Prolog / Einleitung
Ihr habt sicher alle schon Mal vom gestiefelten Kater und seinem Abenteuer mit dem bösen Zauberer gehört. Das ist schön! Aber wusstet ihr das der Kater noch einen Bruder hatte? Ein entfernter Verwandter von ihm der in einer anderen nahen Mühle sein Dasein pflegte.
Davon und von ihm habt ihr noch nicht gehört? Nun dann lasst mich von ihm kurz erzählen.
1. Angor
Wo soll ich beginnen zu erzählen?
Nun Angor war ebenso ein besonderer Kater wie sein berühmter Verwandter, er konnte gleichfalls sprechen wenn gleich er sich nicht mit Stiefeln die Pfoten bestückte wie sein Bruder. Angor war der Kater des Müllers Bremsodo und das schon viele viele Jahre. Er war in der Mühle von Bremsodo geboren und hatte auch nicht vor irgendwo anders hin zu gehen. Die Mäuse waren reichlich und der Müller gut zu ihm.
Er beriet Bremsodo bei seinen Geschäften die er tätigte und so ward er,
wie sein Wurfkollege, ein geschätztes gutes Tier. Bremsodo lobte ihn oft seiner Klugheit wegen und das tat dem Kater meist sehr gut. Oft sagte er:,, Angor, du altes Schlitzohr - ohne dich hätte ich wieder zu viel bezahlt ...ˮ, und ähnliches.
Niemand wusste das Angor sprechen konnte. Und so sollte es auch bleiben. Man hätte den alten Bremsodo wohl ehh für verrückt gehalten hätte er es jemandem erzählt.
So blieben sie lange Jahre für sich und lebten zufrieden zusammen vor sich hin in Bremsodos Mühle. So ging es viele viele Jahre, wie schon erwähnt. Doch eines Tages wurde Angor beim sprechen ertappt
und davon will ich nun berichten.
Es war der 12. Dezember des Kalenderjahres, der Schnee war rings um die Mühle schon gefallen und der Mühlbach war zugefroren. Wenig zu tun also für Müller Bremsodo und so saß er am Kamin seiner Mühle und streichelte seinen braven Kater wärend er ins Feuer schaute.
,,Angorˮ sagte der Müller. ,,Wie alt bist du eigentlich inzwischen?ˮ
,,Nunˮ, antwortete Angor. ,,Es werden nun bald 15 Jahre soweit ich mich erinnere und die Jahre mitgezählt habe.ˮ
,,Was heißt das?ˮ, fragte Bremsodo.
,,Das heißt das ich es nicht genau weiss oder nie mitgezählt
habeˮ.
,,Ich bin doch dein Kater, hättest nicht du das zählen besorgen sollen ˮ, fragte der schlaue Kater keck.
,,Nun, das hätte ich sollen, aber ich bin mit deinem besonderen Wesen verwöhnt und hielt es nicht für so notwendigˮ.
,,Besonderes Wesen? Was meinst duˮ, fragte Angor seinen Herrn.
,,Du bist ein besonderer Kater, weißt du Angorˮ, erklärte Bremsodo. ,,Du läufst meist aufrecht, kannst sprechen und bist auch sonst ungewöhlicher als andere Kater oder Katzenˮ.
,,Ist das so etwas besonderesˮ, wollte Angor wissen. Er war noch nicht weit
rumgekommen.
,,Ja, das ist esˮ, erklärte ihm Bremsodo. Der Kater begann zu schnurren. Wie nach jedem gewohnten Lob seines Herrn. ,,Aber wieso ist das so etwas besonderes?ˮ, wollte er wissen als er überlegt hatte und sein Schnurren beendete.
,,Weil das nur wenige Kater tun!ˮ, sagte der alte Bremsodo zu ihm. Der Kater überlegte nochmals. Diesmal noch länger als zuvor. Dann stand er auf seine Hinterbeine und trat ins Freie des Raumes. ,,Ein Kater bin ich, ein besonderer Kater, ich will nicht länger sprachlos bleiben bei Fremder Gesellschaft." Bremsodo, der ein gutes
Herz hatte, machte sich Sorgen.
Was würde geschehen wenn der Kater spräche. Fern der gewohnten Menschen. Er würde wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen - und er vielleicht auch. So bat er den Kater:
,,Sprich nicht zu anderen Menschen außer mir Angor, es könnte nur Schwierigkeiten für dich bedeutenˮ. Der Kater aber war von seinem neuen unbewussten Können überzeugt wollte nicht so recht auf ihn hören. Er versprach zwar nicht zu reden aber fasste insgeheim andere Pläne.
Er wollte Bremsodo verlassen - für eine Weile zumindest. Sein Talent nutzen und in die Fremde ziehen um andere Kater
und Katzen zu sehen. Er war fest entschlossen.
2. Angor spricht
Angor suchte also die Fremde, es gefiel ihm nicht mehr so recht bei seinem Herrn, trotz fetter Mäuse in der Mühle und gutem warmen Heim. Doch er wäre nicht er gewesen wenn er sich die Sache nicht gut überlegte. Das tat er und so suchte er sein Sprachgenie bei nächster sich bietender Gelegenheit zu erproben. Er hoffte auf Kundschaft.
Die kam natürlich eines Tages und mit ihr die Gelegenheit für ein Gespräch.
Eine alte Bäuerin kam zur Mühle herein um Mehl zu kaufen und der Kater saß wie immer an seinem Platz neben der Stuhllehne des
Ladensekretärs.
,,Wollt ihr Mehl?ˮ fragte Angor in schönstem hochdeutsch und stand auf seinen Hinterpfoten aufrecht wie ein Soldat. Die Bäuerin glaubte ihren Augen nicht. Das konnte doch nicht sein. Eine sprechende Katze die sich wie ein Mensch benahm. Es war ein seltsames und kurzes Zusammentreffen. Die Frau, von ihrem Verstand nicht mehr völlig überzeugt verlies die Mühle fluchtartig. Kaum war sie gegangen als auch schon der Müller herein kam um nach der Kundin zu sehen.
,,Wo ist die Bäuerin hinˮ, fragte er seinen Kater. Dieser war sichtlich enttäuscht von seinem Gespräch und
erzählte das er sie nur nach etwas gefragt hatte. In bestem hochdeutsch - fügte er hinzu.
Bremsodo war ganz bestürzt. Was hatte sein Kater getan. Er war entsetzt uns sagte:
,,Das kommt wenn eine Katze mit Menschen spricht ohne Vorwarnung.ˮ
,,Wolltest du nicht still bleibenˮ, fragte er noch.
,,Nein, ich hielt es für angebracht mit ihr zu redenˮ, sagte der stolze Kater.
,,Sie bekam Angst und ist entsetzt geflüchtet.ˮ
,,Ich will nicht mehr mit anderen Menschen verkehrenˮ, sagte Angor enttäuscht und strich sich über sein
rechtes Ohr mit der Pfote. ,,Menschen sind seltsam. Ich habe den Gefallen an ihnen verloren.ˮ
Bremsodo war froh das sein Kater enttäuscht war von seiner übereilten Tat. Er mochte ihn und hätte ihn nicht gerne an andere Menschen verloren. So kam es das alles wieder seine gewohnte Ruhe fand. Angor suchte und jagte Mäuse bis zu seinem Lebensende in der Mühle von Bremsodo und weil er nicht mehr gesprochen hat, außer zu ihm, wisst ihr jetzt warum nur sein Bruder bekannt für seine Heldentaten wurde.