Hilferufe
Als der Huber-Bauer spät abends vom Feld kam, staunte er nciht schlecht. Auf dem Hof stand gut ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge, eines vom Rettungsdienst, ja, und sogar ein Feuerwehrwagen war darunter.
Ein vergitterter Kastenwagen löste sich bei seinem Eintreffen aus dem Pulk der Fahrzeuge und jagte mit Blaulicht und einsetzendem Martinshorn zum Tor hinaus.
Ohne sich die Zeit zu nehmen, den Traktor, mit dem er angekommen war, in die Scheune zu lenken, sprang Huber-Bauer aufgeregt vom Bock und hastete ins Haus.
„Was ist passiert?“ polterte er los, kaum das er über die Schwelle zur Stube hineingeschossen kam.
Bertha, seine Frau, saß da auf dem abgewetzten Sofa, hielt die heulende Magd tröstend in ihren Armen geborgen und strich ihr beruhigend übers Haar.
„Nun stell dir bloß vor, Alois“, erklärte Bertha auch sogleich, „wir müssen kaum weggewesen sein, da ist so ein Strolch hier eingedrungen und hat unserer Hanna Gewalt angetan!“
„Waaas?!“
Die Zornesader des Bauern schwoll sichtlich an. So einen Lump in die schwieligen, riesigen Pranken seiner Hände zu kriegen, hatte er sich immer schon mal gewünscht. „Wo ist der Dreckskerl?“
„Du hättest ihn eigentlich noch sehen müssen, Mann. Gerade hat ihn die Polizei abgeholt. Irgendwer hat wohl die Poliziei alarmiert, nachdem die Hilferufe wohl von jemandem gehört worden waren.“
„Was denn? Erst jetzt ...?“ Bestürzt und erschüttert unterbrach der Bauer seine Frau. „Dann hat er ja ...?!“ Teilnahmsvoll nickte Bertha bejahend auf die nicht zu Ende gesprochene, schreckliche Frage. Der Bauer konnte es kaum fassen: „O Gott - den ganzen Tag über ...?!“
Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. Und auch er legte beruhigend seinen starken Arm um die Schulter der Magd.
„Meine Güte, arme Hanna. Und trotzdem hattest du noch die Kraft, um Hilfe zu rufen...“
Hanna blickte irritiert auf: „Ich? Wieso ich? - Er ...“