Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der Archont Wys Carmine schließlich die
Magier von Maras um Hilfe…
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Mittlerweile hatte sich die Nacht über Helike gesenkt, doch noch immer glommen Feuer in den Straßen der Unterstadt. Er hatte sie gesehen, als er den verwüsteten Platz draußen überquert hatte. Ohne die Mauern der inneren Stadt konnte man von hier aus das gesamte Umland der Stadt überblicken… und auch das Meer, dachte er. Die Schiffe waren lediglich noch kleine Glutpunkte am Horizont, die sich gegen das Schwarze Wasser abzeichneten. Zu weit um sie noch einzuholen. Und das war gut so, dachte er. Wenigstens ein paar waren dem Tag des Zorns
entkommen, der über Helike hereingebrochen war. Als Träumer den großen Ratssaal betrat, lag dieser im Halbdunkeln. Lediglich ein halbes Dutzend Fackeln erhellten den Raum und speigelten sich auf den Buntglasfenstern, die sich in einer Spirale die Wände des Archontenturms hinauf zogen. Viele waren bei den Kämpfen gesprungen oder beschädigt worden, doch einige der ehemaligen Helden und Archonten starrten nach wie vor grimmig auf die Halle hinab, als urteilten sie über das, was heute hier geschehen war. Träumer merkte, wie er den Blicken der gläsernen gestalten auswich und schalt sich einen Narren.
Sie waren tot. Wie die Archonten. Wie Sine… wie viel zu viele. Alle waren sie Geschichte… und der konnte nicht anders, als sich schuldig zu fühlen. Er hatte es nicht geschafft sie zu überzeugen. Er hatte versagt auch wenn das hier wie ein Sieg für den roten Heiligen wirken mochte. Der Preis war zu hoch gewesen… und von nun an würde er nur noch wachsen. Denn wenn sich die Nachricht über das Schicksal Helikes erst verbreitete, welche Stadt würde sie dann noch willkommen heißen ? Mit einem hatte sein Meister recht. Die Zeit der Gnade war vorbei. Aber er hatte sich selbst darum betrogen. Langsam senkte er den Blick zu dem
hohen Podest am anderen Ende des Raums. Einst hatten dort fünf Throne gestanden, nun jedoch waren sie alle bis auf einen entfernt worden. Und auf den letzten saß der Herr über diesen Schrecken, in Gold, Rubine und Fell gekleidet. An den Türen und den Aufgängen zum Podest hielten ein halbes Dutzend Männer wache. Einst waren sie Paladine und Stadtwachen gewesen, diejenigen, die ihnen die Tore geöffnet hatten, die den Herrn der Ordnung in Helike willkommen hießen… Nun jedoch trug kein einziger von ihnen mehr die scharlachroten Umhänge der Paladine, sondern weiße Mäntel, auf denen die
rote Hand des Heiligen abgebildet war. ,, Also sind sie entkommen ?“ Der Mann auf dem Thron klang wenig überrascht darüber. Träumer hatte noch nichts gesagt, aber was hatte er erwartet? Das Sein Verrat lange unbemerkt bleiben würde? ,, Ich dachte, ihr hättet mir versichert, sie seien Tod.“ ,, Herr, welchen unterschied macht es noch. Die Stadt ist euer. Ihr habt euer Ziel erreicht. Es braucht nicht noch mehr Tote.“ ,, Mein Ziel, Träumer ? Ihr wisst genau so gut wie ich, dass wir noch weit davon entfernt sind. Wir haben grade erst begonnen. Und jeder mehr, der sich uns dabei in den Weg stellt, wird das Leid
nur in die Länge ziehen, das wisst ihr so gut wie ich. Der Archont wird kämpfen wollen. Und er weiß, wo er uns auflauern kann. Deshalb wird es Zeit, den nächste Teil unseres Plans in Angriff zu nehmen. Das Kaiserreich wartet… und unsere Fortschritte dort, sind fast an dem Punkt an dem mein Eingreifen erforderlich wird. Ich will, dass ihr alle in der Stadt verbliebenen Schiffe bereit macht. Der Moment ist gekommen, dieser ganzen Welt Wahrheit und Gerechtigkeit zu bringen.“ ,, Zu viele haben in diesen Hallen schon von Gerechtigkeit gesprochen und meinten Tyrannei.“ , erklärte Träumer düster. ,, Ihr wollt sicher nicht in ihre
Fußstapfen treten.“ ,, Mein Freund, nennt mir den Unterschied. Des einen Menschen Freiheit bedeutet für den anderen Unterdrückung. Aber wir, wir werden das alles zu Nichte machen. Unser Auftrag stammt von de Himmeln selbst. Wer könnte sich uns wiedersetzen wenn nicht die Agenten des Bösen, das in dieser Welt schlummert? Unsere Feinde geben sich von selbst zu erkennen, in dem sie sich auflehnen. Alle anderen, bin ich bereit willkommen zu heißen.“ Der rote Heilige lächelte beinahe fürsorglich. ,, Der Rest jedoch kann nur noch der Läuterung durch Schwert und Feuer anvertraut
werden.“ Maras… Naria hätte nicht gedacht, dass sie der Anblick ihrer Heimat einmal derart mit Sorge erfüllen könnte. Die ersten Berggipfel der Insel kamen im Morgengrauen in Sicht. Der Hafen und die verstreut liegenden Siedlungen lagen noch im Dunkeln, wussten noch nicht, was aus dem Süden auf sie zukam. Lediglich in einigen wenigen Gebäuden brannte schon Licht. Vermutlich hatte man dort die näherkommende Flotte aus Handelsschiffe und hastig seeklar gemachten Galeeren noch nicht einmal bemerkt. Und wie würde ihre Mutter reagieren, wie würde die Räte handeln,
wenn plötzlich halb Helike sie um Schutz ersuchte? Naria ging an der Reling des Schiffs entlang, auf das sie und Wys sich gerettet hatten. Unter ihr glitzerte das Wasser rötlich im Licht der langsam aufgehenden Sonne. Wie Blut… Sie träumte wieder. Träumte, erneut in Helike zu sein, inmitten der Toten und er endlose Blutströme, die sich in den Straßen zu kleinen Rinnsalen aufstauten. Doch diesmal waren die Toten keine unbekannten mehr. Es waren die Archonten. Es war Kareht… sogar Träumer. Und es war Sine, deren leblose Körper achtlos In die Gossen Helikes geworfen worden
war. Diesmal gab es wenigstens keine gesichtslose Gestalt, doch die anklagenden Blicke der Toten waren bei weitem genug, um sie kaum noch Ruhe finden zu lassen. Und sie hatte nichts mehr um ihre Visionen irgendwie zu betäuben. So war sie auch heute schon früh an Deck und sah zu, wie die Insel vor ihnen langsam größer wurde. Naria glaubte nicht, das ihre Alpträume wieder auf den roten heiligen zurückgingen. Sie waren was sie waren. Schlechte Nachtbilder. Und doch hinterließen sie einen Stich und einen üblen Nachgeschmack, wenn sie die Augen schloss. Sine… Sie hätte etwas tun sollen, sagte sie sich.
Hätte wenigstens versuchen müssen, sie irgendwie zu schützen. In ihren letzten Augenblicken war das Mädchen um so vieles Mutiger gewesen wie sie. Naria blieb nur das Gefühl, versagt zu haben. Und damit war sie nicht alleine, dachte sie. Wys spielte vielleicht nach außen nach wie vor den Anführer, hielt seine Leute mit eisernem Willen zusammen… aber wenn sie alleine waren, sah sie, wie wenig davon real war. Ihr Onkel wirkte mit jedem Tag zunehmend eingefallener und ausgelaugter. Was er noch an kraft hatte, opferte er den Massen… Sie seufzte und trat von der Reling zurück. Einst hatte der Segler einem Händler aus Canton gehört, von dem
Mann war jedoch bei ihrer Flucht nichts mehr zu finden gewesen. Und seine Mannschaft hatte, nachdem sie die Säuberungen in den Straßen Helikes Gesehen hatten, nur allzu bereitwillig die Anker gelichtet. Handelswaren und Güter waren, bis auf die Lebensmittel und Wasservorräte im Meer gelandet um Platz für mehr Leute zu schaffen, trotzdem hatten sie bei weitem nicht einmal die Hälfte aller Flüchtlinge am Hafen mitnehmen können. Der Rest würde sich auf dem Landweg nach Kalenchor durchschlagen müssen. Irgendwie… Aber selbst wenn die Nachricht den Gardestützpunkt erreichte konnten sie
wohl kaum mit Hilfe rechnen. Der Garnisonskommandant würde bestimmt alles daran setzten, die Grenzen zu sichern und eine Nachricht an den Kaiser weiter zu schicken. Kellvian würde sie sicher nicht im Stich lassen, aber bis er hiervon erfuhr, würden Wochen vergehen und noch mehr Zeit, bis eine Armee Helike erreichen könnte. Oder Maras. Und so wie sie die Lage einschätzte, blieben ihnen eher Tage, bis der Kreuzzug der in Helike begonnen hatte auch sie erreichen würde. Und doch sah Maras so friedlich aus, wie es da im ersten Morgenlicht vor ihnen lag. Naria überlief ein Schauer, wenn sie daran dachte, dass hier das
gleiche wie in Helike geschehen könnten. Nein. Niemals. Das würde sie nicht erlauben… ,, Ich hatte gehofft, mit froheren Botschaften hierher zurück zu kehren.“ Sie merkte nicht, wie Wys neben sie trat und so zuckte sie beim Klang seiner Stimme kurz zusammen. Wann war sie nur so schreckhaft geworden? Oder steckten ihr die Alpträume nach wie vor in den Knochen? ,, Und ihr offenbar auch.“ Naria nickte. ,, Wir bringen den Tod mit uns Wys. Ich… ich sage es ungern, aber vielleicht haben wir einen Fehler gemacht, als wir diese Leute weiter gewähren ließen. Hättet ihr die Prediger
aus der Stadt geworfen oder festgesetzt… vielleicht wäre alles anders gekommen?“ ,, Es hätte nicht viel geändert. Ihr habt gesehen über welche Macht diese Männer verfügen. Und ich möchte nicht glauben, dass ein Krieg gegen mein eigenes Volk, verführt oder nicht, etwas Gutes gehabt hätte. Und doch sieht es so aus, als Stünde mir genau das jetzt bevor.“ Wys war an die Reling getreten und seine Finger gruben sich tief in das aufgeweichte Holz. ,, Ich werde ihn töten, Naria. Den roten Heiligen und auch Träumer, wenn es nötig ist. Egal wie. Dieser Schrecken wird hier enden.“ Er sagte es, aber er glaubte es nicht,
dachte Naria. Und sie hätte ihm gerne geglaubt, konnte es aber nicht. Sie hatten beide gesehen, wie ein einzelner Mann eine Stadt in ein Trümmerfeld verwandelte. Welche Hoffnung gab es da für sie? Und doch war Aufgeben keine Option. ,, Wie viele Schlachten habt ihr in eurem Leben geschlagen ?“ , fragte sie vorsichtig. ,, Zu viele, als das ich noch stolz darauf sein könnten. Und eine zu wenig.“ Mittlerweile hatten sie bereits die Hafeneinfahrt erreicht. Die Menschen in der langsam zum Leben erwachenden Siedlung hatten sie sicherlich bereits entdeckt. An den Stegen wo um diese
Zeit normalerweise die ersten Fischer aufbrachen, hatten sich bereits einige Wächter versammelt und die Leute auf den Straßen hielten inne um zuzusehen, wie die kleine Flotte langsam in den Hafen einlief. Als sie und Wys wenig später eine Laufplanke hinab stiegen, tauchten sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter bereits aus der Menge auf. ,, Naria…“ Die ältere Gejarn kam sofort angelaufen um sie in die Arme zu schließen, nicht jedoch, ohne Wys dabei einen giftigen Blick zuzuwerfen. Es brauchte keine Worte, sie wollte wissen, was das hier zu bedeuten hatte. Zyle hingegen umarmte seinen Bruder
einen Moment, bevor er erneut zu den Schiffen sah, die immer noch, eines nach dem anderen, die Hafeneinfahrt passierten. ,, Geht es euch gut ? Was ist passiert?“ , wollte er wissen, während er die zerlumpte Kleidung des Archonten musterte. Die mittlerweile eingetrockneten Blutflecken und das dutzend abgerissener und erschöpfter Flüchtiger und Paladine, die sich langsam an Deck wagten, sprachen Bände. Wys jedoch erklärte sich nicht zuerst seinem Bruder. Zyle würde es verstehen, dachte Naria. Worauf es jedoch wirklich ankam, das waren die Räte von Maras…
und ihre Mutter. Auch wenn sie sich offiziell zurückgezogen hatte, galt ihr Wort hier immer noch viel. ,, Was hat das zu bedeuten ?“ , fragte sie. ,, Wer sind diese Leute Wys ?“ ,,Mein Volk, oder das was davon übrig ist.“ , erwiderte der Archont schwerfällig. Was er jedoch dann tat, damit hatte wohl keiner von ihnen gerechnet. Das Geräusch, als Wys das Schwert zog hallte in der Luft nach. Sofort griffen auch sämtliche anwesenden Wächter nach ihren Waffen, bis der Archont vor ihren Augen auf die Knie sank und Relina das Schwert hinhielt. Die Frau im Federumhang ignorierte die Geste.
,, In dieser Stunde größer Nor ersuchen wir euch um Hilfe. Ich bitte um eure Hilfe.“ , erklärte Wys laut. ,, Mir ist klar, dass unser Verhältnis nicht immer das Beste war, dennoch flehe ich euch an, eure Wut nicht an jenen auszulassen, die nichts damit zu tun hatten. Ich bin der letzte Archont Helikes, Relina. Die anderen sind tot… und mögen ihre Strafe damit erhalten haben. Solltet ihr also immer noch einen Grund sehen, einen groll gegen uns zu hegen, dann bitte…“ Er hielt ihr nach wie vor das Schwert hin. ,, Nehmt eure Rache wenn ihr wüsste… aber wenn ihr das tut, nehmt auch mein Volk
auf.“ Und tatsächlich streckte Relina die Hand nach dem Schwert aus. Naria konnte nur starr dabei zusehen. Das konnte sie nicht tun, dachte sie. Das… ,, Bitte…“ Zyle legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter um sie zurückzuhalten. ,, Denk nach.“ ,, Das tue ich schon die ganze Zeit.“ , erwiderte die Gejarn leise. Und mit diesen Worten schwang sie das Schwert im hohen Bogen. Der Stahl glitzerte in der Luft, als die Klinge durch die Luft flog… und im flachen Wasser des Hafenbeckens aufschlug. Bevor die Waffe noch ganz versunken war, hatte sie Wys auch schon wieder auf di Füße
gezogen. ,, Keine Sorge. Im Gegensatz zu euch verbrenne ich die Leute nicht, die mir nicht gefallen. Meistens zumindest. Und jetzt erklärt ihr mir besser, warum ihr halb Helike mit euch bringt. Auch wenn ich bezweifle, das mir die Antwort gefallen wird.“
Terazuma Hi Eagle! Das Willkommen ist tatsächlich freundlicher als ich erwartet habe. Naja, die Jahre haben auch Relina wohl ein wenig sanfter werden lassen.^^ Dennoch sieht es wirklich schlecht aus. Eigentlich bleibt ihnen nur die Flucht. Aber ob sie das aufgeben wollen, was sie jetzt zwanzig Jahre lang aufgebaut haben, ist eine andere Sache. (Ich hoffe sie sind mehr klug als stolz!)^^ LG Tera |
EagleWriter Na ja, sie sind allerdings auch alles, was überhaupt noch zwischen Kaiserreich und Helike steht... das mittlerweile eine leicht neue äh.. Politik verfolgt.. Und Relina mag vielleicht sanfter geworden sein, das heißt aber wirklich nicht, das sie zwanzig Jahre Arbeit in den Sand setzt. lg E:W |