Vorbemerkung
Ein wunderschönes Eiland liegt vor Brasilien. Leider überlebt Niemand den Ausflug.
Gute Unterhaltung!
(wieder eingestellt 13.10.2019)
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: Günter von Tetzeli
www.welpenweste.de
Im Jahre 1914 war Fernando Peirera unterwegs. Fischer war er und beschloss weit heraus zu fahren. Er wollte seine Frau und die zwei Kinder ernähren. Den wirklich guten Fang, nämlich seltene Fische, gab es vor der Küste Brasiliens nur noch selten. Er hatte den absoluten Fund gemacht. Die Fische sprangen praktisch von selbst in sein kleines Fischerboot. Er war nämlich bei der Insel Ilha de Queimeda angelandet. Das Wasser ist glasklar, von unglaublicher Reinheit.
Es hatte sich also gelohnt 93 Seemeilen unterwegs zu sein, soweit ist es nämlich, wenn man von Sao Paulo rechnet.
Fernando war glücklich. So eine Beute hatte er noch nie eingefahren. Das würde für bestimmt drei Monate reichen, wenn er den
Fang in Sao Paulo verhökerte.
Allerdings waren es natürlich auch 93 Meilen wieder zurück. Eines hatte er nicht bedacht, nämlich genügend Wasser mitzunehmen.
Macht nix.
Einfach auf der Insel ein paar Kokosnüsse abklauben. Er beschloss einen Landgang einzuwerfen. Mit seiner scharfen Machete bewaffnet, konnte ihm nichts passieren. Die Kokosnuss beinhaltet nämlich nicht nur das Kokosfleisch, die Kokosmilch, sondern auch das Kokoswasser.
Peirera schaffte es sogar 4 Kokosnüsse einzusammeln, als er zurück zu seinem Boot schwamm. Vorher hatte er einen kleinen Schmerz erfahren. Eine Schlange hatte ihn gebissen. Er schaffte es sogar noch zu
seinem Boot. Einen Monat später wurde er gefunden. Er stank genauso, wie auch sein Fischfang. Eine Militärfregatte hatte das Boot aufgebracht. Die vier Kokosnüsse fand man auch.
Ilha de Queimeda hatte sich vor circa 12.000 Jahren vom südamerikanischen Kontinent getrennt. Die genauen, geologischen Vorgänge sind bis heute nicht geklärt. Jedenfalls liegt sie strategisch günstig vor der Küste Brasiliens und ist eine Insel aus Granit bestehend. Sie ist 43 Ha groß und türmt sich auf dem höchsten Punkt zu 200 Meter über dem Meer auf.
So hatte also auch das Militär Interesse an ihr. Indios wurden angeheuert, um einen
Leuchtturm zu bauen. Das gelang sogar. Natürlich hat kein einziger Arbeiter überlebt. Diese tropische, wundervolle Insel ist für Menschen absolut tödlich.
Im Jahre 1893, genau am 17. Juli sank das Handelsschiff an einem Korallenriff direkt vor der Insel. Es war das kleine Handelsdampfschiff Rio Negro der Gesellschaft Lloyd Brasileiro, erbaut 1872, mit einer Verdrängung von 450 Bruttoregistertonnen. Es kollidierte bei schlechtem Wetter mit der Insel und liegt zurzeit in einer Tiefe von 12 bis 18 m. Man weiß nicht genau, was mit der Besatzung geschah, aber stellen sie sich mal vor: Sie überleben die Katastrophe und krallen sich schwimmend an Land. Eine Insel! Boden
unter den Füßen. Freude haben sie an dem Glück aber nicht allzu lange, schon werden sie gebissen. Da ist an eine letzte Langspielplatte nicht mehr zu denken. Vielleicht reicht es gerade noch eine Single zu hören.
Genauso tödlich ging es den Seemännern des Handelsschiffs Tocantins, ebenfalls ein Dampfer der Lloyd Brasileiro. Das Schiff ging am 30. August 1933 verloren. Keiner überlebte den Untergang, obwohl es bis zur Insel nur ein paar Meter gewesen wäre.
Das Militär wollte natürlich auch den Leuchtturm betreiben. Innerhalb kürzester Zeit waren drei Leuchtturmwächter samt Familien ausgerottet. Inzwischen wird der
Leuchtturm automatisch betrieben, weil kein Mensch länger als ein paar Stunden auf dieser Insel überlebt.
Wer sind denn nun die Mörder? Es sind Vipern. Sie kommen nur auf Queimeda vor, sind also endemisch.
Diese Insel-Lanzenottern haben das wirkungsvollste Gift, das wir kennen. Dagegen ist die schwarze Mamba PillePalle.
Man überlege mal. Ich befinde mich vor 12.000 Jahren als Schlängelchen auf einer Insel. Ich muss mich davon ernähren, was da kreucht und fleucht. Aber irgendwann sind alle Viecher aufgefressen. Was nun? Ich halte mich an Vögel. Vögel, die nach einer langen Flugreise auf der Insel ausrasten. Wenn ich sie beiße, muss ich sicher sein,
dass sie auch meine Beute bleibt. Es nützt mir nichts, wenn der Vogel noch aufflattern kann und dann vielleicht tot ins Meer stürzt.
Deshalb hat sich bei diesen
Gold-Lanzenottern ein beispielloses Gift entwickelt.
Auf einhundert Quadratmetern sollen 100 Schlangen vorkommen. Hochrechnungen vermuten, dass es auf der Insel 300.000 dieser Schlangen geben soll.
Queimeda ist vom Militär abgeriegelt. Keiner darf die Insel betreten. Um die Insel herum muss es einer der schönsten Unterwasserwelten geben, denn auch kein einziges Fischerboot darf sich der Insel annähern.
Diese Gold-Lanzenottern sind natürlich am Markt höchst gefragt. Und das nicht nur, weil sie selten sind. Sogar Fakes werden gehandelt. Ob Medizin, Schacherer, oder
einfach kriminelle Händler, ein solches Gift ist wertvoll. Wenn es tatsächlich einem Schiff gelingt die brasilianische Militärumklammerung zu umgehen, dann ist die Beute auch schwer erkauft. Von diesen Unternehmungen, so sagt man, kehren neun von Zehn nicht zurück.
Diese goldköpfigen Lanzenottern sind dermaßen aggressiv, dass man praktisch keine Überlebenschance hat. Natürlich ist es klar, wenn es auf der Insel kein Tier mehr gibt, das man erbeuten kann, dann muss man sehen, wo man bleibt. Jeder Zugriff muss Erfolg haben. Wissenschaftler sind verwundert, dass es vereinzelt Salamander geben soll, die diesen mörderischen Angriffen entkommen. Zumindest solange,
dass sie eine Population erhalten.
Die Insel Queimeda gehört auf der Liste derjenigen Gebiete, die ein Mensch nicht aufsuchen sollte, auf Platz eins. Noch vor Tschernobyl.
Der einzige bekannte Wissenschaftler, der lebend von der Insel herunter kam, heißt Marcello Duarte. Er soll über 20 Besuche überlebt haben. Ein Überlebenskünstler. Er fand auch heraus, dass es noch ein paar Salamander gibt, die in den nassen Küstensteinen und kleinen Löchern sich zurückziehen können. Ansonsten ist die Insel ohne jedes Leben.
Schon vor 400 Jahren versuchte man eine Bananenpflanzung aufzubauen. Vergeblich. Die Pflücker starben wie die Fliegen. Meist
hat es auch den Haziendo erwischt.
Wie ich abschließend bemerken möchte, so schön diese Insel ist, buchen sie keinen Aufenthalt. Es wäre ein Urlaub ohne Rückkehr.