Vorbemerkung
Der Plan entwickelte sich. Unvorhergesehene Ereignisse drohten den Plan zu Fall zu bringen. Es musste jongliert werden, so dass die Sache unprofessionelle Züge annahm.
Völlig unausgegoren war der Plan nicht. Es hätte durchaus funktionieren können.
Die Daten, Fakten, Namen sind verbürgt. Lediglich einige Hintergründe beruhen auf logischen Vermutungen des Autors.
Buchreihe Guy Fawkes
Teil 1 Der Hauptdarsteller
Teil 2 Die Verschwörer
Teil 3 Die Mitläufer
Teil 4 Der Plan
Teil 5 Verrat und Kampf
Teil 6 Die ersten Hinrichtungen
Teil 7 Tabula Rasa
Teil 8 John Gerard
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
Der Plan
Am 20. Mai 1604 ging es in Kneipe "Duck and Drake" hoch her. Heutzutage würde man sagen, dass es eine Promi-Kneipe gewesen wäre, denn sie lag im vornehmen Londoner Viertel "Strand". Jedenfalls saßen da fünf honorige, drahtige Herren an einem Tisch in der Ecke. Es waren:
Guy Fawkes, Robert Catesby, Thomas Wintour, Christophers Bruder John Wright und Thomas Percy, die in aller Heimlichkeit ihren Terroranschlag gegen die Regierung besprachen.
Man war keineswegs bescheiden. Das gesamte Parliament sollte in die Luft
gesprengt werden. Das hatte Peter Catesby schon im Februar 1604 bei sich zu Hause in Lampeth mit Wintour erörtert.
Bei der nächsten Parlamentsversammlung sollte die Explosion die ganzen dreckigen Anti-Katholischen Arschlöcher in der Luft zerreißen.
Catesby bestand sogar darauf solange zu
warten, bis der Katholenhasser Jakob I., der König, der diese miese Politik unterstützte, auch dabei war.
Guy Fawkes war als Militär der richtige Mann, um den Sprengstoff zu besorgen. Als Guy bei Calais kämpfte, waren ihm sogenannte Mineure nicht unbekannt. Diese gruben Stollen unter die Verteidigungsanlage und sprengten dann von unten das Bollwerk in die Luft.
Fawkes wollte die Pulverfässer organisieren.
Catesby plante sogar noch weiter. Auch in anderen Städten wollte er Aufständische zusammen trommeln, die nach Auslöschen der Parlamentarier losschlagen sollten.
Unter dem Parlament befand sich ein System von unterirdischen Gewölben. Da sollten die Pulverfässer wohlgestapelt aufgetürmt werden.
Im Oktober 1605 sollte die sogenannte Parlamentseröffnung statt finden.
Im Februar 1605 erschienen zwei Herren bei einem gewissen John Whynniard.
Beide Besucher sahen sehr fesch aus.
Der eine hatte außerdem eine soldatische Haltung. Herr Whynniard verfüge doch über
einen Lagerraum, fragte Francis Tresham nach. „Gewiss!“
Der andere, der sich als Oberst Guy Fawkes vorstellte, erkundigte sich.
„Und der Lagerraum ist auch trocken?“ „Gewiss, ja doch. Nun gut, nicht besonders verputzt, aber ansonsten in Ordnung.“
„Wie ist es denn mit der Temperatur“, fragte Tresham nach.
„Kühl.“
Da grinste Francis und lächelte.
„Genau richtig. Wir wollen nämlich Wein einlagern und der darf nicht zu warm liegen, sie verstehen?“
John Whynniard verstand sofort. Französische Schmuggelware. Wein aus Frankreich, das war es, was die Herrschaften
einlagern wollten.
(Das Gewölbe für die Pulverfässer)
John schaute auf das verlockende, großzügig bemessene Gold-Säckelchen vor ihm auf dem Tisch.
„Wir bezahlen im Voraus, gleich für ein ganzes Jahr. Die Weinfässer dürfen ja nicht
andauernd bewegt werden. Sie müssen ruhen, um ihre Reife entwickeln zu können. Gibt es denn auch eine Rampe?“
„Leider nein.“ „Na ja, die paar Treppenstufen nach unten schaffen wir schon. Kann man das Lager abschließen?“
„Ja doch, eine dicke Eichentüre.“
Der Schlüssel wechselte den Besitzer.
"Ach übrigens, wir wünschen sie dort nicht zu sehen, verstanden?"
Guy spielte an seinem Degen herum. Whynniard verstand. War ihm Wurst, was die da einlagerten. Er war Geschäftsmann. Und dies war ein glänzendes Geschäft.
Fawkes machte sich an die Arbeit.
Jedenfalls wurde die Parlamentseröffnung
zum 3. Oktober festgesetzt. Genügend Zeit also nach und nach das Gewölbe unauffällig zu "befüllen".
Die ganze Strategie zielte auf diesen dritten Oktober. Weil aber die Pest wütete, wurde die Parlamentseröffnung verschoben, und zwar auf den 5.November 1605.
Das war gefährlich. Je länger die Aktion geheim gehalten werden musste, um so größer war die Gefahr der Aufdeckung des Komplots.
Schließlich waren eine ganze Anzahl Männer involviert, nämlich mindestens dreizehn. Wenn sich nur Einer verplapperte!
Fawkes, der Militär, hatte die Zeit genutzt. Immerhin war es nicht ganz einfach an solche
Pulverbestände heran zu kommen und vor allem unbemerkt zu deponieren. Unter der Mithilfe von Tresham konnte kleinere Mengen gekauft werden. Auch dürften einige Fässer aus Armeebeständen "verschwunden" sein.
Ich glaube, das Catesbys Diener Thomas Bates die Fässer hereinrollte. Ein Oberst Guy Fawkes wäre beim Abladen aufgefallen. So ein Herr machte so etwas nicht selbst.
Man muss sich vom heutigren, imposanten Eindruck des Parliaments of London lösen. Damals war das Ganze ein zusämmengewürfelter, aneinander gepappter Häuserkuddelmuddel.
Und das House of Lords war (rot eingefäbt) sogar erbärmlich klein im Vergleich zu den anderen Gebäuden.
(Die Südseite des House of Lords)
Außerdem tummelten sich dort Geschäfte und Händler aller Art. Sicherheitsvorkehrungen waren völlig unbekannt.
Nach der Verschiebung der Parlamentseröffnung auf den 5. November 1605, da würde es den ultimativen Rumms
geben.
Bei einer solchen Eröffnung hatten Alle zu erscheinen, samt König Jakob I.
36 Fässer hatte Guy so ansammeln können. Um es anders auszudrücken, ganze zwei Tonnen Pulver!
Alle würden in einem Aufwasch erledigt werden!