Humor & Satire
Fango molto caldo

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"Fango molto caldo"
Veröffentlicht am 14. Mai 2016, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Foto von Pixabay
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Fango molto caldo

Fango molto caldo

Fango molto caldo

Vielleicht haben Sie auch schon einmal im Fango gelegen und Sie wissen, dass sich die Theorien über die wundersame Heilkraft dieses Schlamms sehr unterscheiden. Nein, ich habe es mir nicht leicht gemacht, bevor ich mich dafür entschied, meinen wertvollen Körper dem Schlamm zu übergeben.

Von den Kurprofis in meinem Hotel sagten die einen so und die anderen so. Die Fango-Fans schwärmten von einer tiefgreifenden Verjüngung und die Fango-Verächter munkelten von Verbrennungs-Gefahren. Noch dieser Tage sei ein Ehemann wutentbrannt unter Zurücklassung seiner Frau

abgefahren, weil man ihm die Po-Backen verätzt habe. Ich vertraute den strahlenden Gesichtern der Fango-Jünger und nun stand meine erste Anwendung bevor.

Im Morgengrauen fuhr ich mit gemischten Gefühlen per Aufzug in den Orkus des Hotels hinab, der nur dem Benefiz des Fango gewidmet war. Man geleitete mich sogleich in meine Kabine, wo ich mich in aller Ruhe freimachen sollte. Dort wartete ein großer Haufen Fango von undefinierbarer grau-brauner Farbe darauf, seine Heilkräfte an mir erproben zu können. Ich vermeinte, dass sich ein feiner bläulicher Qualm über dem Fladen kräuselte, schalt mich dann

aber gleich einen Narren mit ängstlicher Vision. Vorsichtig berührte ich den Cumulus mit den Fingerspitzen, zuckte dann aber zurück: Molto caldo.

Nun kam der Fango-Maestro und redete beruhigend auf mich ein: „Nix avanti, abbiamo tutto il tempo del mondo. Facciamo molto piacevole.“ Um das zu bestätigen, war er schon eine Minute später wieder da. Ich wollte jetzt nicht feige erscheinen und ließ mich ganz piano in die „Murre“ delegieren.

Vorher hatte ich noch auf einem Abstelltischchen ein Behandlungsmuster des Arztes entdeckt. Die linke Schulter und die Brust sollten mit Fango bedeckt werden und die rechte Schulter sollte frei

bleiben. Aber der Fango-Maestro, ein alter Praktiker, ignorierte die Behandlungsvorschrift des Akademikers großzügig. „Du müssen schön schwitzen. Das sein sehr gesund“, meinte er und bedeckte meinen Oberkörper reichlich mit Fango, den er von den Seiten her mit Hilfe eines Tuchs eng an meine Hüften und seitlich angelegten Arme presste, sodass ich mich starr wie eine Mumie nicht rühren konnte. Wie zum Spott legte er mir noch ein Schweißtüchlein griffbereit, aber unerreichbar für den Eingeschlammten vor das Kinn und verschwand.

Ich lag regungslos in meinem Prokrustbett und schon bald bildeten sich

die ersten Schweißtröpfchen auf meiner Stirn. Es dauerte nicht lange, bis mir einer von ihnen ins Auge rann und entsetzlich juckte. Doch was sollte ich machen, ich war gefesselt und die Minuten schlichen quälend voran. Da öffnete sich die Tür und Kalliope, eine wunderschöne Badenymphe, schwebte strahlend lächelnd herein, fragte nach meinem Befinden, sah mein tränenfeuchtes Blinzeln und befreite mich durch zartes Tupfen mit dem Tüchlein von dem beißenden Schweiß.

„Ci sono solo un quarto d'ora “ meinte sie tröstend und schon war sie verschwunden.

Der Fango war von hervorragender

Qualität und bald bissen sich neue Schweißperlen in meinen Augen fest. Ich ermahnte mich zur Mannhaftigkeit, doch auch die Erinnerung an meine klassische Schulbildung konnte den Juckreiz nicht lindern:

„Von der Stirne heiß,
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben ….“

Wie sehnte ich mich nach Kalliope, aber sie musste schönere Augensterne unter ihren Patienten erblickt haben.

Endlich kam der Maestro, wischte mir mit kräftiger Hand mit einem Rutsch den Schweiß von der Stirne und schickte mich ins erlösende Entspannungsbad.

Gleichwohl war ich fest entschlossen,

den Fango-Qualen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Aber ein unverbesserlicher Fango-Fan verriet mir, dass die göttliche Kalliope irdischen Gaben durchaus zugänglich war. Nachdem ich das sogleich beherzigt hatte, schwebte sie bei den folgenden Anwendungen noch anmutiger in die Kabine, lächelte noch entzückender und der Schweiß hatte keine Chance mehr, sich zu entfalten.

Ganz ehrlich, lieber Leser, auch die Zweifel bezüglich der Leuchtkraft meiner Augensterne sind verflogen.

©Ekkehart Mittelberg, Mai 2016

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Hörbuch

Über den Autor

Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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BellaCPernier Das muss ich aber auch sagen. Ich schließe mich FLEURdelaCOUR an.
Ich hatte auch schon mal so eine Behandlung und bei mir hatten sie es "nicht so gut gemeint", nach den Moto "mehr hilft mehr".

LG Catherine
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Hallo Catherine,
gracie für die Status-Coins und deinen Kommentar. Inzwischen bin ich in puncto Fango etwas erfahrener. Man sollte dem Personal ein großzügiges Trinkgeld geben, aber dann gnadenlos warten lassen, bis der Fango eine gut verträgliche Temperatur hat. Dann kann es tatsächlich Spaß machen. Mir ist es sogar schon gelungen, im Fango einzuschlafen.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Tja, lieber Ekki, bei deiner nächsten Fango-Kur bezahlst du den Schweißobulus gleich am Anfang und alles ist paletti! ;-))
Sehr unterhaltsame kleine Geschichte!

Liebbe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Vielen Dank für die Status-Coins und den Favo, Marie. Ich werde deinem Rat in Zukunft gerne folgen.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Weiß gerade nicht, ob ich dich bedauern oder beneiden soll ...
Fango spaltet die Nation, das ist hinlänglich bekannt.
Sehr gut erzählt, ich war dabei. (Natürlich hinter dem Schirm!)
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Merci für den Favo, Sabine. Du hättest das Tüchlein sicher auch schön sanft geführt.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
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