Fantasy & Horror
Die Wiederauferstehung - Rise from the Ashes

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"Die Wiederauferstehung - Rise from the Ashes"
Veröffentlicht am 26. April 2016, 158 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Die Wiederauferstehung - Rise from the Ashes

Die Wiederauferstehung - Rise from the Ashes

Einleitung

Zerstörung, Krieg, Gewalt und Hass. All das zeichnete die Menschen über Jahrtausende aus. Sie führten Leben voller Neid und Habgier. Nichts als Lügen und stetiger Betrug. Die Menschen betrieben Raubbau an ihrem Planeten, rotteten Spezies aus, töteten die Natur, kam etwas blieb von der blinden Zerstörungswut und der dauerhaft Gier nach Reichtum und Macht verschont. Nach mehr als 2000 Jahren konnte man die Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen und so kamen die Anführer aller Welten zusammen, um sich zu beraten. Trotz diverser Warnungen, in

Form von Naturkatastrophen oder Hungersnöten änderte sich nichts. Jede Bestrafung wurde durch die Menschheit nur als weitere Möglichkeit zur Ausrottung der eigenen Art genutzt. Es wurde vor nichts Halt gemacht, es gab keine Tabus. Wie sollte man vorgehen? Die Anführer aller Welten fassten den Beschluss, dass die Zeit nun reif war, die Ordnung wiederherzustellen. Sie entsandten Krieger, um die Menschheit zu vernichten, doch so leicht sollte es den Angreifern nicht gemacht werden. Die Menschen wehrten sich erbittet und waren nicht bereit, sich so leicht geschlagen zu geben. Nach einer zwei Jahre andauernden Schlacht zwischen

Kriegern und Menschen gelang es diesen die Menschen zu bezwingen. Die Spuren des Kampfes und der Zerstörung waren verheerend. Der Rat der Anführer beschloss, dass die Erde etwas besseres verdiente als die Menschen und bestimmte, dass dieser Planet fortan den Elfen vorbestimmt sein sollte. Sie waren von jeher naturverbundene Wesen, im Einklang mit sich und der Umwelt. Ein friedliebendes Volk, das es schon immer gab und dessen Wandlungsfähigkeit es ihm ermöglichte, sich an jede Gegebenheit und Umgebung anzupassen. Die Erde wurde wieder zum Leben erweckt, erstrahlte in neuem Glanz. In dem Gebiet Resurrection brodelte jedoch

selbst 200 Jahre später noch immer der Zorn der Menschen, verborgen unter der Erde.

Kapitel 1

"Rain, bitte in der Zentrale einfinden. Rain, bitte in der Zentrale einfinden", hörte ich die Lautsprecherdurchsage. Es war 7 Uhr Morgens und mein Körper rebellierte gegen alles. Ich schloss noch einmal die Augen, spürte das wärmende Sonnenlicht in meinem Gesicht und genoss die Ruhe, die allerdings nicht lange anhielt. Bilder der letzten Nacht blitzten vor meinen geschlossenen Lidern auf. Ich wurde angegriffen und habe bei dieser Mission versagt, das zumindest würde man mir vorwerfen. Durch das geöffnete Fenster drangen die Geräusche von draußen in meine kleine Wohnung,

der Tag hatte begonnen also öffnete ich die Augen und stand schweren Herzens auf. Ich schleppte mich müde vom Bett in die Küche und programmierte den Lavendelkocher. Dieses Gerät bereitete mir jeden Morgen mein Lebenselixier vollautomatisch zu. Es zerkleinert die frischen Lavendelhalme, übergießt diese mit siedendem Wasser und befüllt die Tasse nach exakt 15 Minuten Ziehzeit. Im Bad drückte ich die Taste für das Hologramm, so dass ich in wenigen Sekunden eine 3-D-Ansciht von mir erhalten würde, um die Schäden der letzten Nacht einzuschätzen. Ich wappnete mich vor dem was ich gleich sehen würde, denn letzte Nacht habe ich

einiges abbekommen. Nach einem kurzen Moment sah ich das Hologramm vor mir. Meine Wange zierte ein großer blauer Fleck und mein Hals war von tiefen Kratzern übersät. Vorsichtig zog ich mein altes Shirt ein wenig nach oben und sah genau das, wonach es sich auch anfühlte: Große blaue Flecken und Abschürfungen auf den Rippen. Ich drehte mich um und spähte über meine Schulter auf das Hologramm, mein Rücken sah nicht viel besser aus. Seufzend ließ ich mein Shirt wieder sinken, verdeckte die schmerzenden Wunden und suchte mein Gesicht nach weiteren Wunden ab. Ich entdeckte einen Riss an einem meiner Ohren,

"Verdammter Dämon", murmelte ich vor mich hin, während ich den Riss mit meinen Fingern zusammendrückte. Es dauerte nicht lange bis meine Fingerspitzen in ein weiß glänzendes Licht getaucht wurden und die Verletzung binnen weniger Sekunden unter meinen Fingern verschwand, bis nur noch eine kleine Narbe übrig blieb. Ich habe schwache Heilungskräfte, die bei mir angewandt, häufig ganz gut funktionierten, bei anderen jedoch zu oft nutzlos waren. Klingt merkwürdig? Nicht in meiner Welt. Ich versuchte die Kratzer am Hals ebenfalls zu heilen, doch die Wunden zogen sich lediglich minimal zusammen. Ich war noch zu erschöpft

von dem Kampf, dem ich die Blessuren überhaupt zu verdanken hatte. Langsam zog der Geruch des Lavendeltees von der Küche ins Bad und erfüllte die Umgebung mit dem Duft von Blüten und Sonne. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Aus der Küche hörte ich die vertraute Melodie des Lavendelkochers, mein Lebenselixier war fertig. Ich griff mir blind meine Lieblingstasse aus dem Schrank und beobachtete wie sich Tinkerbells kleines Kleidchen von hellgrün zu feuerrot verwandelte. Wie jeden Morgen zauberte mir diese Routine ein kleines Lächeln auf die Lippen. Dinge wie diese sind Relikte aus der alten Zeit, als die Menschen noch auf der

Erde lebten. Es waren diese Kleinigkeiten, die mich manchmal zweifeln ließen, ob die Erzählungen über die Menschen wahr waren, alles an ihnen schlecht war. Ich verweilte einen kurzen Moment, mit der Tasse in der Hand, in der Küche und sah aus dem Fenster und nippte bedächtig meinen Lavendeltee. Der Anblick war wunderschön. Die Sonne schien hell vom azurblauen Himmel, kleine weiße Wölkchen zogen vorbei und ich sah in ein grünes Meer aus Blättern, das sich sacht im lauen Wind bewegte. Unsere Stadt Victorius war eine der ersten Städte, die nach der Übernahme neu erschaffen wurden. Bilder aus früheren Zeiten zeigten, hohe

Gebäude viele Fahrzeuge und überall Beton und Asphalt. Sie mussten unserer Welt weichen, die von hohen, alten Bäumen, grünen Wiesen und leuchtenden Blumen dominiert wurde. Es war eine Symbiose aus beiden Welten. Auch in der neuen Zeit gab es noch immer große und mächtige Gebäude, allerdings zogen es viele Elfen vor, auf eine ursprünglichere Weise zu leben, zwischen den Kronen der mächtigen Elfenbäume. Diese Bäume neigen zu einem sehr eindrucksvollen Wachstum mit Wuchshöhen bis zu 150 Metern und Stammdurchmessern von bis zu 50 Metern. Schon als Kind liebte ich diese Bäume, mit ihrer Höhe und den großen dicken Ästen, an denen wiederum

biegsame schmale Äste mit langen korkenzieherähnlichen, phosphoreszierenden Blättern. Mit meiner dampfenden Tasse in der Hand ging ich in zügig in mein Schlafzimmer, betätigte auch hier den Schalter um ein Hologramm zu erzeugen und schlüpfte in meine Sachen, blaue Jeans, Boots und natürlich mein schwarzes Lieblingsshirt. Mein langes schwarzes Haar trug ich, wie eigentlich fast immer, zu einem Zopf gebunden. Heute gefiel mir der lange glatte Pferdeschwanz jedoch noch nicht. Ich wich ein Stück vom Hologramm ab, schloss die Augen voller Konzentration

und fuhr mit meinen Fingerspitzen durch das Haar. Ich konnte die Energie in meinen Fingerspitzen förmlich knistern hören. Als ich die Augen wieder öffnete, wurde mein Pferdeschwanz von türkisfarbenen Strähnen durchzogen, der Farbe meiner Augen. Meine Mutter war der Meinung, sie glichen dem cyanblau des Regenbogens. Daher habe ich meinen Namen, Rainbow, Rainbow Monroe, aber eigentlich nannte mich jeder nur Rain. "Perfekt", murmelte ich mir selbst zu, stellte meine mittlerweile leere Tasse auf den Küchentresen und verließ die Wohnung. Wie viele andere auch, lag meine

Wohnung direkt am Verwaltungsgebäude von Wingtown, mitten im Herzen von Victorious. Ich bin eine Elfe der AOW, Army of Whisdom, und für den Schutz aller Bewohner der Erde zuständig. Meine besondere Stärke liegt in der Illusion. Ich kann jeden genau das Glauben machen, was ich will, dass er glaubt. Es ist unter anderem diese Eigenschaft, die mich so gefährlich macht. Die Familie Monroe ist eines der ältesten Elfengeschlechter der Zeit, aus diesem Grund und weil die Linie stets "rein" gehalten wurde, wie mein Großvater zu sagen pflegte, haben wir das typische Elfenmerkmal; die leicht spitzzulaufenden Ohren. Nicht nur auf

Grund unserer optischen Reinheit sondern auch durch unser Blut, haben Nachkommen der ältesten Elfengeschlechter das Privileg oder wie in meinem Fall die Pflicht, sich der AOW anzuschließen. Wir werden breit gefächert eingesetzt und sind unter anderem dafür verantwortlich, die letzten noch lebenden Menschen zu finden, den Frieden zu wahren und unserer Welt treu zu dienen. Als aktive Kriegerin muss ich stets bereit sein, aus diesem Grund leben alle Krieger der AOW in dem Wohntrakt des Verwaltungsgebäudes in eigenen kleinen Wohnungen. Auf dem Weg zur Zentrale grüßten mich Kollegen und Mitarbeiter, Mischwesen nickten mir zu

oder senkten ehrfürchtig den Blick. Bei der großen "Säuberung", noch so ein gern genutztes Wort meines Großvaters, wurden nicht alle Menschen vernichtet. Die Krieger retteten die Kinder, da sie noch unverdorben waren und zogen sie auf. Der Gedanke, dass sich eines Tages Elfen und Menschen fortpflanzen würden, war so absurd, dass niemand auch nur eine Sekunde darauf verschwendete aber genauso kam es am Ende. In der heutigen Welt existieren daher mehr Mischwesen als reine Elfen oder reine Menschen, eine Entwicklung, die den Anführern und Regenten Sorgen bereitet. Es hält sich die Meinung, dass die Menschen unberechenbare Kreaturen

und die schlimmsten von Ihnen eher Dämonen waren und mit äußerster Vorsicht genossen werden sollten. Ein Mischwesen außer Kontrolle, war eine enorme Gefahr, da sich die Elfengene in neunzig Prozent durchsetzten und die Mischwesen ähnliche Fähigkeiten besaßen. Den Menschen war es daher nicht gestattet, höhere Tätigkeiten zu verrichten. Es wäre undenkbar, dass ein Mensch in der AOW ist, sei es im Einsatz oder der Zentrale. Die hohe Population der Mischwesen macht es jedoch unmöglich, die gleichen Regeln durchzusetzen und so werden sie überwiegend uns Elfen gleichgestellt, und zum Beispiel in der niederen

Verwaltung und der Wirtschaft eingesetzt. Ich setzte meinen Weg zügig durch die verglasten Flure, vorbei an den Verwaltungsbüros, in denen die niederen Verwaltungstätigkeiten ausgeübt wurden, fort. Ich liebte meinen Arbeitsweg. Die Flure wirkten durch das Glas und die Kletterpflanzen die sich darüber schlängelten wie grüne Tunnel. Einige der Fenster waren einen spaltbreit offen und ließen die Wärme des Morgens und den sauberen Geruch der Pflanzen herein. Der grüne Flur endete in einer größeren Halle, in der die Ahnengalerie untergebracht war. Jede Elfenfamilie reinen Blutes hatte einen eigenen Bereich und so starrte in dieser Halle der

Großteil meiner Familie auf mich herab. "Guck mal an, wenn das nicht unser Farbenspiel ist", hörte ich hinter mir und verdrehte die Augen. Sky, wer auch sonst? "Sky, ich bin in Eile und hab' grad echt keinen Nerv für deinen Kinderkram, also zisch' ab", entgegnete ich genervt. Skylar Devonport ist ein direkter Nachfahre des ersten Elfenführers und hat somit Anrecht auf einen Platz bei den Anführern aller Welten, als Vertreter der Elfen und der Erde und ist zudem auch heißer Anwärter auf den Titel des Regenten. Für ihn ist sein Geburtsrecht

ein Freifahrtschein für alles. "Aber, aber, wer ist denn heute so bissig? Ich habe bereits von deiner kleinen Aktion letzte Nacht gehört und kann deine schlechte Laune voll verstehen. Niemand kommt gut mit dem Versagen zurecht und arrogante, kleine Kriegerprinzessinnen erst Recht nicht." Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um, funkelte ihn böse an und fragte: "Wie war das?" Sky besaß die Dreistigkeit mir direkt ins Gesicht zu lächeln und mir förmlich entgegenzuspucken: "Was denn Monroe?

Jeder weiß doch, dass eure Familie die letzte in der Nahrungskette ist. Ihr werdet doch maximal noch geduldet. Deine jämmerlichen Versuche die Familienehre wiederherzustellen sind erbärmlich, du und deine gesamte, unfähige Sippe solltet es langsam einsehen, IHR-SEID-RAUS!" In dem Moment brannte mir die Sicherung durch. Ohne Vorwarnung traf meine Faust ihn direkt im Gesicht. Er taumelte nach hinten, spuckte Blut und versuchte die Orientierung zurückzuerlangen. Dies gab mir genug Zeit. Ich erschuf eine Illusion, die ihn einhüllte in eine tiefe schwarze Leere,

gefüllt mit den Schreien und Rufen seiner Opfer. Hände, die nach im griffen, wimmernd und um Gnade flehend. Sky fiel auf die Knie, riss seine Hände an die Ohren und drückte seine geballten Fäuste an die Schläfen. "Hör auf, hör auf", bettelte er mich an, doch ich hatte noch lange nicht genug. Manch einer würde mich grausam nennen, Sky mit seinen Taten zu konfrontieren aber dies war meine Art der kurzen persönlichen Genugtuung. Die alten Elfengeschlechter waren den Vorfahren am ähnlichsten, was jedoch bedeutete, dass auch ein sehr großer Teil der Empathie bis heute erhalten blieb.

Nicht umsonst denkt jeder sofort an zierliche, anmutige Wesen, leise Stimmen und jede Szenerie ist mit einem goldenen Schleier verhangen. Märchen, nichts als Märchen. Als Kriegerin bin ich grausam, brutal und unermüdlich. Mein Temperament geht schnell mit mir durch und ich handle zu häufig aus dem Bauch heraus. Meine Mutter sagte mir bereits als Kind, dass diese Eigenschaften eines Tages meinen Tod bedeuten würden. Sky konnte sich nicht länger auf den Knien halten, fiel um, und lag mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Ich wollte gerade damit beginnen, ihm weitere Visionen zu schicken, als ich hörte

"Rain, bist du komplett irre geworden? Hör sofort damit auf!". Widerwillig beendete ich meine kleine Rache an Sky, grinste ihn an und drehte mich um. Sky ergriff die Chance, rappelte sich auf und ging weg, er ließ es sich allerdings nicht nehmen, mir beim gehen zuzurufen: "Das wirst du bitter bereuen, Monroe." "Rain, was sollte dieser Mist?", schnauzte Iron mich an. "Hast du den Verstand verloren, Sky hier, in der Zentrale, mitten auf dem Flur fertig zu

machen? Hast du vergessen, was es beim letzten Mal für Konsequenzen hatte als du dich mit der Familie Devonport angelegt hast?" Ich verschränkte die Arme locker vor der Brust und blickte zur Seite. Dies war keineswegs ein Schuldeingeständnis aber Iron hatte diesen Blick, der mehr Enttäuschung als Wut zeigte und meinen besten Freund und Mentor zu enttäuschen weckte selbst in mir den Wunsch mich zu entschuldigen. Iron Herald entstammte einer Familie von Kriegern. Er war eine Elfe, wie ich, seine Familie jedoch stand von jeher für den Schutz der ältesten Familien ein und hat sich im Laufe der

Zeit zu den Ausbildern und Mentoren der Elfenarmee, der AOW, weiterentwickelt. Als Krieger der AOW wurden wir vielseitig eingesetzt und wurden sowohl zum Schutz der Zentrale und der Regentenfamilie als auch für den Krieg und die Verteidigung gegen Feinde ausgebildet. Um unsere Fähigkeiten und Kräfte am effektivsten nutzen zu können, erforderte es einen geduldigen, talentierten und fähigen Ausbilder, was absolut für Iron sprach. Ich kannte ihn schon mein halbes Leben, da seine Familie in früheren Zeiten als Schutz für meine Familie diente; unsere Familien sind somit schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Iron war ein

Krieger wie er im Buche steht. Er ist groß, trainiert und wahnsinnig schnell. Seine besondere Leidenschaft galt den Wurfwaffen, die er mit absoluter Präzision bediente. Anders als man vermuten mochte, war Iron kein grobschlächtiger Typ, eher im Gegenteil. Iron war gutmütig und nachsichtig. Auch optisch entsprach er mit seinen braunen, etwas längeren Haare, die er meist wuschelig trug und den dazu stechend graue Augen, die bis in die Tiefen einer jeden Seele blicken konnten, nicht dem Klischee des Kämpfers. Zumindest fühlte es sich so an. Ebendiese grauen Augen waren es, die dich an dir selbst zweifeln lassen konnten, dir aber auch das Gefühl

von Geborgenheit geben konnten. Für mich bedeutete dieses Gesicht Familie, jedes Detail von den vollen, geschwungenen Augenbrauen, bis hin zu dem kantigen Kinn, dass stets von einem Drei-Tage-Bart geziert wurde. "Dieser kleine Penner, du hast ja keine Ahnung… Es ist, Gott, ich hasse diesen Kerl!" Irons Miene veränderte sich kaum merklich, trotzdem ich wusste, dass er grundsätzlich auf meiner Seite stand. "Rain, du bist alles was deine Familie noch hat seit… naja, du weißt." Ich wusste sehr genau was er meinte, wollte

jedoch jetzt, wo ich noch immer so fürchterlich wütend war, nicht auf dieses Thema eingehen. "Was wolltest du überhaupt hier?", wechselte ich das Thema. "Was wohl? Deinen kleinen Elfenarsch endlich in die Zentrale schleppen. Cassia ist ziemlich ungehalten wegen dem was letzte Nacht vorgefallen ist." Ich rollte mit den Augen und fragte: "Wie schlimm ist es dieses Mal?" Iron blickte mich ernst an "Es ist ziemlich ernst Rain. May hat Cassia direkt heute Morgen Bericht erstattet über eure gestrige Mission. Sie meinte,

dass es deine Schuld war, dass der Dämon entkommen ist. Ich glaube Cassia geht der Arsch so langsam auf Grund. Die Dämonen rotten sich zusammen und je stärker sie werden und je mehr sich ihnen anschließen, umso schneller werden alle erfahren, dass die Population größer ist als erwartet und die Anführer aller Welten anzweifeln. Cassia befürchtet, dass eine Revolte drohen könnte." Ich schaute nach unten und schüttelte mit dem Kopf. "Revolte? Das ich nicht lache. Denn wollen wir uns der großen bösen Lady mal stellen.", erwiderte ich lachend, schupste Iron leicht an der

Schulter und setzte mich in Bewegung. Wir gingen schweigend den Gang entlang, es hatte sich schnell rumgesprochen, was ich mit Sky angestellt habe. Die Wege der Zentrale füllten sich langsam und eine rege Geschäftigkeit setzte ein. Andere Elfen und Mischwesen kamen uns entgegen und nickten mir grinsend oder zwinkernd zu. Ich war die Heldin des Tages. Vor dem Saal unserer Regentin, Cassia Devonport, angekommen, fragte ich: "Kommst du mit rein, so als Feuerschutz?" Iron grinste kurz, wurde dann jedoch wieder ernst, "Ich bin direkt hinter dir

aber Rain, reiß dich zusammen, das ist wirklich kein Spiel." Ich sah Iron an, blickte in seine hellgrauen Augen und konnte sehen, dass er es todernst meinte. Also nickte ich, "Ich werde mich benehmen, versprochen."

kapitel 2

Durch die Tür hindurch hörten wir leises Raunen, das augenblicklich verstummte, als Iron anklopfte. Die Schiebetür bewegte sich selbstständig und wir traten ein. Der Saal war voller Leute, was mich nun doch so langsam beunruhigte. Die letzte Nacht hatte scheinbar doch mehr Staub aufgewühlt als gedacht. Wir gingen in Richtung des mächtigen Schreibtisches, an dem Cassia Devonport, die amtierende Regentin der Elfen saß. Sie war eine beeindruckende Erscheinung. Cassia war groß, schlank und strahlte mit jeder Pore ihres Seins Entschlossenheit aus. Ihr weißblondes

Haar trug sie stets streng um ihren Kopf geflochten, was auf der einen Seite sehr mädchenhaft wirkte, allerdings lediglich dem Zweck diente, ihre Elfenattribute noch mehr zu verdeutlichen. Cassia hatte, wie ich, leicht angespitzte Ohren, da sie jedoch Regentin war, zierte ihre Stirn ein weiß-silbernes Tattoo, in Form einer Tiara. Seit nunmehr 20 Jahren war sie die Regentin von Victorious und regierte mit eiserner Stränge. Rechts und links von uns standen verschiedene Minister und ich blickte Iron fragend an. Der zuckte nur leicht mit der Schulter. Was ging hier vor sich? Cassias Blick durchbohrte mich als wir

vor ihrem Schreibtisch zum Stehen kamen. Respektvoll verneigten wir uns vor ihr und warteten auf ihre Ansprache. "Rainbow Monroe, May Flannigan informierte mich darüber, dass es in der letzten Nacht zu Zwischenfällen gekommen ist und der Anführer der Dämonen flüchten konnte. Was haben Sie dazu zu sagen?" Ich hob den Blick und stellte mich aufrecht hin. "Werte Regentin, es ist korrekt, dass der Anführer der Men…, Dämonen flüchten konnte. Er hat einem unserer jungen, noch unerfahrenen Krieger eine Falle gestellt. Er wurde in eine Seitenstraße gelockt, in der eine

größere Gruppe des Dämonenrudels wartete. Sie schlugen auf ihn ein und…" Regentin Devonport unterbrach mich. "Was soll das heißen, "in eine Falle gelockt"? Die AOW ist unsere Beschützer- und Säuberungseinheit! Krieger und Kämpfer und ihr habt euch von Dämonen in eine Falle locken lassen?" Iron hatte nicht untertrieben, sie schäumte vor Wut. "Regentin Devonport, lasst mich bitte erklären", setzte ich erneut an, doch sie wandte ihre Aufmerksamkeit Minister Abbot, dem Leiter der AOW, zu. "Abbot, was ist in ihrer Einheit los? Seit wann

schicken Sie Kinder auf die Straße?" Minister Ben Abbot war großgewachsen und trug stets seinen Kampfanzug aus schwarzem Leder, mit Schulterkappen aus Graphen und graphenverstärkten Handschuhen und Stiefeln. Sein dunkelbraunes Haar trug er kurz, ebenso wie seinen Bart. "Regentin Devenport, seien Sie versichert, dass wir keine Kinder auf die Straßen schicken. Teil der Ausbildung der Krieger ist es, mit erfahreneren Kriegern Patrouille zu laufen. Der junge Brave Adams war gestern der Gruppe von Miss Monroe, Miss Flannigan und

Lambert Moon zugeteilt. Die Gruppe bewegte sich im Norden von Resurrection um Streife zu laufen. Die meisten Meldungen erhielten wir zuletzt aus dieser Gegend, es waren aber harmlose Übergriffe. Mr. Adams meldete Mr. Moon, dass er Geräusche aus einer Gasse gehört hätte. Mr. Moon bat Mr. Adams zu warten und zu beschreiben, welche Art von Geräusche er vernommen zu haben glaubte. Mr. Moon berichtete weiter, dass Mr. Adams den Kopf schüttelte, dann jedoch sagte, er höre nichts mehr, sodass die Gruppe weitergehen könnte." Ich hörte Bens Erzählung angespannt zu

und wartete brennend darauf zu hören, wie Lam ihm die Geschehnisse verkauft hat. "Die Gruppe ging weiter und als Mr. Moon sich das nächste Mal umdrehte, war Mr. Adams verschwunden. Mr. Moon erzählte Miss Flannigan und Miss Monroe von Mr. Adam's seltsamen Verhalten und gemeinsam wurde beschlossen, zuerst in der Gasse nachzusehen. Da diese Ecke von Resurrection bekanntlich die häufigste Dämonentätigkeit aufwies, verzichteten die anderen auf laute Rufe. Kurz vor der Gasse hörten sie Mr. Adams Schreie und rannten in dessen Richtung. Am Ende der

Gasse angekommen, sahen sie Mr. Adams auf dem Boden liegen, blutend, mit unnatürlichen Verrenkungen, außerdem wirkte er leblos." Iron's Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde in meine Richtung, da Cassia mich jedoch weiterhin mit Blicken durchbohrte, vermied ich es, Iron's Blick zu erwidern. "Fahren Sie fort Minister Abbot!", forderte Regentin Devonport Ben auf. Ben Abbott holte Luft und erzählte weiter: "Mr. Moon und Miss Flannigan wollten die Gasse verlassen um ein wenig Abseits einen Transport und

Verstärkung für Mr. Adams anzufordern, Miss Monroe war dagegen, da sie einen Hinterhalt vermutete und Mr. Adams nicht allein zurücklassen wollte. Gestern Nacht war Mr. Moon der Befehlshabende und forderte Verstärkung an und ordnete den Rückzug an. Miss Monroe weigerte sich und wollte sich seinem Befehl widersetzen." So langsam kam die Wut wieder zurück, dieses Mal hingegen auf Lambert. Wäre ich nicht gewesen, hätten die beiden Feiglinge Brave zurückgelassen und wären getürmt. Mir hat er sein Leben zu verdanken, verdammt.

Ben fuhr fort: "Miss Monroe weigerte sich zu gehen und blieb stur. Sie zettelte eine Diskussion an. Keiner von ihnen bemerkte, dass aus einer im Schatten liegenden Tür Dämonen zu ihnen getreten waren. Es handelte sich um eine größere Gruppe, sie waren bewaffnet. Miss Flannigan wurde nach kurzem Gefecht gefesselt, Mr. Moon kämpfte mit mehreren Angreifern und Miss Monroe verließ die Gruppe, um eine einzelne Person zu verfolgen. Sie hat sowohl den schwerverletzten Brave Adams, die gefesselte May Flannigan als auch Lambert Moon, der sich allein gegen die

Gruppe verteidigen musste, zurückgelassen. Glücklicherweise gelang es Miss Flannigan das Notsignal zu aktivieren und einen Lichtstrahl abzusondern, so dass die Zentrale die Verstärkung losschicken konnte. Miss Monroe hat mehr als fahrlässig gehandelt", beendete Ben seine Wiedergabe. Ich hörte ein leises Murmeln im Raum und spürte die Augenpaare, die auf mich gerichtet waren. Rain Monroe, die Verräterin. Genauso verdorben wie der Rest der Familie. Ts, als würde ich alle diese Beleidigungen und Tuscheleien nicht schon zur Genüge kennen. Ich

straffte meine Schultern und sah abwechselnd von Abbott zu Cassia Devonport "So war es nicht", sagte ich schlicht. Ich konnte zusehen, wie sich Regentin Devonport's Mundwinkel weiter nach unten zogen und wappnete mich innerlich gegen den Sturm. "Wie war es denn Miss Monroe? Hätten Sie die Güte uns aufzuklären?", fragte Cassia mich mit sarkastischem Unterton. Ich musste mir mein selbstgegebenes Versprechen in Erinnerung rufen, dass ich mich benehmen würde und

antwortete: "Es ist korrekt, dass ich die anderen verlassen habe. Als ich mich aufmachte um die einzelne Person zu verfolgen, waren es lediglich nur drei Angreifer, mit denen Lambert jederzeit allein fertig geworden wäre. Ich erkannte den Flüchtigen. Es war der Anführer der Dämonen, Tyler Born. Ich bin ihm hinterher, da ich die Chance erkannte, ihn schnappen zu können. Born kletterte über den Zaun und lief weg. Ich kletterte hinterher und rannte ihm nach. Ich erwischte ihn, brachte ihn zu Fall, doch er war verdammt gut. Born verpasste mir eine, traf mein Ohr, so dass ich das Gleichgewicht verlor und stürzte. Ich beschwor eine Illusion herauf, der kurze

Moment reichte aus, mich genug abzulenken, dass ich die zweite Angreiferin nicht kommen sah. Sie war sehr geübt im Umgang mit dem Stab. Ich rappelte mich auf, kämpfte mit ihr, musste jedoch einiges einstecken." Bewusst provokant erhob ich meinen Kopf, damit Cassia mein Gesicht und meinen Hals sehen konnte, die feine Narbe an meinem Ohr konnte sie lediglich noch vermuten. "Sie erwischte mich noch einmal mit dem Stab, ich fiel gegen die Hauswand und schlug mir den Kopf an. Danach war alles verschwommen und ich merkte, dass meine Beine nachgaben. Ich sah

schemenhaft, dass die Angreiferin auf mich zukam, im Hintergrund noch eine Person stand. Ich saß mittlerweile an die Hauswand gelehnt und kämpfte gegen die Ohnmacht an. Die Angreiferin war schwarz gekleidet und ging vor mir in die Hocke, durch die Kapuze konnte ich ihr Gesicht nicht sehen. Ich forderte sie auf mich zu töten, doch sie lachte nur und sagte, das würde sie nicht tun, man hätte größere Pläne für mich. Tyler schien auf sie gewartet zu haben, denn er rief ihr zu, sie soll abhauen. Dann wurde um mich herum alles dunkel und ich erst wieder wach, als wir zurück in der Zentrale waren."

Ich blickte Regentin Devonport direkt in die Augen und versuchte zu erkennen, was sie dachte. Sie schürzte die Lippen unmerklich und schaute abwechselnd von mir zu den anwesenden Ministern. Langsam wurde ich nervös, was Iron ebenfalls bemerkte, denn er berührte für den Bruchteil einer Sekunde meine Hand, um mir zu signalisieren, dass er immer noch da war, mich nicht allein lassen würde. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sowohl Nicken als auch Kopfschütteln erkennen. "Miss Monroe, Sie haben zweifelsohne

Befehlsverweigerung betrieben," Setzte Regentin Devonport an, "damit Sie einen Eindruck davon erhalten, wie, nun ja, mühselig die Arbeit mit Leuten wie Ihnen ist, schlage ich vor, dass Sie für 1 Jahr Mentorin eines Anfängers werden." Cassia Devonport sah mir direkt ins Gesicht, eine Augenbraue herausfordernd hochgezogen und mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht. Nur mühsam konnte ich mich beherrschen. Das Mentorenprogramm? Unmöglich… Die Anwärter die im Mentorenprogramm steckten hatten mit der eigentlichen praktischen Ausbildung noch gar nicht wirklich begonnen, so dass sie einem

wirklich den allerletzten Nerv rauben konnten. Elfen wie Iron, die geduldig und besonnen waren, eigneten sich hierfür bestens, und keinesfalls Elfen wie ich. Temperamentvoll, launisch und ungeduldig. Eine viel größere Herausforderung sah ich jedoch in dem Umstand, dass mir etwas ganz entscheidendes fehlte, Mitgefühl. Ich war immer schon anders als die anderen, einen Hauch zu rebellisch und zu eigenständig. Ich liebte meine Familie, brauchte sie aber nicht zum überleben. Als Tochter der Monroe-Familie war mein Weg vorherbestimmt, es war zu jeder Zeit klar, dass ich der AOW beitreten würde, dementsprechend

erfuhren ich und einige andere Abkömmlinge der alten Elfenfamilien eine besondere Ausbildung. Im Alter von 14 Jahren nahm man uns die Emotion. Wir konnten lachen und lieben, jedoch in abgeschwächter Form, dafür konnten wir umso mehr hassen und gnadenlos sein. Aus diesem Grund war Iron als Ausbilder und Mentor so wichtig für mich, er lehrte mich mit meinen negativen Gefühlen Gutes zu erschaffen, zaubern konnte er allerdings auch nicht. Mitleid ist mir daher fremd, ebenso Mitgefühl. Im Austausch zu unseren Emotionen erhielten wir das Feuer in unseren Augen und ein tief verwurzeltes Verlangen nach

Gerechtigkeit. "Stimmen wir hierüber ab, werte Minister! Wer ist dafür, dass Miss Monroe einen Mentorenposten übernehmen soll, um sich darüber im Klaren zu werden, wie wichtig Gehorsamkeit und Fügsamkeit für einen Krieger unserer AOW ist?", stellte Cassia zur Abstimmung. Ich drehte mich vorsichtig um, und sah genau das, was ich bereits befürchtet habe. Eine Mehrzahl der Hände ging nach oben, was diejenigen, die sich gar nicht erst gemeldet hatten für mich

vorgesehen hätten, wollte ich lieber gar nicht erst wissen. "Somit ist es beschlossen. Mentorenprogramm für ein Jahr und Miss Monroe, seien Sie vorsichtig. Beim nächsten Fehltritt wird die Strafe anders aussehen.", drohte mir Devonport und der Blick mit dem sie mich bedachte ließ keinen Zweifel daran, dass dies sicher kein gut gemeinter Ratschlag war. Ich atmete stoßweise und presste meine Fingernägel in die Handflächen, um mich zu beherrschen. Iron neben mir sah mich an, ich erwiderte seinen Blick und er bedeutete mir, mich für das milde Urteil

zu bedanken. Er erwartete, dass ich dankbar dafür sein sollte, mich mit Anfängern rumzuschlagen. Mein Blick wanderte zu Ben Abbott, der mich gelassen ansah, jedoch ebenfalls auf eine Reaktion von mir wartete. "Regentin Devonport, werte Minister, ich bedanke mich für dieses milde Urteil. Ich werde versuchen, keinem der Anfänger den nutzlosen Kopf von seinem Körper zu reißen und mich selbstverständlich hingebungsvoll um unsere Zukunft kümmern." Cassia lief rot an vor Zorn "Raus Monroe, sofort!"

Ich machte gehorsam einen Knicks und wurde aus der Anhörung entlassen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ den Saal. Ich erwartete Iron oder Ben hinter mir zu hören, aber es war alles still, so dass ich mich noch einmal umdrehte. Kurz bevor die Tür sich automatisch schloss, konnte ich sehen, dass Iron noch immer an der gleichen Stelle stand, nur das dieses Mal Ben Abbott neben ihm stand. Das letzte was ich hören konnte waren Wortfetzen "verantwortlich…, das letzte Mal…, wie ihre Schwester…, Resurrection". Dann schloss sich die Tür und ich blieb allein

auf dem Flur zurück. Wer ist wofür verantwortlich, was hat meine Schwester mit alldem zu tun und was ist mit Resurrection?

kapitel 3

Ich starrte zwischen Blätter hindurch in den Himmel, hoch oben zwischen den Ästen des großen Elfenbaumes. Der Wind wehte leicht und ließ die langen Blätter rascheln. Ich spürte die Sonne auf meinem Gesicht während ich versuchte, ruhig ein- und auszuatmen, mich dem Puls des Baumes anzupassen. Als Elfe bin ich sehr naturverbunden, eine Eigenschaft, die sich im Laufe unseres Daseins zwar abgeschwächt hat aber noch immer sehr präsent ist. Mir gingen unglaublich viele Gedanken durch den Kopf während ich auf der Plattform lag. Die Verhandlung, der Angriff, die

Wortfetzen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und was noch schlimmer war, ich hatte gelogen. Die Angreiferin, die bei Tyler Born war, war mir nicht fremd. Ich erkannte sie sofort, spürte, dass sie es war, noch bevor ich ihr Gesicht sehen konnte. Sie griff mich an, dass zumindest war die Wahrheit, sie schlug mich jedoch nicht nieder, würde sie nie tun. Die vergangene Nacht kam mir erneut in Erinnerung und ich schloss die Augen, um mich auf die Details zu konzentrieren. Im Geist spielte ich die Geschehnisse noch einmal durch, sah mich selbst über den Zaun klettern, Tyler Born hinterherjagen. Sie stand vor mir, hatte ungefähr meine Größe und Figur,

war geschmeidig in ihren Bewegungen. Die Übung zahlte sich aus, ich hatte sie noch nie besser im Umgang mit dem Stab erlebt. Meine Gedanken wurden durch ein lauteres rascheln unterbrochen, ich stützte mich auf meine Ellenbogen wartete darauf, dass Iron die Strickleiter heraufkletterte. Niemand außer ihm und mir wusste von diesem Platz, daher war ich nicht überrauscht, als sein Kopf auftauchte. "Hey.", sagte er und zog sich zu mir auf die Plattform. Iron setzte sich mir gegenüber und streckte seine langen

Beine aus. Andächtig wanderte sein Blick in der Baumkrone umher während die Sonnenstrahlen die vereinzelt durch die Blätter drangen sein Gesicht sprenkelten, eine perfekte Symbiose aus Licht und Schatten, wie alles im Leben. "Was gibt's?", fragte ich ihn, schroffer als beabsichtigt. Iron sah mich an, das grau seiner Augen leuchtete. "Hab mich gefragt wo du steckst. Du warst so schnell verschwunden nach der Verhandlung." Er musterte mich fragend. Ich lächelte "Tja, du scheinst ja noch

beschäftigt gewesen zu sein und ich wusste nicht, wie lange das Geheimtreffen noch dauert." Iron blieb unbeeindruckt von meiner Art. Wir kannten uns zu lange und waren zu eng miteinander verbunden, als dass er nicht genau wüsste, was in mir vorging. "Cassia machte nur noch einmal deutlich, dass wir ein Auge auf dich haben sollen. Ben als Minister der AOW und ich als Leiter der Ausbildung und des Mentorenprogrammes sind momentan deine Vorgesetzten Rain, find' dich damit ab." Sagte er schlicht.

"Und weiter?", fragte ich ihn. Er lachte, "Weiter? Nichts weiter. Was willst du von mir hören Rain?" Tja, was wollte ich eigentlich von ihm hören? Jedes schlechte Wort, das im Nachgang über mich verbreitet wurde? Jede Lüge über meine Schwester? Ich wusste es nicht. Also begann ich mit dem einfachsten. "Wie kam Cassia auf diese Art der Bestrafung? Es sieht ihr nicht ähnlich eine so milde Sanktionsmaßnahme zu wählen, vor allem nicht bei mir."

Iron sah kurz zur Seite bevor er mich ansah. Aha, ertappt. Dieser eine kurze Blick konnte ganz klar als Schuldeingeständnis gezählt werden. "Es ist nicht so wie du denkst…", fing er an, doch ich fiel ihm ins Wort, "Nein, ist es ja nie." Iron sah mir direkt in die Augen und sein Mundwinkel zuckte. "Ok, was denkst du?", forderte er mich auf. "Hm, lass mich überlegen, ich denke, dass die Bestrafung deine Idee war."

Iron nickte kurz, schüttelte dann, direkt danach, den Kopf. Er streckte sich zu voller Länge auf der Plattform aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ben und Lambert kamen heute Morgen persönlich zu mir und haben mir von letzter Nacht erzählt. Lam wollte dich nicht reinreißen, nachdem May jedoch zu Devonport gelaufen ist wie eine Babyelfe, hatten beide keine andere Wahl. Lambert war sauer auf dich, hätte dich aber nicht verpfiffen. Er ging zu Ben, erzählte ihm was los war. Du kennst Abbott, er ist einer der Guten, hätte dich

gedeckt. Ben wusste, dass dies ein gefundenes Fressen für Cassia sein würde, um dich endlich loszuwerden, also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Ben kam auf die Idee, dich eine Weile aus ihrem Fokus zu holen und parallel deine Fähigkeiten zu nutzen. Du hast das Zeug zur Mentorin Rain." Ich schnaufte, allein der Gedanke daran, unfähige Anfänger um mich zu haben trieb mich schon fast in den Wahnsinn. "Sieh es als Herausforderung für dich, zu wachsen, geduldiger zu werden und wer weiß, vielleicht erschaffst du ja die nächsten Super-Krieger."

Mit noch immer geschlossenen Augen lächelte Iron. Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. "Ich kann dich lächeln hören.", neckte er mich. Ich setzte mich rittlings auf ihn und hielt seine Arme mit beiden Händen fest am Boden. "Am Arsch Herold! Du bist nur eine Dienstelfe, vergiss das nicht." Entgegnete ich herausfordernd. In einer geschmeidigen Bewegung wechselte er die Position, so dass ich nun diejenige war, die mit dem Rücken auf dem Boden lag.

"Rain, du bist langsam.", Verspottete er mich. "Nur weil ich dir nicht wehtun will.", konterte ich wiederum. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich frei. Iron sah mich an bevor er fragte: "Erzählst du mir jetzt was tatsächlich letzte Nacht los war?" Wir kannten uns eindeutig zu gut, denn er hatte meine Geschichte sofort durchschaut. "Iron Herald, zweifelst du etwa an mir?", fragte ich mit gespielter Theatralik.

Ohne eine Antwort abzuwarten setzte ich mich auf und winkelte die Knie an. "Ich glaube ich habe sie gesehen. Ihr Stil kam mir zumindest bekannt vor und es fühlte sich vertraut an." Niemandem sonst hätte ich davon erzählt aber bei Iron waren meine Gedanken sicher. "Bist du sicher, dass sie es gewesen ist?" Ich dachte darüber nach und kam zu keiner Antwort. War ich mir wirklich sicher oder wollte ich sie einfach nur gesehen

haben? "Nein, ich bin mir nicht sicher. Es ist mehr so ein Gefühl. Ich weiß auch nicht…" Iron rieb sich das Kinn und dann "Zeig es mir, Rain." Ich kann meine Illusionsfähigkeit auf verschiedene Weise einsetzen. Die Möglichkeit, andere an meinen Erinnerungen teilhaben zu lassen, behalte ich jedoch gern für mich, da die andere Person, zusammen mit den Bildern, auch meine Emotionen übertragen bekommt. Es würde mich anderen gegenüber verletzlich machen und das kann ich nicht gebrauchen. Ich

atmete tief durch, rutschte näher an Iron heran und legte meine Hand auf sein Herz. "Bereit?", fragte ich ihn. Er legte seine Hand auf meine und nickte. Ich zeigte ihm die Bilder aus letzter Nacht, den Angriff auf Brave, den Zaun, Lambert, Tyler Born und die Angreiferin. Ich konnte sein Herz schlagen hören, als er sie sah und wusste, dass ich nicht verrückt war, er fühlte das gleiche. "Was sagst du?" Fragte ich Iron ungeduldig. Er atmete ruhig und kontrolliert ein und aus, sah mich und sagte genau das, was ich vermutete habe, "Sie ist es."

kapitel 4

Tyler Born schritt durch den Raum, begleitet von vielen auf ihn gerichteten Augenpaaren. Die in der Luft liegende Anspannung war förmlich greifbar. "Was machen wir als nächstes?", fragte Daniel Michaels, Tyler's rechte Hand und sein treuester Freund. Tyler blieb stehen rieb sich zuerst über die Augen und raufte sich dann die Haare. "Ich habe keine Ahnung.", gestand er sich und der Gruppe ein. Tyler war ein Mensch, in einer Welt voll

Mischwesen und Elfen, gezwungen ein Leben in Dunkelheit und Verbannung zu führen. Er sah sich in dem dunklen, stickigen Raum um, sah seine Kameraden, Freunde, Familie. Sie alle teilten das gleiche Schicksal, waren dazu gezwungen sich im Verborgenen zu halten. Seit die Menschen vor rund 200 Jahren das Nachsehen hatten, lebten sie wie die Tiere. Tyler's Familie und ebenso der von Dan, gelang es während der großen Schlacht zu fliehen und unterzutauchen. Sie lebten in alten Luftschutzbunkern, Tunneln und Höhlen. Vielen gelang es nicht, mit dieser Art Leben zu Recht zu kommen und sie verließen die Sicherheit ihrer Verstecke.

Einige schafften es, andere nicht. Die große Schlacht war kein Krieg der Elfen, sie waren lediglich die Nutznießer dieser Aktion. Jegliche Form von Leben hatte sich vor 200 Jahren zusammengeschlossen, um die Erde zu säubern. Dabei wurde keine Rücksicht genommen, nicht gefragt, ob die Menschen die man tötete, es auch verdient hatten. Seine Großeltern erzählten viel über die alte Zeit, über ihre Jobs, Freunde und ihr Zuhause. Tyler hatte diese Welt nicht kennengelernt, doch sie klang friedlich für ihn. Seine Familie lebte außerhalb auf dem Land und betrieb seit Generationen eine Pferdezucht. Viele

ihrer Fohlen wurden am Ende Preisträger auf Turnieren und sicherten seinen Urgroßeltern und ihrer Familie den Lebensunterhalt. Sie waren gute Menschen, die einer ehrlichen Arbeit nachgingen. Die Anführer aller Welten sahen nur das Schlechte an und in den Menschen, ignorierten jedoch die Guten. "Sie sind nicht schlecht Tyler, sie wissen es nur nicht besser." Sagten seine Großeltern oft zu ihm. Wie gesagt, sie waren gute Menschen. Tylers Eltern wuchsen unter diesen Umständen auf, kannten kein anderes Leben und nahmen jeden Tag als Geschenk. Die kleine Gemeinde, wenn man es so nennen wollte, wuchs rasch von ursprünglich 20

Menschen auf mittlerweile 500 Menschen an. Sie waren anpassungsfähig und konnten sowohl lautlos als auch unsichtbar sein wenn es darauf ankam. Tyler hatte den Elfenarmeen einiges voraus, er kannte die Gegend. Im Laufe der Jahre wurden unzählige Gebäude abgerissen neue errichtet oder durch Elfenbäume ersetzt, wie zu jeder Zeit gab es jedoch auch in der heutigen noch Verstecke, unterirdische Systeme, die viel Raum zum Leben boten. Die Bedingungen für die Menschen hätten wahrlich besser sein können, doch sie machten das Beste daraus, froh am Leben zu sein. Tyler erinnerte sich an seine Kindheit, daran, dass einige Freunde von

ihm an die Oberfläche geflüchtet waren. Einer von ihnen, Ross, wurde von Menschensympathisanten aufgenommen. Als Kind hatte er beste Chancen, durch das Raster zu fallen und als Mischwesen durchzugehen. Nach seiner "Überführung" in die neue Welt, wie er es nannte, kam er noch ein paar Mal vorbei und erzählte von seinem neuen Leben, den Elfen und Mischwesen. Wesley, der Anführer der Menschen, sprach ein Verbot für weitere Besuche aus. Das Risiko entdeckt zu werden, war zu groß. Tyler hat Ross danach nie wieder gesehen. Seine Generation wurde zunehmend unzufriedener mit der Situation, wollte mehr vom Leben.

Zuerst waren es nur Tyler und Dan, doch nach und nach schlossen sich immer mehr ihrer Bewegung an. Ihre Gruppe wurde stärker. Tyler war das Gesicht der Bewegung, seine Ernennung zum Anführer reine Formsache. Die ältere Generation lehnte die Bewegung ab, wollte nicht auffallen und einfach in der Sicherheit des Untergrundes leben. "Es war gestern wirklich knapp. Wir müssen vorsichtiger sein.", gab Dan zu bedenken. Tyler nickte, denn Dan hatte absolut Recht. "Was schlägst du vor?", fragte Tyler. Daniel dachte kurz nach, erhob sich von

seinem Stuhl und antwortete an alle gerichtet "Wir haben neue Territorien erschlossen, Resurrection gehört quasi uns, der Großteil dieses Bereiches ist verlassen, lediglich in den Randgebieten leben noch ein paar Mischwesen. Wir sollten uns diesen Vorteil zu Nutze machen. Von hier aus, können wir weitere Gebiete einnehmen, die Elfen verdrängen und Victorious zurückerobern. Haben wir die Hauptstadt, ist der Rest nur noch ein Kinderspiel. Wir müssen uns mit den anderen zusammenschließen. Victorius besteht aus 8 Gebieten, wir wissen, dass sowohl Radiance als auch Charm

überwiegend von Mischwesen bewohnt werden. Dort leben die Verschonten und ihre spitzohrigen Haustiere. Mystical und Eden sind Menschenviertel. Es sollte ein Leichtes sein, diese Gebiete zuerst einzunehmen. Ich weiß von Crow, dass unter den Verschonten viele von uns leben, Flüchtlinge. Charity und Rebirth sollten so ziemlich zuletzt an der Reihe sein, die Elfenpopulation ist dort, nach Wingtown, am höchsten. Crow macht ihren Job als Späherin hervorragend. Sie ist wahnsinnig anpassungsfähig und fällt kaum auf." Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. Chrstine Orwell, oder auch Crow, war der Inbegriff der "klassischen Elfe". Sie war groß und

anmutig. Ihr silberblondes Haar fiel ihr glatt bis zum Hintern über den Rücken. Crow litt unter leichten Segelohren, die sie unter ihrem Haar zu verstecken versuchte, dadurch jedoch den Effekt erzielte, als wären ihre Ohren leicht spitz. Ein deutlicher Vorteil. Sie hatte das Gesicht eines kleinen Mädchens, große braune Kulleraugen und ein niedlicher kleiner Mund. Crow bewegte sich stets elegant und ruhig. Niemand würde vermuten, dass es sich bei der schönen 18 Jährigen um einen Menschen handeln könnte. "Vielen Dank, ich bin stets bemüht." Kam die freche Antwort der strahlenden

Crow aus einer Ecke. Daniel lächelte zurück, und Crow zwinkerte ihm zu. "Christine, was hast du herausgefunden?", fragte Tyler sie. Crow schwang sich von dem Container auf dem sie saß und ging zu Tyler und Dan, drehte sich der Gruppe zu und berichtete. "Ich habe in Mystical verschiedene Familien getroffen, Menschen und ein paar Mischwesen. Sie erzählten mir, dass die Mischwesen sich zunehmend unterdrückter fühlen. Die Menschen wollen bessere Jobs und ein freieres Leben. Also perfekte Grundlagen für

unseren Plan. Ich denke ich kann sie überzeugen sich uns anzuschließen. Eden wird kein Problem. Andy, der Anführer der Bewegung in Eden, will euch treffen." Tyler nickte anerkennend, ebenso die restlichen Mitglieder im Raum. "Wie viele Anhänger hat er?" fragte Dan. Crow spitzte die Lippen, dachte nach bevor sie antwortete "Um die 30, schätze ich." So langsam nahm der Plan Gestalt an und die Aussicht, weitere 30 Gleichgesinnte an ihrer Seite zu wissen, beflügelte alle. "Das ist großartig!" oder "Wow." waren zu vernehmen.

"Okay, also mit uns sind wir jetzt bei 100. Was denkst du kommt aus Mystical?" fragte Tyler weiter. Crow schüttelte den Kopf "Keine Ahnung. Noch kann ich es nicht abschätzen. Bisher konnte ich auch noch keinen Anführer oder ähnliches ausfindig machen. Ich weiß nicht, ob aus der Grundstimmung bereits mehr geworden ist. Gebt mir noch ein paar Tage Zeit und ich sehe, was ich rausbekommen kann." Bat Crow. Dan und Tyler stimmten zu. "Gibt es sonst noch etwas, Ideen,

Vorschläge?" wandte sich Tyler an die Runde. Niemand meldete sich. "Gut, dann schlage ich vor, dass ihr euch in Gruppen aufteilt und weiter auskundschaftet. Wir müssen wissen, wie oft die Elfen durch Resurrection schleichen, zusehen, ob wir weitere Anhänger finden können. Crow, bitte nimm ein paar mehr mit nach Mystical. Ich denke du kannst Unterstützung gut gebrauchen.", sagte Tyler. Crow nickte "Wird gemacht." und verschwand. Die Versammlung löste sich langsam auf, zurück blieben nur Dan und Tyler, die es sich gerade auf den Containern und Kisten gemütlich machten.

"Was denkst du?", fragte Dan. "100. Ich weiß nicht, wann wir je genug zusammen bekommen, um einen Angriff zu wagen. Immer wenn wir kurz davor sind, kommen die Elfen, laufen ihre Runde und ein Teil der Anhänger bekommt es mit der Angst zu tun. Dan, 100, das ist zwar großartig aber einfach zu wenig, verstehst du? So sitzen wir noch die nächsten 50 Jahre hier unten fest." Tyler rieb sich müde die Augen. "Ich weiß. Der Vorfall gestern war nicht

unbedingt förderlich. Du weißt ja, es spricht sich schnell herum.", entgegnete Dan. Tyler gab ein kleines Schnauben von sich. "Sie hätte mich fast erwischt. Ohne Cloud, wäre ich jetzt sicher weg vom Fenster." Daniel lachte, "Du und weg vom Fenster? Sieh dich doch Mal um, welches Fenster?" Daniel hatte völlig Recht und so fiel Tyler in sein Lachen ein. "Hat sie sie erkannt?", wollte Dan wissen. Tyler legte den Kopf schief. "Meinst du Cloud Rain oder Rain

Cloud?" Daniel grinste und kratzte sich spielerisch am Kopf "Beide?" Tyler antwortete "Sie hat sich zwar nichts anmerken lassen aber ich denke schon. Sie dürfte überrascht gewesen sein, ungefähr so wie wir als sie mit Mal in unserem Versteck stand." Beide schwelgten in der Erinnerung und schüttelten lachend den Kopf. "Wer hätte gedacht, dass wir Mal eine Elfe auf unserer Seite haben werden? Lass uns gehen, mir knurrt der Magen.", schlug Dan vor.

Kapitel 5

Unbewusst nahm ich das Hämmern wahr. Was war das? Ich drehte mich um und drückte mir das Kissen auf die Ohren. Klopf, klopf, klopf Langsam öffnete ich ein Auge. Es war noch dunkel. Das Klopfen wurde lauter und mein Verstand mühselig wach. Heute ist mein erster Tag im Mentorenprogramm, schoss mir durch den Kopf. Mentorenprogramm? Verdammt. Hektisch setzte ich mich auf und starrte auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. 4:30 Uhr. Verschlafen habe ich nicht, aber wer? "Rain, machst du jetzt endlich auf?",

hörte ich Iron's genervte Stimme durch die Tür. Ich trottete in meinen Schlafsachen zur Tür und öffnete ihm. "Was willst du mitten in der Nacht hier?" Statt zu antworten schob Iron mich zurück in meine Wohnung und schloss die Tür. "Lavendeltee?", fragte ich kurz angebunden und ohne Iron anzusehen. So langsam dämmerte mir, was er wollte. "Warum bist du noch nicht fertig?", fragte er mich ungeduldig. Ohne mich umzudrehen programmierte ich den Lavendelkocher, gähnte ausgiebig und drückte auf Start. Die vertrauten Geräusche umgaben mich und der Duft

frisch zerkleinerten Lavendels stieg mir in die Nase. Ich atmete tief ein, bevor ich mich mit verschränkten Armen umdrehte. "Weil es mitten in der Nacht ist?", fragte ich zurück. Iron schüttelte seinen Kopf, und legte den Rucksack, den er in der Hand hielt, auf dem Küchentresen ab, "Rain, du weißt ganz genau, dass die Mentoren jeden Morgen um 5 Uhr zusammen trainieren. Da du jetzt dazugehörst, gelten diese Regeln auch für dich.", gab er mit zuckersüßer Stimme zurück.

Ich funkelte ihn düster an, "Ich hasse dich." Auf dem Weg ins Bad drehte ich mich noch einmal um, "Bedien' dich einfach so lange ich unter der Dusche bin" und verschwand. Um seine Geduld nicht gänzlich zu strapazieren, beeilte ich mich, putzte meine Zähne, duschte und bürstete meine Haare, bevor ich mit dem Handtuch um den Körper gewickelt, über den Flur in mein Schlafzimmer huschte. "Was zieht man denn an?", rief ich Iron in der Küche zu.

Mit dem Rucksack in der Hand kam er in mein Schlafzimmer, zeigte mit den Händen von seinen Schuhen bis zu seinen Schultern und fragte: "Was denkst du wohl?" War ja klar, die offizielle Trainerkleidung. Ich hasste jede Form von Zwang und Unterwerfung. Angepasst sein fiel mir schwer und wenn ich mich schon an Regeln halten musste, dann doch wenigstens zu meinen Bedingungen. "Äh, nein danke. Für mich keine Gruppenbekleidung." zwinkerte ich ihm zu, während ich eine lockere Jeans und

ein enges schwarzes Shirt aus dem Schrank holte. Iron kramte in dem Rucksack umher und beförderte meine neue "Dienstkleidung" ans Tageslicht. "Aber Rain, du musst…" Ich drehte mich zu ihm, ging auf ihn zu, legte ihm meinen Zeigefinger auf den Mund und sagte "Herald, einen Scheiß muss ich und jetzt raus mit dir, sonst kommen wir hier nie los." Fast pünktlich, um kurz nach 5 Uhr Morgens, erreichten wir den Trainingsplatz. Es handelte sich um ein ziemlich großes Areal, mit allerlei

Trainingsmöglichkeiten, wie Bogenschießen, einem Schwertkampfbereich, dem Schießstand, verschiedenen Parcours und Geräten. Die anderen Trainer, 12 an der Zahl, warteten schon auf uns. "Wow, guten Morgen Rain. Du überraschst mich, ich hätte nicht gedacht, dass du es tatsächlich durchziehst.", begrüßte mich Ben Abbott, der trotz seines Ministerpostens, so gut wie kein Training mit den Mentoren und Ausbildern ausließ. "Ach Ben, du weißt doch, Sport mitten in der Nacht ist voll mein Ding.",

antwortete ich und grinste ihn an. Er zwinkerte mir zu und begrüßte die mit uns nun vollständige Gruppe "Guten Morgen zusammen, schön, dass wir alle vollzählig sind. Ich möchte euch nicht langweilen, daher halte ich mein Update kurz. Regentin Devonport hat angeordnet, dass die nächtlichen Patrouillen verstärkt werden sollen, aus diesem Grund, sollte das Training in der nächsten Zeit mehr auf Zweikampf und Taktiken im Außeneinsatz ausgelegt sein. Wie sich außerdem schon rumgesprochen haben dürfte, wird uns Rainbow Monroe ab heute bei der Ausbildung unterstützen und sich im Mentorenprogramm engagieren. Bitte steht ihr mit Rat und

Tat zur Seite. So und jetzt ab mit euch!" Ich konnte mir ein schnaufen nicht verkneifen, erst recht nicht, als ich die hochgezogenen Augenbrauen und unterdrückten Grinsen meiner Kollegen sah. Niemand in ganz Wingtown, wenn nicht sogar in ganz Victorious konnte sich mich als Mentorin vorstellen. Ich wusste nicht, ob ich dankbar dafür sein sollte oder ob mein Stolz sich melden sollte, bei so wenig Vertrauen in mich. Die Beantwortung der Frage musste ich jedoch erst einmal hintenanstellen, da das Training nun tatsächlich startete. Da ich für gewöhnlich noch schlief wenn

sich die Trainer die Köpfe einschlugen, hatte ich keine Ahnung was mich erwartete. Ich sah umher und beobachtete, was die anderen machten. Manche trainierten an den Geräten, andere übten den Zweikampf oder sprangen und kletterten über den Parcours. Mit den Händen in den Hosentaschen stand ich da, unschlüssig was ich als erstes tun sollte. Es war noch dunkel, die Luft kühl und feucht. Die angrenzenden Rasenflächen schimmerten, bedeckt mit nächtlichem Tau. Am Horizont zeichnete sich jedoch langsam der neue Tag in feinen hellen Linien ab. Leider war ich abgelenkt und hörte die Schritte hinter mir zu spät und konnte,

mit den Händen in den Taschen, den Angriff auch nur schlecht abwehren. Ich wurde zu Boden geworfen, musste nach dem Aufprall um Luft ringen. Als ich die Augen öffnete sah ich in fremde grüne Augen. "Was sollte das?", fragte ich gereizt und rappelte mich auf. Während ich mir den Staub von der Hose klopfte, wurde mir eine große Hand freundlich entgegengestreckt. "Collin McKenzie. Freut mich." Ernsthaft? Freut mich? Ich wusste nicht, ob ich Lachen oder ihn schlagen sollte.

Ich entschied mich für böses Starren. Collin schien mein Schweigen unbehaglich zu werden, denn er redete einfach weiter: "Iron Herald hat mich als Trainingspartner für dich ausgewählt. Er meinte und ich zitiere 'Keine Schonung'." Ich sah Collin an, er hatte ein sehr freundliches Aussehen. Kurze blonde Haare, grüne Augen, volle Lippen, die von einer Narbe durchzogen wurden. Meine Neugier war geweckt und ich betrachtete ihn eingehender. Sein Gesicht wurde von vielen Narben geziert, seine linke Augenbraue war sogar gespalten. Scheinbar wurde aus meiner Beobachtung ein Anstarren denn Collin meinte

"Kleine Kriegsverletzungen, nicht der Rede wert." Es war mir unangenehm beim Starren ertappt worden zu sein, also sagte ich: "Tut mir Leid. Ich wollte nicht…" Doch er unterbrach mich, "Schon gut. Man gewöhnt sich daran." Seine ruhige aber selbstsichere Art machte ihn sympathisch. "Ok. Also womit legen wir los?", fragte ich, zum einen um das Thema zu wechseln und zum anderen weil mir Cassia's Warnung, dass dies meine letzte Chance ist, wieder einfiel.

"Schwert?", fragte Collin schlicht. Ich nickte zustimmend und wir gingen nebeneinanderher, vorbei an den bereits voll aktiven anderen Trainern, zum Schwertübungsplatz. "Seit wann bist du dabei?", wollte ich von Collin wissen. "Seit einem Jahr ungefähr. Ich wollte schon immer ins Mentorenprogramm. Mir macht die Ausbildung Spaß und ich sonne mich gern im Erfolg meiner Schützlinge.", antwortete er grinsend. Ich lächelte ohne ihn anzusehen,

bemerkte jedoch, dass er mich von der Seite beobachtete. Die hohe Steinwand ließ wirklich keine Wünsche offen, vom Kurzschwert bis zum Dolch war alles vorhanden. Ich entschied mich für eine Schwertsorte namens "Flyssa", das seine Entstehung im 16. Jahrhundert hat. Es ist ein leichtes, 1,20 Meter langes Schwert mit einer schmalen, leicht nach oben gebogenen Klinge und einem Metallgriff außerdem es lag wunderbar in meiner Hand. Collin griff ebenfalls nach einem Flyssa, begab sich in Position und forderte mich heraus. Er war gut, das musste ich ihm lassen. Mit schnellen

Bewegungen kam er auf mich zu, doch ich hielt dagegen. Duckte mich, drehte mich, attackierte ihn. Wir jagten uns gegenseitig über den Platz, dann zückte ich meine Geheimwaffe, konzentrierte mich und hüllte ihn in eine Illusion ein. Ich schickte ihm Bilder von einem Wald, tiefes sattes grün, Sonnenstrahlen, die durch die Äste brachen. Collin erstarrte mitten in der Bewegung, mit ausgestrecktem Arm, das Schwert in der Hand. Ich beschwor weitere Eindrücke herauf, Gerüche, Geräusche und eine leichte Brise. Ich ging auf ihn zu, hielt mein Schwert direkt vor sein Gesicht und beendete die Illusion. Collin blinzelte kurz und realisierte erst dann, das er

quasi erledigt war. Ich grinste ihn an "Gewonnen, würde ich sagen." Ich ließ mein Schwert sinken und ging noch einen Schritt auf ihn zu. "Wahnsinn, wie hast du das gemacht?", fragte er mich begeistert. Schulterzuckend antwortete ich: "Das ist mein kleines Geheimnis." Er schüttelte ungläubig den Kopf "Nein wirklich, wie hast du das gemacht? Es fühlte sich so real an." Die Reaktionen auf die Illusionen, wenn man sie das erste Mal erlebte, waren immer gleich. Sie waren täuschend echt, was

faszinierend und beängstigend gleichzeitig sein konnte. "Ich konzentriere mich auf das, was ich dich sehen lassen möchte und projiziere diese Gedanken in Bilder, die ich dann in deine Gedanken einspeise. Am besten funktioniert es, wenn ich schon einmal an dem Ort war, weil die Eindrücke dann echter sind.", erklärte ich ihm. Er nickte als Zeichen des Verständnisses und sah mich anerkennend an. Ich denke, ihm wurde jetzt bewusst, dass ich als Trainingspartnerin eine weit größere Herausforderung darstellte, als er ursprünglich angenommen hatte.

"Wie sieht es mit deinen Parcoursfähigkeiten aus?", wollte Collin wissen. Ich lächelte und meinte nur: "Lass es uns doch testen." Gemeinsam gingen wir zum nächsten freien Parcours, der aus verschiedenen Einheiten bestand. Wir mussten auf einen kleinen, ca. 30 Meter hohen, Elfenbaum klettern, von dort aus auf eine nahegelegene Plattform springen, ein Seil herunterklettern, durch ein kurzes Feld mit Wasserfontänen laufen, über einen Maschendrahtzaun klettern, Hindernissen ausweichen, Hürden überspringen und zum Schluss durch eine elektrisch aufgeladene Röhre

kriechen, die einem, wenn man die Decke berührt, einen leichten Stromschlag verpasst. Alles in allem keine allzu große Herausforderung, da ich derartige Bewegungsabläufe dauerhaft in den Außeneinsätzen unter echten Bedingungen durchlebte. "Gentlemans first.", forderte ich Collin auf. "Wie du meinst.", sagte er und stellte sich ungefähr einen Meter vor den Elfenbaum. Ich startete die Stoppuhr und schrie: "Los!". Collin nahm leicht Anlauf und sprang, erreichte den ersten Ast, zog sich daran hoch, dann der nächste und

der nächste Ast. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er katzenhaft auf die Plattform, ließ sich flink am Seil hinabgleiten und sprintete durch das Fontänenfeld. Geschickt wich er den Hindernissen aus und nahm die Hürden mühelos im Lauf. Die Röhre hätte er fast fehlerfrei passiert, kam allerdings kurz vor dem Ausgang mit seinem Hintern gegen den Rand. Ich stoppte die Uhr und rief ihm zu: "2,17, nicht schlecht." Minimal außer Atem kam er zu mir zurück. Er war geübt, zweifelsohne. Er hatte eine sehr sportliche Figur, war muskulös ohne massig zu wirken. Mir war klar, dass er nach dem Schwertkampf

mit dem Flyssa sehr gespannt war, wie ich mich allein im Ring schlagen würde. Ich ging in Position, dann ertönte auch schon sein Ruf: "Angriff." Während ich laut lachen musste, sprang ich bereits auf den Baum, zog mich schwungvoll an den Ästen hoch. Den Sprung zur Plattform meisterte ich mit Leichtigkeit, ließ das Seil allerdings aus, und nahm den direkten Weg von der Plattform zurück zum Boden. Ich sprang einfach, drehte mich ein einem Salto und landete in der Hocke. Die Fontänen ließ ich schnell hinter mir. Der Maschendrahtzaun war beinahe lachhaft, auch hier setzte ich zum Sprung an, krallte mich so hoch wie möglich in den Zaun und schwang mich

darüber. Wieder landete ich in der Hocke, rannte los zur Röhre, holte so viel Schwung wie ging und ließ mich hindurchrutschen. Geschafft. Triumphierend stand ich auf und ging grinsend auf Collin zu. "Und?", fragte ich herausfordern. Collin ließ einen kurzen Pfiff erklingen "Ich bin sprachlos. 1,49. Ich habe noch niemanden diesen Parcours schneller nehmen sehen als dich, Rain. Iron hat nicht übertrieben, als er sagte, du bist eine der besten Kriegerinnen, die er je gesehen hat." Ich konnte schon immer schlecht mit

Komplimenten umgehen, daher ließ ich Collin's Aussage unkommentiert stehen. Meine Gedanken wanderten plötzlich zurück zu der Nacht des Angriffs. Wenn sie jetzt bei den Menschen ist und ihre Fähigkeiten weiter so ausbaut, sollte ich dringend meine Fertigkeiten trainieren, da ich ihre Absichten den Elfen gegenüber nicht kannte. "Collin, was hältst du von einer Runde Stockkampf?", fragte ich ihn. "Klar, warum nicht?" Da ich mich auf dem Gelände noch nicht auskannte, lief Collin los, um die Stöcke zu holen. Nach wenigen Minuten war er

zurück und wir starteten. "Dieses Mal ohne Tricks, ok?" Bat er mich. "Ok." Collin brachte sich in Position und ich stellte mich ihm gegenüber. Wir verneigten uns respektvoll voreinander, dann griff er mich an. Mit dem Stock war ich bei weitem nicht so geübt aber das war schließlich Sinn des ab jetzt täglich stattfindenden Trainings. Collin attackierte mich, das laute Schlagen von Holz auf Holz schallte über den Platz. Ich versuchte ihm auszuweichen, war aber zu langsam, so dass er mich auf dem

Oberschenkel erwischte. Der Schlag fiel weniger hart aus, als bei einem echten Kampf, spüren konnte ich ihnen trotzdem sehr deutlich. Ich holte Schwung, drehte mich und ging dabei in die Hocke. Mein Ziel war es, ihm die Beine wegzuschlagen. Collin parierte allerdings sehr gut und schlug mir den Stock aus der Hand, während ich noch in der Bewegung war. Der Stoß gegen meinen Stock riss mich nach hinten und ich verlor das Gleichgewicht, was mich zu Fall brachte. Ich landete auf meinem Hintern und jaulte kurz auf. Der Sturz hatte meinen Oberkörper leicht gestaucht, so dass sich meine Rippen wieder meldeten.

Collin kam auf mich zu, "Rain, alles in Ordnung?" "Bestens.", presste ich hervor. "Ich habe erwartet, dass du mich auch hierbei schlagen würdest. Wie kommt es, dass du ausgerechnet mit dem Stock üben wolltest?" "Meine Schwester war eine Meisterin mit dem Stock. Wir haben früher oft zusammen trainiert und ich dachte es kann nicht schaden." Zum Glück kannte Collin mich erst seit zwei Stunden, sonst hätte er gehört, dass dies nur die halbe Wahrheit war.

Bevor er weitere Fragen stellen konnte, auf die ich nicht antworten wollte, kam Iron über den Platz auf uns zugelaufen. "Und, wie lief das Training?", erkundigte er sich und sah uns abwechselnd an. Ich zuckte mit den Schultern, "Ganz gut denke ich, was meinst du?", wandte ich mich breit grinsend an Collin. Dieser wuschelte sich durch die Haare und gestand dann "Iron, sie ist wirklich höllisch gut. Wie Rain das mit den Illusionen macht, beeindruckend. Außerdem ist sie schnell und geschickt." Iron nickte zufrieden und zwinkerte mir

zu. "Ich wusste doch, dass ihr euch verstehen würdet." Er sah auf seine Uhr "Ok, denn lassen wir es für heute. Kommt mit, ich will euch eure Schützlinge vorstellen". Wir folgten Iron wortlos. Es fiel mir schwer einzuschätzen, ob Collin wusste, was uns erwarten würde. In der Halle angekommen gesellten wir uns zu den anderen Ausbildern und Mentoren. So weit ich wusste, sollte jeder Anfänger die bestmögliche Ausbildung erhalten. Da nicht alle Elfen über das gleiche Repertoire an Fähigkeiten verfügten, sollten alle Anfänger ein breitgefächertes

Spektrum erhalten, trotz dessen hatte jeder Anfänger für die persönliche Betreuung und die Einarbeitung in die Grundlagen einen festen Mentor. Noch gestattete ich mir die kleine Hoffnung, dass mir die Verantwortung für einen Anfänger erspart blieb, doch ich sollte mich irren. "Was kommt jetzt?", flüsterte ich Iron zu. Er antwortete, ebenfalls flüsternd: "Die Anfänger werden nach Fortschritt eingeteilt und dann den Trainern oder Mentoren zugewiesen." Das hieß warten und hoffen. Nach und nach verließen die Anfänger und Fortgeschrittenen die Halle mit ihren heutigen Trainern, bis lediglich

noch die drei Erstlinge, wir und zwei weitere Mentoren übrig blieben. Mein schlimmster Alptraum wurde wahr. Die drei neuen Schützlinge waren ein junges, exotisch aussehendes Mädchen, mit olivfarbener Haut und mandelförmigen und zwei junge Männer. Der eine von ihnen wirke sehr schüchtern und mir drang sich die Frage auf, wie er es überhaupt bis hierher geschafft hatte. Junge Elfen, die den alten Elfengeschlechtern entstammten hatten automatisch ein Anrecht auf einen Platz in der AOW, auch wenn viele die Sicherheit eines Jobs in den Ministerien vorzogen. Andere Elfen mussten zuvor eine Reihe Tests absolvieren und ihre

Eignung unter Beweis stellen. Dieser schüchterne Junge hatte keine nennenswerten körperlichen Attribute, die ihn auszeichnen könnten. Er war zwar groß, wirkte aber nicht muskulös sondern eher schlaksig, als müsste er erst noch in seinen Körper hereinwachsen. Seine rötlichen Haare waren stark gelockt und umhüllten seinen Kopf. Der dritte Neuling war anders. Er war einen guten Kopf kleiner als ich, ebenfalls nicht offensichtlich trainiert, hatte allerdings einen Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Ich musterte ihn eindringlich, er wirkte nicht wie eine Elfe auf mich.

"Iron, wer ist das, der rechte?", versuchte ich in Erfahrung zu bringen. Iron stand mit verschränkten Armen neben mir, sah nun jedoch ebenfalls zu dem dritten Neuling herüber. Er beugte sich ein wenig in meine Richtung und flüsterte: "Admetus Caine." Bei dem Namen klingelte nichts, das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmte verstärkte sich dadurch noch mehr. Für den Moment beließ ich es dabei. Ben Abbott kam nun zu uns, da wir die letzten Ausbilder waren, um die Schützlinge zuzuweisen. Eine erfahrene Mentorin, Lila irgendwas, wurde der exotischen Elfe zugeteilt und

beide schienen, zumindest für den Moment glücklich mit der Entscheidung zu sein. Somit blieben nur noch Admetus und der schüchterne Junge. Ich sah Collin an, doch seine Miene war unverändert. Scheinbar konnte er mit beiden Auswahlmöglichkeiten leben, ich hingegeben wusste nicht welchen der beiden ich weniger betreuen wollen würde. Ben wies Brian, dem letzten noch verbliebenen Trainer Admetus zu, somit würden Collin und ich uns um dieses unsichere Persönchen kümmern müssen. Ich fühlte mich unbehaglich bei dem Gedanken, was auch nicht vorüberging als Iron mir freundschaftlich die Hand auf die Schulter

legte. "Nimm es nicht so schwer Rain. Es ist nur für ein Jahr.", versuchte er mich aufzumuntern. Ich antwortete nicht und nickte nur als Zeichen des Verständnisses. Ob ich wollte oder nicht, ich konnte es jetzt nicht mehr ändern und musste das Beste daraus machen. Der Junge kam vorsichtig auf uns zu und fragte das Offensichtliche: "Ihr seid meine Mentoren?" "Collin McKenzie und Rain Monroe. Und du bist?", stellte Collin uns freundlich und mit einem offenen Lächeln auf den Lippen vor. Der Junge machte sich

gerade, bemüht sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Wäre es noch möglich gewesen, hätte ich fast Mitgefühl für ihn entwickeln können. "Leander Shield. Freut mich.", erwiderte er. Ich konnte seinen frischen Schweiß riechen, er war sehr nervös. Der Name Shield sagte mir etwas, ich wusste jedoch nicht woher. Ich glaubte mich erinnern zu können, dass ich den Namen bei einem Einsatz in Rebirth schon einmal gehört hatte. Ruhig drehte ich mich zu Iron um. "Klingelt es bei dir auch bei dem Namen?", fragte ich ihn mit

zusammengekniffenen Augenbrauen. Iron überlegte, "Hm, ich bin mir nicht sicher könnte sein. Rain, versuchst du dich eventuell vor deiner Aufgabe zu drücken?" Ich zog einen Schmollmund, drehte mich um und ging. Während des Laufens wandte ich den Kopf und rief Collin und Leander über die Schulter zu: "Kommen die Herrschaften? Wir haben noch viel vor uns."

Titel

Die alte Lagerhalle am Rand von Resurrection war stickig. Die hoch oben liegenden, schmalen Panoramafenster waren schon lange blind, so dass Tageslicht nur gedämmt durch die Scheiben drang. Staub lag in der Luft und kitzelte in der Nase. Der besondere Vorteil an gerade dieser Halle war der, dass sie einen Keller hatte, der wiederum mit einem Tunnelsystem verbunden war. Tyler Born und seine Gefährten machten sich diesen Umstand zu Nutze und trainierten in dieser Halle, verborgen vor den Blicken der Außenwelt. Tyler's rechte Hand, Dan, positionierte sich vor

der Gruppe, die nun aufgereiht in einer Linie vor ihm stand. "Die heutige Einheit soll anders ablaufen als sonst.", sprach Daniel zu den neun Personen vor ihm. "Cloud zeigt uns heute einige Tricks der Elfen, damit wir besser vorbereitet sind, für das nächste Aufeinandertreffen." Cloud Monroe löste sich aus der Reihe, trat neben Dan, drehte sich den acht Menschen vor ihnen zu und sah wieder zu Daniel. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln und einen fragenden Blick. Zur Bestätigung, dass alles in Ordnung war, nickte Cloud kurz. Sie strich sich ihr

kinnlanges, lockiges schwarzes Haar hinter das rechte Ohr und sah aus dunkelgrauen Augen zu der Gruppe von Menschen. Ihr Blick wanderte durch die Reihe, schätzte ab, wie viele von ihnen potentiell Ärger machen konnten. Daniel hatte die hier Anwesenden bewusst ausgewählt, sie alle hatten sich bereits als kampferprobte und mutige Anhänger der Bewegung erwiesen. Es waren vier Frauen und vier Männer. Cloud war zwar bereits seit vier Jahren bei den Menschen aber noch immer trauten ihr viele nicht und hielten sie für einen Spitzel. "Hallo, es freut mich, dass ihr hier seid. Dan und Tyler haben mich gebeten, euch

ein wenig mehr über die Elfen zu erzählen und zusammen mit euch die Strategien und Fähigkeiten der AOW zu erörtern.", begrüßte Cloud die Gruppe, während sie jeden mit einem freundlichen Lächeln bedachte. "Die AOW ist die Elite, dazu ausgebildet die eigenen Reihen zu beschützen, die Regentenfamilien zu bewachen und die Ordnung sicherzustellen. Wie ihr wisst, haben wir Elfen teilweise besondere Fähigkeiten, was uns zu wertvollen Instrumenten der AOW macht. Es gibt jedoch immer Mittel und Wege diese Fähigkeiten zu umgehen. Mentale Kräften setzen in der Regel Konzentration voraus, somit gibt es eine

Schwachstelle. Elementare Kräfte können blockiert werden, man muss nur wissen wie. Was wir alle gemein haben und was uns tatsächlich gefährlicher macht als man denkt, ist die Tatsache, dass man uns zum Teil der menschenähnlichen Attribute beraubt hat. Elfen aus alten traditionsreichen Familien, sehen es häufig als ihre Pflicht an, der AOW zu dienen. Ihnen nimmt man das Mitgefühl. Wer kein Mitleid mit seinem Gegner empfindet, hat auch weniger Skrupel, diesen auszuschalten." Diese Worte ließ Cloud auf die Gruppe wirken. Manche reagierten sichtlich teilnahmslos, andere mit Kopfschütteln. Eines hatten jedoch alle gemeinsam, das Unverständnis. Eine

Frau, Eileen, sah Cloud direkt an und fragte: "Wie kann es sein, dass ihr euch über uns Menschen stellt, wenn ihr euren eigenen Leuten so etwas antun könnt? Es ist grausam und unbeschreiblich…brutal, einem Wesen, sei es Elfe oder Mensch, seine Gefühle zu nehmen." Cloud sah Eileen an, dann alle anderen. "Jetzt kann sich vielleicht jeder von euch vorstellen, warum ich vor vier Jahren in euer Versteck gekommen bin." Sie lächelte, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. "Schon als ich klein war, hegte ich den Wunsch, der AOW beizutreten. Mit

meiner Schwester spielte ich häufig Kriegerin und wir waren dazu auserkoren die Welt zu retten. Unsere gesamte Erziehung war auf unsere spätere Berufung ausgerichtet, unser Weg bereits fest geplant. Im Alter von 14 beginnt die Ausbildung, man bringt uns alles über die Elfen bei aber auch alles über die Menschen. Wir lernen unsere Fähigkeiten zu entdecken und zu nutzen. Gefühle sind hinderlich, aus diesem Grund nimmt man den jungen Elfen einen Teil davon. Wut und Zorn werden ausgeprägter, Liebe abgeschwächter. Ja, die Elfen sind ein friedliebendes Volk aber dafür, dass Millionen den Frieden leben und lieben können, müssen einige wenige ein Stück

von sich selbst aufgeben. Man nimmt diese Eigenschaften, zerstört sie allerdings nicht, denn niemand ist ewig in der AOW und in der Zeit danach, soll man eine friedfertige und gutmütige Elfe sein.“ Cloud entwich ein kurzes ironisches Lachen, dass so schnell ging wie es kam. Ich war Teil einer Spezialeinheit, dazu auserwählt, einen großen unterirdischen Raum zu bewachen. Er lag unter einer Höhle und nur sehr wenige Elfen wussten davon. Ich denke, dass hat sich bis heute nicht geändert. Niemand von uns wusste, was sich hinter der dicken Glastür befand. Alles was wir sehen konnten,

war dieser Raum, mit deckenhohen Schränken und vielen kleinen Türen auf deren Vorderseite Nummern aufgedruckt waren. Manchmal gingen Elfen ein und aus, mit kleinen silbernen Kisten in der Hand. Wir nahmen alles hin, stellten keine Fragen. Eines Tages, während meiner Wachschicht, gab es einen Diebstahlversuch. Eine Elfe erschien und bat um Zugang zu dem Raum. Mein Partner und engster Vertrauter, Leave, wurde stutzig, ihm kam etwas merkwürdig vor, also ging er auf die Elfe zu. Sie griff ihn ohne Vorwarnung an und lähmte ihn. In dem Moment wusste ich, wen ich vor mir hatte. Es war Isabell meine Mentorin. Sie befahl mir die Tür

zu öffnen, doch ich weigerte mich. Sie sagte: „Cloud, sei doch nicht dumm und mach diese Tür auf, du wirst es nicht bereuen.“ Ich tat es nicht, denn mein Auftrag war klar, kein Zutritt für Unbefugte. „Isabell, bitte, noch kannst du gehen und es bleibt unter uns. Bitte.“, flehte ich sie an, doch sie lachte mich nur aus. Isabell erzählte mir, dass in diesem Raum unsere menschlichsten Seiten verborgen waren. Ich verstand nicht, was sie meinte, also erzählte sie mir von den Emotionen, die man mir genommen hatte. Teil der Wegnahme ist das Löschen der Erinnerungen an diesen Prozess, so dass es lediglich eine Erzählung für mich war. Ich konnte

nichts vermissen, an das ich mich nicht erinnern konnte. Leave trug an diesem Tag den Sensor, der für den Fall eines Übergriffes auf Bewegung reagierte oder eben auf Stillstand. Bewegte sich der Träger nicht in regelmäßigen Abständen von 30 Sekunden, wurde die Zentrale automatisch alarmiert. Isabell sah mir in die Augen und stellte eine Frage, die ich bis heute nicht vergessen kann „Cloud, willst du nicht vollständig sein, mit allem was zu dir gehört? Dir, deiner Schwester, Leave, euch allen wurden eure Gefühle genommen, das kann dir doch nicht egal sein?“ Ich bekam keine Gelegenheit zur Antwort, es waren mehr als 30 Sekunden vergangen, die Zentrale

schickte die Verstärkung. Isabell wusste, dass sie nicht entkommen konnte. Sie sah mich an, schüttelte kurz bedauernd den Kopf bevor sie selbst mit diesem gegen die Wand schlug. Ich war entsetzt und starrte sie an. Das Blut lief ihr über die Stirn, das Gesicht entlang und bahnte sich einen Weg über ihr Kinn auf den Boden. Sie lief auf mich zu, stieß mich zu Boden. Ich versuchte mich zu wehren aber sie war meine Mentorin, alles was ich konnte, hat sie mich gelehrt. „Monroe? Tatum?“ Hörten wir die Verstärkung aus dem Gang rufen. Isabell nutzte die Gelegenheit „Hierher, Hilfe, sie hat mich angegriffen.“, schrie sie. Die Verstärkung kam herein gestürmt,

sah Leave am Boden liegen und die blutende Isabell. Sie war eine Mentorin, stark und geschätzt. Ein ehrbares Mitglied der AOW. Ich war noch jung und eine Monroe. Unsere Familie neigt zu impulsivem Verhalten. Die beiden Elfen, die als Verstärkung für mich und Leave herbeieilten, waren es am Ende, die mich festnahmen. Ich schrie, das sie sich irrten, mir zuhören sollten aber Isabell's Einfluss war größer. Weitere Elfen erschienen, fragten Isabell was geschehen war. Ohne auch nur einen Moment zu zögern erzählte sie, dass ich es gewesen sei, die Leave angegriffen hätte. Sie wäre in der Nähe gewesen, hätte Geräusche von unten gehört, ging

langsam herunter und fand mich an der Glastür vor, wie ich versuchte, das Überwachungssystem zu manipulieren, um sie öffnen zu können. Sie hielt mich auf, wurde dabei aber verletzt. „Lügnerin!“, schrie ich sie an. Isabell blickte mich an und sagte: „Cloud, ich habe dir immer gesagt, du musst dich anpassen, dich den Gesetzen beugen. Ich habe immer versucht dich zu schützen aber das hier geht wirklich zu weit. Du wolltest die Emotionen stehlen!“ Fassungslos starrte ich sie an, starrte meine Kollegen, die mich jetzt gefangen hielten an. Isabell hatte noch nicht genug und sagte unter schluchzen, „Cloud, ich habe dich so oft gebeten, dich von den

Dämonen fernzuhalten, aber du hast einfach nicht hören wollen.“ Es strömte alles zugleich auf Cloud ein. Erinnerungsfetzen, Worte, Gefühle. Sie atmete tief durch und erzählte weiter: „Die Regentin wurde informiert, man ließ mich abführen. Ich wusste was mich erwarten würde, die Verbannung. Diese bedeutete in unserem Fall jedoch nicht einfach nur die Abschiebung, nein, als Elfe der AOW hieß dies, dass einem die Fähigkeiten genommen wurden, man wurde jeglicher Gefühle beraubt und in den unterirdischen Gewölben eingesperrt. Niemals hätte ich damit leben können.

Ich konnte flüchten, irrte lange umher und stand plötzlich vor eurer Tür.“ Sie wollte den Menschen erklären, wie ihre Welt funktionierte, dass der große gefährliche Gegner, ihnen teilweise gar nicht so unähnlich war, beide hatten sie nur ein Ziel: Überleben. Betretenes Schweigen legte sich über die Lagerhalle. Die neun Menschen sahen Cloud mitleidig an. Es war Dan, der sich räusperte und die Stille durchbrach, „Cloud, das…“ Sie ließ ihn nicht aussprechen. Cloud sah Dan an und schüttelte den Kopf, „Schon in Ordnung. Lass uns

einfach loslegen.“ Daniel wollte sie in den Arm nehmen, sie wirkte so zerbrechlich, entschied sich aber dagegen und fragte stattdessen: "Womit fangen wir an?" Cloud war dankbar für sein Eingreifen, atmete tief durch, schloss für einen Moment die Augen um sich zu sammeln. "Ok, stellt euch bitte in Zweiergruppen auf. Immer ein Mann und eine Frau zusammen." Bat sie die Menschen. Die Gruppen fanden sich und warteten auf weitere Instruktionen. "Gut so. Stellt euch jetzt vor, ihr wärt im

Zweikampf mit einer Elfe. Die Männer sind die Menschen die Frauen die Elfen." Forderte Cloud auf. Irritierte Blicke wurden gewechselt und einer der Männer, Miles war sein Name, sah abwechselnd von Dan zu Cloud und fragte: "Meint ihr das ernst? Ich soll eine Frau verprügeln?" Dan schulte zu Cloud hinüber die mit den Schultern zuckte und nickte. Also antwortete Dan: "Ja genau. Bitte habt Vertrauen zu Cloud. Sie weiß was sie tut." Hilfesuchend sah Dan in Clouds graue Augen, hoffte auf Bestätigung, dass sie wirklich alles unter Kontrolle

hatte und dieses Training nicht in einem vollen Desaster enden würde. Sie zwinkerte ihm zu und bewegte sich, zwischen den Trainingsgruppen hindurch, durch die Halle. Während sie von Paar zu Paar ging sagte sie: "Ihr müsst Lernen euch zu überwinden. Habt keine Scheu. Wenn ihr draußen seid oder die Zentrale in Wingtown stürmen wollt, dürft ihr keine Hemmungen haben, einer Frau gegenüberzustehen. Denn diese könnte euch binnen von Sekunden fertig machen." Die Trainingspaare nickten, also fuhr Cloud fort, "Dan, ich würde dich gern als Übungsobjekt nutzen, ok?"

Er nickte und kam auf sie zu, stellte sich ihr gegenüber und sah sie an. Ihre Lippen waren nur noch ein schmaler Strich und zwischen ihren Augenbrauen erschien eine kleine Falte. Daniel kannte diesen Gesichtsausdruck und wusste was jetzt gleich kommen würde. Clouds Blick verdunkelte sich, sie hob langsam die Hände und begann mit den Zeigefingern zu drehen. Zuerst langsam, dann schneller und schneller. Um Dan's Beine herum bewegte sich ein laues Lüftchen, wurde zu einem kleinen Wind, der sich wiederum zu einem starken Wind entwickelte. Daniel hatte sichtliche Mühe sich auf den Beinen zu halten, denn der Wind zerrte an ihm. Cloud

beendete die kleine Vorführung und sah zu den Gruppen. Sie musterten sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Furcht. "Meine Fähigkeit, Wind." Beantwortete Cloud die unausgesprochenen Fragen. Sie sah den Anwesenden ins Gesicht, und fragte: "Was habt ihr bemerkt?" Dan hatte sich mittlerweile wieder gefangen und stand mit verschränkten Armen neben Cloud. Eileen sah sich um, registrierte, dass niemand reagierte und antwortete: "Deine Hände. Du hast den Wind mit deinen Händen erzeugt."

Cloud nickte, "Womit noch?", hakte sie nach. Die acht Menschen sahen sich ratlos an. Schließlich war es Dan der antwortete: "Deinem Herzen." Verdutzt sahen alle ihn an. "Aber wie…?" Wollte Miles gerade fragen, doch Cloud kam ihm zuvor, sah Dan an, nickte und flüstere: "Genau." Sie sah Dan tief in die Augen und fragte: "Woher wusstest du das?" Dan zuckte mit der Schulter, "Ich konnte es sehen, in deinen Augen." Cloud bedachte ihn mit einem anerkennenden

Blick. "Versuch mich aufzuhalten!", forderte Cloud Dan auf. Sie standen sich erneut gegenüber, beobachtet von den anderen Menschen. Wieder konzentrierte Cloud sich, presste die Lippen aufeinander und das grau ihrer Augen verdunkelte sich. Dan ging auf sie zu. Cloud hob die rechte Hand in die Höhe, mit der Handfläche in Dan's Richtung und erzeugte eine Mauer aus Wind zwischen ihnen. "Du musst schneller werden!", wies sie ihn an, während sie die Mauer zurückschnellen ließ. Dan ging erneut in Position, sah

kurz nach oben und lief auf Cloud zu, die gerade wieder eine Wand erzeugen wollte, doch dieses Mal war Dan schneller und cleverer. Er sprang hoch und erreichte das Kabel einer alten Deckenlampe. Er hatte genug Schwung, um sich an dem Kabel hängend, über die Mauer schwingen zu lassen. Im Fall riss er Cloud zu Boden und landete auf ihr. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Es war mucksmäuschenstill in der Halle. Alle Augen waren auf Daniel und Cloud gerichtet. Die am Boden liegenden waren sich der Stille nicht bewusst, starrten einander nur an. Daniel betrachtete Clouds feine Gesichtszüge, die

faszinierenden grauen Augen, die leicht geröteten Wangen und ihre blasse Haut. Er spürte ihren schlanken Körper unter sich, die Wärme ihrer Haut. Daniel atmete tief ein, genoss ihren Geruch nach blühenden Blumen und Sonne. "Meinst du so?", fragte er schließlich und durchbrach damit den Bann. Er rappelte sich auf und reichte Cloud hilfsbereit die Hand. Diese sprang jedoch eigenständig zurück auf ihre Beine und drehte sich zu den Menschen um. Cloud blickte in lächelnde und grinsende Gesichter. "Genau das meinte ich. Niemand ist unbesiegbar, auch Elfen

nicht." Das Training war erfolgreicher als erwartet. Cloud forderte von jedem Kreativität. Sie zeigte ihnen Angriff- und Abwehrtechniken und zog, ohne es zu merken, die Menschen auf ihre Seite.

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