Klappentext
Mit dem Tod seiner Freundin bricht für Oliver die Welt zusammen.
Aber nicht nur er steht plötzlich ohne Frau da, für seine 5-jährige Tochter ist plötzlich die Mutter verschwunden.
Wie soll er Liara erklären, dass Nina nie mehr zurück kommt?
Er versucht alles so normal wie möglich für Lia zu gestalten, doch dann schlägt ihm erneut das Schicksal dazwischen!
Lia ist krank... Tod krank... Doch irgendwie muss das Leben weiter gehen, oder?
Oliver - Kapitel 1
Den Teddybären eng an sich gedrückt stand sie da. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie beobachtete, wie das letzte Ruhebett ihrer Mutter sich in die Erde senkte.
Eigentlich hatte ich sie nicht mitnehmen wollen, doch ich konnte ihr auch nicht verwehren, mit anzusehen, wie ihre Mutter die letzte Reise antrat.
Nacheinander gingen die einzelnen Trauergäste am Grab vorbei, um Nina die letzte Ehre zu erweisen.
Ich blickte auf das liebevoll gestaltete Bild neben dem offenen Grab. Mein
Blick fuhr die Konturen ihrer Lippen nach, liebkoste ihre blondgelockten Haare. Dann versank ich in ihrem himmelblauen Blick, bis der Tränenschleier es mir nicht mehr möglich machte, etwas zu erkennen. Viele der Gäste gingen an mir vorbei, gaben mir die Hand und murmelten aufmunternde Worte. Ich achtete nicht auf sie und gab ihnen nur mechanisch die Hand.
Mein Blick hing wieder an dem kleinen Mädchen, an meinem kleinen Mädchen, das immer noch am Rand des Grabes stand und den Bären festhielt, der fast so groß war wie sie selbst.
Eine Umarmung meiner Schwiegermutter
holte mich zurück in die Realität. „Wenn ihr Hilfe braucht, sag Bescheid! Du weißt, wir waren bisher immer für euch da, und werden es auch jetzt nach Ninas…“ Die alte Dame schluckte schwer und musste die Tränen zurückhalten. „…Tod noch sein…“
Ich drückte sie noch einmal, bevor sie zusammen mit meinem Schwiegervater den Friedhof verließ.
Als ich den Beiden nachsah, zog plötzlich jemand an meinem Ärmel. Kleine himmelblaue Augen sahen mich fragend an. Ich ging in die Hocke und nahm meine Tochter in den Arm. Der Teddybär fiel ungeachtet auf den Boden. „Ist Mami jetzt bei Gott, Papa?“
„Ja…“ antwortete ich flüsternd. „und obwohl sie jetzt schläft und nie mehr aufwacht, gibt sie oben im Himmel auf dich Acht.“ In der Zeit, die Liara brauchte um ihren Teddy vom Boden aufzuheben, versuchte ich die Tränen wegzuwischen, die mir gerade in die Augen traten. Sofort nahmen neue ihren Platz ein.
Während ich mit meiner Tochter an der Hand dem Friedhofstor entgegenstrebte, formulierte ich in Gedanken meinen letzten Gruß an Nina.
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Liara - Kapitel 2
Die Tränen liefen über meine Wangen, als die Kiste mit meiner Mama in das dunkle Loch hinunter schwebte. Ich hielt Luke, meinen Bären, fest im Arm. Mama ist einfach nicht mehr aufgewacht. Papa hatte gesagt, die Engel hätten Mama mitgenommen. Wieso haben die das denn getan? Ich brauche meine Mama doch! Da können sie sie doch nicht einfach mitnehmen.
Wo war Papa geblieben? Er war doch gerade noch neben mir gewesen. Ich betrachtete die komische Kiste in der Mama ab jetzt schlafen soll. Wie soll
man bloß im Dunkeln schlafen können? Versteh ich nicht…
Wo war denn nun mein Papa? Da hinten stand er ja mit Oma und Opa. Langsam tappte ich auf sie zu.
Wieso gingen Oma und Opa denn schon? Und wieso weinte Opa denn so sehr? Doch nicht wegen Mama oder? Die Engel würden sie doch bestimmt wieder zurückbringen, wenn sie sehen, wie traurig hier alle sind.
Papa sah Oma und Opa hinterher. Er weinte leise. Ich wollte nicht, dass Papa weint. Vorsichtig zog ich an seinem Ärmel.
„Ist Mami jetzt bei Gott, Papa?“ Da mussten die Engel sie doch hingebracht
haben.
„Ja…“ Papa sah mich sanft an. „und obwohl sie jetzt schläft und nie mehr aufwacht, gibt sie oben im Himmel auf dich Acht.“ Wie sollte Mama denn auf mich aufpassen, wenn sie nicht bei mir ist? Luke! Ich hatte ihn fallen gelassen, als ich an Papa gezogen hatte. „Hast du dir weh getan, Luke? Nein? Gut.“ Ich drückte ihn eng an mich.
An Papas Hand geklammert ging ich mit ihm zum Auto. Im Gehen drehte ich mich um und sah dorthin wo meine Mama in der Kiste schlief.
Bevor Papa mich ins Auto hob, hörte ich ihn leise sagen: „Ich werde dich immer
lieben.“
Ob er Mama meinte?
Liara - Kapitel 3
Als wir zu Hause ankamen, hob Papa mich aus dem Auto und trug mich eng an sich gedrückt hinauf in mein Zimmer. Warum, verstand ich nicht, aber ich wollte auch nichts sagen, weil ich nicht wollte, dass Papa sich schlecht fühlte. Und eigentlich gefiel mir das ja auch. Bevor die Engel Mama geholt hatten, war sie immer bei mir gewesen. Sie hatte mit mir gespielt und mich ins Bett gebracht. Papa war meistens zu beschäftigt… Er arbeitete oder lernte oder so etwas in der Art.
Was er machte, hatte mir nie einer
gesagt. War ja aber auch egal gewesen.
Wer würde mich jetzt ins Bett bringen?
Würde Papa immer noch so viel arbeiten?
Wäre ich nachher ganz alleine? Oder würde Papa jetzt bei mir bleiben?
Papa setzte mich auf meinem Spielteppich ab.
„Ich komm gleich wieder!“
Das war es also, das erste Mal alleine in meinem Zimmer, ohne dass ich alleine sein wollte... Wird es jetzt immer so sein?
Nein, Papa hat gesagt, er kommt wieder!
Ich wand mich zu meiner bunten Spielzeugkiste um. Vorsichtig zog ich an dem Bein meiner Lieblingspuppe.
Solange bis diese herausfiel und „Mama“ rief.
Mama war weg… Für immer! Und sie würde nicht wieder kommen… Die Tränen liefen wieder über meine Wangen. Warum hatten diese blöden Engel sie nur mitgenommen?
Sie war doch meine Mama! Und ich brauchte meine Mama doch!
Verschwommen sah ich Luke an, der neben mir saß. Papa hatte ihn dort hingesetzt, bevor er mich alleine gelassen hatte.
„Luke? Du lässt mich nie alleine oder?“ Tröstend lächelte Luke mich an. Nein, er würde mich nie verlassen!