Es war Tag, als der Reiter zu Hause ankam. Die Begegnung in der Menschenwelt ließ ihm keine Ruhe. Immer wieder kehrten Bilder von dem Treffen in seinen Kopf und er stellte sich die Frage, ob es nur ein Zufall war oder Schicksal, dass er diese seltsame junge Frau getroffen hatte. Der Reiter hatte schon oft davon gehört, dass manche Hexen als Bestrafung in die Welt der Menschen gebracht wurden, ohne auch nur einen Hauch einer Erinnerung davon zu haben, dass sie jemals Hexen gewesen waren und in einer anderen Welt
entsprangen. Aber Diese waren meistens Obdachlose oder psychisch kranke Menschen geworden, die ihren Verstand verloren hatten, da sie immer wieder aus Bildern ihrer Vergangenheit heimgesucht wurden. Aber diese Frau war bei vollem Verstand gewesen. Allerdings war es ziemlich seltsam, dass sie keine Ahnung davon hatte, wer sie war. Er ritt mit seinem Pferd durch das große Tor, blieb vor den Stallungen stehen, an dem schon ein Elb stand, der das Pferd des Prinzen entgegen nahm und es dann in seine Box brachte. Der Prinz eilte ins Schloss hinein. Er begrüßte seine Mutter, die Königin des Nachtmondes und den grauen Zauberer,
die in der großen Empfangshalle saßen. Der alte Mann sah ihn hoffnungsvoll an und der junge Mann antwortete: >> Die schwarzen Ritter haben die Nebelgipfel erreicht und werden wohl in zwei Wochen das Tal der Toten erreicht haben. << Er breitete eine Karte auf dem Tisch aus, auf der das ganze Land verzeichnet war. Es war ihm zwar untersagt, sich in der Menschenwelt aufzuhalten, aber er hatte keine andere Wahl gehabt, sich durch eines der Elbenportale zu verstecken und darüber in jene zu gelangen. Obwohl er so vorsichtig gewesen war, hatten ihn die schwarzen Ritter aufgespürt. Aber sie gehörten zu einer Eliteeinheit und selbst
der kampfbegabte Elbenprinz hatte gegen sie keine Chance. Sie kannten keine Gnade. >>Die Hexen aus dem Hexenreich werden uns zwar zur Seite stehen, doch das Böse wird siegen. Sie sind zu zahlreich und haben eine sehr harte Ausbildung genossen. Sie werden sich durch nichts aufhalten lassen<<, sagte Eligan und sah keine Hoffnung mehr. Wie lange kämpften sie schon gegen das Böse? Seit Zehn Jahren und immer war jeder Kampf erfolglos. Inzwischen hatten einige Dörfer den Kampf aufgegeben und sich in abgelegene Orte zurückgezogen, aber selbst dort wurden sie abgeschlachtet. Es waren grauenvolle
Zeiten angebrochen und das einzige, was ihnen noch helfen konnte, war diese eine Hexe, die so viel Macht besaß, dass sie das Böse endlich ausschalten konnte. >>Wo sind die Hexen und Elben überhaupt sicher? In Eurem Reich, oder im Reich der Hexen?- Ach ja, ich vergaß-, in keinem der Reiche, ist noch jemand sicher und Ihr, werter Prinz, werte Königin, Ihr seid es auch nicht mehr<<, zischte der alte Zauberer und warf die Tasse, die er in der Hand hielt gegen die Wand. Sie wurde zu Wasser, dann löste sie sich auf. Er ärgerte sich darüber, dass es keine einzige Möglichkeit gab, Selia´s Truppen zu besiegen. Er war leider nur ein
Zauberer, kein Hexer. Und in diesem Land, war es so, dass es da so einige Unterschiede gab. Zauberer waren dazu berufen, den Bewohnern Hoffnung zu machen, also eine Art magische Berater, Hexer dagegen kämpften im Krieg und versteckten sich nicht hinter großen Mauern, wie er. Oft schämte er sich dafür ein einfacher Zauberer zu sein, nichts tun zu können, gegen die Macht des Bösen. Er zog sich feige in sein altes Haus zurück, dessen Holz schon morsch und von Pflanzen bewuchert war. Weit ab von all dem und im Schutz des Dunkelwaldes, der von kaum jemanden betreten wurde, da Jedermann glaubte, dass es darin schlimme Geschöpfe gäbe,
die Krankheiten zu den Elben und Hexen bringen würden. Der Zauberer wusste die Wahrheit und lächelte innerlich, wenn ihm irgendjemand davon erzählte. Er selbst verursachte die Geräusche mit seiner Zauberkraft, um seine Ruhe zu haben von den lästigen Bewohnern, die jede Neuigkeit wissen wollten, um sie dann der ganzen Welt zu erzählen. Eigentlich waren Zauber dieser Art verboten. Zauberer mussten für jeden da sein und jedem helfen, auch wenn es selbstverständliche Sachen waren. Ein Beispiel war das Geldzählen. Kaum kaufte der graue Zauberer in seinem Lieblingskräuterladen ein, musste er für den Inhaber das Geld zählen oder
Liebestränke herstellen. Es war einfach eine lächerliche Aufgabe. Hexer kämpften im Krieg, hatten ihren eigenen Willen und sagten die Wahrheit. Der Graue musste die Menschen anlügen, ihnen Hoffnung machen, die es nicht mehr gab. >>Die kleinen Dörfer hinter dem Tal der Toten und dem Tal der verlorenen Seelen wurden noch nicht angegriffen. Selia lässt sich wohl Zeit mit dem Morden oder wartet auf einen bestimmten Augenblick. <<, vermutete der junge Prinz und erschrak, als die Tür hinter ihm aufflog und einer der Elbenwache zu seiner Mutter, Königin Deloria, die an dem Thron der großen Halle stand, lief.
Er war aufgeregt und keuchte. Sein Herz schlug wie wild und als er wieder zu Kräften kam, erzählte er, was geschehen war. >>Verzeiht, aber ich habe Schlimmes zu berichten. Spitzel aus dem Land des Grauens wurden hier in der Gegend entdeckt. Sie ließen Frauen und Kinder Hängen und Köpfen. Das Blut verseucht nun die Gewässer und Leichen fliesen hinab ins Schlangulland. << Deloria musste sich setzen. Ihr Sohn hielt ihre Hand und der Zauberer schickte den Mann hinaus Seine Wut drang nun nach außen. Er bedeutete mit der Hand zur Tür hin :>> Und das soll uns nun weiter helfen?! Was sollen wir
noch alles ertragen? Hätten wir Meilan nicht an das Böse verloren, wüssten wir nun, wo wir diese Hexe suchen könnten, aber nein! Er musste sich ja seiner Tochter opfern. Wie töricht von ihm! Dieses Reich wird untergehen...im Blut und Gemetzel! << >>Es ist noch nicht zu spät. Wir müssen Kaleas und Sams Tochter finden. Sie besitzt die Kraft des weißen Mondes und die, die sie noch besaßen, sind entweder tot oder böse geworden. Es gibt bestimmt einen Weg<<, seufzte Deloria. Tief im inneren verlor auch sie die Hoffnung auf ein freies Land, doch den letzten Schimmer, den sie noch besaß, hielt sie sich fest. Sie hatte sich
geschworen, dass es nie so enden dürfe. >>Vielleicht, weiß ich etwas, aber ich bin mir nicht sicher...-<< Eligan schwieg für einen kurzen Moment, den Blick auf den Boden gerichtet, da er nun berichten musste, dass er sich in der Menschenwelt aufgehalten hatte:>> Ich musste vor den schwarzen Rittern fliehen und da es schnell gehen musste, habe ich eines der Elbenportale benutzt. << Deloria war entsetzt. Ihre Augen weiteten sich und sie wollte gerade zu einem Gespräch ansetzen, da wurde sie von ihrem Sohn unterbrochen:>> Ihr könnt Euch später über mich ärgern, aber lasst mich bitte erst ausreden.- Ich habe eine Hexe
getroffen. Zumindest deutet alles darauf hin. << >> Was hilft uns eine verbannte Hexe weiter? Du solltest dir lieber einen Schlachtplan überlegen, als über solche Hexen nachzudenken. << Shaldon schüttelte nur mit dem Kopf. Dieser junge Elbenprinz hatte nur Unsinn im Kopf. Obwohl er schon über mehrere Hundert Jahre alt gewesen war, galt er unter den Elben als jung, da diese ein doch sehr hohes Alter erreichen konnten, weit mehr als es die meisten Hexer je erreichen würden. Unter den Menschen wäre er wohl um die 25 Jahre alt gewesen. >> Aber genau das tue ich doch. Hört
mir zu. Diese Hexe war bei vollem Verstand. Sie wirkte eher so, als ob sie keine Ahnung davon hat, dass sie überhaupt eine von uns ist. << >> Wie ich es gesagt habe. Die Hexen haben vergessen, dass sie je Kräfte besessen hatten. Also was genau soll jetzt unser Schlachtplan sein? Eine Hexe, die keine Kräfte mehr hat?- Na das wird ja immer besser. << Shaldons Sarkasmus war deutlich zu hören. Eligan ließ sich dennoch nicht beirren:>> Ihr versteht immer noch nicht, werter Zauberer. Ich meine, dass sie sehr wohl Kräfte besaß, es aber nicht wusste, dass sie so etwas kann. Sie konnte meine Gedanken lesen und sie hat ein Pferd.
Das Pferd hat ein Hexenzeichen auf der Stirn. Es kann also nur von dieser Welt sein und sie konnte es reiten. Und ich gehe jede Wette ein, dass es sonst nie jemand geschafft hätte, den Hengst zu reiten. Außerdem gehe ich davon aus, dass eine verbannte Hexe, nicht noch ein Abschiedsgeschenk mit in die Welt der Menschen bekommt.- Was ich damit sagen möchte ist, dass sie vielleicht jene gesuchte Hexe ist, auf die wir warten. << Deloria und der Zauberer sahen sich beide an. Es gab nur eine Einzige Möglichkeit und sie mussten schnell handeln. Wenn es sich um jene Hexe handeln würde, durften sie keine Zeit
verlieren. Der Zauberer nickte der Königin kurz zu, dann stand er von seinem Stuhl auf, schlug Eligan hoffnungsvoll auf die Schulter und verließ dann schnellen Schrittes die große Halle. Er wusste was zu tun war. Deloria dankte ihrem Sohn, trotz, dass er gegen jede Regeln verstieß, aber sie hatte ihm bereits alles verziehen. Auch Eligan musste sich nun wieder verabschieden. Er musste im Namen seiner Mutter, die umliegenden Dörfer warnen. Noch einmal sah die Königin in Eligan´s Augen, in denen der Mond der Nacht so hell und klar leuchtete. Sie wusste, dass er eines Tages ihren Platz einnehmen würde, und sie hatte keinen
Zweifel mehr daran, dass er diese Aufgabe mit großer Sorgfalt meistern würde. Eligan verbeugte sich, gab seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn, dann hatte er sich schon im Nebel aufgelöst. Deloria saß nun allein in der großen Halle. Sie ließ die letzten Stunden Revue passieren und versuchte ihre Eindrücke und Gedanken zu sortieren. Vielleicht hatte ihr Sohn wirklich die Erbin gefunden. Vielleicht hatte er sich aber auch nur geirrt und es war alles ein Missverständnis. Deloria gab die Hoffnung nicht auf. Wenn sie es nicht war, dann wäre bald nicht nur ihre Welt
zerstört sondern auch die der Menschen.
Sarah, Tinia und Georg waren auf der Wiese mit ihren Pferden und genossen den Ausblick der Bucht, die vor ihnen lag. Da das Gras noch etwas nass, von dem vor drei Stunden aufgehörten Regen war, saßen sie auf einer Decke. Sarah dachte über Eligan nach, über die Tatsache, dass sie eine Hexe war und wahrscheinlich die Welt retten sollte. Je mehr sie darüber nachdachte umso ängstlicher wurde sie. Was würde passieren, wenn sie nicht die Kraft besaß, die alle von ihr dachten? Wenn sie die Welt nicht retten konnte? Sarah
hielt die Kette in der Hand und sah sie sich genauer an. Georg und seine Schwester unterhielten sich gerade darüber, was sie ihrer Mutter zum Geburtstag schenken sollten. Da wollte sie nicht stören. Als sie das Medaillon umdrehte bemerkte sie etwas. Auf der Rückseite des Medaillons war ein Text eingraviert. Aber zum Lesen kam sie nicht. Tinia unterbrach ihre Gedanken:>> Sieh dir das an. Ein Ballon! << Sarah steckte die Kette wieder in ihre Hosentasche und sah zum Himmel. Tatsächlich flog über ihnen ein bunter Fesselballon. Sarah lächelte und nahm Tinias Hand. Sie war ihr so dankbar,
dass sie in diesen Momenten für sie da war. Eine Weile verweilten sie noch an der Bucht, bis sie schließlich wieder nach Hause ritten. Der übrige Tag verlief ohne weitere Vorkommnisse. Sarah telefonierte noch einmal mit ihrer besten Freundin Cindy, die, wenn die Fahrt nicht so weit gewesen wäre, zu ihr gefahren wäre um sie zu unterstützen. Stattdessen lenkte sie Sarah über das Telefon ab und schickte ihr lustige Bilder mit den unterschiedlichsten Sprüchen darauf. Ihre Großmutter war währenddessen wieder aufgewacht und Sarah´s Vater hatte das Gefühl, dass es ihr schon wieder viel besser ginge, als am Morgen.
Gegen sieben Uhr aßen der Großvater, Sarah, Harald und Carla zusammen zu Abend, danach brachte Peter seiner Frau noch etwas nach oben. Christine bestand nämlich darauf, dass sie gemeinsam aßen und sie erst später das Essen zu sich nehmen würde. Während Peter im Treppenhaus verschwunden war, hatte sich Harald wieder an das Klavier gesetzt. Dieses Mal spielte er " Walk" von Ludovico Einaudi. Sarah saß mit ihrer Mutter auf der großen Couch und hörte der wunderschönen Melodie zu. Die junge Frau vergaß für diesen Moment all die Geschehnisse, hatte ihre Gedanken ausgeschaltet und genoss es einfach nur, ihrem Vater zuzuhören. Es
war bereits schon spät am Abend, dass Harald sein Klavierkonzert beendet hatte und sie schließlich zu Bett gingen. In der Nacht träumte Sarah zum ersten Mal von ihm. Sie stand von ihrem Bett auf und folgte der Stimme in ihrem Kopf. Sie zog ihre Kleider an und ging in den Wald. Als sie im Wald stand, sah sie die weißen Wölfe, die um sie herum tanzten und versuchten mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sarah wurde durch das Heulen der Wölfe und dem ständigen Tanzen derselben, ohnmächtig. Sie schien in einen endlosen Traum zu fallen. Als sie erwachte lag sie in einem dunklen Wald, der ihr jedoch bekannt vor kam. Es war derselbe indem sie mit
Tinia und Georg war,- nur etwas verändert. Bäume brannten und Rauch verschlechterte die Sicht. Eine Frau kam auf sie zu. Sie hatte goldene Flügel, goldene Haare und ein langes, goldenes Kleid an. Nur ihre Augen leuchteten weiß. Die Gestalt ging auf Sarah zu. >> Du bist Sarah. Es freut mich, dass wir uns endlich begegnen. Du kennst mich nicht, aber du solltest mir vertrauen. Das was du hier siehst ist deine Welt. Wenn du deine Macht nicht akzeptierst, wird sie bald so aussehen. Sie wird völlig zerstört von dem Bösen in unserer Welt. Du musst deiner Bestimmung folgen und uns helfen. << >>Aber was soll ich tun? Ich bin doch
noch so unerfahren? Wer seid Ihr überhaupt? << Die Frau lächelte:>> Keine Angst. Die Zeit wird kommen, in der du alle Antworten auf deine Fragen bekommen wirst. Auch wenn du unerfahren bist- wenn du es nur willst, das sollte für den Anfang genügen. << >> Aber was ist es, was mich so Besonders macht? << Sarah wollte jetzt schon Antworten- nun, da sie endlich jemand in Traum besuchte, der ihr vielleicht helfen konnte, vielleicht die Person, von der ihre Großmutter ihr erzählt hatte. >> Du bist deshalb Besonders, da du eine Macht besitzt, nach der alle Hexen streben würden, wenn sie gierig nach
Macht sind. Du besitzt die Macht des weißen Mondes und du bist auch die Einzige, die diese Kraft besitzt. Das macht dich wiederum zur Beute vieler Hexen und Hexer. - Aber mach dir nicht so viele Gedanken. Früher oder später wirst du mehr wissen. << Die Frau verschwand und das Einzige was sie zurück ließ, war ein weißer Rauch. Sarah stand nun hilflos und alleine, einsam und verloren, in der endlosen Dunkelheit. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz und als sie sich vor Schmerzen krümmte, sah sie Blut an ihren Händen. Sie hörte, dass jemand lauthals lachte. Als sie sich umdrehte stand Eligan, der Mann, den
sie am See getroffen hatte, hinter ihr. Er hielt ein blutendes Herz in der Hand. Sarah schrie auf, - der Schmerz lies nach. In ihrer linken Brust war ein schwarzes Loch, -ihr Schlafhemd war in Blut getränkt und Eligan´s Lachen war noch nicht verloschen. Er hielt ihr Herz in der Hand und zerquetschte es. Übrig blieb nur noch Staub. Schließlich flog ein Pfeil an Sarah vorbei, geschossen von Eligan und traf eine Person, die nur wenige Meter hinter dem Mädchen stand. Nur langsam drehte sie sich um und der Schrei der Verzweiflung drang aus Sarah. Ihr Vater,- Harald-, brach zusammen. Ihn hatte der Pfeil ins Herz getroffen. Doch der Albtraum sollte
nicht aufhören. Sarah sackte auf den Boden, ihre Arme waren plötzlich an einen Holzpfahl gefesselt, ihre Füße aneinander gebunden. Auch der Ort hatte sich verändert. Es sah wie eine Höhle aus. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie genau sie an diesen dunklen Ort gekommen war, doch genau wusste sie es nicht mehr. Alles war verschwommen. Vor ihr tauchte eine Gestalt in Schwarz auf. Sie war sehr groß und schmal. Sie trug eine Kapuze, tief ins Gesicht gezogen, um unerkannt zu bleiben. In der rechten Hand hielt er ein scharfes, großes Messer, das sie Sarah an die Kehle hielt, doch es schnitt nicht, es zog Energie aus ihr heraus. Die
Hexe versuchte sich zu wehren, doch je mehr Energie das Messer aus ihr entnahm, desto schwächer wurde sie, bis sie schließlich ohnmächtig wurde.
Deloria saß auf ihrem Thron und runzelte die Stirn. Sie war besorgt. Irgendetwas sagte ihr, dass Selia, die Hexe des Bösen, einen Plan hatte, der ihr zu schaffen machte, dass sie die Erbin gefunden hatte. Plötzlich schreckte sie auf, zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen glühten blau auf und ein heller Strahl entwich aus ihrem Körper. Dieser traf die Tür, die auseinander fiel und zerschmetterte. Ein Holzsplitter der Tür traf einen Wachposten, in den Rücken, der daraufhin, sich gegen die Wand gelehnt, starb. Eine weitere Wache lief in die
große Halle um nach der Königin zu sehen, die immer noch am ganzen Leib zitterte. Er hatte bereits sein Schwert gezogen. Deloria brachte nur ein Stottern hervor und es war schwierig sie zu verstehen. Die Wache verstand nur noch die Worte "Mensch" und "Selia- Gefahr", dann verblasste die Königin völlig im Licht, welches durch ihren Körper strömte. Die Wache reagierte sofort, lief aus der Halle hinaus und ritt aus dem Schlangulland hinaus. Er ritt so schnell er konnte in den dunklen Wald, auch wenn er ein mulmiges Gefühl dabei hatte, aber ihm blieb keine andere Wahl. Er hielt an einem ruinenartigen Holzhaus
still. Der Schornstein war krumm und hatte den Anschein, als ob jeden Moment alles zusammen fallen würde. Auch das Haus sah alles andere als stabil aus, aber der Zauberer fühlte sich in seinem Heim wohl. Auch wenn die Wände schief und es an jeglicher Ordnung fehlte, gab es keinen Ort, an dem er lieber gewesen wäre. Hier fanden sich auch unterschiedliche Pflanzenarten, die sowohl um das Haus, als auch im Haus aus dem Boden ragten. Die Wache, die das Heim des Zauberers aufgesucht hatte, rannte auf die Tür zu und riss sie auf. Dann blieb er, höflich wie er war, an der Türschwelle stehen und wartete, bis er rein gebeten
wurde. Der Graue, der am Schreibtisch saß, erschrak. Durch die vielen Blätter und Bücher, die sich zu einem großen Stapel darauf häuften, sah man den Zauberer kaum. Nur der Spitzhut lugte aus dem Chaos heraus. >> Was um alles in der Zauberwelt geht hier vor? - Seid Ihr verrückt einem alten Zauberer so zu erschrecken? << >> Verzeiht, werter Zauberer, aber wir benötigen Ihre Dienste. Deloria-, unsere geliebte Königin- sie ist verschwunden. Sie hat sich in einem hellen Licht aufgelöst. << Er verneigte sich und trat ins Haus
hinein. Es war wirklich so schief, wie es von außen den Anschein hatte. Durch die Zauberei, die im Haus lag, konnten selbst an den schiefen Wänden Bilder hängen. An einer anderen Wand stand ein schiefes Regal, in dem einige zersprungene Tassen und Teller drin standen. An einer Anderen tummelte sich die eine oder andere Spinne, die ihre Fäden gespannt hatte und auch ihr Heim eingerichtet hatte. In einer anderen Ecke stand ein altes Holzbett, auf dem, wie auf dem Schreibtisch, zahlreiche Blätter und Ordner herum lagen, Bücher oder Zeitschriften. Vermutlich hatte der Zauberer lange nicht mehr darin geschlafen. Im Übrigen benötigten
Zauberer allgemein weniger Schlaf, als dies bei den Menschen der Fall war, oder bei den Zwergen. Im Durchschnitt schlief ein Zauberer gerade mal 12 Stunden in der Woche. Shaldon fasste sich nachdenklich an seinen langen, grauen Bart, dann stand er von seinem alten Stuhl auf, ging auf ein unaufgeräumtes Regal und nahm ein zusammengeknülltes Papier heraus, das er auf seinem vorher freigeräumten Schreibtisch auseinanderfaltete. Es deckte fast die komplette Schreibtischplatte ab. Shaldon schloss seine Augen und hielt seine rechte Hand über die Karte. Während er einen Spruch aufsagte, begann die Handinnenfläche zu
leuchten und seine Hand verlor jegliche Falten. Sie wurde zart und jung: Vorfahren der Zeit, haltet euch bereit, Die Zeit des Grauens beginnt, Die Dunkelheit, das Licht entrinnt, Hexen und Zauberer vereint euch, Weißer Mond und Molukeuch Zeit der Seelen, Tote fehlen Zeig mir den Weg, Über den Steg!! Die Hand des Zauberers glühte und Derselbe trat einen Schritt zurück. Shaldon´s Hand wurde wieder alt und zitternd. Er öffnete die Augen und setzte sich auf den Stuhl, der am Schreibtisch stand. Shaldon´s Blick war besorgt und
hoffnungslos. Er hatte eine Vision erhalten, die alles andere als Hoffnung machte. Er stand an einem dunklen Ort. Deloria- gefesselt an einem Holzpfahl. Ihre Füße waren zusammen gebunden, ihr Gesicht, gezeichnet von der Pein ihres Peinigers. Vor ihr stand keine andere als Selia. Sie hielt ein magisches Messer in der Hand, dass sie der Königin an die Kehle hielt. Stück für Stück sog er sich mit der Energie des Nachtmondes voll. Deloria hatte keine Chance. Ihr Körper wies starke Wunden auf, ihr Kleid, lies nur vermuten, dass es einst eines war. Jetzt waren es nur noch Fetzen. Je mehr Selia der Königin die Energie entzog, je schwächer und älter
wurde Deloria. Ihr Ende stand nahe und in dem Moment ihres Todes richtete sie ihre alten Augen auf die des Zauberers:>> Beschütze meinen Sohn. Verräter sind in unser Land eingedrungen. Tue was nötig ist, um sie zu töten. << Dann war es vorbei. Selia entfernte die Klinge vom Skelett und hielt sie an ihr Medaillon, was sich mit der Energie füllte. Ein erleichtertes Stöhnen drang aus Selia und sie verschwand. Erst jetzt sah Shaldon den Mann an, der so stürmisch in sein Haus
" eingebrochen" war und begrüßte ihn auf seine eigenartige Weise:>>Was wollt
ihr hier? Deloria ist Tod und helfen!?-...helfen ist zu viel verlangt. Ich kann euch nur Hoffnung machen und euch den richtigen Weg zeigen. Ich bin ein Zauberer und auf der Welt um euch etwas zu sagen, was eigentlich eine Lüge ist. Ihr solltet Euch wieder auf dem Weg ins Schloss machen und den Verräter ausfindig machen, der Eure geschätzte Königin verraten hat. Lasst mich nun allein. Ich habe einiges vorzubereiten und dafür benötige ich Ruhe. << Mit einer abwertende Handbewegung gab er dem Elb damit zu verstehen, dass er aus seinem Haus verschwinden solle. Eine kurze Verneigung und der Elb war auf sein Pferd gesprungen und ritt
umgehend zurück in das Königreich, was von nun an Eligan gehören würde. Um die Wahrheit zu sagen: Es gibt da Jemanden, der uns helfen kann. Nur die Könige und hohen Herrschaften und die großen Zauberer wissen, dass Sharon Barxon noch lebt und unter den Menschen untergebracht ist. Sie hat die Kraft des weißen Mondes, das Element von Mond und Sonne. Wenn beide sich vereinen, zu einer Kette zusammengeschweißt, dann ist die Welt des Bösen bald besiegt Solemn ar lektus, Colesus le Rima! Feuer und Wasser, Mond und Sonne, die Kraft der Hexen! , dachte Shaldon bei sich. Er musste es
riskieren. Schließlich hatte sich Deloria an ihn gewandt. Tränen stiegen ihm in seine alten Augen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass dieser Tag kommen - und eine solch herzensgute Königin sterben würde. Sie war nicht nur seine Königin, sondern auch eine gute Freundin gewesen. Der Zauberer schüttelte seine Traurigkeit ab. Shaldon hatte keine Zeit zu trauern. Er legte seinen Zauberhut zur Seite und legte seine Hände seitlich an seinen Kopf:>> Ich muss zu einem Hexer werden. Egal welches Opfer das bringen mag. << Der alte Mann verließ das kleine Haus,
stieg auf sein Pferd und ritt aus dem dunklen Wald heraus. Der Ort, an dem er zum Stehen kam, war ein Ort der sich mitten im Hexenwald befand, der sehr düster und von den Farben Grau und Schwarz geprägt war. Die Baumrinden und Äste schwarz, die Blätter der einzelnen Bäume grau. Dort befand sich ein Ort der Rituale, ein heiliger Platz, der einzige Ort im Wald, an dem die Sonne hinein schien, es hell und nur so von Farben strahlte. Die Bäume waren grün, hier und da tauchten kleine Waldwesen auf, die kleinen Feen ähnlich sahen, doch voller Farbenpracht leuchteten. Ihre Flügel strahlten in unterschiedlichen Farben und Mustern.
Um den heiligen Platz, floss ein kleiner Fluss, der ins Nichts mündete. Zwischen dem Fluss und dem runden Steinplatz, stand eine Steinstatue, eine Elbin, mindestens fünf Meter hoch. Sie hatte Flügel, die die Form eines Ahornblattes hatten. Ihr zierlicher Körper neigte nach links, während ihr Kopf leicht nach rechts neigte. In ihren Händen hielt sie eine Glaskugel, auf die ihre Augen gerichtet waren. Welche Elbin die Statue darstellen sollte, wusste der Zauberer nicht. Er stieg von seinem Pferd ab und trat auf den heiligen Platz. Während er dies tat, hatten sich um ihn herum viele kleine Feen versammelt, die ihn erwartungsvoll ansahen. Um den Platz
herum zündete er Kerzen an, die die Feen mit ihrem Duft beträufelten.
Dann führte er eine Zeremonie durch, die ihn entweder zu dem werden lassen würde, was er schon immer sein wollte oder ihn tötete. Er würde sich beweisen müssen. Weiße Geistgestalten tanzten um den Zauberer herum und sangen ein elbisches Lied, während sie ihn genau beobachteten.
Feuer und Wasser
Erde und Luft vereint euch und bringt uns das Glück
lasst die Dunkelheit zurück
lasst das Licht erleuchten
und uns erkennen
möge das Böse Brennen
Lasst die Macht in ihn eintreten
Lasst die Macht ihn geleiten
Auf den Pfad der Vereinten
Gebt ihm die Kraft der Hexer
Gebt ihm die Kraft der Weisen
lasst ihn sich beweisen
Immer wieder sang Shaldon kleine Textpassagen mit und tanzte in die entgegengesetzte Richtung. Er veränderte sich immer mehr. Sein Bart wurde grün. Auch sein Stock veränderte die Farbe in ein dunkles grün. Er war nun ein Hexer. Die Gestalten verblassten und die Kerzen gingen wie von selbst aus. Shaldon
lächelte zufrieden, - stieg auf seinen Schimmel und ritt so schnell er konnte. Noch bevor er aus dem Hexenwald ritt, bog er kurz vorher ab und benutzte ein Elbenportal und war verschwunden.