozio.com - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Unzertrennlich Freundschaft

Fred

Vorbemerkung

Für Kinder und Pferdeliebhaber ist diese Geschichte nicht geeignet!


Für Horrorliebhaber vielleicht schon.

Das Pferd Fred und Lukas sind unzertrennlich.


(wieder eingestellt: 15.09.2019)



Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.T. + myStorys

www.welpenweste.de

Fred

Fred war keine Schönheit mehr. Früher, ja da war er schick, drahtig mit stahlharten Muskeln gewesen. Ein echter Hingucker! Natürlich hatte Fred auch einige Rennen gewonnen. Ganz schneeweiß war der Hengst nicht, aber auch kein Apfelschimmel. Elegantes Grau würde man annehmen.


Schon als Fred zur Welt kam, war Lukas bei ihm gewesen. Er hatte dem Fohlen noch das Fell getrocknet und ihn bei seinen ersten Versuchen aufzustehen geholfen. Diese innige Zuneigung hatte die letzten 20 Jahre angehalten. Wenn Lukas bei einem Rennen in der Nähe der Ziellinie gestanden hatte, war

Fred gerne bereit gewesen beim Schlussspurt sein Letztes zu geben. Täglich wurde Fred von Lukas liebevoll versorgt, bewegt, wie man im Fachjargon das Warmreiten bezeichnet. Und Fred dankte diese Zuneigung mit absolutem Vertrauen. So gab es nie Schwierigkeiten beim Transport zu den Rennen, solange Lukas dabei war.

Seit zwei Monaten aber lahmte Fred. Der Gutsbesitzer hatte den Tierarzt kommen lassen und der hatte schlechte Nachrichten. Nichts mehr zu machen. Lukas hatte geweint, gebettelt und der Gutsbesitzer hatte sich immer wieder erweichen lassen. Nun aber bat er Lukas zu sich.

„Lukas, ich weiß, wie sehr Du an Fred hängst. Ihr Beide, Fred und Lukas, ihr ward ein sensationelles Team. Ich habe heute nochmals mit dem Tierarzt telefoniert. Außerdem habe ich sogar noch eine weiteres Gutachten eingeholt.“

Tragende Stille. „Lukas, sieh dem Unausweichlichen ins Auge.“

Lukas senkte den Kopf und nickte. Dann riss sich Lukas zusammen. „Ich will ihn selbst zum Abdecker bringen. Ich bin ihm das schuldig.“ „Lukas, wollen sie sich das wirklich antun? Wollen sie nicht lieber hier im Gestüt Abschied nehmen? Es wäre für Sie einfacher.“

„Klar wäre es einfacher. Würden Sie Ihre

Mutter in Ihrer schwersten Stunde extra alleine lassen?“

Der Gutsbesitzer stockte kurz, dann sagte er tragend:

„Verstehe.“ So kam es, dass Lukas den hinkenden Fred sanft in den Transporter schob und dann zum Schlachthof fuhr.


Fred blieb im Anhänger, als Lukas das Büro betrat. „Also ein Hengst, 20 Jahre alt, Chip, Impfpass, usw., scheint alles in Ordnung zu sein. Rechnung an den Gutsbesitzer?“

„Ja“

„Okay, er steht da draußen? Dann übernehmen wir.“

„Moment“, rief Lukas. „Ich möchte genau wissen, wie das vor sich geht.“

„Wirklich? Ungewöhnlich! Aber gut, wenn Sie meinen, dann rufe ich Herrn Kemper. Er wird Ihnen alles zeigen. Kemper ist unser Vorarbeiter.“

Kemper und Lukas standen vor einer Halle. „Hier ist die erste Station“, zeigte er auf das Gestell. „Das Pferd tritt mit den Hinterhufen auf diese Auslöseplatte, dann schlingen sich Riemen um die Läufe, so dass die Beine gefesselt sind. Sie kennen das wahrscheinlich von Paketverpackungs-automaten, wo die Sachen mit schwarzen Bändern umschlungen werden.“

Lukas nickte.

Kemper zeigte auf das Stahlseil, das nach oben durch eine hohe, große Luke in die Halle führte.

„Das Pferd wird nach oben gezogen. Es hängt dann Kopfüber. Wir haben lange getüftelt. Früher riss der Seilzug das Pferd praktisch vom Boden weg. Das haben wir geändert. Es geht vorsichtig, ganz langsam, so dass das Pferd nicht verletzt werden kann. Erst, wenn das Pferd Kopfüber frei hängt, dann nimmt der Seilzug Fahrt auf. Wir haben auch einen Notschaltknopf beibehalten, der das Ganze stoppen kann. Aber bis jetzt haben wir ihn nie gebraucht“

Lukas schaut skeptisch.

„Ist das Tier nicht total verängstigt?. „Eigentlich nicht“, winkte Kemper ab.

"Eher erstaunt. Das Pferd weiß ja nicht, was noch kommt“, fletschte er die Zähne.

Sein Gebiss sah sehr nach Pferd aus, fand Lukas.

„Kommen Sie mit“, winkte Kemper.

Sie betraten die Halle. Kemper zeigte nach oben.

„Da fährt die Fracht ein. Sehen sie, da ist ein Durchlass. Dort bekommt die Ware den Stromschlag. Sie betäubt absolut, aber sie tötet nicht. Das ist wichtig.“

“Wieso?“

„Es hat mit der Fleischqualität zu tun. Kühe gehen denselben Weg und die Metzger merken sofort, wenn Blut geronnen ist, oder Adrenalin ausgestoßen wurde.“

Lukas wurde übel.

„Das Zugseil führt dann durch diese Luke da oben. Dahinter haben wir den Cutter.

Das neueste Modell“, lächelte Kemper mit Pferdegrinsen.

„Sie müssen sich das wie eine große, gebogene Schere vorstellen. Das Ganze funktioniert mit Lasertechnik. Die Vorderhufe, der Hals werden genau gescannt. Die Schere fährt dann genau auf die richtige Höhe, fährt mit dem Zugseil mit und schnipp. Der Kopf landet dann genau da unten in dem großen Trichter. Dort wird das Gewerk sortiert. Handelt es sich um einen Pferdekopf, dann läuft das Förderband zum Shredder.

Früher konnten wir dann das Hack noch an die Tiernahrungsindustrie verkaufen. Jetzt aber wird Tierfutter für Katzen und Hunde

strenger kontrolliert, als Babynahrung. Warum, weiß der Teufel. So wird der Rest einfach entsorgt. Verpackung und so, das geht alles automatisch. Handelt es sich zum Beispiel um ein Schwein, dann erkennt das Förderband die Größe des Kopfes. Wenn er kleiner, als ein Pferde- oder Kuhkopf ist, dann nimmt er einen anderen Weg. Man kann noch gut Geschäft damit machen. Schweinskopfsülze zum Beispiel. Auf dem anderen Förderband geht es direkt zur Metzgerei. Die können mit den Köpfen dann noch etwas anfangen. Jedenfalls geht das Liftseil mit den Körpern dann weiter zur Dampfkammer. Dort wird dem Torso das Fell abgeätzt. Wie das genau geht, weiß ich nicht. Ich kann Ihnen aber

unseren Herrn Schimmelpfennig holen, der…“

„Nein, Danke“, schrie Lukas.

Kemper klopfte ihm auf die Schulter.

„Nehmen sie es nicht so schwer. Glauben sie mir bitte. Das Tier leidet wirklich nicht. Sehen sie, das Einzige, das Aufregung bereiten kann, ist die erste, kurze Fahrt nach oben. Ab da an bekommt keiner der Tiere irgendetwas mit. Es ist wirklich human.“


Kemper drängte wieder nach draußen.

Lukas stieß mit dem Finger auf Kemper zu.

"Warum denn nicht gleich betäuben?"

"Hat mit dem Blutfluss zu tun, wie ich schon sagte. Es ist wichtig, dass bei diesem Ablauf die Ware solange wie möglich aktiv ist. Und

über Kopf, da erreicht man die beste Fleischqualität. Es blutet dann auch viel besser und schneller aus."

Kemper schaute vor der Halle auf seine Kladde.

„Fred, richtig?“

Lukas nickte.

„Ich hol ihn dann mal. Sie können sofort wieder abfahren.“

„Ich mache es selber! Ich muss bis zum Schluss bei ihm sein.“

Kemper runzelte die Stirn. Die feuchten Augen erweichten ihn.

„Ich zeige es ihnen ganz genau. Sie führen das Pferd genauso in Position. Dann schieben sie es etwas rückwärts, bis es auf die Metallplatte tritt. Sind beide Hinterbeine

drauf, merkt es das System automatisch." Kemper versuchte die Trauer zu teilen und wirkte wie ein Pferd im Priestergewand.

Lukas riss sich zusammen und wischte die Tränen weg. Er durfte jetzt nicht durch Rührseeligkeit versagen.

Er holte Fred vom Hänger und führte ihn zur Ausgangsposition.

„Würde es ihnen etwas ausmachen?“ Kemper verstand, machte ein Häkchen auf der Kladde und schob sie unter den Arm.

„Ich habe jetzt sowieso Mittag. Es ist zwar gegen die Vorschrift, aber man ist ja kein Unmensch. Ich verstehe, dass sie allein sein wollen.“

Er hüstelte und verschwand dann im

Bürogebäude.

Lukas streichelte Fred intensiv um die Blesse herum und fuhr ihm zärtlich über die Nüstern, wobei er vorsichtig Fred etwas rückwärts drängte. Lukas merkte, dass Freds Augen unheimlich traurig wirkten. Da passierte es. Es schnalzte und Freds Hinterläufe waren fest zusammengezurrt. Langsam nahm das Stahlseil Fahrt auf. Fred hob ab und Lukas hielt noch Freds Kopf, bis er unaufhörlich nach oben glitt. Lukas schaut dem hängenden Fred nach. Er winkte sogar mit einem Schwall von Tränen.

Lukas ging gemessen rückwärts, weil er die Augen nicht von dem hängenden Fred lassen konnte. Dabei trat er auf die Platte.

Seine beiden Beine lösten den Mechanismus aus.

Zack, die Füße waren gefesselt.

Lukas schrie.

Sanft zog es ihn von den Beinen. Lukas wollte strampeln und schrie, kreischte

„Hilfe! Hört mich denn Keiner? Hilfe!“

Das Seil nahm Fahrt auf und Lukas hing sozusagen am Haken. Weit und breit war niemand zu sehen, der zu Hilfe eilen hätte können. Lukas ruderte. Zeit gewinnen! In der Halle muss ja jemand sein. Das Problem war nur, dass direkt hinter der Luken Einfahrt ihn der Stromstoß erwartete. Schwingen! Schwingen musste er, um an dem Strombolzen irgendwie vorbei zu lavieren. Lukas glitt hinein. Der Bolzen stieß auf ihn zu,

britzelte. Mit einer letzten, verzweifelten Ruderbewegung der Arme schwang er vorbei, so dass ihn der Stromstoß nicht traf. Er war vorüber gesegelt. Das Seil schob ihn unerbittlich weiter.

„Hilfe! So helft mir doch“, kreischte Lukas.


Doch Keiner hörte ihn. Niemand war in der Halle, um etwas gegen diese menschliche Abschlachtung zu unternehmen.


Fred baumelte vor ihm schlaff und bewußtlos, als das Pferd durch die nächste Luke verschwand.

Fred hatte es gut, er bekam von der Schweinerei gar nichts mehr mit.


Das Blut sammelte sich im Kopf von Lukas und er wurde kraftlos, ausgestreckt und ohne Hoffnung. Die Arme hingen herunter. Seine Gedanken reduzierten sich nur auf einen einzigen Ausruf: "Bitte nicht!" Gleich kam auch er zu der großen Schere, bei vollem Bewusstsein!

Kemper saß im Aufenthaltsraum und schnappte genussvoll mit seinem Pferdegebiss in sein Thunfisch-Brötchen.


Nach der Mittagspause gab es einen Vorfall in der Metzgerei des Schlachthofes. Ein Metzgergeselle soll ohnmächtig geworden sein. Er war an menschliche Köpfe nicht gewöhnt.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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CHM3663 Also, obwohl ich ein absoluter Tierliebhaber bin, mag ich auch guten Horror und echtes Gruseln, und dafür hast Du wiedermal genial gesorgt!
Die Beschreibung der ganzen Abläufe ist dabei eigentlich das Allerschlimmste und man kann nur hoffen, es passiert nicht wirklich so...
Aber dann die große Überraschung! Wow!
Da soll mal einer sagen, das Versprechen: “Bis daß der Tod uns scheidet”, wäre nicht mehr zeitgemäß und würde nie mehr gehalten – gewollt oder ungewollt...
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Die Geschichte war für mich doppelt makaber, weil ich auch Fred genannt werde und so stellte ich mir vor, was mit mir angestellt wurde. Und das man mich als Ware ansah, srörte mich ganz gewaltig.
Auch das konnte mich nicht beruhigen:
Z - Nehmen sie es nicht so schwer. Glauben sie mir bitte. Das Tier leidet wirklich nicht. - Woher wollte der Vorarbeiter das wissen, wenn er den Prozess nicht durchgemacht hatte?

Eine sehr detaillierte Darstellung, die dazu angetan wäre, Vegetarier zu werden, aber damit würde man nicht viel ändern und in solchen Fällen - also Notschlachtung - erst recht nichts. Aber ist ist schon grausam, wenn man die Dettails liest. Vielleicht ist das der Grund, warum die Masse so gerne die Augen vor Dettails verschließt. - LG Fred

PS; Warum Du allerdings Kindern diese Geschichte vorenthalten möchtest, verstehe ich nicht ganz, ich sehe darin keine Jugendgefährdung, ganz im Gegenteil: Eher Aufklärung!
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Hallo Pepe50,
vielen herzlichen Dank für das Lob und den Favo! Ich habe den Altershinweis deshalb angegben, weil es schon bei meinem Jugendbuch "Bianca und Tante Ruth" hier Diskussionen wegen der Altersangabe gegeben hat. Ich halte diese Geschichte von Fred auch tatsächlich für kleine Kinder ungeeignet.
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Armer Pferdebesitzer, ist seinem Freund noch bis in den Tod gefolgt
Schönes Wochenende
LG, Gela
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Vielen herzlichen Dank!
glg Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Fred..."
Lukas, der wahrscheinlich einzige Ochse in Freddys Pferdehimmel...
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Tja, Günter, die Vorschriften sind offenbar doch nicht ganz so ohne!
Herzliche Grüße an Euch beide von Marko
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke Dir für den Hinweis ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
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