Kapitel 2
Die Sonne war bereits vor mehreren Stunden hinter dem Horizont verschwunden, doch das störte ihn nicht. Im Gegenteil. Die Dunkelheit war auf seiner Seite und schützte ihn vor den Blicken der Anderen. Er saß auf dem Ast einer alten Kirsche, die in voller Blüte stand. Unter ihm gingen, nichts ahnend, ein Familie nichts ahnend entlang. Sein Atem war flach und kaum wahrnehmbar. „Noch nicht. Warte bis sie im Haus sind“, dachte er, obwohl es in seinen Fingerspitzen kribbelte und sein gesamter Körper jetzt schon zuschlagen wollte.
Der Vater schloss die Tür auf und er und seine Familie traten in ihr Haus. Kurz darauf wurde das Licht hinter den Fenster angeschaltet und er beobachtete die Frau, wie sie in der Küche begann essen zu kochen. Ihr Ehemann trat von hinten an sie heran und küsste ihren Hals. Sie lachte.
Während er das Paar beobachtete, füllte sich sein inneres mit Hass und Verachtung. Wie konnten sie nur glauben, ihre Welt sei so wunderbar? So unantastbar? So perfekt? Er fühlte, wie die Dunkelheit besitzt von ihm ergriff, ihm ihre Kraft schenkte. Er sprang von dem Ast, zog sein Butterfly aus dem
Stiefel und ging hinüber zum Haus. Nun gab es kein Zurück mehr und so sollte es sein. Sie sollten lernen, wie das Leben wirklich spielt. Er pochte gegen die Tür, die sich nach kurzer Zeit öffnete. Vor ihm stand der Sohn des Ehepaares. Sie waren ungefähr gleich Alt, doch ihre Welten konnten verschiedener nicht sein.
Verwirrung trat in das Gesicht des Sohnes, doch bevor er etwas sagen oder die Situation auch nur verstehen konnte, riss das Butterfly Messer eine klaffende Wunde in sein Fleisch. Panik und Schmerz zerrissen das Gesicht des Sohnes. Sein Gegenüber brachte ihn mit einem Tritt in die Kniekehle zu Fall und drückte den Kopf mit dem schweren
Stiefel zu Boden, um ihm das Messer weitere vier Mal in den Torus zu rammen. Der verzweifelte Schrei erstickte in der Kehle des Opfers, doch kaum hatte sein Körper aufgegeben kam der Vater in den Flur. Fröhlich, nichts ahnend. Doch als er die Situation erkannte, in die er stolpert war, wich der Frohsinn schlagartig aus seinem Gesicht. Er taumelte rückwärts, drehte sich um und wollte weglaufen, doch er war schneller. Mit einem weiteren gezielten Low-Kick auf die Kniekehle ging auch der Vater zu Boden. Der Fremde stand nun über ihm mit dem Wissen, dass er gewonnen hatte.
Von dem Schrei alarmiert trat nun auch
die Frau in den Flur. Als sie ihren Mann und ihren Sohn sah, setzte bei ihr der Schock ein. Doch sie fiel nicht in Ohnmacht, im Gegenteil, sie hielt das Küchenmesser in ihrer Hand, rannte auf den Fremden zu und setzte zu einem Hieb auf dessen Kopf an. Allerdings hatte er ihr Vorhaben rechtzeitig erkannt, blockte den Schlag ab und riss ihr das Messer aus der Hand. Mit einem Kniestoß auf den Solarplexus der Frau setzte er sie außer Gefecht, dann wandte er sich wieder dem Mann zu.
Dieser versuchte verzweifelt davonzukriechen. Vergeblich, denn durch den Tritt in die Kniekehle waren die Sehnen gerissen. Er ging langsam am
Ehemann vorbei und hockte sich vor ihm hin. Er sprach kein Wort. Stattdessen legte er den Kopf schief, packte sein Opfer an den Haaren und riss dessen Kopf soweit zurück, dass es laut knackte. Der Körper sackte in sich zusammen und er ließ den Kopf mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fallen.
Er stand auf und drehte sich zu der Frau um. Sie hatte es geschafft sich den Flur entlang zu schleppen. Sie drehte sich nicht um, doch sie hörte seine schweren Stiefel auf dem Fußboden hinter ihr. Plötzlich fuhr ein gleißender Schmerz zur ihren Hals und das Blut quoll aus dem frischen Schnitt. Sie brach zusammen und das Blut bildete eine
Lache um ihren Oberkörper.
Er betrachtete sie und spürte, wie die Stille des Hauses in ihn drang und all den Hass und die Verachtung auskühlte, bis sie wie kaltes Magma erstarrten. Es tat ihm gut, wie still es war und dass dieser Ort nun frei war von ihrem dreisten Glauben, absolut unschuldig zu sein. Er sah auf die Wohnzimmerwand, die er durch die offene Tür sehen konnte, betrachtete das Blut vor sich und begann mit der anderen Sache, weshalb er heute Abend hier war.
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