Beschreibung
Eine nicht ganz ernst gemeinte Abhandlung, die ich zum Zeitpunkt des Hochquellens der Finanzkrise verfasst habe...
Täuscht das, oder nimmt die Poker-Werbung im Fernsehen derzeit wieder zu? Ein Schelm, wer da böses denkt... Und klar bin ich schelmisch (Himmel, was für ein veraltetes Wort!). Im derzeit gefühlten und durch die Medien zusätzlich angeheizten allgemeinen Chaos, was unsere Geldangelegenheiten betrifft, scheint es kaum weniger riskant, seine Kohle beim Poker zu verzocken. Da hat man wenigstens noch ein wenig Spaß, während man die Freude den Banker-Schlitzohren überlassen muss, wenn man sein hart erspartes Moos auf der Bank deponiert. Und die krawattentragenden Windhunde scheinen ja immer All-in zu gehen. Wenn ich nur wüsste, dass kommende Woche auch mal eine unserer dicken Banken Pleite machen würde, oha, dann würde ich aber auch All-in gehen, nur eben umgekehrt. Soll heißen, ich würde 'nen dicken Kredit aufnehmen und in Saus und Braus leben. Dabei könnte ich sogar ruhig schlafen, denn im Nachhinein müsste ich's ja doch nicht mehr zurückzahlen, würde mich nach Kuba zurückziehen, wo Geld weniger bedeutsam ist und dort... Tja, keine Ahnung, was man da so macht, außer Rum saufen und Zigarren qualmen. Jedenfalls würde ich dort mit meinem Reichtum wegen all der Armut noch viel reicher sein.
Wo ich gerade schon beim Kommunismus bin: Vielleicht sollten wir dem Finanzkollaps aber auch einfach zuvor kommen und gleich selbst das ganze Geld abschaffen. Versumpft ja derzeit eh irgendwo im Nirgendwo (was mir nicht so recht in den Kopf will). Dann hätten wir überall Kommunismus, so wie auf Kuba oder früher in der DDR. Wobei, das was ja Sozialismus, denn da gab es doch auch Geld. Allerdings war das irgendwie aus Plastik, also eher Spielgeld... oder so... Auf jeden Fall würde der Wessi dann auch mal merken, wie das so ist, wenn man ewig wegen der Bio-Bananen anstehen und zwanzig Jahre auf seinen Porsche Carrera warten muss. Und man wäre ja auch wieder mehr Mensch, so ohne Neid, und nun ja, nicht so geil auf all den Materialismus. Der ist nämlich gar nicht so praktisch, denn letztlich ist die einzige Materie, die einem am Ende bleibt, der Sarg.
Auf jeden Fall nähme sich dann aber jeder lediglich das, was er wirklich braucht. Eine super feine Sache wäre das, bis dann einige wenige aus für sie triftigen Gründen jedoch mehr brauchen als andere. Ist wohl so unvermeidlich wie die Tatsache, dass alle Menschen gleich, einige allerdings gleicher sind. Und weil dann immer mehr Leute mehr von allem haben wollen, wird der Maximo Leader mit seinem Kommunismus zum Teufel gejagt, und alle horten fortan viele, viele Güter. Spätestens jedoch, wenn dann der zwanzigste Kühlschrank und der fünfzehnte Fernseher im Keller Grünspan ansetzen, wird es einigen Leuten doch gehörig auf den Sack gehen, dass man sich einen ziemlichen Bruch hebt, wenn man versucht, die schweren Geräte zum Reisebüro zu buckeln, um sie gegen einen zweiwöchigen Karibikurlaub einzutauschen. So wird dann die Stimme des Volkes laut, die nach einem allgemeinen Tauschmittel verlangt. Wie wäre es mit Geld? Nee, das wird doch wieder nix. Versuchen wir's mit Muscheln. Da gibt's auch so schön unterschiedliche, die man sammeln und tauschen kann - wie einst den Euro, aber an den wollen wir ja nicht mehr denken.
Okay, also werden dann zum Monatesende Muscheln an den arbeitenden Pöbel verteilt, die man jederzeit in geräumigen Handtaschen durch die Gegend schleppt und gegen Güter des täglichen Gebrauchs tauscht. Das funktioniert aber auch nur so lange, bis die ersten Menschen wegen der schweren Taschen Schlagseite haben - ein gewichtiges Argument gegen diese Währung, auch wenn die Muscheln wirklich unglaublich hübsch sind und ganz aufregend rauschen, wenn man sie ans Ohr hält. Kurz überlegt, und schon fällt sicherlich einem findigen Tüftler eine passende Lösung ein: Gesagt, getan! Wir laufen einfach nicht mehr mit Muscheln durch die Gegend, sondern mit bunt glitzernden Plastikkarten, die auf Knopfdruck wild leuchten und unser Lieblingslied spielen - kleines Gimmick, weil die Karten ja nicht so schön rauschen wie die Muscheln.
Jedenfalls bezahlen wir dann mit diesen Disco-Karten, während die echten Muscheln in so genannten Muschelbunkern lagern. Wir könnten die Dinger natürlich auch Muschelbanken nennen, aber das ruft allzu böse Erinnerungen an die Finanzkrise wach. Na ja, das Wort Bunker zwar eigentlich auch, aber DAS ist ja schon so lange her, dass die meisten das eh vergessen haben. In den Muschelbunkern arbeiten dann die Muschelwichtel, die zwar eigentlich normalgewachsene Menschen sind, aber trotzdem Wichtel genannt werden. Denn das ist einerseits eine putzige Vorstellung und andererseits auch funktional, schließlich gelten Wichtel ja als ziemlich fleißig, was wiederum vertrauenerweckend ist. Wir derweil lehnen uns zurück und lassen die Wichtel fleißig mit unseren Muscheln werkeln, damit die sich vermehren und wir einen schönen Muschelzins bekommen. Der heißt übrigens immer noch Zins, weil's dafür einfach kein besseres Wort gibt. Basta!
Nun jedoch, Sie, werter Leser, ahnen es bereits: Wer einmal Blut leckt... Die Muschelwichtel machen ihrem Namen nämlich alle Ehre und stapeln Muschel um Muschel, bis zur Decke und darüber hinaus. Da die Muschelbunker schließlich zu klein werden, um all die Dinger zu lagern, arbeitet man lieber mit Muschelscheinen an der Muschelbörse. Das macht Spaß, ist spannend, und alle werden ganz reich dadurch. Na gut, nicht alle, aber doch bestimmt einige. Eines weniger schönen Tages stellen ein paar klugscheißerische Wissenschaftler dann blöderweise via Hochrechnung fest, dass es gar nicht so viele Muscheln auf der Erde geben kann, wie an der Muschelbörse getauscht werden. Ach und oje... Schon beginnen die Muscheln wieder im Nirvana zu verschwinden - paradoxerweise sowohl die, von denen man angenommen hat, dass es sie gibt, als auch die, die es tatsächlich gibt. Und wieder weiß niemand so ganz genau, wohin all die hübschen Muscheln verschwinden. Vielleicht von einer gefräßigen Wal-Überpopulation verputzt... Jetzt verarmen natürlich alle, was erstmal ziemlich nervt. Und eigentlich kann auch niemand mehr so recht das Wort "Muschel" hören, denn das nervt ebenfalls. Also: Schnauze voll, schafft die Muscheln ab und hängt die Wichtel höher, denn die müssen ja schuld sein.
Jetzt nimmt sich jeder wieder nur das, was er wirklich braucht. Damit sind alle richtig glücklich, bis wieder einige Auserwählte mehr brauchen als andere, weil, nun darum eben! Und wegen all der Rückenschäden vom Kühlschrankschleppen, unfinanzierbar durch die staatlich geführte kommunistische Krankenversicherung, brauchen die Menschen plötzlich wieder ein Tauschmittel. Dieses Mal ist man selbstverständlich schlauer und nimmt statt Muscheln Kaninchen. Liegt ja auf der Hand, denn die pflanzen sich schließlich so schnell fort wie... nun, wie Karnickel. Aber ach, wieder sind wir Menschen beim Ausgeben schneller als die Viecher beim Rammeln. Zeter und Mordio, schon geht abermals alles vor die Hunde, oder besser, vor die Kaninchen. Denn die sind dann dummerweise zur Plage geworden und müssen durch Import-Schlangen bekämpft werden. Und bevor ich mich in der ewigen Wiederholung verliere, stelle ich fest, dass wir Menschen schlicht zur Unfähigkeit verdammt sind, mit all unserer natürlichen Gier fertig zu werden. Vielleicht sollten die Affen die Erde übernehmen. Die gehen die Sache sicher relaxter an. Sieht zumindest im Zoo meistens so aus. Und im "Planet der Affen" gab's auch keine Finanzkrise, oder? Ich glaube jedenfalls, mit uns Menschen wird das nichts mehr.