lakanus
Teil 4
Doch nichts deutete darauf hin, dass hier etwas nicht so ist, wie es sein sollte.
Lieb und beinahe zu zärtlich, schubste sie mich den Gang entlang und geradewegs zu meinem Bett.
Ein leichter Stupser an meiner Schulter und schon lag ich in den Federn.
„Nun schau doch nicht so entgeistert drein,“ sagte meine Frau und erzählte mir ganz nebenbei, „ Tja, mein lieber Mann, dass musste ja einmal so kommen. Fünf Jahre hintereinander weg, hast du dir keinen Urlaub gegönnt. Nun hat dein Körper sich einfach an Dich
gerächt und ich glaube, nun ist es auch Zeit für einen schönen Urlaub. Du brauchst ihn dringend mein lieber Gerd.“
„Coni, dass bist nicht Du!“
„Wer soll ich denn sonnst sein,“ und schallend lachte meine Frau darüber.
„O weh mein geliebter Gerd, du hast ja ganz schön was abbekommen, durch das hohe Fieber.“
Mit einer seltsamen Handbewegung über meinem Gesicht, machte sie es möglich, dass ich auf der Stelle wieder eingeschlafen war.
Schon sehr früh erwachte ich am nächsten Morgen und war erstaunt darüber, dass Coni bereits alles vorbereitet hatte und wir nach dem
Frühstück zum Flughafen fahren konnten.
Der Kopf in dieser Familie war ich immer gewesen und Coni hatte nie einen Handschlag gemacht, ohne das ich ihr sagen musste, was sie tun sollte.
Ich ließ mir daher nichts anmerken, dass ich das alles sehr seltsam fand und spielte erst einmal ihr Spiel mit.
Pünktlich standen wir in der Abfertigungshalle und warteten auf unseren Aufruf, der absolut nicht kam.
In zehn Minuten soll die Maschine wieder starten, aber sie war ja noch nicht einmal gelandet.
Also bat Coni mich, auf den Jungen zu achten und sie selber wollte mit der Kleinen auf dem Arm, Nachfragen gehen,
wo unsere Maschine bleibt.
„Ich kann doch auch fragen gehen,“ rief ich ihr hinterher.
Doch sie zuckte nur mit den Schultern und ging weiter.
Total nervös geworden, schaute ich alle paar Minuten auf meine Armbanduhr.
Es schien mir einfach zu lange zu dauern, bis meine Frau wieder zu uns zurück kommt.
Langsam stand ich auf und lief unruhig hin und her, bis plötzlich Tomi aufsprang und sich ganz fest an meine Hosenbeine klammerte.
Total Unruhig schaute ich um mich und sah nichts außergewöhnliches, als das meine Frau endlich zurück
kam.
Ich ging in die Knie und fragte meinen Sohn, „vor was hast du denn nur solche Angst, Tomi?“
„Das ist nicht Mami, dass ist das Monster!“ und der Junge triefte aus allen Poren vor Angst.
Was ist hier nur los? Ich war nicht Krank und schon gar nicht hatte ich hohes Fieber, dass ist doch nur eine dumme Ausrede von meiner Frau.
Und was ist nur mit mir selber los, denn ich verspüre so gar keine Kraft in mir drinnen, um alles selber erledigen zu können.
Es kommt mir vor, als hätte ich mit meiner Frau die Plätze
getauscht.
Etwas ist auch ganz anders an ihrem gesamten Wesen, nur weiß ich nicht was das sein könnte.
Auch habe ich noch nicht einmal in das Gesicht meiner Tochter blicken können, stets hatte sie eine andere Ausrede parat.
Dann stand meine Frau neben mir und und hatte auch schon Tomi an die Hand genommen, als sie mich mit bitter bösen Augen ermahnte, „Gerd jetzt höre auf zu träumen! Nehme das Gepäck und dann komm endlich mal in die Puschen, oder willst Du diesen Flug verpassen. Wir nehmen eine andere Maschine und die steht schon startklar auf der Landebahn. Sie warten nur noch auf
uns.“
Bis hin zum Flugzeug, konnte meine Frau nur ununterbrochen meckern.
An allem hatte sie etwas zum Aussetzen gefunden.
Und dann kam es auch noch heikel, als ich beim hinaufsteigen der Treppen, zum Stolpern kam.
Viel zu viel Gepäck trug ich die ganzen Stufen hinauf, kein Wunder das man da stolpern musste.
„Kannst du nicht aufpassen, wo du hintreten tust? Ich habe keine Lust mich noch um einen Mann zu kümmern, der ein gebrochenes Bein hat.“
Und kurz darauf lachte sie so höhnisch, dass fast alle Gäste im Flugzeug zu uns
herüber schauten.
Kaum das unser Gepäck verstaut war, wir auf unseren zugewiesenen Plätzen saßen, rollte die Maschine los und hob auch sehr schnell vom Boden ab.
Schweigend saß Tomi in unserer Mitte und schaute abwechselnd mal seine Mutter und dann wieder mich an.
Inzwischen verhielt sich meine Frau so, als wäre sie nur noch eine Marionette, die an tausenden von Fäden hing und irgend wo, saß sicherlich auch der Puppenspieler dazu.
Je näher wir unseren Ziel kamen, desto unruhiger wurden Sohn und seine Mutter.
Lange schaute ich meine Frau an und konnte sehr deutlich erkennen, wie ihr
das Wasser aus allen Öffnungen trat und in kleinen Rinnsalen über dem Körper liefen.
So viel Schweiß, so viel kann ein Mensch doch nicht haben, dass gleich die gesamte Kleidung von ihr triefend nass war und mit einen Blick auf dem Boden hin, so eine große Wasserpfütze auch noch hinterlassen kann.
Verzweifelt fragte ich meine Frau, „ Liebes, alles in Ordnung mit Dir?“
Dabei legte ich meine Hand ganz fürsorglich auf ihre Hand.
Schnell zog sie diese unter meiner vor und wischte sie sich an der nassen Kleidung ab.
„Wie muss ich diese Geste jetzt
verstehen?“ fragte ich Coni.
„Du schwitzt nur so sehr und ich freue mich auf unseren Urlaub. Ach, wie lange sind wir schon nicht mehr zusammen im Urlaub gewesen. Seit Tomi geboren wurde, sitzen wir nur noch im Haus. Es wurde auch langsam Zeit das wir mal wieder unter Leute kommen.“ sagte sie noch, stand auf und ging, angeblich, zur Toilette.
Meine Blicke folgten ihr und so sah ich, wie ein kleiner und doch ein sehr kräftiger, grauhaariger Mann ihr folgte.
Ich dachte mir nichts dabei, hielt ich es doch nur für einen Zufall.
Beide verschwanden hinter den braunen Vorhang, der ein anderes Abteil
abtrennte und vor neugierigen Blicken schützte.
Nun wurde mir auch Bewusst, die ganze Zeit hat unsere Tochter Tina, sich noch nicht einmal gemeldet, beziehungsweise sich bewegt.