Kurzgeschichte
Ein blutrotes Meer - Forumbattle 50

0
"Wisse, selbst wenn du nur noch rot siehst. Deine Umwelt strahlt in allen Farben."
Veröffentlicht am 21. April 2016, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Meine Inspirationsquellen: Meine kleine Tochter (für Kindergeschichten) Märchen, Musik, Träume, Düsternis, Mystery, Horror Referenzen: Selfpublished: Versklavt - Zurück zur Freiheit (Endzeit Si-Fi) Kurzgeschichten in Anthologien: Besuch in der Weihnachtswerkstatt / Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Bd.11 papierfresserchen-verlag Flipps neue Freunde / Wie aus dem Ei gepellt Bd. 5 papierfresserchen-verlag Das kleine Rentier ...
Wisse, selbst wenn du nur noch rot siehst. Deine Umwelt strahlt in allen Farben.

Ein blutrotes Meer - Forumbattle 50

Titel

Mein Beitrag zum Forenbattle Nummer 50 - die ganze Welt der Farben.

Wisse, selbst wenn du nur noch rot siehst. Deine Umwelt strahlt in allen Farben.

Pflichtworte

Schimäre, Goethe, Farbenlehre, Magie, Staffelei, Horizont, Barhocker, Pantoffelheld

Gewählte Farbe - Rot

Mit den Worten: Blut, Liebe, Leidenschaft, Gefahr



Sie sitzt auf einem Barhocker vor ihrer Staffelei. Ihr Blick ist starr auf den Horizont gerichtet. Genau dorthin, wo Meer und Himmel sich berühren. Diese scharfe Kante zwischen Hell- und Dunkelblau.

Wie ohnmächtig lässt sie ihren Pinsel über die Leinwand gleiten.

Die Aufgabe: Male deine Gefühle.

Ihr Bild ist rot. Eine einfache rote Leinwand. Rot, wie das Blut, das ihren lang ersehnten Traum zerstört hatte. Ein blutrotes Meer. Genau, wie diese Schimäre - dieses Trugbild - in ihrem Kopf, das sie einfach nicht loslässt.

Schwimmend in einem roten Meer brechen Wellen aus Blut über sie hernieder. Sie droht zu ertrinken, sucht nach der Hand ihres Mannes, von dem sie hofft, dass er sie

heldenhaft in ein Boot zieht.

Sie braucht ihren Mann, um wieder ins Leben zurückzufinden, aber sie weiß: Ihr derzeitiger Zustand bringt ihre Liebe in Gefahr. Sie fragt sich, ob sie das überstehen. Ob die Beziehung gefestig genug ist. Ob es noch Leidenschaft geben wird, oder wird er sie nicht mehr anrühren wollen?

Ist seine Liebe stark genug? Sie hofft inständig, dass ihr Mann wirklich der Ritter in strahlender Rüstung ist, für den sie ihn hält. Und kein Pantoffelheld, der seine Frau bei Problemen sitzen lässt.

Dies wird sich heute zeigen, denn er darf sie besuchen.


Ein Blick auf die Uhr. Es dauert noch etwas, bis ihr Mann kommen wird. Sie steht auf, geht zu dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer. Sie nimmt die Flasche Orangensaft, die neben einem Gedichtband von Goethe steht. Sie schüttet sich den Saft ein.

Orange soll ja für Lebensfreude stehen. Zumindest hatte sie es so in einem Buch über Farbenlehre gelesen. »Als ob man Lebensfreude trinken könnte«, murmelt sie zynisch und wirft ihren Begleiter zur Farbtherapie beiseite.

Sie betrachtet die Leinwände der letzten Tage. Allesamt sind vollkommen schwarz und sollen die Leere darstellen, die sie in sich fühlte. Dies ist jetzt anders. Sie horcht in sich hinein: Wut. Auf die Situation. Auf sich selbst.

Auf das Schicksal, das ihr genommen hatte, was sie sich so gewünscht hatte.

Sie mischt etwas schwarz unter ihre rote Farbe, tunkt den Pinsel hinein und lässt all ihre Wut an der Leinwand aus. Ein dunkelrotes Gewirr, auf dem blutrotem Meer.

Ihre Tränen fließen. Sie weint zum Ersten mal, seit sie ihr Baby verloren hat.

Ach, wenn Magie doch nur wirklich wäre - denkt sie.Dann hätte ich wenigstens eine Möglichkeit die Zeit zurückdrehen zu können.

»Herein«, sagt sie, immer noch schluchzend, als es an der Tür zu ihrem Zimmer klopft. Ihr Mann kommt herein. Auch er wirkt verletzt und verbittert, aber er lächelt seine Frau an. Er geht auf sie zu, nimmt sie in seine starken

Arme und drückt sie fest an sich.

»Alles ist gut. Ich bin ja da«, versucht er, seine Frau zu trösten.

»Aber unser Baby ist nicht mehr da«, sie weit bitterlich. Lässt endlich allen Frust raus und Gefühle zu. »Da war Blut, ... so viel Blut. ... Alles war rot«, bringt sie schluchzend hervor. Und ihr Mann, ihr Ritter in strahlender Rüstung, hält sie fest. Lässt sie nicht los. Er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und lässt sie damit seine Liebe spüren.

»Wir stehen das gemeinsam durch«, flüstert er. »Ich bin für dich da.«

Er nimmt ihre Hand und führt sie zur Staffelei. Gemeinsam malen sie, auf ihr rotes Bild, eine junge, grüne Pflanze mit einem herzförmigen Blatt. Ein grüner Funke Hoffnung. Sie lächelt.

Denn jetzt weiß sie, dass ihre Liebe auch dieses Trauma überstehen wird.

0

Hörbuch

Über den Autor

AngelaFinck
Meine Inspirationsquellen:
Meine kleine Tochter (für Kindergeschichten)
Märchen, Musik, Träume, Düsternis, Mystery, Horror

Referenzen:

Selfpublished:
Versklavt - Zurück zur Freiheit (Endzeit Si-Fi)

Kurzgeschichten in Anthologien:
Besuch in der Weihnachtswerkstatt / Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Bd.11
papierfresserchen-verlag
Flipps neue Freunde / Wie aus dem Ei gepellt Bd. 5
papierfresserchen-verlag
Das kleine Rentier / Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Bd. 12
papierfresserchen-verlag

Zusammenarbeit mit Verlagen:
Der betörende Duft von Jasmin als Laura Lee Logan
blue-panther-books-verlag

Leser-Statistik
33

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Annabel Respekt. Toll geschrieben. Lieben Gruß und einen schönen 4. Advent
Vor langer Zeit - Antworten
AngelaFinck Vielen Dank für diesen Kommentar und die Coins zu 'Annabells Sternenreisen - Zu Besuch beim Weihnachtsmann'
Dir auch einen besinnlichen 4. Advent.
Liebe Grüße
Angela
Vor langer Zeit - Antworten
AngelaFinck Wow.
Danke euch.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. :-)

LG Angela
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks eine Geschichte die zeigt, wie eng Trauer und Glück, Hoffnung und Verlust beieinanderliegen, die Juryworte hast du auch gelungen verwortet. Glückwunsch zum verdienten Goldtreppchen
LG vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Herzlichen Glückwunsch zum Sprung auf das oberste Treppchen mit dieser Geschichte, die unter die Haut ging. Verdient. Gänsehautfeeling pur. Da vermag die Zeit kaum die Wunden heilen, aber ein Stück weit verblassen lassen. Liebe Grüße, Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
AmelieRenee Das ist das schlimmst was einen Passieren kann.
Sehr gut umgesetzt und geschrieben.

LG Amelie
Vor langer Zeit - Antworten
AngelaFinck Danke schön.
Da muss ich dir zustimmen.
Aber die Welt dreht sich weiter, in all ihren bunten Farben, auch wenn man das in dieser Ohnmacht, in diesem Stillstand nicht zu sehen vermag. Trauer, Wut und Enttäuschung an einem nagen.
Da ist es gut, jemanden an der Seite zu wissen, mit dessen Hilfe man die Saat der Hoffnung neu aufkeimen lassen kann.

LG Angela
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine sehr schöne Geschichte!!
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
AngelaFinck Danke.
Freut mich, dass sie dir gefallen hat.
LG Angela
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Freue mich über Deinen Mut, beim Battles mitzumachen .
Als Jurymitglied werde ich den Beitrag später kommentieren
Sonntagsgrüße an Dich, schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
16
0
Senden

143109
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung