Vorbemerkung
Die Jagd nach den Terroristen wurde unerbittlich fortgesetzt.
Die Hauptakteure erleiden ein schlimmes Ende.
Dieser Teil ist für Kinder ungeeignet.
Buchreihe Guy Fawkes
Teil 1 Der Hauptdarsteller
Teil 2 Die Verschwörer
Teil 3 Die Mitläufer
Teil 4 Der Plan
Teil 5 Verrat und Kampf
Teil 6 Die ersten Hinrichtungen
Teil 7 Tabula Rasa
Teil 8 John Gerard
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
Schafott in London
Am 30. Januar 1606 ging es in London hoch her. Es standen gleich vier Hinrichtungen an. So was gab es lange nicht. Praktisch ein Volksfest. Das Schafott hatte man am westlichen Ende der St. Paul’s Cathedral aufgebaut.
Sir Edward Digby, der phänomenale Fechter, machte den Anfang. Es folgte Robert Wintour, der seine Haut so teuer bei Holbeches House verkauft hatte. Der Dritte, John Grant sagte bis zum Schluss stolz, dass er nichts bereue.
Am Schluss war Thomas Bates an der Reihe, der so aufopfernd Peter Catesby zur Hand gegangen war. Auch er bereute bis zum
Schluss nichts.
(Stich, Holland um 1648)
Die Zeremonie war grausig. Zuerst wurden sie gehängt. Nicht so, wie man es kennt, nämlich
durch eine Falltür. Nein, sie wurden langsam durch den Strick erdrosselt. Der Todeskampf dauerte endlose Minuten und er wurde von der johlenden Menge begleitet. Danach wurden ihre Körper geköpft und ausgeweidet. Ein Schlachtfest für die Zuschauer. Am Schluss wurden die Kadaver auch noch gevierteilt. Die Köpfe wurden auf langen Stangen zur Abschreckung aufgespießt und zur Schau gestellt. Dabei mussten die Delinquenten, die noch danach dran waren, zuschauen und miterleben, was ihnen selbst noch bevorstand.
Schon am Tag darauf, am 31 Januar 1606, war der nächste Höhepunkt angesetzt. Wieder vier brutale Hinrichtungen! Diesmal
wurde die Bestrafung in der Nähe der ersten durchgeführt. Nicht am gleichen Ort.
(um 1618 Market Place Guy Fawkes Ende)
Wahrscheinlich hatte man die blutige Schweinerei vom Vortag noch nicht gesäubert, damit die Abschreckung wirken konnte.
Diesmal also fand das Ereignis in alten Palasthof von Westminster statt. Man brauchte ja genügend Platz für die vier Pferde für das Vierteilen am Schluss.
Thomas Wintour, Ambrose Rookewood und Robert Keyes erlitten dieselbe Tortur. Obwohl Robert Keyes erst nach Monaten Jagd am 9.Januar gefasst wurde, war er jetzt schon mit dabei.
Der Letzte an der Reihe, Guy Fawkes allerdings machte bei seinem Auftritt den
Henkern einen Strich durch die Rechnung. Als ihm der Strick um den Hals gelegt wurde, riss er sich los und sprang in vollem Lauf von dem Podest. Sein Hals brach und er ersparte sich damit das langsame Erwürgen. Er war sofort tot.
Seinen Körper schlachteten die Henker aber genauso aus, wie bei den Anderen.
So endeten die acht Verschwörer, die versucht hatten durch ein bombastisches Attentat zum 8. November 1605 Englands Geschichte zu verändern.
Ich glaube allerdings nicht, dass es bei einem Erfolg zu einer wirklichen, politischen Umwälzung gekommen wäre.
Dazu war die organisatorischen Aspekte einer Revolution viel zu stümperhaft angelegt. Außerdem halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass die katholische Kräfte genügt hätten, um genügend Power zu entwickeln die prebyterianische Kirche abzulösen.
Dazu hätte es der fulminanten Unterstützung des Papstes bedurft, der sich aber, zumindest offiziell, aus der Intrige herausgehalten hätte.
Inwieweit der heilige Stuhl von den Umsturzplänen gewusst hat, ist nicht belegt.
Meiner Meinung nach entging damals den Spitzeln der Kurie nichts. Der Papst wusste Bescheid - wohlwollend! Ihm konnte es gar
nicht passen, dass ein ganzes Land sich von dem katolischen Glauben lossagen wollte. Jeder Aufstand gegen die presbyterianische Kirche musste ihm gefallen.
Vielleicht flossen sogar Tantiemen nach England. Allgemein scheinen die verfolgten Jesuiten durchaus über gewisse Geldmittel verfügt zu haben.
Wer weiß?
Priest Holes
Zu jener Zeit, ab 1560, wurden in vielen Herrschaftshäusern, Herbergen und Landsitzen geheime Verschläge und Durchgänge eingebaut. Sie dienten dazu bei diversen Edgar Wallace Filmen ihren Auftritt zu haben. Damals allerdings wurden darin die verfolgten Katholiken verborgen. Deswegen sind sie unter dem Namen „Priest Holes“ (Priester Löcher) bekannt.
Einer der raffinierten Erbauer dieser Verstecke hieß Nicolas Owen. Er war eigentlich kein geweihter Priester, aber dem Katholizismus verbunden. Jedenfalls war er Maurer. Andere Quellen sprechen ihm den
Beruf des Zimmerers, oder Tischlers zu. Ich nehme eher an, dass er in dieser Hinsicht ein Allroundtalent war. Damals konnte man die Berufszweige noch nicht so explizit auseinander halten.
Jedenfalls soll er von Haus zu Haus gezogen sein, um solche meisterlichen Verstecke zu installieren. Er benutzte dazu den Decknamen Little John. Als Entlohnung verlangte er nur das Allernötigste.
Und so wurden auch die beiden Gebäude, die hier noch eine entscheidende Rolle spielen, entsprechend ausgestattet.
Gewitzt war er allemal.
In der East Riddlesden Hall war ein solches Versteck ein Teil des Schornsteins, in Ripley Castle und Harvington Hall (Worcestershire)
ein Teil der Wandverkleidung. In Chesterton Hall (in der Nähe von Cambridge) war das Priesterloch ein Teil der Toilette.
Huddington Court.
In diesem Gehöft befanden sich drei "priest holes".
Das erste Versteck befand sich unter einer Bodenplatte im Erdgeschoss. Es war schnell zugänglich, aber auch am leichtesten zu entdecken.
Das zweite befand sich im obersten, dem dritten Stockwerk, ganz hinten im letzten Raum. Ein Schlafgemach. Ein Teil der Wand, das wie Mauerwerk aussah, konnte entfernt werden. Das Loch war gerade groß genug, dass sich ein Mensch dahinter zusammenkauern konnte.
(Huddington Court)
Das dritte Versteck war durch eine Wandtäfelung oberhalb unter der Decke zu erreichen. Sie wurde von der inneren Seite
wieder zugedrückt, so dass nichts sichtbar war. Der Boden der Höhle war rau, uneben und der Einstieg nicht ungefährlich, dafür bot das Versteck aber ziemlich viel Platz für mehrere Personen. Bei der Verfolgung der Flüchtigen wurden die ersten zwei Verstecke gefunden, das dritte aber nicht.
Hindlip Hall
Auch hier war der raffinierte Owen tätig gewesen. Am 20. Januar 1606 hatten die Verfolger die restlichen Flüchtigen immer noch nicht dingfest gemacht. Einhundert Soldaten umzingelten den Landsitz. Sie durchsuchten Hindlip House von oben bis unten, konnten aber die Verstecke nicht finden. Sie waren einfach zu gut getarnt.
Die Häscher gaben nicht auf. Ganze sieben Tage stülpten sie das Unterste zu Oberst. Insgesamt 11 Verstecke wurden bei der genauen Untersuchung 1606 auf dem Landsitz schließlich entdeckt, aber nicht alle Verstecke waren dazu geeignet Menschen zu verbergen. Einige beherbergten nur katholische Utensilien, wie Kerzenständer, Gewänder, Krüge,Becher und Möbel.
Entdeckt wurden die Flüchtlinge schließlich doch.
Nachdem Nicolas Owen so grausam zu Tode gefoltert wurde, wie wir hier noch erfahren werden, wurde er 1927 Seelig und schließlich 1940 als Märtyrer heilig gesprochen.
Er hatte vielen hundert verfolgten Katholiken durch diese Verstecke das Leben gerettet.
Er gilt nun als Schutzpatron der englischen Zauberer (Illusionisten) und Entfesselungskünstler.
In Band 7 spielen diese beiden oben genannten Gebäude eine entscheidende Rolle.
Edward Oldcorne
Oldcorne war wohl die absolut tragischte Gestalt bei diesem „gunpowder plot“.
Ich habe ihn schon in Band 3 erwähnt. wiedehole aber Einiges, weil sein Schicksal doch so jammervoll war.
Er war Priester und war in dem ganzen Anschlag nur eine Randerscheinung.
1561 geboren, war er bereits 44 Jahre alt. Sein Vater war einfacher Maurer und protestantisch. Edward besuchte dieselbe Schule zu St. Peters, wie die Verschwörer Guy Fawkes und die Wright Brüder. Seine Mutter aber wurde ins Gefängnis geworfen, weil sie sich zum Katholizismus bekannte. Hier begegnet uns jemand, der die Konfession ernst nahm und 1597 sein Ordinariat erlangte. Kehlkopfkrebs soll ihn erschüttert haben, aber er sprang dem Tod von der Schippe und galt schließlich als geheilt. Da
organisierte er eine Prozession, um dem Herrn zu danken. 30, auf Christus und dem Katholizismus Eingeschworene, waren dabei. Darunter befanden sich auch Oswald Tesimond und Ralph Ashley. Dabei waren auch 1605, also im Jahr der geplanten Explosion, die Verschwörer Henry Garnet, Wüstling Digby. Edward Oldcorne war der Priester und Vertrauter von Everard Digby, dem Haudegen. Und der hatte einiges zu beichten. In unseren Ereignissen hatte Oldcorne eigentlich nichts verloren. Er musste sich vor den Häschern verstecken und kam in Hindlip Hall unter. Schon früher hatte er sich öfters dort aufgehalten, allerdings unter dem Pseudonym Parker.
Schließlich wurde er als Mitwisser und auch
aktiver Verschwörer verurteilt. Dabei hatte er sich nur auf das Beichtgeheimnis berufen.
Ich persönlich denke doch, dass er zumindest zum Teil organisatorisch verwickelt war. Zumindest insoweit, dass er Kontakte zu katholischen Kräften aufnahm, um nach dem Anschlag den politischen Umsturz zu ermöglichen.
Das ist aber nicht bewiesen und nur meine persönliche Ansicht.
Die Jagd nach den restlichen Beteiligten, die nur irgendwie damit zu tun hatten, ging unerbittlich weiter.
In Band 7 vollendet sich deren Schicksal.